|
Zurück zum Abschnitt 1:
Was sagen amerikanische Ökonomen zu
Steuersenkungen für „Bestverdiener” und Meinungsmacher?
Was bringt dagegen die Rossäpfeltheorie?
Fortsetzung von Abschnitt 1
Die „Bestverdiener” sind von ihrem Stimmenanteil nicht stark genug, um den
Wahlausgang zu bestimmen. Aber die tonangebenden Meinungsmacher
(Politiker, Journalisten, Talkshow-Vorbeter, Verbandsfunktionäre,
ihre „weisen” Sachverständigen usw.) sind auch Besser- und
„Bestverdiener”.
Von denen gibt es zwar noch weniger. Sie haben jedoch als Medizinmänner
(und -frauen) der Nation maßgebenden Einfluss auf das Bewusstsein und
Abstimmungsverhalten der Wählermehrheit. Deshalb geht es bei „Steuersenkung
für Bestverdiener” hier vor allem um „Steuersenkung für neoliberale
Meinungsmacher”. Die politischen Machthaber füttern dabei - wie eh und je -
die übrigen Meinungsmacher mit Zuckerbrot aus dem Volkseinkommen, um ihrerseits
von den konformen Söldnern des Kapitals und der Proporz-Cliquen in ihren Machtansprüchen gegen Rivalen unterstützt zu werden.
Dass die übrigen „Bestverdiener” und die
Einkommensmillionäre auch davon profitieren, ist
anscheinend nur ein unbeabsichtigter Nebeneffekt der
Steuersenkungs-Kampagnen, soweit die Propagandisten von
ihren Oberen nicht eigens für diesen Job ausgewählt oder
gefördert und evt. indirekt mit Aufstieg und
Zusatzeinkommen belohnt werden.
Das beste Indiz für diese Schein-Solidarität bei den
„Sozialdemokraten” ist die so genannte „Reichensteuer”
(sh. unten). Bei den übrigen Neoliberalen greift jedoch
nicht einmal das, weil sie jegliche Solidarität mit
ihren Umverteilungsopfern ablehnen, weil sie bei der
Umverteilung nach oben nicht einmal den Schein wahren,
sondern ihre Bereicherung lediglich mit großen Worten beschönigen.
Eine rettende Idee der „Sozialdemokraten” zur
Wählertäuschung war also die „Reichensteuer”
auf Jahreseinkommen von mehr als 500.000 Euro (für
Verheiratete) bzw. 250.000 (für Alleinstehende). Nur die
darüber hinausgehenden Einkommensteile sollen mit einem
tariflichen Steueraufschlag von drei Prozentpunkten
zusätzlich besteuert werden. Mit dem Alibi dieser
lächerlichen „Millionärssteuer” versuchen die
bestbezahlten rotmaskierten Meinungsmacher, die davon
überhaupt nicht betroffen sind, sich vor der Rückführung
zu ihrem alten Spitzensteuersatz zu retten, sich auf
Kosten der noch besser „Verdienenden” für ihre
Bereicherung durch die schwarz-pinkgrünliche Senkung
ihres Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 Prozent (sh.
oben) freizukaufen und mit solchen Rosstäuschertricks
gegen die neue Linke den falschen Anschein einer
sozialen Wende zu erwecken. - Während die
Mehrwertsteuererhöhung ca. 30 Milliarden Euro bringen
soll, werden durch die „Volksverdummungs-Steuer” nur
knapp 150 Millionen Euro erzielt (sh. hier
Reichensteuer.htm).
Die
Propagandisten der Umverteilung nach oben werden also verschont von der
lächerlichen Reichensteuer durch die Begrenzung auf
Einkünfte über 250.000 bzw. 500.000 Euro jährlich.
Zugleich verschonen sie sich selbst bei ihrer
rosstäuscherischen „Bürgerversicherung” durch die
Beitragsbemessungsgrenzen von 63.000 Euro (in 2006, sh.
aok-bv.de). Genau oberhalb dieser 63.000 und
unterhalb der 250.000 liegen die Einkünfte der meisten
Politiker und Meinungsmacher. Da die hohe
Belastung der Löhne und Arbeitskosten durch diesen Trick
nicht verhindert werden kann und die Steuersenkungen für
„Bestverdiener” nur zur Erhöhung der Arbeitslosigkeit
geführt haben, hat Karl Lauterbach einen
Solidaritätszuschlag von 6,5% zur Einkommensteuer
vorgeschlagen („Gesundheits-Soli” für
kostenlose Mitversicherung von Kindern). Dies bedeutet
bei einem Spitzensteuersatz von 42% z.B. einen Zuschlag
von 0,065 * 42 = 2,52 Prozentpunkten, nachdem dieser
Spitzensteuersatz von 1999 bis 2005 gerade um 11
Prozentpunkte abgesenkt wurde. Damit tritt also
Karl Lauterbach vom Neoliberalismus einen winzigen
Schritt „zurück” zur Stärkung des Konsums und zur
Senkung der Arbeitskosten nach dem skandinavischen
Erfolgsmodell, das hier vertreten wird.
Karl Lauterbach ist einer der letzten Sozialdemokraten
im Bundestag mit sozialen Gewissen. Aber mit diesem
Gewissen ist er bei seiner neoliberalen
Fraktionsmehrheit und bei den neoliberalen
Propagandisten auf starke Ablehnung gestoßen (sh.
„Quertreiber Lauterbach sorgt in der SPD für Unmut”,
welt.de, 1.3.06; „Ulla Schmidt erteilt
Lauterbach-Vorschlag scharfe Abfuhr”,
aerzteblatt.de, 28.2.06; teilweise aggressiv auch
die Art der Fragestellung von Alexander Kähler, zuletzt
amtierender ZDF-Programmgeschäftsführer bei PHOENIX, in
seinen Interview mit Karl Lauterbach vom 3.3.06, worauf
dieser mit seinem unglaublichen Gleichmut reagierte
entsprechend seinem Motto: „Ich halte mich mit negativen
Gefühlen nicht auf. Das ist nur Zeit- und
Energieverschwendung”. Sh.
„Im Dialog”, phoenix.de. - Auszüge aus Kählers Fragen:
„Da
ist es doch nur noch ein kleiner Schritt zum Pausenclown
in der SPD-Fraktion” - „Man sagt, Sie müssen noch
lernen, in der Politik zu überzeugen, anstatt jeden Tag
neue Vorschläge zu machen” - „Karlchen Überall nennt
man Sie deswegen” - „Sie halten sich für unverzichtbar
in der Politik ?” – „’Für viele bin ich die lebende
Anklage’; klingt das nicht ein bisschen zu
selbstgefällig?”.
Auslöser für die Ablehnung ist natürlich, dass
Lauterbach die Senkung der Sozialabgaben nicht von den
Einkommensschwachen finanzieren lassen will, sondern die
konjunkturschädlichen Steuergeschenke für
„Bestverdiener”
beschneiden möchte. Andernfalls wäre es keine
Konjunkturförderung. Dazu Kähler:
„Die
anderen sagen, dann müsse man irgendwo anders einsparen,
aber auf keinen Fall Steuererhöhungen; das sei Gift für
die Konjunktur.”.
Die neoliberalen Meinungs-Fabrizierer bevorzugen offenbar
den
konjunkturschädlichen Kahlschlag
bei den Gemeinschaftsaufgaben, statt
selbst ihren Beitrag zu leisten. Damit begünstigen sie
zugleich die „Bestverdiener”, die „über ihnen”
stehen oder entsprechenden Einfluss haben, und können so
in ihrem Beruf „was werden”, damit sie selbst die
Meinungsmache kontrollieren.
Auch bei der Diskussion über die gesetzliche
Rentenversicherung hat Karl Lauterbach bereits starke
Ansätze gezeigt. Im
wiesbadener-kurier.de vom 10.2.06 wird er wie folgt
zitiert:
„Arme finanzieren Rente
der Reichen”
Die Altersvorsorge ist in
Wahrheit eine gigantische Umverteilungsmaschinerie von
„Arm” zu „Reich”. Mit dieser provokanten These fordert
SPD-Sozialexperte Karl Lauterbach radikale Reformen im
Rentensystem.
Müssten Geringverdiener ihre
eigene Rente über Rentenbeiträge finanzieren, so
Lauterbach, würde ein Beitragssatz von 15 Prozent statt
19,5 genügen, rechnet Lauterbach vor. Die langlebigen
Gutverdiener müssten hingegen „deutlich mehr als 22
Prozent” zahlen.
Vielleicht ist
Lauterbach so stark, dass er nach dem Prinzip „einer
gegen (fast) alle” sogar gegen die vielen
sozialpolitischen Zwerge in der
SPD etwas ausrichten kann. Diese sind in der SPD und
anderswo daran zu erkennen, dass sie die
Steuerfinanzierung durch „Bestverdiener” gar nicht oder
nicht ausreichend zur Sprache bringen, sei es aus Angst
oder aus Eigennutz. Jedenfalls sieht man an
den Angriffen auf Lauterbachs Vorschläge, dass die
heftigen Reaktionen auf die hier vertretenen
weitergehenden Positionen nicht nur von CDU, FDP und
Grünen kommen würden und dass bisher lediglich das
Linksbündnis in diese Richtung geht. Die neoliberalen
Propagandisten haben mit Unterstützung des
Medienkapitals eine ähnliche Lage geschaffen wie der
„Informationskapitalismus” in den
USA nach den Umverteilungs-Orgien durch Reagan und Bush
(sh.
oben).
Es
spielt natürlich eine Rolle, dass die „Bestverdiener” ihre
persönlichen Vorteile meist besser erkennen und wahrnehmen - nach dem bekannten
Werbespruch „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf”. Oft übernimmt man auch
Argumente und Überzeugungen, weil sie von den „richtigen Leuten” vorgebracht
oder weitergegeben werden und weil man die Stichhaltigkeit ebenso wenig
einschätzen kann wie die meisten Meinungsmacher selbst.
Dagegen gibt es bei den Einkommensschwächeren sicher ein höherer Anteil von
Nichtwählern oder noch stärker manipulierten Wählern.
Die Milliardäre Soros und Buffet sowie die mehr als 400 US-Ökonomen folgen
jedenfalls nicht dem ehernen
Glaubensbekenntnis der meisten
deutschen Meinungsmacher zur Rossäpfeltheorie.
Sie besagt: Wenn man die Rösser gut füttert, fällt hinten auch genug für die
Spatzen ab, wenn also die Bundesminister und etliche Chefjournalisten um
jährlich mehr als 14.000 Euro entlastet werden,[57]
während die Normal- und Kleinverdiener, Rentner und Studenten dafür mit höheren
indirekten Steuern, Kürzungen, Gebühren und sonstigen Belastungen
bezahlen müssen, denn dann werde am Ende
auch schon etwas für sie herauskommen. Außerdem werde durch diese Rosskur der „Kuchen” größer, und
das komme allen zugute. Kurz gesagt: Steuersenkungen für „Bestverdiener” schaffen
Arbeitsplätze! Das gilt sogar dann, wenn man als Alibi die Steuern auch bei
Kleinverdienern und ein paar Euro senkt, weil man bei denen auf andere Weise
wesentlich mehr abzocken kann!
Solche Alibis sind aber nicht nur vorgetäuscht, denn die
Verkünder dieses Evangeliums glauben meist selbst daran,
zumal es ihnen nützt
[58]. Es nützt ihnen um so mehr, je fester sie daran
glauben und je überzeugender sie durch diesen selbst eingepaukten Glauben auf
die Düpierten[59]
einwirken können mit erbebendem Brustton und unwillkürlicher Körpersprache, auch
wenn ihnen nicht voll bewusst ist,
„dass
der Erfolg einer Rede zu etwa 38 Prozent von der Stimme
abhängt, zu 55 Prozent von der Körpersprache und nur zu
sieben Prozent vom Inhalt.” (Sh. „Stimmen wirken
unbewusst”,
focus.de,
20.3.07).
DIE ZEIT schreibt zu den Ergebnissen der
Stimmenforschung::
So hat beispielsweise in Schimpansengruppen das Leittier
meist die tiefste Stimme. Hinzu kommt: Wenn zwei Rivalen
Drohgesten austauschen, kreischt der Unterlegene in
hohen Tönen. Je weiter er sich vom überlegenen Rivalen
entfernt, umso sicherer wird er wieder - und umso
tiefer, kraftvoller und damit drohender wird seine
Stimme. „Nach wie vor spielen solche Muster in unserem
Unterbewusstsein eine große Rolle”, sagt Klaus Scherer,
Professor für Psychologie und Stimmforscher an der
Universität Genf..
(Sh. „Kehlkopf
mit Charakter”, zeit.de,
13/2002).
Der Argumentationsgehalt spielt bei dieser
Indoktrinations-Methode also kaum eine Rolle.
Trotz ihrer Selbst-Konditionierung liegt in diesem Glaubenseifer und dem selbstgefälligen
rücksichtslosen Egoismus nicht nur Selbstbetrug,
sondern auch Betrug an den Umverteilungsopfern, denn er
begründet bei den Manipulateuren und zurechnungsfähigen
Profiteuren zumindest einen bedingten Vorsatz (sh. „dolus
eventualis” bei lexexakt.de).
Insofern ist der Maßstab in diesem Text nicht
eine schwer bestimmbare „Wahrheit” oder ein moralischer
Anspruch, sondern es ist der Betrug
(einschließlich Wählertäuschung durch
Medienmacher), also die Übervorteilung der Betrogenen durch
die Profiteure der Umverteilung nach oben und deren
irreführendes Auftreten im Namen des Christentums,
Islams, Judentums, des Patriotismus, der Freiheit
(Liberalismus), der Sozialdemokratie usw.
Es geht also z.B. nicht nur um den Unterschied
zwischen friedlichem Islam und Christentum gegenüber
gewalttätigem Islamismus und Kreuzrittertum, sondern
vielmehr zwischen humanem Islam und Christentum auf der
einen Seite und nacktem Egoismus auf der anderen - unter
dem Deckmäntelchen der Religion oder sogenannter
„christlicher” oder „liberaler” Parteien. Das
christliche „denn sie wissen nicht, was sie tun” ist
hier nicht relevant. Es geht nicht um Vergebung.
Vielmehr geht es um die Richtungsänderung, die sie
ablehnen, denn sie wollen nicht wissen, was sie tun.
Der Lügenexperte Wolfgang Reinhard will so
etwas als „krumme Touren” beschreiben. Er stellt dabei
zu Recht auf die „anthropologische Konstante” des Betruges
ab (sh. sein Interview zur mit
sciengarden.de, 5/2006), die auch als ethologische
Konstante schon im Tierreich zu beobachten ist. Reinhard
spricht über die „Lügengesellschaft”. Aber im
Hinblick auf die besondere Verantwortlichkeit der
Politiker und sonstigen Meinungsmacher, wird hier bei
der Übervorteilung durch Irreführung das
quasi strafrechtliche Element des Betruges ins Zentrum
gestellt.
Die Umverteilung nach oben haben nicht die Milliardäre
Buffett und Soros zu verantworten, ebenso wenig wie die
400 US-Ökonomen und ihre Gleichgesinnten in den USA,
Deutschland und anderswo, sondern die neoliberalen
Propagandisten und ihr eigennütziges oder düpiertes
Gefolge.
Die
„Reformdividende” der Meinungsmacher und Einkommensmillionäre aus
den nach oben umverteilten
jährlich zig Milliarden Euro (sh.
oben) wird bezahlt durch Rentenklau nach vorheriger Zweckentfremdung
der Rentenbeiträge;[60]
durch Deutschlands niedrigste Geburtenrate in der EU (im Jahre 2003)[61];
durch Pisaschock,[62]
vor allem aufgrund dilettantischer Zuwanderungspolitik[63]
ohne die erforderliche kostenträchtige Sprachförderung; durch Plünderung der
Länder- und Gemeindekassen, Notstand bei Kindergärten, Ganztagsbetreuung,[64]
drastische Erhöhung der Kinderarmut von mehr als 1
Millionen im Jahr 2004 auf voraussichtlich 1,5 bis 2
Millionen im Jahr 2006 (in Hartz-IV-Ghettos)[65]
mit entsprechender „sozialer Vererbung” der
Chancenlosigkeit;
durch wirtschaftliches Elend in Altenheimen, Fehlen von Zukunftsinvestitionen in
Forschung, Bildung, Kultur, Infrastruktur, Polizei (minus 7.000 Polizisten in 5
Jahren, lt. Konrad Freiberg,
zdf.de, 22.5.06
zur rechten Gewalt und Kriminalitätszunahme); durch Kürzung des
Sparerfreibetrags,
Praxisgebühr (1,1 Milliarden
Euro), Renten- und Lohnkürzungen für
Krankengeld (das Rentner ohnehin nicht
bekommen) und Zahnbehandlung - im Umfang von
4,5 Milliarden Euro; durch Kürzung der
Arbeitslosenunterstützung für verzweifelt arbeitssuchende Arbeitslose, Kürzung
oder Streichung der Eigenheimzulage und weitere Schwächung der lahmenden
Bauwirtschaft wie auch der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes insgesamt, denn die
gesamte Umverteilung nach oben mit der Angst vor Arbeitslosigkeit schwächen den
Konsum, und der Rentenklau zwingt die Zahlmeister dieser Umverteilung zur
Erhöhung ihrer Sparquote.
Zur Finanzierung
der Umverteilung nach oben sollen nun auch
gerade die einkommensschwachen Rentner durch die
Mehrwertsteuererhöhung geschröpft werden, aber ihre
Renten schrumpfen weiterhin real. Dazu sagte
VdK-Präsident Hirrlinger der Berliner Zeitung: „Wer
meint, Rentner zu Sparschweinen der Nation machen zu
können, wird sich die Finger verbrennen” (berlinonline.de,
11.11.2005). Aber es war aber
schon vor der Bundestagswahl 2005 klar, dass nur
mit einem starken Linksbündnis eine
Mehrwertsteuererhöhung und die weitere Umverteilung nach
oben verhindert worden wären. Deshalb muss man fragen,
warum der VdK das nicht rechtzeitig deutlich gemacht hat
und auch heute ignoriert.
Der brave
deutsche Michel-Trott im treuherzigen Vertrauen auf eine
parasitäre Obrigkeit hat gerade hierzulande eine
Jahrhunderte alte Tradition nach der altdeutschen
Kleriker-Weisheit „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er
auch Verstand” (sh.
Hegels
Rechtsphilosophie) oder nach der bequemen
Ausrede gegen Kants Vorwurf der „selbstverschuldeten Unmündigkeit”
(sh. oben): „Die da oben sind sowieso alle gleich”. Sie
sind es eben nicht, was hier vor allem gezeigt werden
soll, auch in bezug auf die Einkommensmillionäre! Man
muss schon näher hinsehen und nicht als Europäer meinen,
dass z.B. alle Asiaten oder alle Afrikaner gleich
aussehen. So viel Ignoranz erscheint absurd, aber es
gibt tatsächlich bestbezahlte Kommentatoren, die
die Mehrwertsteuererhöhung bei Aufrechterhaltung der
Steuersenkung für „Bestverdiener” als „gerecht”
darstellen, weil durch die Mehrwertsteuer angeblich alle Bürger
gleich betroffen würden. Damit und mit der lächerlichen
Reichensteuer würden „wir alle” zur Kasse gebeten.
Tatsächlich bleiben jedoch gerade fast all diese
neoliberalen Propagandisten (mit
Ausnahme ihrer Konzernherren) von dieser
Volksverdummungssteuer verschont, während die
Einkommensschwachen auf ihre monatliche
Mehrwertsteuererhöhung um 50 bis 100 Euro nur mit
radikaler Konsumeinschränkung reagieren können.
Aber
Deutschland hat auch eine Tradition des kritischen
Geistes, und es ist bezeichnend, dass es durch seine
Propagandisten nun auch im Ersten TV-Programm auf das
heutige Talkshow-Niveau heruntergebracht wurde.
Die Klein- und Normalverdiener müssten ihre Sparquote
als Reaktion auf den Rentenklau noch drastisch erhöhen, aber gerade sie
können sich das nicht leisten. Das folgende
Beispiel der Arbeitslosen lässt sich gewiss auch auf
Kleinverdiener ohne und mit Kindern übertragen:
Auf Grund ihrer geringen Einkommen verwendeten
Haushalte von Arbeitslosen 90% ihres ausgabefähigen
Einkommens für den Konsum und nur 4% für Sparzwecke.
Umgekehrt war die Situation bei den Selbstständigen: Sie
gaben nur zwei Drittel ihres verfügbaren Einkommens für
den Konsum aus und mehr als ein Fünftel (21%) für
Ersparnisse. In Zahlen bedeutet dies: Selbstständige
sparten monatlich im Durchschnitt 930 Euro. Arbeitslose
dagegen nur 60 Euro,
sh. Pressekonferenz von J. Hahlen,
destatis.de, 2.12.04,
S. 6. Die Belastung der Kleinrentner, Studenten,
Arbeitslosen und Kleinverdiener mit indirekten Steuern dürfte aber je nach Mietanteil allein
schon bis zu einem Fünftel ihres Einkommens betragen
(MWSt, Stromsteuer, Ökosteuer, Mineralölsteuer,
Tabaksteuer usw.; allein 30% des
Erdgaspreises,
40% des
Strompreises und
70% des
Benzinpreises - Paul Kirchhof spricht von 15 bis 20 Prozent
des Einkommens, dlf.de,
8.7.05, 6:47h, vorübergehend dort als
Audio verfügbar).
Bei den Kleinverdienern kommen noch über 20%
Sozialabgaben vom Bruttolohn hinzu. Das sind etwa 25%
bis 30% vom Nettolohn, so dass sie - je nach familiärer
Lage - fast die Hälfte ihres ohnehin kaum
belastbaren verfügbaren Einkommens quasi als
Manövriermasse für die Umverteilung des deutschen Volkseinkommens
nach oben ausgeben - und das schon ohne Berücksichtigung
ihrer etwaigen Lohnsteuer. Gegen Ökosteuern wäre
nichts einzuwenden, wenn die Konsumkraft der
Einkommensschwachen dafür auf andere Weise und in
gleicher Höhe wiederhergestellt würde, statt sie mit all
den anderen Umverteilungsmaßnahmen noch weiter zu
schwächen.
Da die
Ökosteuer nicht durch entsprechende Erhöhungen bei
Renten, Bafög, Sozialhilfe usw. kompensiert wurde,
diente sie also eindeutig zur Umverteilung nach oben
durch die Hintertür. Die neoliberalen Profiteure
habe ihre wahren Absichten noch zusätzlich dadurch
verschleiert, dass man angeblich nur mit genau diesem
Geld die Rentenversicherung finanziell entlasten
konnte. Auf diese Weise konnten sie nämlich erreichen,
dass sie selbst möglichst wenig an den Kosten für die
deutsche Einheit beteiligt wurden über Steuern nach dem
Prinzip der Leistungsfähigkeit. Diese Kosten der Einheit
beruhen unter anderem auf der hohen Arbeitslosenquote in
den versprochenen „blühenden Landschaften” bei
gleichzeitigen überdurchschnittlichen
Sozialversicherungs-Leistungen wegen der dortigen
besseren Erwerbsbiographien. Statt dessen haben die
Umverteilungs-
Profiteure
zeitgleich zur Ökosteuer-Einführung ab 1999 ihren
Spitzensteuersatz von 53 auf 42 Prozent stufenweise
gesenkt und die Einheits-Kosten vor allem den
Normalverdienern aufgebürdet (sh. die scheinbar
neutrale Darstellung der
Ökosteuer bei Wikipedia). Das Ganze war in Wirklichkeit offenbar als
Selbstbedienung durch indirekte Rentenkürzung und andere
Konsumschwächungen gedacht, da man bei direkter Kürzung
gegen die verfassungsmäßigen Eigentumsrechte der Rentner
verstoßen hätte. Hinzu kommt, dass die Arbeitnehmer mit
der Umlagefinanzierung der Renten seit Endes des Zweiten
Weltkrieges weitgehend auf die Renditen für ihr
eingezahltes Geld verzichten mussten und keine
verzinslichen Reserven gebildet wurden (sh. hier
rossaepfel-exkurse.htm~Rentenklau), damit
die Großprofiteure des „Wirtschaftswunders” von den
Kosten der sozialen Marktwirtschaft steuerlich
weitgehend verschont blieben.
Die „Bestverdiener” verwenden das umverteilte Geld zum
Sparen, zahlen darauf also keine indirekten
Steuern. Sie zahlen darauf auch keine
Sozialbeiträge, weil dieses zusätzliche Geld in jeden
Fall über ihren etwaigen Beitragsbemessungsgrenzen
liegt. Das würde sich erst ändern bei Einführung der
Steuerfinanzierung aller Arbeitnehmeranteile zur
Sozialversicherung oder mit einer echten
Bürgerversicherung ohne Beitragsbemessungsgrenze für
alle Zweige der Sozialversicherung. Die „Bestverdiener”
zahlen für ihren Nachfrageentzug also lediglich ihren
drastisch verminderten Spitzensteuersatz.
Auch die Sparquote von 21% für Selbständige wäre
wesentlich geringer, wenn darin nicht viele
„Bestverdiener” berücksichtigt wären:
„Die Hälfte aller
Personenunternehmen hat einen Gewinn von unter 26.000 €
im Jahr.
Dreiviertel liegen unter 52.000 €; nahezu alle
unter 128.000 €!”
(sh. BMF:
Grafische Darstellungen,
Blatt 17; sh. hier auch diese und ähnliche Zahlen auf
der Seite
Unternehmenssteuerreform). Damit dürfte die
konjunkturdrosselnde Sparquote der
„Bestverdiener” nach der drastischen
Senkung ihres Spitzensteuersatzes eher beim Doppelten
der obigen 21% liegen und bei den Einkommensmillionären
eher bei fast 100 Prozent.
Auch das versprochene Geld für die Entwicklungshilfe von knapp 15 Milliarden
Euro wird nach oben verteilt an Besser- und „Bestverdiener” durch jene jährliche „Reform”-Dividende
aus den
60 Milliarden
Euro (sh. oben) sowie durch milliardenschwere Steuervermeidungsmodelle, durch
eher zu gering geschätzte 65 Milliarden Euro Steuerhinterziehung (sh. folgendes
Zitat)[80]
und durch einige zig Milliarden unnötige Lobby-Mehrkosten im Gesundheitswesen,
bei Strom und Gas (zu den Lobby-Politikern sh. z.B. hier
Pro7Sat1.htm#Müller&Meyer) sowie in anderen Lobby-anfälligen Bereichen
(sh. z.B. Wilhelm Rühl: „Privatisierung
fördert und legalisiert Korruption”,
meinepolitik.de, 6.10.1995). Von diesen 15
Milliarden Euro versprochener Entwicklungshilfe werden ohnehin nur knapp 6
Milliarden
aufgebracht,[81]
und das geschieht häufig auch noch eher zum Vorteil der Exporteure als der
Empfänger.[82]
Für die Entwicklungshilfe und zur Dämpfung der existenzgefährdenden globalen
Spekulationsblasen könnte stattdessen die immer wieder geforderte
Börsen-Umsatzsteuer von jährlich mindestens 12 Milliarden Euro gegen ausufernde
Spekulation herangezogen werden.[83]
Der Verbleib der Reform-Beute wird vernebelt durch Sonntagsreden und perfides
Schüren von Generationskonflikten („Generationen-Rassismus”) durch
Verfechter der „christlichen Leitkultur”. Auch dies
dient als Hebel
zur Umverteilung nach oben durch Steuersenkung für
„Bestverdiener” und Sozialkürzungen. Es dient
zugleich zur Durchsetzung der
neoliberalen Ideologie im Stimmvolk. „Sozial” heißt hier
zwar nicht „PRO Hängematte für Lustlose”, sondern
„CONTRA Umverteilung nach oben der Raffgierigen”, aber
zur Ablenkung von den wahren Verhältnissen werden durch
die Geier völlig falsche Dimensionen
vorgetäuscht. Zum
Standardrepertoire gehört das Aufhetzen der
„braven Bürgersleut” gegen Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger sowie
ein ganzes Sammelsurium von
Ablenkungsmanövern. Wann folgt auf die Bildzeitungs-Kampagne gegen
„Florida-Rolf” (sh. Die ZEIT, 29.2.04:
17 Schlagzeilen in fünf Monaten) einmal
eine Kampagne zur Klarstellung der folgenden Relation 1:540?
Nach Angaben des
Caritas-Verbandes … gehen dem Gemeinwesen durch Sozialhilfemissbrauch jährlich
120 Millionen Euro verloren; durch Steuerhinterziehung jedoch 65 Milliarden
Euro. Gleichzeitig werden schätzungsweise 2,2 Milliarden Sozialleistungen nicht
in Anspruch genommen von Menschen, die sich ihrer Armut schämen und sich deshalb
scheuen, an der „komfortablen Normalität” des Sozialstaates zu partizipieren.
Missbrauchsbekämpfung ist hierzulande selektiv: Die Kleinen hängen und die
Großen laufen lassen[84]
oder
mit einem Zitat von Karlheinz Deschner:
Auch verschämte Armut ist
die Folge unverschämten Reichtums.[85]
Deschner hat sein monumentales Werk über
Kriminalgeschichte des Christentums
geschrieben bis hin zur „Machtergreifung”, zur Rolle der Kirchen beim Holokaust
und zur Rolle der Steigbügelhalter nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist nun an der
Zeit, über die „christliche” Ideologie heute zu schreiben.
Das
Prinzip
„Fordern und Fördern” ist reine Propaganda, wenn das „Fordern” vor dem
„Fördern” kommt[86]
oder der Umfang des Förderns weit hinter dem Fordern zurückbleibt und man nicht
zuvor die Arbeitslosenquote drastisch gesenkt hat.
Das „Fordern und Fördern” wird in Dänemark erfolgreich
praktiziert mit einem Arbeitslosengeld von 90% des
letzten Bezugslohns und einer Bezugsdauer von 4 Jahren,[87]
allerdings mit wesentlich größeren Erfolgschancen, denn
dort ist die Arbeitslosenquote mit knapp 5% in 2005 bei 59% Spitzensteuersatz
und weitgehender Steuerfinanzierung der Sozialversicherungsbeiträge
(praktisch aller Arbeitgeberanteile sowie eines Großteils der
Arbeitnehmeranteile - sh. unten
MISSOC) nur etwa halb so hoch ist wie
in Deutschland mit ca. 10% in 2005.
Im Jahr 2006 - nach
weitgehender Abblockung der positiven internationalen Konjunktureinflüsse durch
die deutsche Umverteilung nach oben - ist der Unterschied zu Dänemark mit 9,4%
zu 4,0% und
zu anderen Ländern noch krasser geworden (sh. „Arbeitslosenquoten”,
wko.at, Mai 2006). Die Zusammensetzung der etwas anders berechnete deutschen
Quote laut Statistischem Bundesamt von 10,5% per Mai 2006 (sh. Bundesbank:
Monatsbericht, Stand 21.7.06) aus immerhin
9,2% in Westdeutschland und 17,4% in Ostdeutschland zeigt, dass auch in
Westdeutschland die Quote etwa doppelt so hoch war wie in Dänemark! Hierzulande werden die Sozialbeiträge von mehr als 40%
als Jobkiller ausschließlich
den Löhnen aufgebürdet (zusätzlich zu den Steuern),
aber nur bis zu den Beitragsbemessungsgrenzen. Auf diese Weise
konnten die
bestbezahlten Propagandisten ihren Spitzensteuersatz von 56% auf 42% senken und sich weitgehend von den Sozialbeiträgen befreien - aus „Sorge um
Deutschland”.
Abgesehen von den etwas abweichenden statistischen
Erhebungsmethoden in Deutschland im Vergleich zum EU-OECD-Standard (sh. u.a. die
EUROSTAT-Daten: „Saisonbereinigte
Arbeitslosenquoten” im „Presseraum” der EU-Kommission), wird die
Arbeitslosenquote von 10% in Deutschland nur ein wenig relativiert durch die
unterschiedlichen Quoten in Deutschland West (ca. 8%) und Deutschland Ost (ca.
17,5% - sh. dbb Beamtenbund: „tacheles
Sonderausgabe Einkommensrunde”, Januar 2005, S. 4). Einen
erhöhten Anteil von arbeitslosen Migranten und Geringqualifizierten gibt es
nicht nur hier, sondern auch z.B. in Dänemark. Ein erheblicher Anteil der
Arbeitslosenquote in Deutschland ist durch die Umverteilung nach oben und die
daraus folgende Konsumschwäche bedingt, aber auch die unvermeidlichen
Automatisierungs-Investitionen spielen in den Industrieländern eine erhebliche
Rolle.
Während also in Dänemark das Arbeitslosengeld in Höhe von 90 Prozent des
letzten Bezuglohnes bis zu vier Jahren gezahlt wird
[87],
drängt man in Deutschland - zur Umverteilung nach oben - einen immer größeren Anteil der Arbeitslosen
schon nach 12 Monaten Arbeitslosigkeit in die
Sozialhilfe:
Anfang 2005 gab es noch mehr Arbeitslosengeld-I-Empfänger
als Arbeitslosengeld-II/Hartz-IV-Empfänger
(sh. Bundesagentur für Arbeit:
Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland - März 2007,
Graphik S. 4).
Im März 2007 bezogen schon zwei Drittel der
Arbeitslosen Hartz-IV und mussten so die Folgen der Umverteilung
nach oben tragen. (Zu der verlogenen Schönfärberei der Neoliberalen sh.
auch die DIW-Studie lt. Artikel „
Armutszeugnis für Hartz-IV-Reform”, taz.de,
13.12.2007.)
Der Anteil der
Hartz-IV-Opfer wäre noch
höher, wenn nicht viele neue Arbeitslose keine Einstellungschancen mehr sähen,
andererseits aber wegen der Einkünfte von Ehegatten usw. keinen Anspruch auf
Sozialleistungen haben (sh.
IAB Kurzbericht, Ausgabe 5 /
28.2.2007, S. 4).
Kritiker der Neoliberalen haben dies bereits bei Einführung von
„Hartz-IV” angeprangert:
Insofern ist das ganze ALG-II-Gesetz ein gigantisches
Täuschungsmanöver, das darauf hinausläuft, die Menschen in niedrigere
Leistungsbezüge zu drängen.
(Sh. Interview mit Sozialverbands-Chef Adolf Bauer: „Sozialverband
hält Arbeitslosengeld II für «gigantisches Täuschungsmanöver»”,
netzeitung.de,
23.7.2004; sh. auch „Monatsstatistik
hinterfragt”, jjahnke.net, Stand 30.4.2007, und hier
Hartz-IV.htm). Den best-„verdienenden” „christlichen” oder
„christlich-sozialen” Volksverdummern, Propagandisten und Profiteuren der
Umverteilung nach oben reicht das jedoch noch lange nicht, um ihre
weiteren Steuergeschenke aus dem Volkseinkommen abzuschöpfen (sh.
„Arbeitslosengeld:
Söder will 'Hartz-IV' kürzen” | ZEIT
online/ Tagesspiegel |
21.4.2007). „Es müsse wieder gelten, dass derjenige, der arbeitet, mehr Geld
hat als der, der nicht arbeitet” (ebd.). Da Söder die Einführung von
Mindestlöhnen gegen die Dumping-Löhne von drei oder sieben Euro ausschließt,
bleibt für ihn also nur die Kürzung des Arbeitslosengeldes.
Das dänische Erfolgsmodell geht einher mit einer
Staatsquote (= Anteil der Staatsausgaben am
Bruttoinlandsprodukt (BIP)) im Jahre 2004 von 55% in Dänemark
gegenüber 47,5% in Deutschland - bei einer Arbeitslosenquote
von 5,4% in Dänemark und 9,5% in Deutschland (sh. „Staatsausgaben (Gesamtstaat)
in % des BIP”,
wko.at, 30.10.2005, und
eurostat EURO-INDIKATOREN,
Pressemitteilung 120/2005, 26.9.2005,
sowie „Arbeitslosenquoten”,
wko.at, 30.10.05). Die „Arbeitskosten ...
pro Stunde” sind in Dänemark noch höher als in Deutschland (sh.
wko.at, 27.1.06), obwohl dort die
Sozialversicherungsbeiträge weitgehend steuerfinanziert sind (sh. oben) und
obwohl bei einer (teilweisen) Steuerfinanzierung der
Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile über die alten Spitzensteuersätze die
Arbeitskosten in Deutschland deutlich abgesenkt werden könnten.
Mit dem wesentlich höherem
Spitzensteuersatz in Dänemark lag der dortige Anteil der Einkommensteuer an den
Gesamteinnahmen des Staates aus Steuern und Abgaben im Jahre 2003 bei 53,1% und
in Deutschland bei 23,9% (sh.
OECD in Figures, 2006-2007 Edition,
S. 60). Den neoliberalen Meinungsmachern
in Deutschland reicht das aber noch immer nicht. Sie haben ihren Anteil
inzwischen durch Erhöhung der Mehrwertsteuer noch gesenkt und wollen ihn durch
weitere Umverteilung nach oben noch zusätzlich senken.
Auch in Schweden war in
2004 die Staatsquote mit 57% wesentlich höher und die Arbeitslosenquote mit 6,3%
deutlich geringer als in Deutschland (sh. ebd.,
wko.at, 30.10.05). Der kombinierte
Spitzensteuersatz lag in Schweden bei 56,6 Prozent (vgl.
Bundesfinanzministerium: „Die
wichtigsten Steuern im internationalen Vergleich 2006”, S. 66,
Tabelle 5), so dass die
Arbeitslosenquote nach den Propagandaparolen der deutschen Neoliberalen nur noch
steigen könnte. Da aber mit diesen Steuereinnahmen viel für Forschung,
Entwicklung, Bildung, Arbeitsmarkt und Konsumnachfrage getan wird, hat
Schweden in den letzen Jahren seinen Wachstumsvorsprung mächtig verbessert
gegenüber dem EU15-Durchschnitt, aber vor allem gegenüber den deutschen
Konsumdrosselern und Steuersenkern für „Bestverdiener”. Durch die Vermeidung
solcher Steuergeschenke und die weitgehende Steuerfinanzierung der
Sozialversicherungssysteme kann die Belastung der schwedischen Arbeitskosten mit
Sozialabgaben in Grenzen gehalten werden. Das Manager-Magazin schreibt zu diesen
Erfolgen:
„Strahlender Star” Schweden
Die Spitzenposition hinsichtlich Wirtschaftswachstum, Arbeitsproduktivität,
Beschäftigungsquote und öffentliche Finanzen besetzt im Ländervergleich erneut
Schweden. Der „strahlende Star” unter den EU-15-Staaten, wie es in der Studie
heißt, hat die Lissabon-Ziele sogar übererfüllt. Entscheidend für das sehr gute
Abschneiden war die hohe reale Wachstumsrate der schwedischen Volkswirtschaft in
Höhe von etwa 3 Prozent jährlich seit 2000.
(Sh. „LISSABON-AGENDA
– Trendwende eingeläutet”, manager-magazin.de,
25.2.07, sowie
die entsprechende Studie der Allianz Dresdner Economic Research und des Lisbon
Council, einer Denkfabrik in Brüssel:
European Growth and Jobs Monitor,
Frankfurt a.M. und Brüssel,
2007.)
Diese Erfolgsmeldungen aus Schweden sind auch deswegen interessant, weil
ansonsten häufig neoliberal verzerrte Informationen über das Land kommen durch
das internationale
Stockholm Network in London, zu dem in
Deutschland auch die bestens finanzierten Institute INSM und Stiftung
Marktwirtschaft sowie die Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und das Walter
Eucken Institut gehören. Schwedische Mitglieder sind u.a. die Institute Timbro
und Eudoxa. In Stockholm gibt es eine beachtliche Kapitalkonzentration.
(Ausgerechnet ein Mitarbeiter des Walter-Eucken-Instituts, der Ökonom und
Diplom-Theologe
Niels Goldschmidt, stellt in einem Aufsatz jüngst die nachdenkliche Frage: „Ist
Gier gut? Ökonomisches Selbstinteresse zwischen Maßlosigkeit und
Bescheidenheit”, in:
Mummert, Uwe / Sell, Friedrich L. (Hrsg.): Emotionen, Markt und Moral, Münster:
Lit 2005, 289 - 313.)
Der zunehmende Wachstumsvorsprung anderer EU-Länder und das
Nachhinken Deutschlands durch die abgewürgte Konsumnachfrage zeigt sich auch
darin, dass Deutschland bis 2005 beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der
Bevölkerung (in Kaufkraftparitäten) auf Platz 11 im OECD-Rating der 15
alten EU-Länder zurückgefallen ist (sh. „Die
OECD in Zahlen – Ausgabe 2006/2007”, Tabelle auf S. 12, besucht
28.1.2008).
Die Abwürgung der Konsumnachfrage und damit die
Arbeitsplatzvernichtung folgt zwangsläufig aus der
Umverteilung nach oben. Am meisten profitieren davon
jene, die den geringsten Teil ihres Einkommens für den
Konsum verwenden müssen, also den größten Teil ihres
Einkommens dem Wirtschaftskreislauf entziehen können und
womöglich auch in parasitäre Steueroasen verschieben.
Dazu heißt es in der Netzeitung vom
12.5.2009 unter der Übeschrift
„OECD vergleicht Arbeitskosten:
Deutsche Geringverdiener stark belastet”:
Die OECD fordert seit längerem
die Bundesregierung auf, Gering- und
Durchschnittsverdiener mehr zu entlasten. Von den
Maßnahmen in den vergangenen Jahren hätten vor allem
Gutverdiener profitiert. Anders als die progressive
Einkommensteuer vermuten lasse - mit jedem Euro mehr
Lohn steigt auch die Steuerlast - sinkt laut OECD in
Deutschland die Belastung der Arbeitseinkommen ab einem
bestimmten Punkt wieder. Dies sei in kaum einem anderen
Land der Fall.
Betrachtet man dazu noch die drastische Verschiebung des Volkseinkommens
in Deutschland seit dem Verrat an der Sozialdemokratie im Jahre 1999 von den
Arbeitnehmereinkommen zu den Gewinneinkommen, dann lässt sich leicht
erkennen, dass die Einkommen der Arbeitnehmer und ihre Kaufkraft hierzulande
noch weiter zurückgefallen sind als das deutsche Bruttoinlandsprodukt insgesamt.
Dabei sind die stets hohen Reallöhne in Schweden von 1995 bis 2004 noch einmal
um 25,4 Prozent gestiegen und in Deutschland während der gleichen Zeit um 0,9
Prozent gesunken. Deutschland war auch mit dieser Konsumdrosselung das
Schlusslicht in der Alt-EU, die in diesem Zeitraum einen durchschnittlichen
Reallohnanstieg von 7,4 Prozent erreichte (sh. Thorsten Schulten:
Europäischer Tarifbericht des WSI - 2004/2005,
Abb. 1, S. 379). In den Jahren 2005 bis 2007 setzte sich diese Entwicklung fort
mit Reallohnsenkungen in Deutschland um 1,4, 0,7 und 0,3 Prozent,
während die Reallöhne in Schweden und etlichen anderen Ländern kräftig weiter
anstiegen (sh. Thorsten Schulten:
Europäischer Tarifbericht des WSI - 2006/2007,
WSI-Mitteilungen 9/2007, Tabelle 3, S. 478, sh. auch Dietmar Henning: „Sinkende
Reallöhne in Deutschland”, wsws.org,
4.10.2007,
und Statistisches Taschenbuch 2007 - Arbeits- und Sozialstatistik,
bmas.de, besucht 27.1.2007). Zu den kaum
überbietbaren Reallohnsenkungen in Deutschland heißt es in einer Meldung vom
26.8.2008:
Die
Realeinkommen von Geringverdienern sind einer Studie
zufolge in den vergangenen Jahren um fast 14 Prozent
gesunken. Betroffen sei ein Viertel der Arbeitnehmer,
sagte der Soziologe Bosch von der Universität
Duisburg-Essen der «Frankfurter Rundschau». Dagegen habe
das oberste Viertel der Beschäftigten zwischen 1995 und
2006 ein reales Lohnplus von 3,5 Prozent verbucht. Zu
den Verlierern gehörten nicht nur Minijobber und
Teilzeitkräfte, sondern auch Geringverdiener mit
Vollzeitstellen. Dagegen seien die Realeinkommen von
Besserverdienenden, die eine volle Stelle haben, mit
über zehn Prozent deutlich gestiegen, berichten die
Wissenschaftler.
(Aus:
ad-hoc-news.de.
Sh. auch
„Das Wenige wird weniger”,
wdr.de,
26.8.2008, und
„Ungleichheit in Deutschland
wächst”, rundschau-online.de,
26.8.2008, mit dem Kommentar von Oskar Lafontaine:
„Die gesetzliche Verpflichtung, jede Arbeit annehmen zu
müssen, zeigt ihre fatale Wirkung in der
Lohnabwärtsspirale.”) Der wachsende
Einkommensanteil der immer weniger werdenden
„Besserverdienern” liegt vor allem an der Umverteilung
zugunsten der einbezogenen „Bestverdiener”, also der
großen Abzocker unter den „bestbezahlten” Managern,
vorbehaltlosen Kapital-Dienern, neoliberalen
Meinungsmachern und Volksverdummer sowie ihrer dicht
darauf folgenden Mitprofiteuren. Die Umverteilungspolitik der
Schröder-SPD im Verein mit den übrigen Neoliberalen hat
im Nachkriegs-Deutschland erstmals das „Kunststück”
vollbracht, dass mit zunehmendem Volkseinkommen dessen
eigentliche Produzenten immer ärmer und die
Abzocker immer reicher werden. Wenn sich die
„christlichen” mit den „sozialdemokratischen”,
„freiheitlichen” und gilbgrünen Profiteuren
zusammentun, gibt es offenbar kaum noch ein Halten bei
ihrer Umverteilung nach oben in die eigenen Taschen.
Trotz des wesentlich größeren Arbeitsmarkt-Erfolges in Dänemark und Schweden bei
drastisch höheren Staatsquoten und höheren Arbeitskosten
empören sich die neoliberalen Profiteure der
Steuersenkung für „Bestverdiener” hier in allen
Talkshows mit suggestivem und autosuggestivem schauspielerischem Talent über die
hohen Arbeitskosten in Deutschland und über die angeblich viel zu hohen deutsche
Staatsquote als „Konjunkturkiller”.
Ständig stellen sie die angeblichen „Subventionen” für die gesetzliche
Rentenversicherung in Frage, die in Wirklichkeit nicht einmal reichen, um den
Rentenklau (sh.
rossaepfel-exkurse.de) zu
kompensieren.
Sie vermeiden aber zur Verwirrung ihrer Zuhörer den Hinweis, dass in dieser „Staatsquote” auch
die Leistungen an die
Versicherten aus deren eigenen staatlich
vereinnahmten Sozialversicherungsbeiträgen enthalten sind
(sh. auch BMF: „Quoten
als wichtige gesamtwirtschaftliche Größen”, Monatsbericht 05.2003), also die
Sozialabgabenquote von etwa 15% des Bruttoinlandsprodukts (= Differenz
zwischen der Abgabenquote von 36,2% und der Steuerquote von 21,5% in 2003, sh.
übernächster Absatz). Gern profitieren sie davon, dass diese „Staatsquote” nach
ihrem Gusto bestens geeignet ist, bei ihren gläubigen Laien einen falschen
Eindruck zu erwecken.
In Dänemark beträgt
die Sozialabgabenquote wegen der
weitgehenden Steuerfinanzierung der Sozialversicherungssysteme nur etwa 1,5%, und
in Deutschland lastet sie ausschließlich auf den Arbeitnehmereinkünften, aber
nur im unteren Bereich bis zu den
Beitragsbemessungsgrenzen. In
Wirklichkeit zielen diese Propagandisten auf die weitere Absenkung ihres
viel zu niedrigen Spitzensteuersatzes, auf die weitere Umverteilung nach oben
und auf Beibehaltung ihrer eigenen Bemessungsvorteile.
Dabei hatte Deutschland im Jahre 2003 mit
21,1% die niedrigste
Steuerquote in der EU der 15 (sh.
„BMF-Monatsbericht
Januar 2006”, S. 105, Tabelle 13: „Steuerquoten ...”). Sie
wurde bis 2005 durch die vorgeplanten Steuersenkungsstufen für „Bestverdiener”
sogar noch weiter abgesenkt (ebd., S. 97, Tabelle 6). Zugleich hatte Deutschland
mit 35,5% eine der niedrigsten Gesamt-Abgabenquoten in der EU der 15 (ebd., S.
106, Tabelle 14), aber eine überdurchschnittlich hohe
Sozialabgabenquote (Differenz
zwischen Steuer- und Abgabenquote) von 35,5 - 21,1 = 14,4% zu Lasten des Arbeitsmarktes.
Den könnte Deutschland durch Beseitigung dieser Schieflage schlagartig beleben
mit einer deutlichen Erhöhung der Spitzensteuersätze
für die bestbezahlten TV-Propagandisten zur
Steuerfinanzierung von Sozialbeiträgen (sh. oben: Haavelmo-Theorem).
Den Hinweis auf die obige extrem niedrige Steuerquote in Deutschland beantworten
die Neoliberalen stets mit dem Verweis auf die ebenfalls oben genannte deutsche
Abgabenquote (= kombinierte Steuer- und Sozialabgabenquote), die angeblich nicht
so extrem niedrig ist: Für internationale Vergleiche dürfe man nicht die
niedrige deutsche Steuerquote betrachten, sondern nur die Abgabenquote.
Aber auch mit der weiter abgesenkten
Abgabenquote von 2004 liegt Deutschland in der EU15 mit 34,6% im
Dumping-Bereich, gerade noch über dem Subventionstiger Irland (30,4%).
Dagegen liegen die Sozialstaaten Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland,
Niederlande, Österreich usw. alle zwischen etwa 40 und 50 Prozent (sh.
BMF-Monatsbericht Januar 2006, S. 106,
Tabelle 14), bei nur halber Arbeitslosenquote und ohne die Belastung von 80
Milliarden Euro jährlich für die deutsche Einheit!
Tatsächlich muss man auch die Abgabenquote betrachten und dabei
die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge beachten, denn die
Sozialabgaben betragen zunächst einmal mehr als 40% des Arbeitslohns bis zur
Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung. Für Klein- und
Normalverdiener sind das 40% des vollen Lohns. Gerade die Einbeziehung der
Sozialabgaben von mehr als 40% dieses Lohnanteils in den internationalen
Quotenvergleich führt jedoch zu der Frage, warum trotz dieses hohen Anteils am
Lohn die Sozialabgabenquote als Anteil aller Sozialabgaben am
Bruttoinlandsprodukt „nur” bei etwa 14% liegt. Die Differenz von mehr als 26%
erklärt sich dadurch, dass mit der Sozialabgabenquote nur die
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bis
zur Beitragsbemessungsgrenze belastet sind.
Alle übrigen Einkünfte
werden damit nicht belastet, also weder die Arbeitnehmereinkünfte der
angestellten Propagandisten oberhalb dieser Bemessungsgrenze noch alle übrigen
Einkünfte wie Gewinne aus Unternehmen und Aktien, Zinsen, Politikerbezüge usw.
Nach dem Haavelmo-Theorem und den obigen
Ausführungen von Orszag und Stiglitz muss dies fatale Folgen haben.
Die Anpassung der Steuerquote einerseits und der Sozialversicherungsquote
andererseits an den mittleren europäischen Standard von Großbritannien mit
Umschichtung von 160 bis 200 Milliarden Euro jährlich (sh. oben) würde auch
sicherstellen, dass dieses Geld nicht wieder in die Taschen der bestbezahlten
neoliberalen Manipulateure umgeleitet würde – als Steuergeschenk und Lohn für
ihre Manipulation zur Arbeitsplatzvernichtung, sondern
dass das Geld nur der Konsumnachfrage und den
Arbeitsplatzbeschaffern zugute kommt, und dies auch automatisch nur, soweit sie
Arbeitsplätze schaffen oder erhalten.
Es ginge also auch nicht als Steuergeschenk in die Taschen der Manager, die die
satten Gewinne ihrer Unternehmen durch Arbeitsplatzvernichtung noch weiter steigern
und sich dafür durch dicke Aufschläge auf ihre üppigen Jahresbezüge bezahlen
lassen.
Laut
BMF/bpd.de, waren im gesamten deutschen „Steueraufkommen
nach Steuerarten” des Jahres 2003 (442,2 Mrd. Euro) die
Einkommensteuer mit 38,9%, die Umsatzsteuer (= Mehrwertsteuer) mit 30,9% und die
Kfz-bezogenen Steuern mit 9,7% für die Mineralölsteuer und 1,6% für die
Kfz-Steuer enthalten. Das sind insgesamt 81,1% der 442,2 Milliarden Euro. Der
größte Teil der deutschen Steuerquote von 21,5% für 2003 erklärt sich also durch
diese Steuern. Tatsächlich entfielen im Jahre 1998 auf diese Steuern
19,8% der Haushaltsnettoeinkommen (HNE) in Deutschland (sh. „Die
Einkommensbelastungen durch die Einkommen-, die Mehrwert- und die Kfz-bezogenen
Steuern im Überblick 1998”,
BMF Monatsbericht 10.2002), was also
einem geringeren Anteil an den Haushaltsbruttoeinkommen entspricht. Interessant
in dieser Tabelle ist, dass für Haushaltseinkommen (HNE) vor Steuern„im
Teilbereich (Dezil) um 2.920 DM die „Abzüge insgesamt mit 19,2% fast so hoch
waren wie im Teilbereich der Abgeordnetenbezüge um monatlich 14.660 DM mit
20,6%, obwohl in 1998 die Umverteilung nach oben durch die
schwarz-pink-gilbgrüne Koalition der Selbstbediener mit Senkung des
Spitzensteuersatzes von 53% auf 42% und Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19% noch
gar nicht begonnen hatte!
Wenn also diese Selbstbediener und Propagandisten in den Talkshows sich damit
hervortun, dass die Besser- und „Bestverdiener” als oberes Zehntel der Haushalte
auf der Einkommensskala mit Einkünften ab 67.000 Euro jährlich allein
schon 54% der deutschen
Steuern aufbringen, dann ist das eine der üblichen
Steuer-Lügen. Korrigiert man diese Dreistigkeit und bezieht die 54% auf die
Einkommensteuer, dann sagt die Zahl doch kaum etwas über eine progressive
Verteilung der Steuern nach Leistungsfähigkeit, sondern vor allem etwas über die
enorme Spreizung bei der Verteilung des Volkseinkommens
(sh. „Beitrag der Steuerpflichtigen zum Steueraufkommen 2004”,
BMF Monatsbericht 10.2004, und die
aktualisierten Quellen hier weiter unten bei „54
Prozent”). Man erkennt
diesen Pyramidenaufbau der Einkommensverteilung auch daran, dass allein die
oberen 5% der Haushalte natürlich nicht etwa die Hälfte des oberen Zehntels von
52,9/2 = 26,5% der Einkommensteuer, sondern allein schon 41,4% des Aufkommens
bezahlen und nach dem ebenfalls verfälschten Prinzip „Leistung muss sich wieder
lohnen” eine phänomenale Leistung im Vergleich zu allen übrigen erbringen
müssten.
Schon vor der Senkung des Spitzensteuersatzes
von 53 auf 42 Prozent blockierte Deutschland seinen Arbeitsmarkt mit
einer der
höchsten Sozialabgabenquoten in der
EU15
und erreichte dadurch schon damals völlig unnötigerweise
die niedrigste Steuerquote von allen fünfzehn EU-Staaten
(sh. oben),
obwohl lt.
IWH-Pressemitteilung 21/2003
jährlich allein etwa 80 Milliarden Euro
Nettotransferleistungen für die national erwünschte
deutsche Einheit aufzubringen sind.
Der dänische Erfolg könnte also auch in Deutschland erreicht werden durch
weitgehende Rücknahme der Umverteilung aus den jährlich etwa 60 Milliarden Euro
(sh. oben) und Einführung von Einkommensteuersätzen wie in den USA vor Nixon und Reagan
(sh. oben) oder wie in Dänemark,
wo die „Lohnzusatzkosten„[89] praktisch
komplett aus den höheren Steuern finanziert werden. (Sh. Europäische Kommission:
„Vergleichende Tabellen zur sozialen Sicherheit”, Tabelle I - Finanzierung, S.
84 bis 93,
MISSOC, 1.1.2005, und übersichtlicher mit
dem
MISSOC-Index per 1.1.2002, wonach sich
die Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung insgesamt nur auf 8% + x entsprechend
ca. 10% der Bruttolöhne belaufen. Diese knapp zehn Prozent sind jedoch
steuerlich absetzbar, so dass sie den Arbeitnehmer nur etwa mit der Hälfte
belasten; vgl.
sh. Tax in Denmark 2006,
a.a.O.,
skm.dk.)
Sogar
Wolfgang Clement vom rechten SPD-Flügel, Wirtschaftsminister von PinkGrün und
INSM-Sympathisant (sh. unten), hat
im Interesse der Wirtschaft schon in diese Richtung gedacht, aber wohl kaum zu
Lasten seiner Steuergeschenke für sich und die übrigen „Bestverdiener” und auch
nicht durch Steuerquoten für Bestverdiener-Einkünfte wie in Skandinavien oder
z.B. in Großbritannien, mit denen man die Sozialbeiträge weitgehend
steuerfinanzieren könnte:
Der Wirtschaftsminister hatte sich
vorige Woche dafür ausgesprochen, die Löhne im unteren
Einkommensbereich generell von Sozialabgaben zu
befreien. Das Vorhaben ist aber extrem teuer. Es kostet
je nach Ausgestaltung bis zu 30 Milliarden Euro. „Das
lässt sich nun wirklich nicht darstellen”, sagt ein mit
den Programmberatungen vertrauter Sozialdemokrat,
sh. Ulrich Schäfer: „SPD
will Millionäre stärker besteuern”,
sueddeutsche.de, 21.6.05.
Das einzige Problem bei der weitgehenden
Steuerfinanzierung von Sozialabgaben aus einer
normalisierten Steuerquote für „Bestverdiener” wäre das
propagandistische Sperrfeuer und die neoliberale
Indoktrination des Wahlvolks durch die bestbezahlten
Söldner des Kapitals und der Proporz-Cliquen.
„Das Vorhaben” der Niedriglohnentlastung ließe sich
spielend „darstellen”
mit zusätzlichen Steuereinnahmen von mehr als 160
Milliarden Euro, die sich ergeben, wenn man auch nur die
Steuerquote von Großbritannien hätte (sh.
oben).
Damit ließe sich dann auch die Sozialabgabenquote
reduzieren.
Erst wenn das Geld nach
Rückkehr zu Einkommensteuersätzen wie in Deutschland
während der Wirtschaftswunderjahre oder wie in Dänemark
noch immer nicht für die überwiegende Steuerfinanzierung
der Sozialabgaben reicht, könnte man zur Förderung des
Arbeitsmarktes über eine ansonsten konjunkturdrosselnde
höhere Mehrwertsteuer nach dänischem Muster nachdenken.
Die Steuerfinanzierung von z.B. 10%
Arbeitnehmeranteilen in Deutschland nach dänischem
Vorbild (sh. unten, Abschnitt 1) entspräche einer
Erhöhung des Nettoeinkommens um etwa den gleichen
Prozentsatz (je nach Steuerprogression bei den
Vorsorgeaufwendungen). Trotz der
dafür erhöhten Einkommensteuer um z.B. gleichfalls 10
Prozentpunkte in den oberen Einkommensgruppen (plus
Bürgerversicherungszuschlag für bisher
sozialabgabenfreie Einkommensteile) könnte davon in den unteren
und mittleren Einkommensgruppen noch deutlich mehr Nettoeinkommen verbleiben -
bei unverändertem Bruttoeinkommen!
Durch die damit verbundene Senkung der
Arbeitslosenquote profitieren mittelfristig auch die
übrigen Beschäftigten, z.B. bei Renten und Pensionen.
Die Arbeitsplatzbeschaffer profitieren sowieso – durch
Senkung der „Lohnzusatzkosten”.
Die Renten,
Sozialleistungen usw. müssten nach dem damit
gestiegenen Nettoeinkommen angepasst werden!
Auf
diese Weise
könnten die Einkommensschwachen trotz der
Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19% und trotz der
derzeitigen Ökosteuern deutlich mehr
konsumieren und die Wirtschaft ankurbeln,
zumal die Miete von der Mehrwertsteuer ausgenommen ist.
Da die Kaufkrafterhöhung insoweit nicht durch Erhöhung
der Bruttolöhne erfolgte, würde sie auch keine
kaufkraftschwächenden Preissteigerungen auslösen.
Außerdem sollte - ebenfalls nach skandinavischem Vorbild
- ein erhöhter Mehrwertsteuersatz für Luxusgüter
eingeführt werden. Nicht
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte könnten einen
Gehaltsausgleich bekommen. Die
neoliberalen Propagandisten wären
jedoch nur durch
Druck zu „überzeugen”. Der ist aber schwer
herzustellen, da sie ja
selbst die Meinungsmanipulation betreiben und auch noch
bestens dafür bezahlt werden.
Auch ohne Erhöhung der
übrigen Mehrwertsteuersätze ließe sich so die
Forderung der Unternehmer nach Senkung ihrer
Lohnzusatzkosten erfüllen
durch (teilweise) Einkommensteuerfinanzierung der
Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung oder durch
eine möglichst gleichwertige Bürgerversicherung ohne
Beitragsbemessungsgrenzen.
Damit könnte man der
Arbeitsplatzvernichtung entgegenwirken, die durch die
fortschreitende Steuerbegünstigung der „Bestverdiener” und des großen Kapitals
zu Lasten des Faktors Arbeit entstanden ist und die
wiederum weiteren Druck der Kapitalbesitzer auf die Arbeitnehmer erleichtert.
Ferner könnten auch mit einem ermäßigten
Mehrwertsteuer-Satz für konsumnahe Dienstleistungen
viele neue sozialversicherte Arbeitsplätze geschaffen
werden durch Eindämmung der Schwarzarbeit und
Marktanreize für weitere bezahlbare Leistungen. Allein
für das deutsche Gaststättengewerbe wäre so mit 70.000
neuen Arbeitsplätzen zu rechnen (sh.
„EU will Mehrwertsteuer für
gastronomische Dienstleistungen senken”, ahgz.de,
27.6.2008). Das Vielfache käme hinzu für die übrigen
konsumnahen Bereiche.
Sogar der
rechte französische Ministerpräsident Sarkozy versteht
so einfache Regeln und forderte zumindest für sein
Gastronomie-Gewerbe die deutsche Zustimmung zu seiner
drastischen Senkung dieses Mehrwertsteuer-Satzes - nach
seinem spöttischen Motto „Frankreich handelt,
Deutschland denkt noch nach” (sh.
„Merkel und Sarkozy –
Streit war gestern”, tagesspiegel.de,
13.3.2009).
Aber solche Vernunft missfällt sowohl der
„christlichen” Bundeskanzlerin Merkel als auch dem
„sozialdemokratischen” Finanzminister Steinbrück (sh.
„Mehrwertsteuer – 'Madame Non'
stoppt Sarkozy”, focus.de,
12.12.2008, und
„Steinbrück:
'Wir sind nicht in einer Rezession'”, dradio.de,
12.9.2008.), denn mit einer Mehrwertsteuersenkung
beschneiden sie stets den Spielraum für die Umverteilung
nach oben durch Senkung der Einkommensteuer für sich
selbst und für ihre bestbezahlten neoliberalen
Meinungsmacher (sh. auch hier Journal-1.htm:
„CDU-Geheimplanungen”).
Statt dessen
spendieren sie sich 3,3 Milliarden Euro für die
steuerliche Absetzbarkeit von „haushaltsnahen
Dienstleistungen” wie Haushaltshilfen und Handwerkern,
von denen die 50 Prozent der nahezu
einkommensteuerfreien Einkommensschwachen gar nichts
haben. Dies ist genau der Grund, aus dem die
Umverteilungsprofiteure diese Selbstbedienung
für „zielgenauer halten als z.B. einen ermäßigten
Mehrwertsteuersatz, den Frankreich im
Dienstleistungssektor zur Beschäftigungsförderung
einsetzt„
(sh.
„Absetzbarkeit von
haushaltsnahen Dienstleistungen”, handelsblatt.com,
12.9.2008, und Bundesministerium der Finanzen:
„Datensammlung zur
Steuerpolitik - Ausgabe 2007”, Tabelle
4).
Letztlich konnten sie ihre Blockade der EU-Untergrenze
für die Mehrwertsteuer gegen Sarkozy jedoch nicht
durchhalten, denn inzwischen hat dieser den
Mehrwertsteuersatz für seine Gastronomie von 19,6 auf
5,5 Prozent gesenkt, während ihn Deutschland von 16 auf
19 Prozent erhöht hat! Nun fordert selbst der
„christliche” Ministerpräsident Oettinger einen
ermäßigten Mehrwertsteuersatz für das
Gastronomie-Gewerbe, allerdings nicht zu Lasten seiner
eigenen Steuergeschenke, sondern auf Kosten der Ärmsten
durch Erhöhung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von
derzeit sieben Prozent (sh.
„Mehrwertsteuer-Streit mit
Frankreich - Steinbrück gibt Widerstand auf”, spiegel.de,
3.3.2009, und
„Debatte um ermäßigten
Mehrwertsteuersatz - Oettinger hält Steuererhöhung für
denkbar”, tagesschau.de,
26.6.2009.)
Die Großspender und Einkommensmillionäre honorieren dagegen die Aussicht
auf die Schröpfung der Ärmsten zur Finanzierung von weiteren Senkungen
ihres Spitzensteuersatzes durch zusätzliche Wahlkampfspenden für die
„Christlichen”, die ihnen auch in der Finanzmarktkrise noch
Steuersenkungen versprechen. Frank Walter Steinmeier sagte in dem
TV-Duell mit Angela Merkel zu diesen „Spenden”: „Die CDU bekommt mit
rund drei Millionen mehr als zehn Mal so viel wie die SPD.” (Sh.
frankwaltersteinmeier.de,
besucht am 14.9.2009).
Auch in den Vorjahren ließen sich die Großspender die Aussicht auf
weitere Steuergeschenke etwas kosten. So heißt es bei n-tv.de zu dem
Spendenaufkommen für 2008 am
27.1.2009 unter der Überschrift
„Großspenden der Großbanken - 'Peanuts' für die
Union”:
Mit Abstand die meisten Großspenden aus der Wirtschaft und von
Privatleuten bekamen die Unionsparteien. Nach den Bundestags-Zahlen
erhielten CDU und CSU insgesamt mehr als 3,5 Millionen Euro. Es folgen
die FDP mit mehr als 930.000 Euro, die SPD mit mehr als 650.000 Euro und
die Grünen mit 60.000 Euro. Die ebenfalls im Bundestag vertretene Linke
bekam demnach keine Großspenden.
Für die Wahlkampfspenden von „Großbanken” ist es gewiss hilfreich, wenn
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zur Image-Politur seine
Geburtstagsgäste ins Bundeskanzleramt einladen darf (sh.
„Geburtstagsessen im Bundeskanzleramt - Merkel
hofiert Ackermann auf Staatskosten”, handelsblatt.com,
24.8.2009). Für gute Stimmung bei den Groß-Profiteuren sorgt auch das
neoliberale Guttenberg-Papier (sh.
Journal-2.htm).
„Peanuts” sind das vor allem im Vergleich zu den Steuergeschenken, die
schon ein einzelner Einkommensmillionär für jede Einkommensmillion
erhält, wenn sein Spitzensteuersatz nach dem „christlichen” Fernziel von
45 auf 25 Prozent gesenkt wird (sh.
hier rossaepfel-theorie.de), denn
das macht für ihn allein je Einkommensmillion schon 200.000 Euro
jährlich auf Kosten der Mehrwertsteuererhöhung und sonstiger
Schröpfungen der Ärmsten. Dieser „christliche” „Segen” ist also mit den
„Spenden” von 3,5 Millionen Euro billig erkauft.
Die Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen dient aber den Neoliberalen überhaupt nicht
zur Umverteilung des Volkseinkommens in ihre eigenen
Taschen. Sie erhöhten – ganz im Gegenteil -
noch die
Mehrwertsteuer noch um drei Prozentpunkte, und Angela
Merkel blockierte - getreu ihrer neoliberalen
Arbeitsplatzvernichtungspolitik - bei ihrem Besuch in
Paris die Absenkung der Mehrwertsteuer in der dortigen
Gastronomie auf 5,5% (sh. „Frankreichs
Wirte werden ungemütlich”, tagesspiegel.de
23.1.06, mit dem Zitat: „Dass die deutsche
Regierung, die im eigenen Land die Konsumsteuern erhöht,
den Franzosen keine Extrawurst gönnen kann, hat man
verstanden”). Eine solche Blockade der Schaffung
von Arbeitsplätze lassen die EU-Vereinbarungen bei der
Mehrwertsteuer ausdrücklich zu, währen sie Mindestsätze
bei den Steuern für „Bestverdiener” und internationale
Konzerne durchaus nicht vorsehen.
Die Ablehnung der
neuen neoliberalen EU-Verfassung durch Franzosen und
Holländer ist also als Druck zur Schaffung eines neuen
Verfassungs-Geistes durchaus zu begrüßen.
Man hätte das Scheitern vor allem dazu nutzen
können, die entscheidenden Verteilungsfragen öffentlich zu diskutieren und die
Mauscheleien in den Hinterzimmern zu beenden. Aber die lichtscheuen Abkassierer wollen gerade eine öffentliche Diskussion über ihr Steuer- und
Sozialdumping vermeiden. Von ihren Dumpingopfern fordern sie statt dessen
das Vertrauen, das sie längst verspielt haben.
Um den Wählerwillen auszutricksen und weitere
Volksbefragungen zu vermeiden, haben die Umverteilungs-Profiteure ihre neu präsentierte neoliberale
Verfassung durch deren geänderten Titel trügerisch etwas tiefer gehängt und als
„EU-Reformvertrag” bezeichnet. Lediglich in Irland - als einem der größten
Profiteure des vertragsmäßigen asozialen Subventions- und Steuerdumpings -
konnte jetzt die Volksbefragung verfassungsrechtlich nicht umgangen werden.
Auch das Lohn- und Sozialdumping soll für die Lobbyisten weiter zementiert
werden, indem es den notwendigen Abstimmungs-Neuregelungen klammheimlich beigepackt
wird durch juristische Verklausulierungen, die die EU-Richter weiterhin zu
Urteilen im Sinne der Abkassierer zwingen (sh. hier
Steuer-Parasitismus.htm,
EU-Lohndumping.htm und
Demokratie-Kauf.htm). Die Entscheidungen des EuGH für Lohn- und
Sozialdumping sind also nicht nur ihm selbst anzulasten,
sondern auch und vor allem den neoliberalen Politikern
und Eurokraten, die die EU-Verfassung und ihre
vorbereitenden Gesetze mit Trojanern gespickt haben – im
Interesse ihrer Kundschaft und gegen ihr Wähler-Volk.
Dennoch erscheinen solche Urteile als Justiz-Skandale,
wie jüngst erst wieder das EuGH-Urteil gegen
automatischen Inflationsausgleich für Arbeitnehmer und
vor allem gegen die Überprüfung von Lohn- und
Sozialdumping bei Arbeitnehmer-Entsendungen nach
Luxemburg durch die Kontroll-Behörden des Landes. (Sh.
Hans-Dieter Hey:
„Urteile des EuGH immer
häufiger gegen Bürgerinnen und Bürger – Gericht entscheidet für Lohn- und
Sozialdumping”,
Neue Rheinische Zeitung,
4.7.2008. Sh. auch den Bericht von Tonia Koch:
„Furcht um soziale
Errungenschaften, EuGH beschneidet Arbeitnehmerrechte”,
dradio.de,
3.7.2008, 9:24h, dort gespeichert). Während einem
von den neoliberalen Medien massenhaft
Irreführungs-Propaganda zugunsten des EU-Reformvertrages
aufgetischt wird, findet man die eigentlich wichtigen
Informationen dort allerdings nur mit großer Mühe.
Man versucht nun also, die Iren unter Druck zu setzen mit
der Behauptung, dass die meisten EU-Mitglieder dem
„Reformvertrag” schon zugestimmt hätten. Aber in
Wirklichkeit wurde das Volks sonst nirgendwo befragt und
auch nicht über die wesentlichen Punkte informiert.
Die Vertragsablehnung durch die Iren hat einen besonderen moralischen Wert, denn es kommt selten
vor, dass die Hauptprofiteure von asozialen „Reformen”
mehrheitlich dagegen stimmen - aus teilweise ehrenwerten
Motiven.
Dies sieht man unter anderem an der nahezu einhelligen
Zustimmung der europäischen Neoliberalen zu ihrem
„Verfassungs”-Machwerk in Geheimsprache, das von Kritikern wie Attac -
noch allzu milde – als „Mogelpackung” bezeichnet wird.
Genau jene Neoliberalen, die ihre Forderung nach
Steuervereinfachung stets als Einleitung für ihre
weitere Steuersenkungs-Forderungen missbrauchen,
betreiben hier ihre maximale Sprachverwirrung und lenken
davon ab mit der Begründung „Europa ist halt
kompliziert” (sh.
„Ein
langes Jahr für den EU-Reformvertrag”, deutsche-welle.de,
13.2.2008). Zur dieser mutwilligen Kompliziertheit
heißt es bei Attac:
Der
Hauptunterschied ist, dass der neue Text vollkommen unlesbar ist, indem auf
verwirrende Weise etwa 360 Änderungsartikel zum Vertrag von Maastricht (Vertrag
über die Europäische Union) sowie zum Vertrag von Rom eingefügt wurden, der bei
der Gelegenheit umbenannt wurde in „Vertrag über die Arbeitsweise der
Europäischen Union”.
(Sh.
„Einführung„
zum Vertrag von Lissabon, attac.de, mit vielen
Materialien - Seite besucht am
19.6.2008).
Der Attac-Sprecher Gerold Schwarz sagte:
Der Vertrag hätte die neoliberale Schlagseite der
Europäischen Union auf Kosten der Mehrheit der
europäischen Bürgerinnen und Bürgern für lange Zeit
festgeschrieben, sowie die weitere Militarisierung der
EU vorangetrieben.
(Sh.
„Linke
und Attac begrüßen Irlands Nein zum EU-Vertrag”,
pr-inside.com,
13.6.2008.)
Auch die bedrängten Arbeitnehmervertreter in der
ehemaligen Arbeitnehmerpartei SPD lehnen den Vertrag ab. Dazu Lothar Bisky (Die
Linke):
Zwar seien die Linken im Bundestag die Einzigen, die dem Vertrag von Lissabon
die Zustimmung verweigerten. „In der Gesellschaft und in Europa stehen wir mit
unserer kritischen Haltung keineswegs allein da”, betonte Bisky. Auf der europäischen Ebene - auch in Deutschland hätten Gewerkschafterinnen und
Gewerkschafter ihre Bedenken „gegen den neoliberalen Geist des
Lissabon-Vertrages” deutlich gemacht, so Bisky. „Die Arbeitsgemeinschaft für
Arbeitnehmerfragen in der SPD, AfA, lehnt den Lissabon-Vertrag ab und fordert
die SPD-Abgeordneten auf, diesem Vertrag im Bundestag nicht zuzustimmen. Die
Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges fordern, den EU-Vertrag
nicht zu ratifizieren. Ob Pax Christi oder Attac, sie alle weisen darauf hin,
dass der Lissabon-Vertrag nicht den Interessen der Mehrheit der Menschen
entspricht.„
(Sh.
„Bundestag ratifiziert EU-Reformvertrag”,
ngo-online.de,
24.4.2008.)
Die Neoliberalen überlegen statt
dessen, wie sie ihre Chancen für die Vertragsannahme
durch die Iren bei einer erneuten Volksbefragung
verbessern können. Dabei setzen sie vor allem auf
Garantien zur Fortsetzung des Steuerdumpings und
sonstiger Maßnahmen gegen das Volk, also zu den
asozialen Kernstücken, die sie für sich selbst sowieso
mit dem Vertrag zementieren wollen.
In Brüssel erhielten die Iren Signale, dass man an eine
Art „erklärendes Protokoll”, dem Reformvertrag
anzuhängen, denkt, in dem die bei der Ablehnung
vorrangigen Sorgen um irische Neutralität, irische
Steuerhoheit, irisches Arbeitsrecht etc. durch
verbindliche Zusagen beseitigt werden sollen. Solch ein
Protokoll würde keine Vertragsneuverhandlung nötig
machen; schon in Brüssel hat eine Nein-Gruppe wie Sinn
Féin angedeutet, dass man bei Klarstellungen dieser Art
einer erneuten Vorlage des Reformvertrags zustimmen
könnte.
(Sh.
„Wie aus Irlands Nein doch noch
ein Ja werden kann”, welt.de, 21.6.2008.)
Ein Vorbild gegen
solche asoziale Politik sind Dänemark und auch die übrigen
skandinavischen Länder im Gegensatz zu anderen nur
scheinbaren „Erfolgsmodellen”, vor allem deshalb, weil
sie diesen Erfolg trotz ihrer Randlage erreichen mit
ordentlichen Sozialsystemen
bei entsprechenden
Spitzensteuersätzen, den niedrigen Sozialbeiträgen
einschließlich der „Lohnzusatzkosten” und ohne
Schmarotzertum bei der Fluchtkapital-Besteuerung etc.
auf Kosten anderer Länder.
So hat Dänemark zum Beispiel die
niedrigste Kinderarmut in Europa (sh. „Kinderarmut in
Europa”, arte-tv.com.de, 10.1.06),
die höchste Entwicklungshilfe-Quote aller
Industrieländer (0,83% des Bruttosozialprodukts in 2003,
sh. „Millennium...” Report, Mai 2004, unter
undp.org, Annex 1);
es hat
nach Finnland und Neuseeland die geringste registrierte
Korruptionsquote von 145 Ländern (sh.
Corruption
Perception Index 2004, über
transparency.de,
21.10.04); es gelang dort sogar erstmals in Europa bei
einem Ehrenmord wegen missliebiger Heirat, auch die
heimlichen Anstifter in der Familie lebenslänglich
einzusperren (sh. „Dänemark: Familie wegen Ehrenmords
verurteilt”,
welt.de, 29.6.06);
Dänemark hat von 24 OECD-Staaten die geringste
Spreizung bei der Verteilung des Volkseinkommens.
Über die Folgen der Umverteilung nach oben zu Lasten der
Kinder in Deutschland heißt es in einer internationalen
UNICEF-Vergleichstudie aus dem Jahre 2005:
Der UNICEF-Vergleich zeigt krasse Unterschiede zwischen
den reichen Ländern auf. Am niedrigsten ist die
Kinderarmut in Dänemark und Finnland (unter drei
Prozent). Besonders hoch ist der Anteil armer Kinder in
den USA (über 20 Prozent). Deutschland liegt im
Mittelfeld auf Platz 12. Vergleicht man die Entwicklung
der Kinderarmut seit 1990, fällt Deutschland aber auf
Platz 18 von 24 OECD-Staaten zurück. Die Rate der
Kinderarmut wächst hierzulande schneller als unter
Erwachsenen und Kinder sind häufiger von Armut
betroffen. Vor allem Kinder aus Zuwandererfamilien und
Kinder Alleinerziehender leiden unter Armut. 40 Prozent
der Kinder Alleinerziehender sind arm.
(Sh.
„Kinderarmut in reichen Ländern
steigt, Zunahme in Deutschland höher als in den meisten
OECD-Staaten”, unicef.de,
1.3.2005.)
Im Jahre
2000 hatte in Dänemark das einkommensstärksten Fünftel
(= „Quintil” ) der Haushalte lt. OECD-Statistik „nur„ das 3,1fache der einkommensschwächsten 20%; in
Deutschland belief sich dieses „Einkommensquintilverhältnis„
S80/S20 in 2001 auf das 4,3fache,
sh. „Income Distribution and Poverty ...”
,
oecd.org 3/2005,
S. 77, wo auch die Spitzenposition Dänemarks nach den
Eurostat-Werten ausgewiesen ist; deren starke
Schwankungen sieht man im Falle von Deutschland
beim „vollständigen Herunterladen” von
„Strukturindikatoren” in selbst zusammengestellten
Tabellen unter
Eurostat. Sie
wirken sich offenbar auch aus auf den „Human
Development Report” (HDR) der UN (S. 273)
über dessen
Weltbank-Quellen
(Tabelle 2.7) und deren Quelle beim
Lisproject.org
(Tabelle S. 103).
Die starken Eurostat-Schwankungen
ergeben sich wohl aus problematischen Erhebungsmethoden
auf diesem schwierigen Gebiet, obwohl das
Anteilsverhältnis S80/S20 weniger fehleranfällig ist als
das interessante Verhältnis S90/S10, das man im HDR
(a.a.O.) ebenfalls findet.
Laut
DIW-Vorausberechnungen hat sich die Spreizung beim
„Haushaltsäquivalenzeinkommen„ nach Steuern und
Sozialabgaben zwischen dem
obersten und untersten Zehntel aller Haushalte
in Deutschland in nur zwei Jahren von 27,72/4,29 = 6,46
im Jahre 2003 auf 28,72/4,20= 6,83 im Jahre 2005
verschärft (sh. die Modellrechnungen von Stefan Bach et
al.: „Aufkommens-
und Belastungswirkungen der Lohn- und Einkommensteuer
2003 bis 2005”, Tabelle 6-1, S. 78,
Berlin, April 2004 / Dezember 2003). Zur Erklärung heißt
es in der interessanten Studie auf S. 77:
Diese Effekte sind weitgehend auf die Wirkungen der
kommenden Stufen der Einkommensteuerreform
zurückzuführen, die die Steuerpflichtigen mit höheren
Einkommen deutlich entlasten, wie es auch in den
vorangehenden Abschnitten deutlich geworden ist.
Eine weitere Bestätigung für diese Folgen der
schwarz-gelb-pink-grünlichen Umverteilung nach oben
findet man in einem Wochenbericht des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW Berlin
10/2008 S. 101 – 2008). Dort heißt es unter
der Überschrift
„Schrumpfende Mittelschicht –
Anzeichen einer dauerhaften Polarisierung der
verfügbaren Einkommen?”:
Die Schicht der Bezieher mittlerer Einkommen ist in
Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich
geschrumpft. Ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung ging
von 62 Prozent im Jahr 2000 auf 54 Prozent 2006 zurück.
Entsprechend gestiegen ist der Bevölkerungsanteil an den
Rändern der Einkommensverteilung, wobei in der
Mittelschicht die Abwärtsmobilität stärker ausgeprägt
war als der Aufstieg in höhere Einkommensklassen. Auch
wenn sich der konjunkturelle Aufschwung im Jahr 2007
fortgesetzt hat, dürfte sich an der relativen
Einkommenssituation in der Mitte der Gesellschaft nur
wenig verändert haben.
(Sh. auch die DIW-Definition der Mittelschicht: „Die
DIW-Forscher definieren als Mittelschicht Menschen, die
über 70 bis 150 Prozent des Durchschnittseinkommens
verfügen”
unter der Überschrift
„Millionen Deutsche ins Abseits
gerutscht”, ZDFheute.de,
4.3.2008, mit weiteren
Erläuterungen.)
Wahrscheinlich hat sich die Einkommensschere nach
2006 doch noch weiter geöffnet als nach den
Formulierungen des DIW, denn
durch den Zufluss von
kaum mehr konsumierbarem Einkommen bei den
Best-„Verdienern” wächst auch deren
Vermögensanteil immer
mehr, so dass die Spreizung zusätzlich durch vermehrte
Vermögenserträge verschärft wird.
Das wird sich mit der unsäglichen Abgeltungssteuer von
25 Prozent ab 2009 noch drastisch zuspitzen.
Das DIW zeigt im letzten Satz also eher jene Neigung zur
Beschönigung des Neoliberalismus, was seit dem
erzwungenen Abgang von Gustav Horn unter dem Präsidenten
Klaus F. Zimmermann nicht verwundert (sh.
„Über Methoden, mit denen
Neoliberale die Säuberung des DIW von
nachfrageorientierten Ökonomen rechtfertigen”,
nachdenkseiten.de,
4.5.2005). Selbst die
Kurzmitteilungs-Schreiber von WELT ONLINE als Angehörige
der Mittelschicht verzichten in ihrer Überschrift hier
auf Abwiegelung (DIW-Studie:
„Mittelschicht schrumpft
dramatisch”, welt.de, 4.3.2008).
Auffallend ist in dem Zusammenhang, dass der Anteil der reichsten 10% am
westdeutschen privaten Nettovermögen (auch durch die
Steuersenkung für „Bestverdiener”) von 1993 bis 2003 von
41,0% auf 44,8% gestiegen ist, während der Anteil der
gesamten unteren Bevölkerungshälfte dort in der gleichen
Zeit von 5,4% auf 4,4% abnahm (sh. Zweiter „Armuts-
und Reichtumsbericht der
Bundesregierung”,
Februar 2005, S. 36, Tabelle I.9,
und Wikipedia:
Reichtum).
Die Spreizung bei der Einkommensverteilung
lässt sich von der Spreizung bei der Vermögensverteilung
nicht trennen: Das
angesammelte Volkseinkommen wird mit Hilfe der
Neoliberalen in zunehmendem Maße dort privatisiert, wo
es für den Konsum schon längst nicht mehr wirksam werden
kann und nur noch als Mittel zur weiteren
Ausartung der
Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen dient -
mit progressivem Verlauf.
Bezieht man die Vermögensanteile im Jahre 2009 auf das
gesamte Bundesgebiet, so hatten 10 Prozent der
Bundesbürger einen Anteil von 46,4 Prozent am gesamten
Privatvermögen von ca. 5 Billionen Euro (ebd. S. 36 und
S. 32 und jetzt die nachfolgende
Grafik der Hans-Böckler-Stiftung
für 2009). Das entspricht ca. 2.300 Milliarden Euro. In
wenigen Jahren werden die zehn Prozent wohl etwa die
Hälfte des
privaten Volksvermögens haben (sh. hier die Grafik
zur
Umverteilung des Volkseinkommens).

Die „oberen zehn Prozent der Einkommensteuerzahler”
bestreiten angeblich „54
Prozent des Steueraufkommens”.
Diese irreführende Parole wiederholen die
Neoliberalen möglichst in jedem Interview und in jeder
Talkshow zur Einkommensverteilung. So auch der
zugehörige Kanzler der Bosse in einem Interview mit der
Süddeutschen Zeitung vom 1./2.10.2004. Gerhard
Schröder:
Wenn die oberen zehn Prozent der Einkommensteuerzahler
54 Prozent des Steueraufkommens bestreiten, das ist so
in Deutschland, muss man diese Art der Diskussion
wenigstens hinterfragen.
Es ist zugleich ein weiteres windiges Abzocker-Argument,
wenn man nicht mehr leugnen kann, dass die Umverteilung
nach oben nicht zur Schaffung, sondern zur Vernichtung
von Arbeitsplätzen führt. (Sh. zu dem Schröder-Interview
auch die Anmerkungen von Wolfgang Lieb
nachdenkseiten.de, 8.10.04,
mit Quellenangaben).
Tatsächlich wurden aber im Jahr 2003
überhaupt nur 38,9 Prozent „des Steueraufkommens” durch
die Einkommensteuer einschließlich Lohnsteuer
aufgebracht (das sind 38,9 % von 442,2 Mrd.
staatlichem Steueraufkommen,
also 0,389 * 442,2 = 172 Mrd. Euro; sh. „Zahlen und
Fakten - Ökonomische Grundlagen und Finanzierung”, Seite
4,
bpb.de). Von diesen 38,9 % tragen also die „oberen
zehn Prozent” nur etwa die Hälfte (54 Prozent = 93 Mrd.
Euro oder 0,389* 54 = 21% des gesamten
Steueraufkommens), obwohl die reichsten zehn Prozent in
2003 schon 46,8 % des Volksvermögens (= 0,468 * 5.000 Mrd. =
ca. 2.300 Mrd. Euro) bei sich angehäuft hatten. Man muss
sich also nicht wundern, wenn ihr Anteil am
Volksvermögen immer größer wird, zumal die
Substanzsteuern in Deutschland wesentlich geringer sind
als in vergleichbaren Ländern. Zu den genannten
54-Prozent-Anteil sh. BMF: „Datensammlung
zur Steuerpolitik”, Ausgabe 2005, mit der Passage
auf Seite 4:
Die –
gemessen an der Höhe der Einkünfte - oberen 10 v. H. der
ESt-Pflichtigen zahlen 54,1 v. H. des gesamten Lohn- und
Einkommensteueraufkommens (Tabelle 4 ).
Schon 5 % Durchschnittsrendite auf die 2.300 Mrd. Euro
Volksvermögens-Anteil brächte einen Vermögenszuwachs der
Reichsten vor Einkommensteuer von 115 Milliarden Euro
jährlich, und bei 50 % Durchschnittsbesteuerung immer
noch eine Netto-Vermögenszuwachs von 57 Mrd. Euro sowie
einen Anteil am Einkommensteuer-Aufkommen von ebenfalls
57 Mrd. Euro. Damit wäre also schon ein Gutteil ihres
obigen Einkommensteueranteils von 93 Milliarden Euro
allein durch die Einkommensteuer auf die bescheidene
Kapitalrendite von 5 % gedeckt, und die Schere zwischen Arm und
Reich würde trotzdem automatisch immer weiter
auseinander gehen.
Die Gruppe der oberen zehn Prozent begann im Jahre 2005
bereits bei Jahreseinkünften von 67.300 Euro pro
Haushalt (sh.
BMF: „Datensammlung
zur Steuerpolitik”, Ausgabe 2005, Tabelle 4),
so dass man getrost alle Politiker und bestbezahlten
neoliberalen Propagandisten dazu rechnen kann.
Dagegen resultierten in 2003 47,4
% „des Steueraufkommens” aus Verbrauchsteuern,
die besonders zu Lasten der Ärmsten und
Manipulationsopfer gehen, also
Mehrwertsteuer, Versicherungssteuer, Mineralölsteuer,
Kfz-Steuer, Tabaksteuer (sh.
bpb.de, a.a.O).
Dies wird durch die 3%ige Mehrwertsteuererhöhung noch
verschärft. Hinzu kommt, dass die staatlichen
Sozialausgaben der geplünderten
Zwangsversicherungs-Systeme einschließlich Sozialkosten
der deutschen Einheit zum weitaus größten Teil von
den Klein- und Normalverdienern finanziert werden. Diese
Abzüge verzehren schon ohne die Lohnsteuer einen
fast doppelt so großen Anteil ihres Einkommens wie die
Einkommensteuer bei den Best-„Verdienern”. (Sh. z.B.
„durchschnittlicher effektiver Steuersatz„ von 23,8
Prozent in 2007 für die oberen 10% der
Einkommensteuerpflichtigen (bpb.de)
im Vergleich zur Lohnbelastung mit Sozialabgaben von
über 40 Prozent.)
Auch die Springer-Medien spannen gern den Facharbeiter
für ihre Steuergeschenke ein, um ihn als Rentner, bei
seinen teuer bezahlten Sozialleistungen und auf allen anderen
Gebieten ausplündern zu lassen:
Heute ist der Mittelstand, auch der Facharbeiter schon,
nur noch Melkkuh einer Nation, in der 40 Prozent der
Menschen gar keine Steuern zahlen. Ökonomischer
Sachverstand macht sich im politischen Diskurs rar,
Wirtschaftskrise und drohende Linkspartei erschweren das
Differenzierungsvermögen.
(Sh.
„Kommentar: Die Last der Steuern”,
welt.de, 5.1.2009, wo nun auch die
Finanzmarktkrise herhalten muss für die weitere
Umverteilung nach oben; sh. auch hier in
Abschnitt 1.)
In Deutschland
hat man bei 0,8 Prozent Substanzsteuerquote
(Grundsteuer-,
Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögenssteuer als Anteil
vom Bruttoinlandsprodukt) eine
Arbeitslosenquote von etwa 10%. In Großbritannien liegt
die Substanzsteuerquote bei 4,3% und die
Arbeitslosenquote nur bei 4,7 Prozent (sh.
rossaepfel-exkurse.de/Sammlung.htm#Peter_Krämer
und „Arbeitslosenquoten”,
wko.at, Stand 22.2.06). Die Differenz zwischen den 4,3 und 0,8 = 3,5% vom Bruttoinlandsprodukt entspräche im Jahr 2004
allein schon Zusatzeinnahmen von
0,035 * 2.215,7 Mrd. Euro = 77,5 Mrd. Euro (sh. „Wirtschaftsleistung”,
wko.at, Stand 22.2.06).
- Man muss die Diskussion nicht immer auf die
Problematik einer zu hohen oder zu niedrigen Vermögensteuer ablenken: In
Ländern wie Großbritannien sind die Substanzsteuern
wesentlich höher als in Deutschland, so dass die
konjunktur- und demokratieschädliche Ausartung der
Ungleichverteilung etwas gebremst wird.
Statt daraus zu lernen, haben die „christlichen”
Lobbyisten im schwarz-rotgesprenkelten Koalitionsvertrag
zur Umverteilung nach oben
nicht nur die Mehrwertsteuererhöhung, sondern
auch
einen vollständigen Fortfall der Erbschaftsteuer durchgedrückt,
falls der Betrieb noch für zehn Jahre nach dem
Erbfall fortgeführt wird (sh.
den Koalitionsvertrag mit dem
mit dem
blumigen Titel
„Gemeinsam
für Deutschland – mit Mut und Menschlichkeit”,
Ziffer 2.5. Zur Kritik der
Begründung siehe
„Erbschaftssteuer:
Die absurden Reformpläne der Bundesregierung”,
MONITOR Nr. 549 vom 6.7.2006, und
rossaepfel-exkurse.de/Sammlung.htm#Peter_Krämer).
Man
kann nur staunen, in welchem Ausmaß die
Vermögenskonzentration mit Hilfe dieser Lobbyisten
Deutschland auch ohne dies schon gefördert wird durch
den Verzicht auf eine angemessene Erbschaftsteuer nach
dem Vorbild von Ländern mit viel geringerer
Arbeitslosenquote wie Dänemark, Niederlande, USA usw.
(sh. BMF: „Monatsbericht 06/2004 -Erbschaftsteuerbelastung
im internationalen Vergleich”, Abbildung
2: „Übertragung eines Unternehmens an ein Kind”).
Dabei wäre eine
hohe Erbschaftsteuer in Deutschland viel
dringender erforderlich als in Dänemark, weil hier die
Einkommensspreizung wesentlich krasser ist als dort (sh.
oben).
Dänemark ist eines der wenigen Länder mit großer
Transparenz in öffentlichen Angelegenheiten
einschließlich von Kontrollmitteilungen der Banken an
die Finanzverwaltung zur Vermeidung von Steuerverkürzung
und -betrug auf Kosten der Lohnsteuerzahler; bei der
(allerdings subjektiven) Frage nach Glück und Zufriedenheit
liegen die Dänen unter den ersten fünf von 91 Nationen
(z.B. mit einem Index 8,2 von 10 bei steigender Tendenz
gegenüber Deutschland mit 7,2 von 10 bei gleich
bleibender Tendenz; sh. Ruut Veenhoven, mit
Rank Report 2005/1
und ders. et Wim Kalmijn:
Inequality-Adjusted Happiness
in Nations, 2005, was nicht durch eine
geringere Suizidrate anderswo widerlegt wird, etwa in
ärmeren katholischen Ländern mit größerer Jenseitsfurcht
und -hoffnung (sh. z.B.
Tryptichon) als
Beruhigungsmittel gegen extreme Ungleichverteilung; sh.
auch OECD: „Social
Indicators” und
clubofrome.org
mit [„Happiness as a motivation ...„]). -
Schon während der
Nazi-Besetzung in Dänemark zeigte sich dort ein
gemeinschaftliches soziales Niveau (als Gegensatz zu
„asozial”), das man außerhalb von Skandinavien
vergeblich sucht. Dank dem lebensgefährliche Engagement
des deutschen Diplomaten Georg Ferdinand Duckwitz und
zahlloser Dänen wurden dort fast alle Juden vor der
Ermordung bewahrt (sh. Wikipedia:
„Rettung der dänischen Juden”),
während andernorts viele vor allem vom Judenmord
profitiert und sich bereichert haben.
Durch den Raubtier-Kapitalismus wird auch das
gegenseitige Vertrauen der Umverteilungsopfer zueinander
untergraben. Die soziale Marktwirtschaft kann dagegen in
den skandinavischen Ländern einen gewissen Ausgleich
schaffen, so
dass in Dänemark und Schweden mehr als 60 Prozent der
Menschen einander vertrauen und dementsprechend auf der
Glücksskala von Veenhoven (sh. oben) einen Wert von 8
erreichen, während das gegenseitige Vertrauen in
Deutschland nur noch bei etwa 30 Prozent und der
Glücks-Index auf dieser Skala nur noch bei 6,5 liegt
(lt. Studie der Deutsche Bank Research mit dem
irreführenden Titel
„Die glückliche Variante des
Kapitalismus”, Frankfurt a.M.
2.4.2007, S. 9, bezogen auf die World Database of
Happiness, World Value Survey).
In einem Interview mit dem US-„Glücksforscher”
Daniel Gilbert (DER SPIEGEL 31/2006, S. 118) fragte der
SPIEGEL: Sie behaupten auch, Geld sei ein
überschätzter Stimmungsaufheller. Wollen Sie ernstlich
behaupten, Ihr Gehalt als Harvard-Professor trage nicht
entscheidend zu ihrem Wohlbefinden bei?
Gilbert: Studien legen nahe, dass die erste
Hälfte meines Gehalts ganz wesentlich zu meinem Glück
beiträgt. Die zweite Hälfte jedoch ist überflüssig,
unnötig und ohne Belang. Wenn sie es einmal in die
Mittelschicht geschafft haben, dann erkauft Ihnen mehr
Geld kaum zusätzliches Glück.
Statt dafür zu sorgen, dass das gemeinsam
erwirtschaftete Volkseinkommen die Menschen glücklicher
macht, überlassen es die neoliberalen Politiker der
bloßen pathologischen oder obszönen Gier von
nimmersatten Abzockern, insbesondere durch die
steuerliche Umverteilung nach oben. Auch
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat
eine Ahnung vom unterschiedlichen Glücksbeitrag jedes
einzelnen Euros. Er spürt, dass der zusätzliche Euro des
Profiteurs diesem viel weniger Glück bringt als er dem
abgezockten Kleinverdiener und ruinierten
Hartz-IV-Konkursopfer nimmt. Immerhin hat Steinbrück für
seine Umverteilung nach oben eine Monatspension von etwa
10.000 Euro zu erwarten (sh. „ täglich NRW (18)”,
tagesspiegel.de, 25.5.05),
aber dennoch war er schon unter Rot-Grün maßgeblich
daran beteiligt, seine Steuern darauf um monatlich mehr
als 1.000 Euro zu senken. Ein laues Quentchen mehr Glück
hat ihm das anscheinend trotzdem gebracht, denn er
zitierte dazu im DW-Radio den Satiriker Peter Zudeick
mit den Worten:
Das schöne Gefühl Geld zu haben, ist nicht so intensiv
wie das saublöde Gefühl, kein Geld zu haben.
(Mitgeschrieben nach dw-radio.de vom 6.1.07, ca. 9:20h,
und nachzulesen unter „Der
satirische Wochenrückblick von Peter Zudeick”,
Sendung vom 4.11.06, wdr5.de.)
Selbst das Verfassungsgericht proklamierte einmal einen
„Halbteilungsgrundsatz”,
wonach das „arbeitende” Privateigentum nur bis zur
Hälfte seines Ertrages mit Steuern belastet sein darf.
Mittlerweile wird von den neoliberalen Meinungsmachern –
auch für die größten Beutestücke aus dem Volksvermögen –
eine Ertragsbelastung von höchstens 30 Prozent
angestrebt. Eine solche Heiligung der großen
Privatisierungen berechtigte schon den altrömischen
„pater familias” über Jahrhunderte, das „Privateigentum”
(von lateinisch
privare = berauben, befreien)
an seinen unerwünschten Neugeborenen aufzugeben und sie
auf öffentlichen Dunghaufen auszusetzen! (sh. Wikipedia:
Römisches_Eherecht).
Die Dänen halten in ihrer Mehrheit offenbar nichts von
asozialer Politik. Die Mentalität ihrer Mehrheit dürfte
auch an den
dänischen Bestverdienern
nicht spurlos vorübergehen. Daher ist dort auch bei den Meinungsmachern in
Verteilungsfragen eine gewisse Aufrichtigkeit zu
erwarten, während hierzulande von den Neoliberalen nur
die verlogene Thatchers TINA-Phrase gedroschen wird
(„keine Alternative!” - sh. unten).
Ein kleines Land wie Dänemark könnte Modelle
liefern für Ertragsteuern, Abgaben und Transparenz in
Deutschland. Dann könnte Deutschland -
in Verbindung mit anderen Ländern -
Modelle liefern gegen die weltweite
neoliberale „Epidemie” (sh. hier weiter
unten).
Unter den
neuen Beitrittsländer erreicht nur Slowenien mit dem
Eurostat-Wert S80/20-Wert vom 3,2 eine ähnlich
ausgeglichene Verteilung des Volkseinkommens wie
Dänemark (sh. „ Monetäre Armut in den neuen
Mitgliedsstaaten und den Bewerberländern”,
Eurostat, 12/2004,
sowie die dort verwendeten
Länderkennzeichen:
Slowenien = SI).
Aus den eingangs zitierten Ausführungen von Orszag und
Stiglitz lässt sich ableiten, dass Maßnahmen zum
Ausgleich des obigen
Einkommens-Anteilsverhältnis S80/S20 letztlich
zugleich
Handlungsvariable zur Förderung der Konsumnachfrage und
des Arbeitsmarktes sind,
auch wenn bei ungünstiger Verteilung z.B. eine
Konjunktur „auf Pump” oder durch Parasitismus und
Sonderfaktoren möglich ist.
Zur charakterlichen Verfassung der neoliberalen
Meinungsmacher in Deutschland im Vergleich zu ihren
moralisch weit entfernten „ Kollegen” in Skandinavien
schreibt der Journalist Harald Schumann in seinem
Artikel „ Wer nicht richtig rechnet”,
tagesspiegel.de, 10.10.04
(sh. oben):
Der Blick in die erfolgreichen skandinavischen Länder
offenbart, wo das eigentliche Problem liegt: Dort stehen
die Eliten zu ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl und
den sozialen Zusammenhalt. Hierzulande strebt die
Mehrheit der Gewinner eine gespaltene Gesellschaft nach
angelsächsischem Vorbild an. Das aber ist ein Spiel mit
dem Feuer, weil es große Teile der Bevölkerung zuerst in
die Resignation und dann den rechtspopulistischen
Verführern in die Arme treibt. Wie groß das Risiko ist,
war Ludwig Erhard noch bewusst...
Auf Kosten der
Skandinavier betreibt Deutschland selbst Steuerdumping
trotz
jährlich 80 Milliarden Euro Einheitskosten, und es soll nach
dem Willen der schwarzen und gelben Neoliberalen mit weiter
abgesenkten Spitzensteuersätzen noch mehr zum
Einkommensteuer-Paradies für sie und ihre
bestverdienende Kundschaft werden als zuvor schon unter
Rosa-Gilbgrün. Es reicht also nicht, das Glück der
Volksbetrüger und sonstigen „Bestverdiener” auf Kosten
aller übrigen sicherzustellen oder die Raffgierigen zu
„beglücken”, die sich sowieso mit nichts zufrieden
geben.
Das dänische „Fordern und Fördern” ist offenbar auch
kein nationales Glücks-Problem bei der vorbildlichen
Arbeitslosenunterstützung in Verbindung mit der
niedrigen Arbeitslosenquote dank Steuerfinanzierung der
Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile zur
Sozialversicherung. Damit könnte man in Deutschland auch die
Kombilöhne im Niedriglohnbereich vermeiden und die
Hartz-IV-Zuschüsse für 300.000 Vollzeitarbeitskräfte im
Niedriglohnbereich weitgehend einsparen (sh. „300.000
trotz Vollzeitjob arm”, taz.de, 3.4.06).
Zur Vermeidung von weiterem Lohndumping durch
Missbrauch von Kombilöhnen usw. sind jedoch gesetzliche
Mindestlöhne nach dem Vorbild anderer
Länder einzuführen (sh. hier
Mindestlohn.htm).
Außerdem sind gesetzliche Mindestlöhne ohnehin
erforderlich, um sie nach EU-Recht verbindlich
vorschreiben zu können bei der Öffnung des
Dienstleistungsmarktes für Auslagerung von
Dumping-Dienstleistern nach Polen, Tschechien usw. (sh.
hier
EU-Lohndumping.htm).
Statt den gesetzlichen Mindestlohn und eine verstärkte
Steuerfinanzierung von Sozialabgaben einzuführen, verwaltet man in Deutschland eine etwa
doppelt so hohe Arbeitslosigkeit wie in Dänemark und
lässt sich das 100 Milliarden Euro im Jahr kosten (sh.
Interview mit Hans-Werner Sinn,
derstandard.at, 11.1.06).
Als
Vertrauen schaffende Maßnahme zum Hartz-Spektakel hat man zumindest die
sprachliche Aufrüstung auf ein gewisses „modernes”
„Standing”
gebracht:
Ein Arbeitsloser kommt
ins Job-Center, trifft am Front Desk auf den
Case-Manager, der auf Grundlage eines Tiefenprofilings
mit Unterstützung des Back Office ein Vermittlungsangebot an die
PSA macht.[94]
Mit
diesem nutzlosen Hartz-IV-Brimborium werden die Kosten für das Arbeitslosengeld
II für das Jahr 2005 auf fast 30 Milliarden Euro ansteigen. Bundesminister
Wolfgang Clement hat gleich nach der Bundestagswahl 2005 während seiner letzten Tage als
Bundeswirtschaftsminister etwa 26 Milliarden Euro zugegeben, während er kurz vor
der Wahl noch auf 14,6 Milliarden Euro tiefgestapelt
hatte.
Zur Ablenkung von seinen falschen Angaben und vom
Arbeitsplatzvernichtungsprogramm der Neoliberalen hat Clement zeitgleich mit diesem
Kassensturz eine populistische Missbrauchskampagnen gegen die Arbeitslosen
inszeniert - mit weiteren Kostensteigerungen durch Kontrollbesuche,
Kontrollanrufe und mit zusätzlichen Aufwendungen für schlagzeilenträchtige
Anwesenheitsprogramme, weil die Arbeitslosenquote von ca. 10 Prozent lt. Clement
um „mindestens 10 Prozent” überschätzt werde (also tatsächlich um einen
Prozentpunkt(!) bei versteckter Arbeitslosigkeit von etlichen Prozentpunkten).
Siehe dazu „Hausbesuche
gegen Hartz-Missbrauch”, spiegel.de, 8.10.05, und „Clements
Anti-Abzocke-Plan”, Berliner Zeitung, 8.10.2005. Mehr oder
weniger erzwungener Missbrauch im Millionen-Euro-Bereich wird flugs zur
Ablenkung von Falschangaben im zweistelligen Milliardenbereich missbraucht mit
Clements Volksverhetzungsbroschüre: "Vorrang für die Anständigen - Gegen
Missbrauch, 'Abzocke' und Selbstbedienung im Sozialstaat", mit der er sich
wieder einmal als einer der „Anständigen” outet (sh. „Clement
angezeigt” , taz.de, 29.10.05). Persönlich hat es sein
Schäfchen allerdings im Trockenen (sh.
oben und „Auch
Clement sahnt ab”, berlinonline.de,
14.2.06). Bei der industriefinanzierten Meinungsfabrik
INSM hält er sich
aber nun im Hintergrund, nachdem er dort seinen Posten
als „Kurator” aufgegeben hat (sh. hier auch
Meinungskauf/Wir-Papst-Du-
Deutschland.htm).
So hält er sich dort mit weiteren ausgetreten
„Botschaftern” wie seinem Gesinnungsgenossen Gerhard
Schröder diskret im Hintergrund (sh. ebd. und unter
INSM bei
Wikipedia; sh. hier auch
Clements Lobbyismus
für die Energiepreis-Treiber von RWE).
Clements „Abzocke” soll also den
neoliberalen Ministern, Propagandisten und sonstigen
„Bestverdienern”
vorbehalten bleiben bei ihrer Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung in die
eigenen Taschen. Zur Finanzierung dieser Umverteilung
nach oben wurde auch die Arbeitslosenunterstützung auf
Hartz IV gekürzt, obwohl eigentlich die Verantwortlichen
mit 347 Euro monatlich die Folgen ihrer Politik zu
tragen hätten und damit noch überbezahlt wären.
Es war zwar konsequent, dass Clement
schließlich unter Druck der SPD den Rücken gekehrt hat
und dann bei der Bundestagswahl 2009 ausgerechnet für
die FDP und ihre Regierung mit den „Christlichen” in den
Wahlkampf gezogen ist (sh.
„ Clement wirbt für
Westerwelle”,
stern.de,
25.9.2009), aber
die Frage ist doch, warum die SPD solche Figuren
zusammen mit Schröder und seinem Tross so lange in ihren
Reihen geduldet hat und dadurch erst die Hälfte ihrer
Wählerstimmen und Mitglieder verlieren musste, bis sie
vielleicht zur Besinnung kommt.
Der Anteil der Hartz-IV- und Sozialgeld-Bezieher, die
sich „vor der Arbeit drücken” oder „illegal” etwas
hinzuverdienen, liegt nach allen Recherchen im
Minimalbereich. Ein viel höherer Anteil von ihnen
verzichtet sogar auf die Brosamen, die ihnen zugestanden
werden. Dagegen entspricht der Anteil der tonangebenden
Meinungsmacher, die den Wähler- und Selbstbetrug zur
Umverteilung der jährlichen vier- und mehrstelligen
Steuergeschenke (sh. oben) in ihren eigenen Taschen
betreiben, genau den Neoliberalen unter ihnen. Das ist
aber ihre weit überwiegende Mehrheit der Unersättlichen,
unter denen auch noch etliche durch Hetze gegen ihre
Umverteilungsopfer von ihrem Betrug ablenken.
Im Dilemma zwischen diesen teilweise
drastischen Kürzungen zugunsten jener Profiteure und dem
Verlust der Arbeitsplätze werden die Arbeitslosen aus
Existenznot gewissermaßen in die Illegalität oder
zumindest in Ausweichgestaltungen gedrängt. -
Um die
geringe Differenz zwischen Nettolöhnen und
Lohnersatzleistungen im unteren Bereich nach der
Forderung der Neoliberalen zu vergrößern,
könnte man wenigstens hier übergehen zu einer
(teilweisen) Steuerfinanzierung der
Sozialversicherungsbeiträge von Arbeitnehmern oder zu einer negativen Einkommensteuer. Da
dies aber mit einer Rückkehr der „Bestverdiener” zu ihrer
früheren Steuersätzen verbunden wäre, schlagen die
„Wirtschaftsweisen” (mit Ausnahme von Peter Bofinger)
und die sonstigen Neoliberalen statt dessen noch weitere Kürzungen der
Ersatzleistungen vor, um den Anreiz zur
Annahme der nicht vorhandenen (vernichteten)
Arbeitsplätze zu erhöhen (sh. „Bofinger hat
wieder 'eine andere Meinung'”, netzeitung.de,
9.11.05) bei einer Arbeitslosenquote von etwa 10%!
Volker Kauder und Ole von Beust (beide CDU) begründen
solche Kürzungen sogar mit ihrer Irreführungsparole von
der „ Aufstiegsgesellschaft” (sh. „ Söder poltert,
Thierse mahnt”,
spiegel.de, 21.12.06),
als ob die Opfer ihrer Arbeitsplatzvernichtung durch
Umverteilung nach oben selbst diese zynische Politik
reparieren könnten.
Auch der frühere Wirtschaftsweise Rolf Peffekoven ist
nicht zufrieden mit den 347 Euro monatlich plus
Sozialmiete. Die Rheinische Post zitiert ihn wie folgt
(sh. „Minijobs sollen Kombi-Löhnen weichen”,
rp-online.de, 2.1.06):
Zum anderen sollte man das
Arbeitslosengeld II drastisch kürzen. Damit würde der
Staat zugleich den Anreiz für die Arbeitslosen erhöhen,
sich einen gering entlohnten Job zu suchen.
Weiter heißt es dort zu dem
sympathisch erscheinenden Liebling der neoliberalen
Medien Hans-Werner Sinn:
Sein Kollege Sinn hatte bereits früher gefordert, die
frühere Sozialhilfe um mehr als 30 Prozent zu senken.
Auch für die meisten übrigen „Bestverdiener” unter den
deutschen Ökonomen ist ein Teil der 347 Euro in ihrem
Portemonnaie
besser aufgehoben als bei den
Hundert-Prozent-Konsumenten, die durch mangelnde
Konsumnachfrage ihre Arbeitsplätze verloren haben und
aus diesem Grund auch keine mehr finden.
Diese Mainstream-Ökonomen spielen daher
geflissentlich das Verhältnis der Arbeitslosenquote zur
Quote der offenen Stellen herunter (sh.
Beveridge-Kurve),
das bis Anfang der siebziger Jahre einmal einen
Stellenüberschuss auswies. Im Jahre 1980 lag die
Arbeitslosenquote im siebenten Jahr der Regierung von
Helmut Schmidt noch unter 4%
(sh. hier
Kohl-Verteilung.htm), und
zwar bei mindestens gleichem Kündigungsschutz wie heute,
obwohl dieser heute verstärkt vorgeschoben wird (sh.
plusminus vom 11.3.03), um von der
Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben
abzulenken.
In den Jahren 1981 und 1982
schnellte die Quote jedoch durch den zweiten
Ölpreisschock kurzfristig auf 7,5% hoch und konnte durch
die anschließende Umverteilungspolitik der Regierung
Kohl ab 1982 nicht nachhaltig zurückgeführt, sondern nur
noch erhöht werden
(sh. hier
Kohl-Verteilung.htm).
Bereits im Jahre 1996 stand einer Arbeitslosenquote
von 9% eine Vakanzquote (= offene
Stellen/Erwerbspersonen) von 1% gegenüber (sh.
much-magic/wiwi.uni-frankfurt.de -Prof.
R. Hujer, und
SVR-Gutachten 2005/06,
Ziffer 228, S. 166, Schaubild 33). Bis zum Jahr 2004
verschlechterte sich dieses Verhältnis noch weiter auf
ca. 9% zu ca. 0,7% (sh. auch
OECD-Wirtschaftsberichte -
Deutschland, August 2004, S. 28,
Abbildung 1.6).
Es war
ein erster Lichtblick, dass mit Peter Bofinger auch einmal ein neuer deutscher Wirtschaftsweiser
öffentlichkeitswirksam in wichtigen Punkten von der neoliberalen Linie abweicht.
Dazu heißt es in der Berliner Zeitung:
Heftige Kritik an der Hartz-IV-Reform übte derweil
der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Das Gesetz sei zur Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit ungeeignet. Es komme ihm vor wie eine „Bypass-Operation für
einen Asthmakranken. Dem Patienten wird viel zugemutet, doch er profitiert davon
nicht”, sagte Bofinger. Das Problem sei nicht mangelnder Druck auf die
Arbeitslosen, sondern der Mangel an Jobs.[95]
Als
Beispiel zur Entwicklung solcher Medizin empfiehlt sich auch der „köstliche”
Titel „Warum hat Ludwig XIV. so gestunken?” von Hans Conrad Zander (sh.
vorübergehend als „Audio-on-Demand” unter
dradio.de, 27.12.05, 10:36 Uhr,
danach als Hörkassette, z.B. „ZanderFilets”, antiquarisch, mit anderen Titeln im
Handel).
In
einem mutigen Interview von Peter Bofinger mit der taz konnte schließlich auch
noch von prominenter Seite eine kurze Bestätigung der Kernthese gefunden werden,
die hier vertreten wird:
[96]
Die Sozialabgaben sind zu hoch. Weniger Sozialbeiträge, mehr Steuern - dann
wären wir im europäischen Maßstab wieder richtig positioniert …
Bei Steuersenkungen profitieren eher die Gutverdienenden. Wenn man geringe und
hohe Einkommen um den gleichen Prozentsatz entlastet, hat der Wohlhabende
absolut gesehen mehr Geld in der Tasche. Bei den Sozialabgaben hingegen
profitieren kleine und mittlere Einkommen - Wohlhabende zahlen ja nicht in die
kollektive Versicherung ein. Der Schub für die Wirtschaft wäre größer, weil
Kleinverdiener zusätzliches Geld fast vollständig wieder ausgeben …
Die Sozialabgaben sind auch deshalb gestiegen, weil sie für viele Aufgaben
benutzt werden, die man aus Steuergeldern bezahlen sollte: die ostdeutschen
Renten nach der Wiedervereinigung oder die Finanzierung von
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen...
Dennoch zitiert BILD (am 28.2.2005) Hans-Werner Sinn
weiterhin mit der richtigen Beschreibung der Symptome
und der falschen Überschrift:
Steuern runter!
Es ist
absurd, wenn der Staat von dem Geld, das ein Kunde für
die Überstunde eines Malergesellen zahlt, 64 Prozent
über Steuern und Sozialabgaben wegkassiert. Das ist Gift
für die Motivation und ein Turbo für die Schwarzarbeit.
Hans-Werner Sinn propagiert allerdings selbst auch nur
neoliberale Rezepte.
Warum kommen die Experten nicht auf die einfachen
Konsequenzen, die von den 400 US-Ökonomen sowie Orszag
und Stiglitz so allgemeinverständlich dargestellt
wurden? Warum wollen sie nicht die Umverteilung zu ihren
Gunsten korrigieren? Liegt es an einer Denksperre,
Denkschulen-Fixierung, an Ideologie, Gewohnheit,
Konformismus, Gruppenzwang, Eigeninteresse? Oder weiß
man hier alles besser? Warum ist ihnen ihre übervolle
Brieftasche wichtiger als die Verfassung?
Dazu sagt der Bundesrichter und parteilose Kandidat des
Linksbündnisses
Wolfgang Neskovic,
selbst kein Geringverdiener, aber vor allem kein
Charakterloser, in einem DLF-Interview vom 26.7.05:
Den Spitzensteuersatz zu senken und gleichzeitig mit
Hartz IV gesetzlich Armut zu verordnen, ist zwar
neoliberale Politik, hat aber mit dem Grundgesetz nichts
zu tun. Wer meint, wir könnten uns den Sozialstaat nicht
leisten, bewegt sich nicht auf dem Boden des
Grundgesetzes, denn wir müssen uns den Sozialstaat
leisten, weil das Grundgesetz ihn fordert,
und weiter auf die Frage „ Sind Sie ein Idealist?”:
Als Richter ein Idealist zu sein, mag träumerisch
erscheinen, aber ich glaube daran, dass es möglich ist,
Gerechtigkeit herzustellen, wobei ich es mir nicht
anmaße, Gerechtigkeit zu definieren, aber ich weiß
konkret, was Ungerechtigkeit ist, und gegen
Ungerechtigkeit zu kämpfen, stellt den Weg zur
Gerechtigkeit dar.
Herbert Schui (WASG), emeritierter Ökonomie-Professor
und ebenfalls Kandidat des Linksbündnisses, erläutert die
wirtschaftlichen Gründe in seinem Artikel „Produktivität
und Wohlstand - Grundlagen für eine andere Politik”,
7.8.2004, unter linksnet.de:
Tatsächlich werden die meisten
Menschen trotz der steigenden Produktivität ihrer Arbeit
immer ärmer. Das ist absurd...
Die Förderung der Gewinne zu Lasten
der Löhne und Steuereinnahmen schafft nicht nur
zunehmend ungerechte Verteilungsverhältnisse. Sie setzt
auch eine verhängnisvolle gesamtwirtschaftliche Dynamik
in Gang: Sie drosselt die private Konsumnachfrage und
die staatlichen Ausgaben, weil aus einem Gewinneuro
weniger Cent ausgegeben werden als aus einem Euro
Lohneinkommen, Staatseinnahmen oder Einnahmen der
gesetzlichen Sozialversicherungen. Dieser Rückgang der
Konsumnachfrage wird nicht ausgeglichen durch steigende
private Investitionsausgaben. Denn steigende Gewinne
sind für die Unternehmen kein Anlass zu investieren. Das
mäßige Wachstum der Nachfrage steht einer Vergrößerung
der Kapazitäten entgegen...
Die Folge ist, dass der Binnenmarkt
austrocknet und die Binnennachfrage insgesamt schrumpft.
Die Unternehmen kürzen ihre Investitionsausgaben, auch
wenn sie angesichts der hohen Gewinne mehr Ausgaben
finanzieren könnten...
Weil Produktion und Beschäftigung von der Nachfrage
abhängen und weil die Verteilung des Volkseinkommens die
Nachfrage beschränkt, verliert das Wirtschaftswachstum
weiter an Dynamik...
Im Unterschied zur obigen Argumentation von Orszag,
Stiglitz, O'Neill und Haavelmo wird hier die
Umverteilungswirkungen nicht im Hinblick auf die
„Bestverdiener” im allgemeinen, sondern speziell im
Hinblick auf die Unternehmensgewinne betrachtet. Dabei
wird aber besonders die bekannte Tatsache beleuchtet,
dass auch diese Gewinne keineswegs überwiegend als
arbeitsplatzschaffende Investitionsnachfrage in den
Kreislauf zurückfließen, sondern ihm vielfach ebenfalls
entzogen werden. Ohne sinnvolle Verwendung der
volkswirtschaftlichen Überschüsse zur Entlastung der
angebotenen Arbeit von den falsch verteilten Kosten des
Sozialstaates werden Investitionen eher zur Vernichtung
von Arbeitsplätzen eingesetzt.
Statt eine geringere Belastung der Löhne durch Rückkehr zu ihren
alten Spitzensteuersätzen zu fordern, wartet die weit
überwiegende Mehrheit der
Meinungsmacher in Politik, Medien und Wissenschaft mit einem Schwall von Ablenkungsmanövern
auf, fordert für den Waren-Exportweltmeister Deutschland in
ihren Instituten oder in den Talkshows die weitere
Export- und Konjunkturförderung durch realen Lohnstopp
und Lohnsenkungen im untersten Bereich - bei
gleichzeitiger Absenkung der Sozialhilfe zu Lasten der
Konsumnachfrage, die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf
Grundnahrungsmittel usw.
Die neoliberalen Meinungsmacher verweisen ständig
auf die hohen Lohnstückkosten des Exportweltmeisters
(sh. die typische Pressemitteilung vom Institut der
deutschen Wirtschaft:
„Lohnstückkosten
- Ausland um 17 Prozent billiger”,
presseportal.de, 5.10.05,
und die seriösere Darstellung von Alois Guger:
„ Internationale Stückkostenposition 2004
verbessert”,
wko.at, 11/2005).
Sie
reden aber stets darum herum,
dass diese
Spitzenposition bei der Kostenbelastung durch die
einseitige hohe Belastung ausgerechnet der Löhne mit
den Kosten des Sozialstaates entstanden ist.
Bei etwas mehr Ehrlichkeit müssten sie nämlich auf
ihre Steuergeschenke verzichten. Auch die
konjunkturschädlichen Reallohnsenkungen der letzten
fünfzehn Jahre, z.B. von etwa 7 Prozent zu
Lasten der Arbeiter (sh. Pressemitteilung
destatis.de, 27.11.06:
25% - 32%), bei deutlichem Lohnanstieg in dem
umgebenden EU-Ländern werden von ihnen mit dem
Hinweis auf das hohe und überfrachtete deutsche
Ausgangsniveau heruntergespielt. Die
Nutznießer des Exportbooms und der Reallohnsenkungen
wollen einfach nur ihre Gewinne noch weiter erhöhen
auf Kosten der Konsum- und Gesamtnachfrage und damit
per Saldo auch zu Lasten der Arbeitsplätze (sh.
hier
Kohl-Verteilung.htm#Lohnanpassung).
Die Umverteilung zugunsten der
Export-Gewinne und zu Lasten der weit wichtigeren
Binnennachfrage kommentiert Peter Bofinger
wie folgt:
Das Problem
ist, dass die Binnennachfrage den größten Teil
unserer Gesamtnachfrage ausmacht, dass also etwa
zwei Drittel der Gesamtnachfrage auf die
Binnennachfrage entfallen. Und wenn dieses Herz der
Konjunktur nicht richtig schlägt, dann fehlt es an
Dynamik, auch wenn die Exporte ganz toll laufen...
Entscheidend ist, dass unser Aufschwung anhält. Wir
wollen ja nicht nur ein Jahr Aufschwung wie im Jahre
2006, wir wollen einen Aufschwung in 2007, 2008,
damit die Arbeitslosigkeit nachhaltig zurück geht.
Damit wir so einen selbst tragenden Aufschwung
bekommen, muss auch der private Verbrauch stärker
steigen.
(Sh. „Satte
Gewinne, sinkende Löhne”, zdf.de,
7.2.07, mit Video und Grafik der Entwicklung von
Kapital- und Lohneinkommen.)
„Zum Weltwirtschaftsbericht des Internationalen
Währungsfonds erklärt Herbert Schui,
wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE
LINKE. im Deutschen Bundestag” lt.
die-news.de
vom
5.4.2007:
Deutschland
braucht die Exportkrücke, weil die Binnennachfrage
krankt.
Über den Beginn des
Jahres 2007 hinaus wird die Konjunkturankurbelung durch den
Mehrwertsteuer-Endspurt zwar etwas weiter getragen
von der starken Weltkonjunktur, aber der
minimale Beschäftigungsanstieg, besonders bei den
prekären Arbeitsverhältnissen, ist nicht wegen,
sondern trotz dieser Umverteilung nach oben erfolgt.
Zum Misserfolg dieser deutschen neoliberalen
Politik äußerte sich Anfang April 2007 der
Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem
neuesten Bericht:
IWF:
Weltwirtschaft robust - Deutschland hinten
Die Weltwirtschaft wächst in diesem Jahr trotz einer
leichten Abschwächung weiter robust - allerdings
muss sich Deutschland im internationalen
Wachstumsvergleich mit einem der hinteren Plätze
begnügen. Nach Einschätzung des Internationalen
Währungsfonds (IWF) ist 2007 weltweit mit einem
Wachstum von 4,9 Prozent zu rechnen, nach 5,4
Prozent 2006. Während die USA 2007 ein Plus von 2,2
Prozent erwarten dürfe, blieben Deutschland und
Italien mit je 1,8 Prozent Schlusslicht unter den
großen Industrieländern.
(Sh.
abendblatt.de,
12.4.2007, und
IMF:
WORLD ECONOMIC OUTLOOK
APRIL 2007.
Vgl. auch
ROUNDUP/IWF: „Weiter
robustes Wachstum weltweit - Deutschland aber hinten”,
finanznachrichten.de,
11.4.2007).
Die etwa 5 Prozent
Wachstum der Weltwirtschaft sind der stärkste Wert
seit dreißig Jahren (sh. „ G7-Minister –
Weiteres Wachstum erwartet”,
n-tv.de,
14.4.2007, aber den weltweiten Aufschwung
gibt es schon seit vielen Jahren (sh. „
Weltwährungsfonds veröffentlicht Herbstgutachten”,
swr.de,
18.10.2007), ohne dass Deutschland mit seiner
Konsumdrosselung davon profitieren konnte. Noch im
April 2007 erwartete man hierzulande ein
Wachstum für 2007 von nur 1,2 Prozent (sh.
„Wirtschaftswachstum„
wko.at,
Stand 12.4.2007) und nicht ca. zwei Prozent nach den
neusten Prognosen des IWF. Im übrigen sind die
bestbezahlten Meinungsmacher und Leitungsfiguren des
IWF für ihre eigene neoliberale Politik berüchtigt
und fordern deren Fortsetzung auch für Deutschland
(sh. dazu auch das Interview mit dem
ehemaligen Vize-Chef der Weltbank und
Ökonomie-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hier unter
Linksbuendnis.htm).
Das deutsche Wachstum von ca. 2,5% in 2006 ist - im Hinblick
auf den Mehrwertsteuer-Endspurt - im internationalen
Vergleich weiterhin kläglich (sh. „Wirtschaftswachstum”
im internationalen Vergleich, wko.at,
Stand 13.1.07) und kann auch bei dieser
Konsumdrosselungs-Politik auch nicht besser sein.
Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen sind zwar
im Jahr 2006 um 6,9 Prozent gestiegen (sh.
Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung „ Deutsche
Wirtschaft im Jahr 2006 kräftig gewachsen”,
destatis.de, 11.1.07, gefunden über Menüpunkt
PRESSE > „Pressekonferenzen”). Aber der
durchschnittliche Einkommensanstieg der Arbeitnehmer
von 1,3 Prozent (ebd.) deckt bei weitem nicht ihre
Mehrbelastungen durch die Umverteilung nach oben
(sh. „Deutsche
Inflationsrate angestiegen”,
finanztreff.de, 22.12.06),
vor allem nicht bei den Lohngruppen im unteren
Bereich und mit deutlich geringerem prozentualen
Anstieg. Zur Fortsetzung dieser Politik in 2006 und 2007
sagte Oskar Lafontaine (sh.
presseportal.de, 12.1.07):
Die Schönfärberei der
Bundesregierung wurde damit als politische
Zweckpropaganda entlarvt, denn diese Zahlen machen
deutlich: Die Politik der Umverteilung von unten
nach oben wird fortgesetzt. Während eine Minderheit
über immer höhere Einkommen und größere Vermögen
verfügt, muss die große Mehrheit der Bevölkerung
Verzicht üben. Die Arbeitnehmer auf Weihnachts-,
Urlaubsgeld und angemessene Lohnerhöhungen, für die
Rentner gibt es eine Nullrunde nach der anderen,
Sozialleistungen werden gekürzt.
Die Bundesregierung setzt auch 2007 diese skandalös unsoziale
Politik fort. Mehrwertsteuererhöhung, Kürzung von
Pendlerpauschale und Sparerfreibetrag belasten
Arbeitnehmer, Rentner, Geringverdiener mit 30
Milliarden. Die Unternehmen aber sollen um zehn
Milliarden Steuern entlastet werden. In dieses Bild
passt, dass das reine
Geldvermögen in Deutschland bei wachsender
ungleicher Verteilung um sechs Prozent auf 4,54
Billionen Euro gestiegen ist. Dennoch weigert sich
die große Koalition des Sozialabbaus die
Vermögensteuer wieder zu erheben.
Dennoch klingen die Parolen der Neoliberalen für den Laien oft so überzeugt und ehrlich, dass
sie am ehesten mit profitablem Selbstbetrug
zu
erklären sind.
Grundlage hierfür ist die egoistische Selbst-Indoktrination, die
über den Standesdünkel bis zum Rassenwahn geht.
Bestenfalls kann man den Profiteuren Ignoranz
oder blindes
Vertrauen in falsche Ratgeber zubilligen, das im Fall der verantwortlichen
Politiker und anderen Meinungsmacher kaum entschuldbar ist und
sie zumindest für diese Funktionen disqualifiziert. Das gilt auch dann, wenn jemand in eine
parasitäre Ideologie hineingewachsen ist und sich noch als
Erwachsener mental bequem zurückzieht auf diese
„selbstverschuldeten Unmündigkeit” (zu diesem Begriff
sh. Immanuel Kant: „Was
ist Aufklärung?”).
Man kann sich in seiner Bequemlichkeit nicht immer damit
herausreden, dass man von allem Unrecht und Elend nichts
gesehen und gewusst habe, dass man auch politisch immer
nur mit der Propaganda der Profiteure gefüttert worden
sei. Dennoch ist es fraglich,
ob die Neoliberalen die
Folgen ihres Verhaltens für andere genau im Blick
haben. Wahrscheinlich wirkt auch hier - schon in der
Wahrnehmung - meist der profitable Selbstbetrug.
(Zur Psychologie des Wegschauens sh. z.B. hier die
Übersetzung der Rezension von Roger-Paul
Droit: „Das
Verbrechen der Gleichgültigkeit” zum
Buch von André Glucksmann: Das Gute und das Böse).
Die Macht des Geldes findet – wie die nackte Gewalt
– stets ihre willigen Vollstrecker und manipulierten
Mitläufer.
Abgesehen von der physischen Gewalt ist es demnach ähnlich
wie zum Beispiel im „Dritten Reich”, wo die
propagandistische Rechtfertigung
von Plünderung und Massakern
von den kleinen Geiern gern als
selbstbetrügerischer Freibrief übernommen
wurde. Man konnte sich damit sogar moralisch
und vaterländisch aufblasen bei der Verdammung und Erschießung von
Deutschen, die von der Führer-Fahne geflohen sind
oder gegen die Raubzüge opponiert haben.
Diese Heuchelei der Möchtegern-Profiteure diente
auch als Rechtfertigung
für die feige Respektierung des Kapitulationsverbot
durch General Paulus in Stalingrad, wodurch er
hunderttausenden seiner Leute in den Tod durch
Hunger, Kälte und Massaker zwang, in Kannibalismus
und psychischen Zusammenbruch, während er selbst bei
Cognac, Braten und Zigarrenrauch (lt. Hauptmann
Gerhard Dengler, sh. „Kadavergehorsam”,
zdf.de, 14.1.03) bis zur letzten Minute ängstlich
seinen manipulierten Eid auf den Ober-Propagandisten
als Ausrede vorschob. - Viele wurden schon in
sehr jungen Jahren der rechtfertigenden
Rundum-Manipulation zu Raub und Plünderung
ausgesetzt und im Elternhaus nicht dagegen
immunisiert. Ehe sie recht zur Besinnung kamen,
wurden sie schon zu Vollstreckern gepresst oder „
geadelt”. Es sind also nicht alle
subjektiv und von Anfang an schuldig, die an die Propaganda glauben.
Das
Geheimnis erfolgreicher Verdummungs-Rhetorik ist
jedenfalls, dass der Redner glaubt, was er sagt. Tatsächlich bringen diese Umverteiler
auch manchmal recht plausible Gedanken, solange es nicht
an ihr eigenes Portemonnaie geht. Das Geheimnis ihres
Verdummungserfolges liegt gerade in der geschickten
Mischung von Wahrheit und Betrug. Die Wahrung ihres
zusätzlich ergatterten Besitzstandes steht über allem,
auch wenn sie ihre Steuergeschenke nur noch horten
können. Aber die deutsche Konjunktur kann nicht allein
dadurch an Fahrt gewinnen, dass der Exportweltmeister
noch billiger fürs Ausland produziert.
Es geht um eines der letzten Tabus, auch in den USA, wo zum Beispiel die
Schaffung einer allgemeinen Krankenversicherung und sonstiger sozialstaatlicher
Selbstverständlichkeiten durch Korrektur von Bushs und Reagans Steuersenkungen
für „Bestverdiener” nicht einmal von den Demokraten offen angesprochen werden
kann, denn die hochbezahlten TV-Wirtschafts-Kommentatoren, neoliberalen
Politiker, Lobbyisten und sonstigen Propagandisten als
Medizinmänner der Nation haben durch ständige Verbannung dieser
Möglichkeit und durch die Zauberformel „Steuererhöhungen„ mit
ihrem mächtigen Medienapparat und gewaltigem Kapitaleinsatz bei der Tabuisierung
ganze Arbeit geleistet.
In Deutschland darf sich das Unwort „Steuererhöhung” bestenfalls auf die
Mehrwertsteuer beziehen, weil dadurch die bestbezahlten neoliberalen
Propagandisten kaum betroffen
sind. Sie wissen das genau und vermeiden daher in ihren flotten Interviews,
strammen Verlautbarungen und übrigen Absonderungen
peinlichst die Frage nach Erhöhung ihres
Spitzensteuersatzes, fordern jedoch ständig (in bezug
auf Umsatzsteuer und Umverteilung nach oben) „Es darf
keine Tabus geben!”. Aber nachdem die Steuersenkung für
„ Bestverdiener” in Deutschland zu einer der
niedrigsten Steuerquoten in der EU geführt hat,
würde eine Erhöhung der Mehrwertsteuer „ der
Volkswirtschaft endgültig den Garaus machen”.[98]
Vielleicht tummeln sich auch deswegen so viele Juristen in der Wirtschafts- und
Finanzpolitik, weil es dort gar nicht vorrangig um die Lösung ökonomischer
Probleme, sondern lediglich um ihre eigenen finanziellen Interessen und die Wünsche zahlungskräftiger
Lobbygruppen mit Hilfe von
Gutachtern geht.[99]
Aber auch die meisten prominenten Wirtschaftsexperten in Deutschland verhalten
sich wie Juristen in eigener Sache. Ihr „Erkenntnisinteresse”
oder „erkenntnisleitendes Interesse” ist nicht das
Interesse an Erkenntnis oder am Gemeinwohl, sondern
an der eigenen Brieftasche.
Dagegen gibt es zumindest im Linksbündnis
prominente Juristen, die - wie die amerikanischen
Ökonomen (sh. oben) - längst begriffen haben, dass die
Umverteilung nach oben zur Arbeitsplatzvernichtung
führt.
Diese
Tabuisierung und der Eigennutz der „Bestverdiener” gingen in den USA so weit, dass
Bushs historisches Umverteilungspaket einschließlich
Aussetzung der
Erbschaftsteuer im US-Senat mit der Unterstützung von 12 der 50 demokratischen
Senatoren durchgedrückt wurde![100]
Ohne diese Überläufer zur Bush-Partei wäre das Stimmenverhältnis 50 zu 50
gewesen. Die Nichtwähler in den USA hätten es also nicht leicht, das geringere
Übel zwischen den Parteien zu wählen. Aber die pinkgrünliche Schröder-Regierung
hatte ihre drastische Senkung des Spitzensteuersatzes von 53% auf zunächst 45%
ja sogar unabhängig von CDU und FDP geplant! Laut Heiner Geißler fühlten sich
die Schwarzen auf diese Weise noch
weiter nach rechts gedrängt.[102]
Damit dürfte die Schröder-SPD den Weltmeistertitel bei der Umverteilung nach
oben in der Kategorie der „Sozialdemokraten” errungen haben.
Peter
Bofinger wird sich mit der entscheidenden Forderung in dem taz-Interview vom
17.3.2004 nach Entlastung der Kleinverdiener[103]
durch seine Art der
„Gesundheitsprämie„
im Sachverständigenrat nicht
durchsetzen.
Die Unterstützung der manipulierten Wähler für seine Position ist noch zu schwach.
Das Jahresgutachten 2004/05 schließt mit seiner Unterschrift die
Mehrwertsteuererhöhung, also die konjunkturschädlichste aller Lösungen zur
Mitfinanzierung dieser Kopfpauschale (sh. unten) nicht aus, sondern gibt ihr vielmehr einen
Freibrief.[104] Beim Jahrsgutachten 2005/06 konnte sich Bofinger
allerdings mit seiner Ablehnung der
Mehrwertsteuererhöhung gegen die übrigen vier
durchsetzen - aus welchen Gründen auch immer (sh. „Wirtschaftsweise
raten von höherer Mehrwertsteuer ab”,
zdf.de, 9.11.05). Das Gutachten kam auch noch
rechtzeitig zur Warnung der pinkschwarzen große
Koalition für die Arbeitsplatzvernichtung durch
Umverteilung nach oben bei ihrer Vereinbarung dieser
Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte (sh.
„Nur
Lügen aufgetischt”, n-tv.de, 11.11.05).
Auch die Gilbgrünen und der am weitesten vergilbte
SPD-Flügel haben schon früh mit einer
Mehrwertsteuererhöhung geliebäugelt. Wirtschaftsminister Clement
(SPD) wollte lt. seinem Interview mit dem Berliner
Hauptstadtbrief vom 25.3.2005 zwar zur Beibehaltung der
Steuersenkung für „Bestverdiener” gern mit höherer
Mehrwertsteuer bei den Ärmsten abkassieren,
aber nicht sofort,
also nicht vor der Wahl. Die grünliche „Haushaltsexpertin” Anja
Hajduk könnte sich lt. Interview mit dem
Hamburger Abendblatt
vom
27.3.2005 wohl
auch gleich bei garantierter Senkung der
„Lohnnebenkosten” eine Mehrwertsteuererhöhung von 16%
auf 18% vorstellen, um die Steuersenkung für sich, die
Meinungsmacher und die übrigen „Bestverdiener”
beizubehalten, kann sich damit aber nach den ersten
Erfolgen des Linksbündnisses in ihrer Partei nicht mehr
durchsetzen. Auch der hessische Ministerpräsident Roland
Koch (CDU) ist für eine neue „Offenheit”, solange sie
sich nicht auf die Korrektur seines Spitzensteuersatzes
bezieht:
Man müsse „offen über eine Mehrwertsteuererhöhung
reden”, um die Lohnnebenkosten senken zu können, sagte
Koch mit Blick auf sozialpolitische Reformen im
Wahlprogramm der Union, das am 11. Juli vorgelegt werden
soll,
lt. sueddeutsche.de vom 17.6.2005, Titel „Diskussion
über CDU-Programm”.
Überhaupt bestätigt auch die CDU-Programmdiskussion den
obigen Untertitel „Fast ein Krimi” mit Doku-Anspruch
durch ihren neoliberalen Quantensprung:
Huber [Erwin Huber, CSU] sprach am Donnerstag in Berlin
von einem Programm „völlig neuen Typs”. Es werde
„spannend wie ein Krimi und realistisch wie ein
Dokumentarfilm sein, erhellend und aufbauend zugleich”,
sagte er;
sh. „Wahlprogramm
der Union - 'Spannend wie ein Krimi'”,
sueddeutsche.de, 16.6.05. Es wird in der Tat
außerordentlich „erhellend” und „aufbauend” für den
Durchblick sein, wenn der kleine Zahlmeister in den
nächsten Jahren merkt, wie die großen Profiteure mit
ihrer geheuchelten Sorge um das Gemeinwohl ihren
Würgegriff gegen ihn noch verschärfen, sich die Taschen
füllen, den Konsum weiter drosseln und dadurch die
Arbeitsplätze zusätzlich gefährden.
Peter Bofinger als „Neuer” im
Sachverständigenrat (seit dem
1.3.2004)
gegen vier Recht(s)denkende und deren Anhang mit „Korpsgeist”
[105] sowie gegen das gesamte Korps der neoliberalen Meinungsmacher
hat einen schweren Stand. Selbst von den bestbezahlten Gewerkschaftsbossen,
die ihn als Sachverständigen vorgeschlagen haben sollen, oder von allzu
menschlichen Notabeln in „Grundwerte”-Kommissionen kann man in diesem Punkt
keinen nennenswerten Rückhalt erwarten, nicht für die Korrektur der
Umverteilung nach oben und deshalb auch nicht für ein Linksbündnis.
Von den
Gewerkschaftsbossen hat einmal Frau Mönig-Raane bei
Sabine Christiansen den Mut aufgebracht (am 1.8.2004),
von sich aus ihre Scham über ihre skandalösen
pink-grünlichen Steuergeschenke zu bekennen.
Erst gut drei Jahre später sagte auch
IG-Bau-Chef und SPD-Mitglied
Klaus Wiesehügel immerhin:
„Es ist merkwürdig, den Spitzensteuersatz auf 42 Prozent
und am liebsten noch weiter zu senken und dann über
Höchstgehälter zu reden.” Dies sei „einfach Heuchelei
…Alle die jetzt schreien 'Wir sollten was tun', sollten
schreien 'Wir sollten den Spitzensteuersatz wieder
anheben' - das wäre ehrlicher.„
(Sh. „MANAGERGEHÄLTER:
Gewerkschaftsboss sieht 'Gipfel des Populismus'”,
spiegel.de,
15.12.2007, und „'Gipfel
des Populismus' – Selbstkritik in der SPD”,
n-tv.de,
15.12.2007.)
Ansonsten
hört man fast nichts von diesen bestbezahlten
„Arbeitnehmervertretern” zu ihren Spitzensteuersätzen.
Von den obersten Gewerkschaftsspitzen ist also kaum
Unterstützung für eine soziale Steuerpolitik zu
erwarten.
Auch die geplanten
Zuschüssen zum sozialen Ausgleichssystem dürften im Laufe der Jahre wegen der
angeblichen „Sparzwänge” eher abgeschmolzen als erhöht werden, so dass am Ende
amerikanische Verhältnisse drohen. In einem Artikel zur Arbeitsweise der
bestbezahlten Gutachter heißt es:
Unter Gerhard Schröder
wurde turnusmäßig fast der gesamte Sachverständigenrat ausgetauscht. Aber man
kann nicht sagen, dass der Rat linker geworden wäre, auch wenn zwei Mitglieder
das SPD-Parteibuch besitzen.105
Wen kann das wundern! Dieser „Genosse der Bosse” mit seinem Tross,
„Vorsitzender der Deutschland AG” (sh. „Die 50
Mächtigsten -
Wer die Deutschland AG steuert”) und
seiner Ich-AG, der
überraschenderweise auch noch das SPD-Parteibuch besitzt,
wurde ja gerade für seine Umverteilung nach oben von den
neoliberalen Meinungsmachern dermaßen hochgejubelt - ebenso wie sein oberster „Wirtschaftweiser” und
VerDi-Mitglied Wolfgang Wiegard (sh. Petra Schwarz: „Der
neoklassische Sozialdemokrat”, Handelsblatt, 12.11.02). Gutachter,
die auf dieser Linie lagen, waren sicher nicht schwer zu finden. Die gewünschte Wirkung bleibt nicht aus:
Trotzdem ist es dem Rat
auf erstaunliche Weise gelungen, das Denken in der Bundesrepublik zu
beeinflussen. Fast erscheint es so, als diffundiere das, was in der
Professoren-WG im zwölften Stock gedacht wird, nach und nach in die
Gesellschaft.105
Wie die
„Meinungsbildung” mit Hilfe der
„Wissenschaft” zum Beispiel
zugunsten der
Tabakindustrie
erfolgte zeigt folgende Passage aus
dem SPIEGEL-Artikel „Die Strippenzieher”, DER
SPIEGEL, 24/2006, 12.6.06, über den deutschen
„Verband der Cigarettenindustrie (VDC):
Undenkbar wäre der Erfolg des VDC gewesen ohne das fein
abgestimmte Doppelpassspiel mit deutschen
Wissenschaftlern. Dem Zigarettenkartell gelang es, weite
Teile einer Berufsgruppe als Hilfstrupp zu gewinnen, die
wegen ihrer vermeintlichen Unbestechlichkeit höchste
Reputation genoss (SPIEGEL 49/2005). Zahllose Mediziner
ließen sich von der Tabakindustrie bezahlen … Im Jahr
1975 gründete der VDC den „Forschungsrat Rauchen und
Gesundheit”. Laut Dokumenten wurde der Rat genutzt, um
tabakkritische Wissenschaftler in Schach zu halten und
die Gefahren des Rauchens zu verharmlosen...
Ähnlich wie bei den neoliberalen Meinungsmachern,
Abzockern und Profiteuren der Umverteilung nach oben
dient der spendable Lobbyismus gegen das Volk
auch hier nur dem „Gemeinwohl”
(sh. ebd.):
Der VDC rechtfertigt seine Lobbyarbeit mit seiner
Verantwortung für die deutsche Volkswirtschaft: Jede
Steuererhöhung mindere den Absatz, koste Arbeitplätze
und fördere den Schmuggel nicht versteuerter Zigaretten.
Der Erfolg der finanzstarken Lobbyisten
zeigt sich schon daran, dass Deutschland und
Luxemburg im Juni 2006 die einzigen EU-Staaten sind, die
das EU-Tabakwerbeverbot noch nicht in nationales Recht
umgesetzt haben (sh. Wikipedia:
Tabakrauchen). Eine
ähnliche Rolle spielt die „Wissenschaft” auf dem
Pharma-Markt, aber natürlich auch bei der
Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben mit
Hilfe der Söldner-Trupps in den „Denkfabriken” und
der übrigen neoliberalen
Volksbetrüger.
Die Frage ist also, wie man den Geist aus der Flasche bändigt oder ob der sich
wie in Grimms Märchen freiwillig ins Glas zurückzieht,[106]
vielleicht weil sich der wirtschaftstheoretische Wind in den USA dreht[107]
und die Auswirkungen sogar in der deutschen Provinz nicht mehr ignoriert werden
können oder noch eher wegen des neuen Linksbündnisses. Die ständige Verfeinerung von
wissenschaftlichen Details wird dazu aber nicht reichen:
„Wir verkünden nicht mehr
so viel mit dem Brustton der Überzeugung”, sagt Wolfgang Wiegard. Dafür ist das
Gutachten angereichert mit komplizierten statistischen und ökonometrischen
Abhandlungen. 105
Dies könnte vielleicht sinnvoll sein, wenn die Grundannahmen stimmten, wie etwa
die obigen Ausführungen von Orszag und Stiglitz über den einen Dollar. (Zum
Sachverständigenrat und zu Peter Bofinger siehe hier auch „Wolfgang
Wiegard”, „Wolfgang
Franz”, „Peter
Bofinger”, „Wirtschaftsweise”
und „Abgeltungssteuer”).
Heiner
Geißler, Ex-CDU-Generalsekretär und - neben dem Ex-Minister Norbert Blüm - wohl einer der letzten christlichen
Vertreter der „Christlichen Union”, sagte vor einiger Zeit:
…solidarische
Lösungen bieten sich an in Form der Bürgerversicherung wie in der Schweiz, die
man nicht desavouieren darf durch falsche Begriffe wie sozialistische
Einheitsversicherung oder wie in Schweden, indem man die sozialen
Sicherungssysteme eben über die Steuer finanziert. Der jetzt eingeschlagene Weg,
der ja in Richtung Privatisierung geht, das ist der amerikanische Weg und er
führt in die Irre, ja sogar ins Elend... Ja, es ist ganz sicher so, dass bei uns
in Deutschland eine fundierte wirtschaftswissenschaftliche Diskussion über die
Ökonomie der Zukunft noch gar nicht begonnen hat. Die läuft gerade in Amerika
zurzeit also auf voller Höhe, nicht mit großer Intensität. Denn die jetzige
Ökonomie, also das jetzige ökonomische System, das man auch als Spätkapitalismus
bezeichnen kann, hat ja nun mit Sicherheit keine Zukunft. Man kann nicht auf die
Dauer Millionen von Menschen ausgrenzen, ohne dafür nicht irgendwann einen
politischen Preis zu bezahlen. Und wir bräuchten heute den Entwurf einer
internationalen sozialen Marktwirtschaft, besser einer sozial-ökologischen
Marktwirtschaft mit bestimmten Regeln für die globale Wirtschaft, in der es ja
zurzeit keine Ordnung gibt, keine Regeln, kein Gesetz. Ein Wirtschaftssystem,
von dem die Mafia und die internationale Kriminalität genauso profitiert wie die
Terroristen.
102
Norbert Blüm ergänzte in der Süddeutschen Zeitung vom 27.9.05 unter der
Überschrift „Die
CDU ist von der neoliberalen Epidemie infiziert”:
Die christlich-soziale Bewegung ist heimatlos geworden.
Von der SPD fühlt sie sich nicht angezogen, von der CDU
im Stich gelassen. Denn: Kopfpauschale und
Einheitssteuer stehen im Widerspruch zu allen
Vorstellungen über Gerechtigkeit.
Man sieht jedoch, dass die Christen in der CDU noch
nicht ganz ausgestorben sind. Blüm und Geißler gehörten
auch zur letzten halbwegs christlichen Bastion in der
CDU gegen deren rücksichtslose Umverteilung nach oben
(sh. Walter Kannengießer: „Wenig
Glück mit 'großen' Steuerreformen”, in der
„trend-zeitschrift” des CDU-Wirtschaftsflügels, Heft 90,
I. Quartal 2002, mit folgendem Zitat):
Die
Repräsentanten des linken Flügels der CDU, Geißler und
Blüm, aber auch die Ministerpräsidenten Vogel und
Albrecht entfesselten eine Kampagne mit ideologischer
Schlagseite gegen die Senkung des Spitzensteuersatzes.
Auch Blüm stellte sich also im Extremfall der
asozialen Umverteilung nach oben entgegen, obwohl er mit
seinem berühmt-berüchtigten Spruch „Unsere Renten
sind sicher” wohl eher die eigene „Rente” und die der
übrigen Parlamentarier meinte.
Sehr
zurückhaltend, aber mit ungewohnten Tönen, äußert sich
zum Schein-Christentum der CDU auch Robert Zollitsch,
neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofs-Konferenz. Zollitsch:
„
die CDU hat sich stärker neoliberalen Thesen angenähert
- und steht dabei in der Gefahr, die soziale
Marktwirtschaft oder das Soziale nicht mehr genügend im
Blick zu haben.” Die Nähe zwischen katholischer Kirche
und CDU sei „ deshalb geringer geworden”.
(Sh. „ Oberster deutscher Katholik hält Zölibat für
'nicht notwendig'”,
spiegel.de, 16.2.2008.)
Die neoliberale Epidemie ist
nach ihrer Dynamik vergleichbar mit der Verbreitung
des Faschismus als Reaktion auf die Rebellionen
gegen den Parasitismus in Russland und anderswo. Für
dieses Aufbegehren bedurfte es anscheinend erst des
Elends und Reichtums nach dem Ersten Weltkrieg, als
das Großbürgertum einträchtig mit Papst und Kirche
und mit dem eingespannten Kleinbürgertum gegen die
verelendeten Massen stand. Diese Epidemie gelangte
bis in die USA (McCarthy) und nach Japan. Dagegen
begann die neoliberale Epidemie schon mit voller
Wucht unter Ronald Reagan, erreichte Deutschlands
„Sozialdemokraten” aber erst nach dem Zusammenbruch
des konkurrierenden scheinsozialistischen Systems.
Nach Ausbruch der
„neoliberalen Epidemie” kann die CDU/CSU immerhin noch
mindestens diese zwei christlichen Demokraten aufweisen.
Die neoliberale Wende zum
Goldenen Kalb ist
aber unvereinbar mit dem Namen einer „christlichen”
Partei, denn in den
Zehn Geboten
heißt es:
1. Du sollst keine anderen Götter neben mir
haben
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
Dass
diese „christlichen” Parteien ohne die entscheidenden christliche Werte
dennoch
die Wahlergebnisse von Volksparteien erreichen, könnte man
nur mit einem „Wunder” und unendlicher Gnade erklären,
wenn man nicht um die Manipulation der Wähler durch die
neoliberalen „Bestverdiener” wüsste, besonders auch durch
die Klerikalen unter ihnen, die maßgeblich zum
pseudo-christlichen Wahlsieg in Süddeutschland und
anderen ehemals erzkatholischen Regionen beigetragen
haben dürften (sh.
btw2002.de >
„Ergebnisse 2005” > „Zweitstimmen [Java]” - mit den
Vergleich der Bundestagswahlen von 2002 und 2005 - und
zu den Landtagswahlen die „Wahlergebnisse
im Überblick”, stern.de - sowie zur
Konfessionsverteilung die Karte von 1925 in Reiner
Henkel: „Die römisch-katholische und evangelische
Kirche” aus „Nationalatlas Deutschland - Bildung und
Kultur”, S. 122, unter
elsevier.de,
letztere evt. nach vorherigem Herunterladen durch „Ziel
speichern unter...” auf dem Desktop).
Wenn man den deutschen Wahlatlas mit dem
Konfessionsatlas vergleicht und dieses Bild nach
Skandinavien erweitert, dann ahnt man einen tieferen
Grund dafür, dass das soziale Gewissen bei den Wahlen in
Skandinavien eine größere Rolle spielt als in
Deutschland. Zum Beispiel gehören 85 Prozent aller Dänen
zur dänischen Nationalen Evangelikalen Lutherischen
Kirche. Die hält von der Bergpredigt offenbar mehr als von der traditionellen eigennützigen Unterstützung der
Privilegierten beim Melken der übrigen durch deren
Unterdrückung und Gängelung mit der Kandare des Vergebungs-
und Ablassmonopols für selbst erfundene Todsünden der
Unkeuschheit usw. (sh. hier z.B. die Kritik von Norbert
Blüm am „Impulstext”
der deutschen katholischen Bischöfe sowie die Bemerkung
des
Jesuiten Friedhelm
Hengsbach zu deren „ Sozialwort”:
Manche der dort vertretenen Positionen „könnten aus dem
Tagebuch von Guido Westerwelle stammen„
[1106]). Auch in
anderen Ländern gibt es ein regionales
neokonservatives oder konservatives Gefälle, z.B. in
Richtung „Bibelgürtel”
der USA, also besonders dem ehemaligen
Sklavenhaltergebiet, oder bei der Akzeptanz von „
Ehrenmorden” in Richtung Ost-Anatolien (sh. „ Türkische
Studenten halten Ehrenmorde für legitim”,
welt.de, 27.10.06).
Die US-Wähler im
Bibelgürtel mit ihren
kreationistischen
Schulbuchaufklebern gegen die darwinsche
Evolutiontheorie waren bisher die entscheidende Stütze
für ihren „wiedergeborenen„
Evangelikalen
George W. Bush. Bei den Kongresswahlen vom November 2006
zeigte sich jedoch, dass die Glaubwürdigkeit ihres
Umverteilungs- „Priesters” Bush mit seinen Republikanern
ebenso gelitten hatte wie der Glaube an das „Christliche” der CDU/CSU in Deutschland oder an das
„Soziale” der deutschen SPD. Auch wenn erst das Debakel
des Irak-Kriegs die Wende bringen konnte: Bush’s frommer Berater
David Kuo hatte zuletzt das Buch „Tempting Faith”
geschrieben, und darin den Missbrauch der Gläubigen
durch die Bush-Partei angeprangert: „
Nützliche Idioten, Stimmvieh seien sie gewesen, sagt
er.” (Sh. „ Qual der Wahl”,
Deutschlandfunk, 4.11.06.)
Die
Umverteilungs-Profiteure müssen also mit ansehen, dass
sie vorerst nicht einmal mit ihren Milliarden Dollar
Wahlkampf-Spenden den Endsieg des Raubtierkapitalismus
sichern können.
In den
päpstlich-katholischen Gebieten mit „Beicht-Sakrament”
ist die
Ausschlachtung der erfundenen Todsünden zur Sicherung des
Vergebungs- und Gehirnwäschemonopols um so
wichtiger, je seltener die Umverteilungsopfer
tatsächlich irgendwelche „schweren Sünden” begehen. Für
schwerste Verbrechen und Vergehen bei Hexenverfolgung,
Inquisition, Kreuzzügen, Glaubenskriegen, Schröpfung der
Ärmsten zur Umverteilung nach oben usw. brauchen die
„armen Sünder” sowieso keine Absolution, weil sie für
solche Taten ja von vornherein den Segen von Kirche und
Staat erhalten haben und die innerkirchlichen Kritiker solcher
Obrigkeit prompt vom Dienst suspendiert werden. Früher
konnten sie einfach der „heiligen Inquisition” übergeben
werden, weil der Klerus noch mehr Macht hatte (sh.
Deschner: „Kriminalgeschichte des Christentums”, a.a.O.,
und die jüngste Geschichte der Befreiungskirche in
Lateinamerika).
Auch in der SPD gibt es zumindest noch fünf
Politiker mit sozialem Gewissen (die „feigen und
kleinkarierten” Abweichler mit dem „weißen Fuß” - sh.
Linksbuendnis.htm).
Aber Oskar Lafontaine mochte sich bei der Entscheidung
für seinen Rücktritt und späteren Parteiaustritt offenbar nicht als
Alibi-Sozialdemokrat hergeben für die asoziale Politik
der „Infektions”-Deformierten. So etwas wollte
sich auch der spätere Parteivorsitzende Kurt Beck nicht
zumuten (sh. hier
Beck-Rücktritt.htm).
Die
derzeitigen Parteien in Deutschland und den USA beschränken sich aufs
Umverteilen nach oben. Auch in den USA fehlt ein Linksbündnis. Es fragt sich,
warum Soros, Buffett und ihre Bush-kritischen Gesinnungsfreunde nicht
dafür einmal ein paar hundert Millionen spenden, ohne die in den USA
bekanntlich gegen die Meinungs-Oligopole nichts auszurichten ist.
Auch die Milliardenspenden von Bill und Melinda Gates in
Verbindung mit der Stiftung von Warren Buffett sind zwar
höchst ehrenwert, aber sie können nicht im entferntesten
die Beträge ausgleichen, die den Entwicklungsländern
vorenthalten werden durch Unterlassung der versprochenen
Hilfen aus den USA, Deutschland und den restlichen
reichen Ländern, die den armen Ländern vor allem
entzogen wurden und werden durch Kolonialismus und
weitere Ressourcen-Vereinnahmung sowie durch die ruinöse
Subventionspolitik der Industrieländer gegen die
Dritte_Welt.
Überhaupt würde ein massiverer Einsatz solcher
Spendengelder gegen die Wählertäuschung durch das
Medienkapital und gegen die Meinungsmacher am Gängelband
des Großkapitals wesentlich mehr für die Dritte und
Erste Welt erreichen. Lediglich George Soros hat solche
Spenden wirklich großzügig für den demokratischen
US-Wahlkampf und in Osteuropa eingesetzt. Die
US-Demokraten können jedoch gegen die kapitalgesteuerte
Wählertäuschung kaum eine vernünftige Politik
machen, und
in
Osteuropa richtete sich der Einsatz von Soros weniger
gegen die kapitalistische als gegen die verblassende
kommunistische Ideologie.
Aber man kann von diesen Milliardären trotzt einiger Charakterbeweise wohl nicht
erwarten, dass sie sich gegen ihre beherrschende Moral der Bestverdienenden noch
ein derart konträres Gewissen bewahren, wie etwa der Industrielle,
Marx-Koautor, -Freund und -Mäzen Friedrich Engels das konnte
[109]
wie auch - als einer der letzten bekannten
Sozialdemokraten - Oskar Lafontaine, der im Gegensatz zu
den neoliberalen Polit-Bestsellerautoren unentbehrliche
Beiträge liefert. Ein Beispiel aus der Antike ist
Tiberius Sempronius Gracchus,
Angehöriger der römischen Oberschicht, der von
einer Senatoren-Meute und ihren Bütteln erschlagen wurde wegen seines Kampfes gegen deren
schamlose Bereicherung auf Kosten der Ärmsten. Später
wurde sein Bruder
Gaius Sempronius Gracchus
bei diesem
Kampf in den Tod getrieben.
Der Protest gegen die Umverteilung nach oben ist für
solche Charaktereigenschaften vielleicht beweiskräftiger
bei jemandem, der von dieser Umverteilung mit einem
kleineren Beuteanteil
spürbarer
profitiert als ein Milliardär mit seinen großen
Steuergeschenken - ähnlich wie die Kleinspende des
Kleinrentners oft einen anderen Stellenwert hat als die
Großspende eines Millionen-Rentiers. Dennoch kann man
das Protest-Verhalten solcher Millionäre und Milliardäre
nicht hoch genug einschätzen. Es müssen keine Heiligen
sein.
Zunächst geht es nur um den Unterschied zwischen
Wahrheitsliebe und Verlogenheit. Insofern gibt es
viel mehr
Besser- und „Bestverdiener”, die sich hier bewähren
könnten, als Einkommensmillionäre, und überhaupt kann
jeder seinen Beitrag leisten, indem er nach seinen
Möglichkeiten mehr oder weniger
selbstlos eintritt für die Opfer oder gegen die Täter.
Wer allerdings selbst zu den
Umverteilungs-Opfern gehört, ist in der glücklichen oder
misslichen Lage, dass er zwar mit Recht protestiert,
aber seinen Charakter durch den Protest gegen die Täter
nicht beweisen muss oder kann. Das ist für ihn jedoch
auch nicht der entscheidende Punkt. Wichtig ist, dass er
konsequentes Handeln beweist, indem er sich gegen das
Unrecht politisch engagiert und sich von den
Neoliberalen nicht verdummen lässt.
Es gibt vereinzelt
auch etablierte „Marxisten”, die gegen den
Neoliberalismus nicht gefeit sind, allein schon dadurch,
dass sie die Steuersenkung für Bestverdiener und die
Umverteilung nach oben in ihre eigenen Taschen nicht als
das eigentliche Problem begreifen und sich statt dessen
lieber mit großen Worten und Theorien begnügen. Wenn sie
zudem auch noch gegen Oskar Lafontaine polemisieren,
können sie sogar als „ Salon-Kommunisten” in die
Schickeria der Schicki-Micki-Gesellschaft „ aufrücken”.
Lafontaine und Gysi werden von Däniken, Helsing und den
neoliberalen Propagandisten schon als Reinkarnationen
von Marx und Engels beargwöhnt (sh.
agitart.de, mit
interessanten Hinweisen). Ansonsten bietet sich vor allem das Bild der freien Wildbahn,
wo die (finanziell) Stärksten noch zusätzlich die größten Brocken (vom
Volkseinkommen) auf Kosten der Geprellten ergattern wollen.
Die
etablierten Grünen, auch soweit sie sich früher einmal revolutionär gebärdet
haben, waren der SPD-Mehrheit bei dieser Umverteilung des Volkseinkommens
stets mit wohl gesetzten Worten ein paar Schritte voraus, seitdem nach ihrer
Selbstfindung als eine Art vergilbter Öko-FDP („ Radieschen-FDP”)
[110]
die amtliche Ökologie und Antje Vollmer nur noch in diesem gelben Doppel- oder
Multipack mit Eumeln[111]
zu haben sind. Dazu heißt es bei wsws.org:
Der Vorsitzende der Grünen, Reinhard Bütikofer,
behauptete in grotesker Verkennung der Wirklichkeit, die SPD habe im Saarland
Stimmen verloren, weil sich führende saarländische SPD-Politiker vom Reformkurs
der Bundesregierung distanziert hätten. Die Grünen, die sich vorbehaltlos mit
diesem Kurs identifizierten, hätten dagegen Stimmen hinzugewonnen. Kein
Wunder, hat doch eine Studie der Universität Mainz gezeigt, dass inzwischen die
Grünen, und nicht die FDP, die eigentliche „Partei der Besserverdienenden” sind.
Die Studie untersuchte, wie viele Wähler über ein monatliches
Haushaltsnettoeinkommen von 3000 Euro und mehr verfügen. Bei den Grünen waren es
32 Prozent, wesentlich mehr als bei der Union (26 Prozent) und der FDP (20
Prozent). Die SPD rangierte mit knapp 17 Prozent hinter der PDS.[112]
Da
es jedoch auch etliche „Bestverdiener” mit sozialem
Gewissen gibt (sh. hier in Abschnitt 1), sollte man die
Einordnung der Grünen eher an ihrer Einstellung zur
Umverteilung nach oben messen. Dazu schreibt DIE ZEIT
17/2000:
Die Grünen sind ins klassische Links-rechts-Schema
ohnehin nicht einzuordnen. Ging es um Ökosteuern, den
Atomausstieg oder das Braunkohle-Projekt Garzweiler,
legten sie sich regelmäßig mit der Wirtschaftslobby an.
In der Haushalts-, Finanz- und Rentenpolitik standen sie
schon in der vergangenen Legislaturperiode der Union
deutlich näher als der SPD.
(Sh. Elisabeth Niejahr: „Kaputte
Beziehung”, zeit.de,
17/2000.) Recht hat sie mit der Einschränkung auf
das „klassische” Links-rechts-Schema. Aber für eine
Einordnung als linke Partei reicht mit Sicherheit nicht
die Entscheidung für die Natur und gegen den Menschen.
Die Grünen haben tatsächlich noch eine schwache Erinnerung daran, dass der
Mensch ein Teil ihrer wahlwirksam plakatierten Natur ist und nicht nur der Profitmaschine
dient, denn
immerhin wollten sie
sich bei der Umverteilung nach oben in die eigenen Taschen mit einer Absenkung
ihres Spitzensteuersatzes von 53 auf 45 Prozent begnügen, während die FDP den
staatlichen Etat für Gemeinschaftsaufgaben mit ihrem Spitzensteuersatz von 35
Prozent auslaugen wollte
(sh. die
Wahlprogramme von FDP und Grünen für 1998)
und dafür - dank ihrer „edlen Spender” - teilweise mehr Geld für Wahlplakate
ausgegeben hat als die großen Parteien. Vom Liberalismus im positiven
Sinne ist dieser neoliberalen Partei praktischen nichts mehr geblieben, nachdem
Mitglieder wie Ingrid Matthäus-Maier und Hildegard Hamm-Brücher ausgeschieden
sind oder keine Rolle mehr spielen.
- Einige neoliberale Ökopaxe mögen sich kurioserweise sogar noch als „Linke”
betrachten, weil sie die übrigen Neoliberalen in ihrem skrupellosen Egoismus noch nicht ganz
eingeholt haben oder weil sie ihren Ökopazifismus als hinreichendes
Merkmal von sozialem Gewissen erscheinen lassen wollen.
Die
CDU bietet mit ihrem Arbeitsplatz-Vernichtungsprogramm ein noch
„ moderneres” Konzept mit dem schönen bzw. geschönten Namen: „ Ein modernes
Einkommensteuerrecht für Deutschland, Zehn Leitsätze für eine radikale
Vereinfachung und eine grundlegende Reform des deutschen
Einkommensteuersystems”.[113] Mit dem Bierdeckel-Trick[114]
wollte sie den Spitzensteuersatz nach dem „Merz-Konzept” noch
weiter absenken: von 42% auf 36%
[113], was auch
Friedrich Merz bei seiner Arbeit für den
Hedge-Fonds TCI, als dessen Aufsichtsrats-Favorit für die Deutsche Börse und für andere Lobbyisten zugute käme
(sh. hier „Linksbuendnis.htm”).
Nicht ohne Grund will er gegen die Veröffentlichungspflicht seiner diversen
„Nebeneinkünfte” klagen (sh. BILD: „Warum
wollen diese Abgeordneten ihre Nebeneinkünfte verbergen?”,
9.3.06, Chin Meyer: „Merz
und seine Finanz-Bulimie”, BERLINER KURIER, 1.3.06, und hier
Linksbuendnis.htm#Scheingeschäfts-Legalisierung).
Nachdem
Friedrich Merz keine weitere steuerliche Umverteilung
in die eigenen überfließenden Taschen durchsetzen
konnte, hat er bereits neue Ideen, wo das Geld zu holen
ist, und zwar von den Ärmsten, die von 351 Euro im Monat
plus Kosten für ihre Sozialwohnung leben müssen.
Dabei findet er auch die anstandslose Weiterverbreitung
durch Axel-Springer-Schreiber. So titelte und schrieb
das Hamburger Abendblatt:
Merz lobte die umstrittene Chemnitzer
Studie zweier Wirtschaftsprofessoren, die 132 Euro im
Monat für Hartz-IV-Bezieher als ausreichend genannt
hatten… Merz sagte, es müsse manchmal auch eine
Begrenzung des Sozialstaats geben… Westerwelle sagte zu
Merz, er hoffe, „ dass so eine Rede auch einmal vor der
CDU/CSU-Fraktion gehalten wird”.
(Sh.
„ Merz lobt Hartz-IV-Studie:
132 Euro sind genug”, abendblatt.de,
13.9.2008.)
Die Hannoversche Presse titelte und
schrieb dazu in ihrer Druckausgabe vom 13./14.9.2008:
„132 Euro zum Leben”, diesmal etwas kritischer als
sonst:
Als Gast einer Klausurtagung der
FDP-Bundestagsfraktion in Wiesbaden sagte der
CDU-Politiker, allzu schnell habe die Politik eine
umstrittene Hartz-IV-Studie der Technischen Universität
Chemnitz beiseite gelegt. Ihr Fazit: Der gängige
Hartz-IV-Satz von 351 Euro sei zu hoch. 132 bis 278 Euro
würden völlig ausreichen.
Merz wählte einen glanzvollen Rahmen für
seinen Auftritt. Er sprach als „Dinner Speaker” zum
Abschluss eines viergängigen Menüs im noblen Wiesbadener
Kurhaus, wo sich seit jeher die gut Betuchten von
aufwendig gestalteten Fresken und antiken Statuen
inspirieren lassen. Kurz gefasst lautet seine These: Je
weniger ein Arbeitssuchender zur Verfügung hat, um so
mehr steige seine Antriebskraft.
Der absolute Zwang zur Unterwerfung unter
jede Lohnsklaverei ist aus dieser Sicht um so wichtiger,
je mehr ordentliche Arbeitsplätze durch die Umverteilung
nach oben vernichtet oder in Verarmungsjobs umgewandelt
werden.
Auch die Senkung des Spitzensteuersatzes für ihn
und die übrigen „Bestverdiener” auf 36% konnte Merz nicht durchsetzen. Am 12.10.04
legte er seine Parteiämter nieder, scheinbar aus Entrüstung über so viel
Unverständnis, und begnügte sich - neben seinen vielen lukrativeren sonstigen Ämtern und
Aufsichtsratsmandaten - mit seinem Bundestagsmandat. Zu seinen sonstigen Bezügen
heißt es auf seiner Bundestagsseite - fast eineinhalb Jahre nach Konstituierung
des neuen Bundestages im Oktober 2005 - vorläufig nur im Amtsdeutsch
„Veröffentlichungspflichtige Angaben: Die nach den Verhaltensregeln für die
Mitglieder des Deutschen Bundestages veröffentlichungspflichtigen Angaben werden
zum Zeitpunkt des Erscheinens des 2. Teils des Amtlichen Handbuches
veröffentlicht” (sh.
bundestag.de, Stand 10.3.07).
Merz und die übrigen Kläger von CDU und FDP (einer sogar von der SPD)
argumentieren, dass man durch mehr Transparenz ihrer Einkünfte etliche
erwünschte Mandats-Bewerber abgeschreckte und dadurch die Qualität des
Parlaments leiden würde, als ob die Parlamente z.B. in den skandinavischen
Staaten mit höchster Transparenz nicht wesentlich korruptionsfreier und
erfolgreicher arbeiteten als die deutschen parlamentarischen
„Bestverdiener”-Lobbyisten.
Offenbar wollte Merz als „Aushängeschild” der CDU mit den Bierdeckel-Kunststückchen das Vertrauen zurückgewinnen, das für
die Politiker inzwischen auf 3% abgesackt ist, so dass auch das Vertrauen in die
Demokratie und Marktwirtschaft nach seinem Allensbach-Zitat einen Tiefpunkt
erreicht hat: 50% in Westdeutschland und 25% in Ostdeutschland (siehe Frank J.
Heinemann: „Zeit
des Argwohns”, Deutschlandfunk, 16.1.05).
Dieses Restvertrauen ist aber in großer Gefahr, wenn man
solchen abenteuerlichen Hedge-Fonds nicht bald die Zulassung entzieht und die
Propagandisten der Umverteilung nach oben entlarvt. „Der
Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen
Sanio, hat die Hedgefonds unlängst als 'großes schwarzes Loch' der
internationalen Finanzmärkte bezeichnet”, sh.
presseportal.de, 19.1.06. Darin könnte
manche private Altersvorsorge verschwinden, wenn bestimmte Anlageberater ähnlich
schönfärberisch daherreden wie die neoliberalen Politiker.
Mit der Vorverlegung der
Bundestagswahl und durch die Entstehung des
Linksbündnisses
ist für die neoliberalen Meinungsmacher plötzlich alles
anders geworden.
Die Sumpfblütenträume auf weitere Umverteilung nach oben und fette
Beute für „Bestverdiener” mit einem anvisierten Spitzensteuersatz von
36% nach „christlichem” oder „liberalem” Programm haben sich zunächst zerschlagen. Inzwischen
konnte Oskar Lafontaine zum CDU-Programm feststellen:
„Schon jetzt zeigt sich, dass diese Partei ein Programm
des Ungewissen und der Unsicherheiten vorlegen wird.”
Die Konzepte der Kopfpauschale zur Reform der Kranken-
und der Pflegeversicherung und der
„Bierdeckel-Steuerreform” seien schon längst zerfleddert
worden. Auch mit Kritik an dem SPD-Wahlmanifest, das am
Montag in Berlin vorgestellt wurde, sparte Lafontaine
nicht.
„Das Manifest ist zu einem Manifest der
Unglaubwürdigkeit geworden”, sagte er,
sh. „Linksbündnis:
Lafontaine und der Tatort-Kommissar”,
stern.de, 4.7.05.
Die zusätzliche Beute des „christlichen”
Kreuzzugs gegen die Armen und für die
„Bestverdiener” sollte schließlich mit einem geplanten Spitzensteuersatz
von 39% nun etwas magerer ausfallen.
(Sh. „30.000 Euro
den Millionären.
Spitzenverdiener können erneut
die Champagnerkorken knallen lassen”,
ver.di, Juli 2005). Der kleine Zahlmeister sollte
dafür geschröpft werden durch Erhöhung der
Mehrwertsteuer von 16% auf zunächst „ nur” 18%, auch
wenn das Erhöhungsaufkommen von jährlich 16 Milliarden
Euro angeblich lediglich den Arbeitgebern zugute kommen
sollte - zur Senkung ihrer „ Lohnzusatzkosten”. Mit
dieser angeblichen „ Vorfahrt für Arbeit” hatten die
Umverteiler von der Union natürlich die „
'Weitestgehende Zustimmung' von BDA-Chef Hundt”,
welt.de, 5.7.05.
Aber eine solche „Vorfahrt für Arbeit” durch
Mehrwertsteuererhöhung statt Rückkehr zu den alten
Steuersätzen für diese Politiker, Herrn Hundt und die
übrigen Meinungsmacher ist in Wirklichkeit ein
Arbeitsplatzvernichtungsprogramm. Damit können sie dem
Arbeitsmarkt „endgültig den Garaus machen” (sh. o. und
auch „Radikale
'Einfachsteuern' würde viele Arbeitnehmer benachteiligen”
mit Weblink zur WSI-Studie vom März 2004). Mit dieser
trickreichen Begründung für ihr Wahlprogramm 2005
gehen die „Christlichen” noch weit über ihre bekannte
Bierdeckel-Gaukelei hinaus. Ihre Pseudo-Einsicht
lautet, dass man nun etwas „auf der Einnahmenseite” tun
müsse, ALSO die Mehrwertsteuer erhöhen
müsse. Eine logische oder taschenspielerische Glanzleistung!
Die schein-christlichen Meinungsmacher vertrauten
vielleicht zu sehr auf ihre Verdummungserfolge in den
Talkshows und sonstigen Medien, wenn sie glaubten, dass
der Zusammenhang zwischen der Senkung ihres
Spitzensteuersatzes und der Mehrwertsteuererhöhung von
kaum einem Wähler bemerkt würde. Mit diesem Gipfel der
Wählertäuschung nach dem Margaret-Thatcher-Motto „There
Is No Alternative” (TINA)
übertreffen sie noch die Scheinheiligkeit der
„Reichensteuer” von SPD und Grünen. Mit der
Verbreitung des Fernsehens erhält die Lügen-Propaganda
eine völlig neue Dimension im Vergleich zur ehemaligen
Verbreitung des Rundfunks und des begleitenden
Tingeltangels im Tonfilm. Was zur Aufklärung gegen die
„selbst verschuldete Unmündigkeit” (sh. oben) dienen
könnte, wird von den Profiteuren sofort vereinnahmt und
umfunktioniert. Die direkte Manipulation zum
Umverteilung nach oben ist nur ein Teil dieser
„Aufklärung als Massenbetrug” (sh. Wikipedia: „Dialektik
der Aufklärung”).
Als Ausrede für die
Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte verweisen
die Rotgesprenkelten auf die „Christlichen” und diese
auf die gleichzeitige Senkung des Beitrages zur
Arbeitslosenversicherung um zwei Prozentpunkte, von der
die eigentlich bedürftigen Kleinverdiener fast nichts
und die übrigen Einkommensschwachen gar nichts
haben (sh. das Interview mit
Peter Müller,
CDU-Ministerpräsident des Saarlandes: „Müller:
Verfassungskonformer Haushalt ist nicht möglich”,
dradio.de, 14.11.05). Was bleibt, ist die Vernichtung
von Arbeitsplätzen durch Umverteilung nach oben.
Peter Müller spricht gar geschwollen von einer
„objektiven Unmöglichkeit” der Verfassungstreue, von den
„Vätern und Müttern des Grundgesetzes” und nennt als
einzige Alternativen weitere massive Kürzungen bei den
ausgeplünderten Rentnern oder die Streichung des
Kindergeldes für Kinder über 25 Jahren bei
gleichzeitiger Einführung von Studiengebühren durch die
meisten Landesregierungen mit CDU-Beteiligung (sh. „Studiengebühren
in Deutschland - Stand
März 2007”).
Es stört ihn aber nicht, dass die
CDU-Ministerpräsidenten sich ihre fünfstelligen
jährlichen Steuergeschenke durch die Studenten
oder deren überforderte Eltern mitfinanzieren lassen und dass er
- wie auch die übrigen
Best-„Verdiener” - durch ihre eilig beschlossene
Dauerverkürzung des Kindergeldes mehr als das Doppelte
über Ausbildungsfreibeträge einheimsen, von denen der
Normalverdiener kaum profitiert (sh. hier
Gesundheitsreform.htm).
In Hessen bedurfte es schließlich im Jahre 2008 noch
einer modellhaften gemeinsamen Abstimmung von SPD mit
der Linken gegen die CDU mit ihrem amtierenden
Ministerpräsidenten Roland Koch, um deren
Selbstbedienung mit Hilfe der Studiengebühren zu
stoppen.
Dabei reklamierte Koch einen Kopierfehler in der
Gesetzesvorlage absichtlich so spät, dass er damit die
Abschaffung der Gebühren noch unnötig hinauszögern
konnte. (Sh.
„ Koch blockiert Abschaffung
der Studiengebühren”, zdf.de,
5.6.2008).
Roland Koch macht sich große Sorgen um die SPD,
falls sie sich für eine Zusammenarbeit mit der Linken in
Hessen gegen seine Umverteilung nach oben entscheidet.
Er analysiert die Richtungsentscheidung wesentlich
deutlicher, als es solche Taktierer in der SPD zugeben
wollen. Der Mitteldeutschen Zeitung sagte er:
Wenn sie es falsch macht, wird es dazu führen, dass die
Linkspartei stärker wird als die SPD. In der neuesten
Umfrage ist der Abstand bei 20 Prozent für die SPD und
14 Prozent für die Linkspartei schon auf nur noch 6
Prozent geschrumpft. Insofern ist Hessen eine Art Labor.
Der Ausgang wird entscheidenden Einfluss auf die
nationale Politik haben. Da sollte sich niemand etwas
vormachen. Und nach Hessen kann der SPD nicht mehr
geglaubt werden, dass sie etwas anders machen würde als
in Hessen. Wenn es ihr keiner mehr glaubt, wird sie es
irgendwann auch machen. Denn warum soll man eigentlich
den maximalen Schaden von Unglaubwürdigkeit erzielen, um
dann das, was ohne hin alle erwarten, nicht zu tun?
(Sh. das
Interview:
„Hessen - Eine Art Laborversuch
- Die MZ im Gespräch mit Roland Koch: Der
Ministerpräsident will seine Macht nicht abgeben”,
mz-web.de,
13.8.2008.)
Seine Sorgen
gelten aber auch der eigenen Partei, denn bei einer
Zusammenarbeit mit der Linken wäre die SPD für seine
„Christlichen„
nicht länger die Garantin für die Umverteilung in die
eigenen Taschen. Zugleich spürt man seine
Interessen-Gemeinschaft mit den großen
Umverteilungs-Profiteure in der alten Schröder-SPD. Sie
könnten bei einer Rückbesinnung der hessischen SPD-Basis
auf sozialdemokratische Grundsätze noch als deren
Verräter entlarvt werden und vielleicht nicht länger
ihre Beute kassieren. Aber die Profiteure haben ihre
Steuergeschenke so fest im Griff, dass eine Rückkehr
gegen die Medienmacht der bestbezahlten neoliberalen
Meinungsmacher auch deren Entlarvung erfordert. Der
Druck auf Ypsilanti zur übereilten und törichten
Festlegung gegen die Linke kam jedenfalls nicht von der
irregeführten Basis, sondern von der SPD-Führung und von
den übrigen Neoliberalen in Parteien und Medien.
Ypsilantis „Verrat„
an den Verrätern wäre ein schwacher Versuch zur
Wiedergutmachung an den Opfern.
In dem viel zitierten gemäßigt-sozialdemokratischen Text
„Reichtum nutzen, Armut bekämpfen, Mittelschicht
stärken„ vom
1.9.2008 kritisieren die 60 Erstunterzeichner aus
den Reihen der SPD indirekt die Agenda 2010 und die
neoliberale Wende ihrer Partei. Darunter sind zwar
prominente Namen, jedoch nur 19 der derzeit aktiven 222
SPD-Abgeordneten im 16. Bundestag. Es handelt sich
überwiegend um Abgeordnete, die sich ihre Abweichung mit
Rückendeckung der Gewerkschaften leisten können. Von
den SPD-Mitgliedern der Bundesregierung ist überhaupt
niemand vertreten. Die taz titelt also mit Recht:
„ Papier der SPD-Linken – Die
Schwäche der Agenda-Gegner”, taz.de,
3.9.2008, und schreibt über diese opportunistische
Linke:
Nun hat sie sich mit einer scharfen Abrechnung mit der
Schröder-Politik zu Wort gemeldet. Unter dem Titel
„Reichtum nutzen, Armut bekämpfen, Mittelschicht
stärken” verlangen 60 SPD-Politiker die Rücknahme der
Rente mit 67, die Einführung der Vermögensteuer und die
Abschaffung der Praxisgebühr. Unter Rot-Grün, so die
Analyse, sei die Kluft zwischen Arm und Reich enorm
gewachsen. Die Angst der Mittelschicht vor Armut wachse,
die Aufstiegsmöglichkeiten seien geschrumpft, die Löhne
gesunken...
Außerdem soll eine reformierte Erbschaftsteuer dem Staat
zehn Milliarden Euro jährlich mehr bringen. Höhere
Steuern für Reiche, mehr Sozialstaat, bessere Bildung,
weg mit der Agenda 2010, so das Credo der Thesen, die in
manchen Passagen an Ideen des Realoflügels der
Linkspartei erinnern.
Auffällig ist, dass die Namen der bundespolitisch
einflussreichen SPD-Linken unter dem Papier fehlen.
Weder die SPD-Vize-Chefin Andrea Nahles noch prominente
SPD-Linke wie Niels Annen, Hermann Scheer oder Michael
Müller haben das Papier unterschrieben. Auch die der
Linken zugehörigen Landeschefs von Schleswig-Holstein
und Hessen, Ralf Stegner und Andrea Ypsilanti, blieben
auf Distanz. Es gebe, so Stegner, nach dem Hamburger
Parteitag vom Oktober 2007 keinen Bedarf für eine neue
Programmdebatte.
Auch der etwas linke Karl Lauterbach mochte sich
offenbar nicht dem übermächtigen Druck der Neoliberalen
in seiner Partei aussetzen.
Von den „Christlichen” ist ohnehin keine soziale
Marktwirtschaft zu erwarten. Die früher anscheinend guten
Absichten der CDU-Familienministerin von der Leyen bei
der Familienförderung werden von ihren übrigen
„christlichen” Neoliberalen ins Gegenteil verkehrt mit
ihrem
Elterngeld
bis zu 1.800 Euro für maximal 14 Monate statt der
300 Euro für 24 Monate an alle Eltern. Ihre
Selbstbelobigung ist – wie üblich – reine
Wählertäuschung. Sie betreiben auch hier nur
Umverteilung nach oben. Die Besserverdienerin mit ihren
maximal 1.800 Euro hat so zwar 1.500 Euro mehr im Monat
als bisher und wird deshalb ihre Kinderwünsche weniger
zurückstellen. Aber dafür müssen fünf Kleinverdiener und
sonstige Bedürftige auf ihre monatlichen 300 Euro
Erziehungsgeld
für das zweite Jahr verzichten.
In den europäischen OECD-Staaten ist die Kinderarmut nur
in Polen, Spanien, Portugal und im reich-subventionieren
Irland noch größer als im neoliberal regierten
Deutschland, obwohl der deutsche Staat mehr Geld für
Kinder aufwendet als andere OECD-Staaten. Hierzulande
lebt jedes sechste Kind unter der OECD-Armutsgrenze von
50% des Durchschnittseinkommens, im OECD-Durchschnitt
ist es jedes achte Kind und in Dänemark nur jedes 37.
Kind (sh.
„Große Kinderarmut trotz hoher Direktzahlungen“,
AP/de.news.yahoo.com, 1.2.2009, zum
Bericht der OECD, vgl. auch
http://www.oecd.org/de/kinderbericht).
Dort werden auch alleinerziehende Mütter nicht in die
vererbliche Armut gestoßen, sondern haben schon einen
Anspruch auf einen Kita-Platz, wenn ihre Kinder gerade
einmal sechs Monate alt sind. Sie können also in ihrem
Beruf zumindest den Anschluss halten (sh.
„ Alleinerziehende: 'Große
Benachteiligung'”, fontal21, 1.8.2009).
Auch für die Bildung fehlt das Geld, das die deutschen Neoliberalen in
ihre eigenen Taschen umgeleitet haben. Laut OECD-Bericht ist Deutschland
von 1995 bis 2006 mit seinen Bildungsausgaben auf Platz
24 von 28
OECD-Staaten abgesackt. (Sh. den OECD-Bericht
„ Highlights from Education at a Glance 2009”,
Figure 3.4, Seite 55 (Blatt 57), und von dort weiter zu der
entsprechenden OECD-Tabelle „Education at a Glance 2009” unter
http://dx.doi.org/10.1787/664243822887.)
In 1995 betrug Deutschlands Anteil der Bildungsausgaben am
Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch 5,1 % und fiel bis 2006 auf 4,8 %,
obwohl sich unsere neoliberalen Selbstbediener ständig mit ihren
Sprüchen von der Bildung als unserem wichtigsten Rohstoff in Szene
gesetzt haben. Der OECD-Durchschnitt lag in 2006 bei 5,7 %. Die ersten
Plätze bei den Bildungsausgaben (anstelle von bloßem Bildungs-Gerede)
belegten in 2006 die USA, Korea und Dänemark mit 7,4 % und 7,3 % des BIP
(sh. ebd.).
Zwar holen sich die Umverteilungs-Profiteure inzwischen
in den „christlich” regierten Ländern von den einkommensschwachen
Studenten noch zusätzliche Studiengebühren zur angeblichen
Verbesserung des Studienangebots. Aber dieses Angebot ist damit oft noch
schlechter geworden und die Zahl der Studenten in Deutschland liegt
deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Dazu heißt es in der Tagesschau
vom 14.9.2009 unter der Überschrift
„ Neue OECD-Studie - Deutschland hinkt bei der
Bildung hinterher”:
Deutschland liegt mit seinem Bildungssystem trotz
leichter Verbesserungen international weiter zurück.
Dies geht aus dem neuen weltweiten Bildungsbericht der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) hervor, der in Berlin veröffentlicht
wurde.
So erwerben in anderen Industrieländern deutlich mehr
junge Menschen einen Hochschulabschluss. Ebenso
beteiligen sich dort erheblich mehr Ältere an hoch
qualifizierter Weiterbildung. Auch der Anteil der
Bildungsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt ging in
Deutschland erneut leicht zurück. Während Spitzenreiter
wie die USA, Korea und Dänemark einen Anteil von mehr
als sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die
Ausbildung investierten, erreichte Deutschland im Jahr
2006 lediglich einen Anteil von 4,8 Prozent. Unter den
OECD-Ländern hätten nur Irland, Spanien, die Slowakei
und die Türkei weniger für Bildung ausgegeben als
Deutschland...
Dem Bericht zufolge schlossen 2007 in Deutschland 23
Prozent eines Jahrganges ein Studium ab. 1995 waren es
erst 14 Prozent. International stieg die
Absolventenquote im gleichen Zeitraum aber von 18 auf 36
Prozent. 2008 legte die Studienanfängerquote in
Deutschland allerdings auf 36 Prozent zu.
Auch hier gehört Dänemark - trotz seiner ungünstigen
Randlage in Europa - wieder zu den Spitzenreitern. Den
irischen Kirchenfrommen war anscheinend ihre Forderung
nach einem Abtreibungsverbot auch bei Vergewaltigung
wichtiger als die Bildung, und der massenhafte
Missbrauch von Kindern in katholischen Internaten
verdrängte ebenfalls das wichtige Bildungsthema. Auch in
Spanien hat es die Linke schwer, sich gegen den alten
Filz von Kirche, Faschismus und Korruption
durchzusetzen. In der Slowakei ist wegen des
Einheitssteuersatzes von 19 Prozent für Arm und Reich
sowieso kein Geld für Bildung vorhanden (sh. hier
rossaepfel-theorie.de), und in
der Türkei reicht das Geld - zumindest in den meisten
Schulen - wohl eher für eine stramme nationalistische
und glaubenstreue Erziehung.
In Deutschland besteht auch ein gewisser Trend zu den
alten Werten der „christlichen” Volksverdummung und
-ausplünderung. Trotz aller groß angekündigten
Bildungsinitiativen der Neoliberalen ging also „der
Anteil der Bildungsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt”
noch weiter zurück. Die Mehrbelastungen der Studenten
oder ihrer Eltern mit Studiengebühren werden gleich nach
oben umverteilt.
Die naiv zitierte Erhöhung der „Studienanfängerquote” in 2008 auf 36
Prozent dürfte aber bei den hiesigen Studienbedingungen weiterhin zu
einer „Absolventenquote” um die 23 Prozent führen. Im Vergleich zu den
anderen OECD-Staaten und durch die hiesige Umverteilung nach oben droht
Deutschland allmählich zum Entwicklungsland zu werden.
Der SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach sagte zu dieser
Armutsfalle für Bedürftige: „Ich halte
die Benachteiligung für katastrophal” (sh. „Bis
zu 340.000 Familien Verlierer beim Elterngeld”,
VdK,
11.5.06).
Das Elterngeld führe zudem zu verstärkter
Kinderarmut. „Es kann nicht sein, dass die SPD einem
Konzept zustimmt, das Einkommensmillionären 1800 Euro im
Monat schenkt und 100.000 Kinder in die Kinderarmut
schickt”, sagte Lauterbach.
(Sh.
www.asg-minden-luebecke.de,
Stand
23.5.07).
Offenbar gehört Lauterbach zu den wenigen in der
SPD, die nicht vom Virus der Schröder-Koalition
befallen sind. - Im übrigen ist die Finanzierung dieser
Kinderförderung für Besserverdiener völlig ungesichert
und dürfte - wie jetzt üblich - auch wieder
ausschließlich zu Lasten der Klein- und Normalverdiener
gehen.
Das gleiche dürfte gelten für die Finanzierung des
überfälligen Anspruchs auf Krippenplätze, den man mit
viel Eigenlob vorsichtshalber erst für das Ende der
nächsten Wahlperiode im Jahr 2013 angekündigt hat.
Indem Müller die Verfassungstreue in der Finanzpolitik
vorläufig ausschließt, versucht er, sich nach üblicher CDU/CSU-Manier,
als Beschützer der Armen aufzuspielen. Müller erwähnt
mit keinem Wort, dass man ja als Alternative seine
Einkommensteuer und die der übrigen „Bestverdiener” wieder auf den Stand vor der großen
neoliberalen Wende bringen könnte. Dabei hilft ihm sein
Interviewer und Namensvetter Dirk Müller, indem er
diesen wichtigsten Punkt vorsichtshalber gar nicht
anspricht bis auf die unvermeidliche Ausweichfloskel
„von der Reichensteuer einmal ganz abgesehen”.
Statt dessen palavert er sofort von
„Subventionskürzungen”. Damit liefert er ein
Musterbeispiel für die übliche Interviewführung. Selbst
die wenigen Journalisten, die diese mit Abstand
wichtigste Frage vielleicht stellen möchten, vermeiden
einen solchen ungeheuerlichen Tabubruch.
Aber selbst wenn sie
wenigstens diese Frage stellen würden, bekämen sie nur
Ausflüchte zu hören wie Oskar Lafontaine am 13.11.05 bei
Christiansen (sh. oben) von dem zugeschalteten
abgewählten NRW-Ministerpräsidenten und schwarzroten Finanzminister
Peer Steinbrück (SPD), der
ebenso penetrant wie Peter Müller und alle
vernünftigen Alternativen ignorierte, auch als ihm
Lafontaine einige nannte. Der neue Sparminister platzte
fast vor Selbstbewusstsein bei seiner Irreführung mit
seinem
Arbeitsplatzvernichtungsprogramm und nannte
- wie sein anscheinend seelenverwandter Peter Müller
- „Einschnitte in die sozialen Sicherungssysteme” und
„Rentenkürzungen„ als „einzige Alternativen”.
Er beanspruchte sogar mit erhabenem Brustton „ Aufrichtigkeit” für seine eigene
Besitzstandswahrung: „ Dass wir über eine Mehrbelastung der Besserverdiener
unsere Probleme lösen könnten, ist unaufrichtig”.
Auch die „SPD-Linke” hat eine Ahnung, warum ausgerechnet
Steinbrück zum schwarz-rötlichen Finanzminister gemacht
wurde:
„ Bei ihnen steht Steinbrück unter Generalverdacht, der
Merkel-Union näher zu stehen als dem eigenen Parteiprogramm. Zudem gilt
Steinbrück als 'ruppig' im Umgang, selbstverliebt und arrogant” (sh. „ Hilfe für
Steinbrück bei Steuerreform”,
welt.de, 17.6.06).
Jedenfalls ist Steinbrück genau der richtige Mann zur
Einspannung der SPD für die neue Etappe der Umverteilung
nach oben. Zu diesem Zweck wünscht er sich auch die
Fortsetzung der Großen Koalition von „Sozialdemokraten”
und „Christlichen” gegen die Linke nach 2009 (sh.
„ Steinbrück - Große Koalition
nach 2009”, stern.de, 13.7.2008).
In einem Interview der WELT ONLINE wurde einmal wieder
die ökonomische Kompetenz des apostrophierten „ Weltökonomen” Lafontaine in
Frage gestellt im Vergleich zum „ gelernten Volkswirt Steinbrück”,
wohl wissend, das es bei Steinbrücks „Ökonomie”
nur um das Schulden-Management geht zur Finanzierung von
egoistischen Interessen der bestbezahlten neoliberalen
Meinungsmacher, Politiker und sonstigen „Bestverdienern”. Es geht also um das genaue Gegenteil
von Kompetenz, nämlich um die Arbeitsplatzvernichtung
durch Umverteilung nach oben.
Zunächst beschrieb Lafontaine mit bewundernswerter
Zurückhaltung die Rolle des Axel-Springer-Verlages bei
diesen Kampagnen gegen die einfachsten ökonomischen
Grundsätze (sh.
welt.de, 18.8.06):
WELT ONLINE: Eine Verschwörung gegen die
Linkspartei?
Lafontaine: Es gibt die Erklärung des
Springer-Verlages, zu dem auch die WELT gehört, im
Wahlkampf keine Anzeigen der Linkspartei zu
veröffentlichen. Bild und BamS haben im letzten Jahr
sogar Wahlkampf gegen uns gemacht. Trotzdem lese ich
Ihre Zeitung regelmäßig, damit ich weiß, was der
politische Gegner denkt. Der kann jetzt bei Ihnen lesen,
was ich denke…
Lafontaine: Steuern und Abgaben erhöht man, wenn die
Wirtschaft in Schwung ist. Wer bei schwacher
Binnenkonjunktur die Mehrwertsteuer erhöht, hat schlicht
keine Kenntnis von Ökonomie. Oder wie Peer Steinbrück
sagt: der hat das erste Semester Volkswirtschaftslehre
nicht absolviert. Geboten wäre jetzt die Anhebung jener
Steuern, die der Konjunktur weniger schaden. Also der
Vermögens-, Erbschafts-, und Börsenumsatzsteuer sowie
des Spitzensteuersatzes.
WELT ONLINE: Vielleicht sollte der Weltökonom
Lafontaine das dem gelernten Volkswirt Steinbrück einmal
erklären.
Lafontaine: Ich habe Schwierigkeiten mit der
Logik von Herrn Steinbrück. Er behauptet, wer die
Mehrwertsteuer nicht erhöht, muss die Renten kürzen. Das
ist so, als ob man sagt, wer keine Bananen isst, muss
Möhren essen. Unabhängig davon werden die Renten durch
Nullrunden und die Rente mit 67 gekürzt. Jetzt rät Peer
Steinbrück den Leuten nicht in den Urlaub zu fahren,
damit sie fürs Alter vorsorgen können. Das ist absurd.
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Für Deutschland wäre es
gut, wenn Steinbrück lange Urlaub nähme.
Tatsächlich kann der „Weltökonom Lafontaine … dem
gelernten Volkswirt Steinbrück” nichts erklären, was der
und die übrigen Profiteure der Umverteilung nach oben
aus verständlichen Gründen einfach nicht begreifen
wollen. Auch die sollten – zusammen mit Steinbrück –
endlich ihren Dauerurlaub nehmen.
Vielleicht war es auch die SPD-Kritik an Steinbrück, die
den SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck zur
verspäteten Kritik an der erfolgten
Mehrwertsteuererhöhung veranlasste (sh. „ Struck:
Mehrwertsteuererhöhung unnötig für Reformpolitik”,
faz.net, 24.6.06). Statt dessen
„wären knallharte Einsparungen in jedem Ressort nötig
gewesen, aber es wäre gegangen”, so Struck in dem
Interview (sh.
faz.net, 25.6.06). Es ging ihm also offenbar nur um
andere Formen der Arbeitsplatzvernichtung durch
Umverteilung nach oben zugunsten der bestbezahlten
Politiker und der übrigen Meinungsmacher, denn zugleich
lobte er in dem Interview Gerhard Schröder und seine
Agenda 2010.
Der
Karriere-Ökonom
Stefan Homburg,
der schon Gerhard Schröder, Angela Merkel und Friedrich
Merz beraten hat (sh. Stefan Deges: „ Deutsche
Elite-Ökonomen”,
merkur.de, 22.9.05),
sprach im ZDF klar aus, dass auch für ihn nur die
Umverteilung nach oben in Frage kommt:
Ich halte eine
Reichensteuer für ausgeschlossen. Man muss bedenken,
dass die rot-grüne Koalition den Spitzensteuersatz in
diesem Jahr erst gesenkt hat. Es ist unvorstellbar, dass
er im nächsten Jahr wieder erhöht wird, und weil die
Tabaksteuer und die anderen Verbrauchssteuern weitgehend
ausgereizt sind, kommt dann wohl nur die Mehrwertsteuer
in Betracht und natürlich die
Sozialversicherungsbeiträge...
Man bräuchte
ein Haushaltsbegleitgesetz, in dem über alle
Leistungsgesetze und Subventionsgesetze eingespart
wird...
Es ist so
ähnlich wie beim Rasenmäherprinzip. Ein
Haushaltsbegleitgesetz würde in alle Bereiche
eingreifen. Da würde das Arbeitslosengeld II eben zum
Beispiel gekürzt, statt wie jetzt überlegt, erhöht. Es
würde das Wohngeld gekürzt oder das Bafög, die
Sozialhilfe, die Renten, die Leistungsausgaben der
gesetzlichen Krankenversicherung - das würde alles
gekürzt. Das ist die Alternative: Entweder erhöht man
die Steuern oder man kürzt die Ausgaben.
(Sh. „ Staatsausgaben radikal kürzen”,
zdf.de, 28.10.05).
Die monatlich 347 Euro zum Lebensunterhalt sind für
Homburg also anscheinend zu viel, und das zugehörigen
Wohngeld für eine Sozialwohnung braucht er ebenso wenig.
Auch das Bafög seiner Studenten verführt diese nur zur
neoliberalen Denkweise der Bestversorgten. Aber die
Sozialabgaben könnten nach Ansicht der Neoliberalen schon etwas höher sein
(z.B. bei der Kopfprämie im Gesundheitswesen), weil die
Erhöhung nur zu Lasten der Gering- und Normalverdiener
geht. Die Wirkungen für Konsum und
Arbeitsmarkt sind für den Schröder-, Merz- und
Merkel-Favoriten Homburg anscheinend nicht der Erwähnung wert.
Dafür wird er jedoch von den Neoliberalen hoch gelobt
und mit staatlichen Sonderaufgaben bedacht, während ihn
die
„Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) einen
'wild gewordenen Neoliberalen' nennt” (sh.
„ Deutsche Elite-Ökonomen”,
merkur.de, 22.9.05).
Dennoch sind seine Rezepte unter den hochgelobten
deutschen Ökonomen keineswegs die Ausnahme, sondern eher
die Regel (sh. in diesem Abschnitt die Ausführungen zu
Peter Bofinger).
All die „christlichen” und
unchristlichen Neoliberalen
kommen inzwischen zu der scheinbaren Selbstkritik, dass
sie diese Umverteilung in ihre eigenen Taschen trotz
aller Talkshow-TINA-Gebetsmühlen-Leier und
Selbstdarstellungs-Gehabes noch immer
nicht richtig „kommuniziert” hätten, sondern sich
zu sehr
auf ihre „Kommunion” als Gemeinschaft der Heiligen und
„Rechtgläubigen” beschränken (sh.
Katechismus-Frage 40):
Wer gehört zur
Gemeinschaft der Heiligen?
Zur Gemeinschaft der
Heiligen gehören:
1. die Rechtgläubigen
auf Erden,
2. die Heiligen im
Himmel,
3. die armen Seelen im
Fegefeuer
(vgl. Kleiner
Katechismus der katholischen Religion (1932), passend
gegen Links zur Machtübernahme 1933. Sh. auch
„Lafontaine nennte Regierung 'Irrenhaus'” ,
BILD.de, 3.7.2005,
was natürlich nach der Koalition der Pseudo-Linken mit
den Pseudo-„Christlichen” noch mehr gilt).
Ihre „christlichen” Vorgänger waren jedenfalls über
viele Jahrhunderte erfolgreicher mit der autoritären
„Kommunikation” eines Weltbildes, bei der die Erde mit
den Verteidigern des rechten Glaubens und seiner
Profiteure im Mittelpunkt der Welt stand (sh. zu den
Gründen für die Etablierung der aristotelischen
geozentrischen Ideologie gegen die konträren Weltbilder
des
Philolaos und Herakleides von
Pontos: Jochen Koubek:
Vernetzung als kulturelles Paradigma,
Berlin 2003).
Nachdem die „Christlichen” mit diesem
durchsichtigen Manöver zur Bundestagswahl im Oktober
2005 auf 35,2% der Wählerstimmen
abgestürzt waren (sh.
tagesschau.de/Infratest dimap)
und nach einem Zwischenhoch seit Juli 2006 wieder dort
angekommen sind (sh.
wahlrecht.de~dimap.htm),
suchen sie die Gründe - zur Ablenkung von ihrer
doppelten Umverteilung nach oben - jedoch eher in einem
Mangel an
„Kommunikation” solcher Absurditäten und an
positiver „Emotionalisierung” ihrer
Mehrwertsteuererhöhung bei gleichzeitiger Absenkung
ihres Spitzensteuersatzes
(sh. „Wahlkampfanalyse -
Liebeserklärung kostet Wahlsieg”).
Maßgebend für die Wende im Wahlkampf zugunsten von
Schröder und zu Lasten von Merkel sei gewesen, dass er
seinen Auftritt im
TV-Duell gegen sie
zu einer
öffentlichen Liebeserklärung für seine Frau Doris
genutzt habe, so CSU-Chef Stoiber (sh. ebd. und
morgenpost.berlin1.de,
23.10.05). Die „Emotionalisierung” wird also demnächst
nach US-amerikanischem Muster noch mehr auf Irreführung
als auf klare Wahlprogramme setzen. In der taz wurde
dieses Erfolgsrezept sofort registriert von Cosima
Schmidt, als sie dort bereits am 20.9.05 schrieb:
Die Solidarität von Frau zu Frau ist ein
wichtiger Faktor - aber nicht der einzige. Mit ihm
wetteifert die Sympathie für den Mann Schröder, der sich
in den Medien charismatisch darzustellen weiß und
Gemüter weichspült, indem er noch im TV-Duell ein „Ich
liebe meine Frau” unterbringt.
(Sh. „Merkels
vorhersehbare Misere: Keine Spur von
weiblicher Solidarität”, taz.de, 20.9.05.)
Die FDP-Politiker sind natürlich mit ihren
Steuergeschenken für sich und die übrigen
„Bestverdiener”
noch viel großzügiger als die CDU.
Auf ihrem Wege der skandalösen Umverteilung nach oben
folgt die Union der FDP als „Partei der
Besserverdienenden„[115]
und Missionarin für eine neue „Werte”-Debatte,[116]
die ihn mit ihrem angestrebten Spitzensteuersatz von 35%
schon lange vorgezeichnet hat.[117]
Nach der kalten Abfertigung von
Norbert Blüm
will seine „christliche” Partei außerdem bei den
Krankenversicherungsbeiträgen für Kleinverdiener
wesentlich kräftiger zulangen und die normalverdienenden
Beitragszahler oberhalb des Sozialhilfeniveaus mit ihrer
„Gesundheitsprämie„ zur Kasse
bitten.
Als Deckmantel dient die Forderung nach mehr „
Gerechtigkeit” durch „ marktwirtschaftlichen”
Sozialstaats-„ Umbau”.
Dieses Kopfgeld ist für die
„christlichen” und die übrigen neoliberalen
Propagandisten das mit Abstand größte Reserve-Potenzial
zur weiteren Senkung ihres Spitzensteuersatzes in
Richtung Kirchhof-Niveau und zur gigantischen
Umverteilung nach oben in ihre eigenen Taschen.
Für diese Riesen-Beute ist die wachrüttelnde Bezeichnung als „Hartz V” eher noch
gemäßigt
(sh. „Lafontaine: Gesundheitsprojekt ist das Projekt
'Hartz V'”, journalMED, 27. 6.06, und
hier: „'Gesundheitsfonds'
zur Umverteilung nach oben”).
Nach einer solchen Schröpfung zugunsten der
Volksbetrüger und sonstigen Best-„Verdiener”
müsste der Pförtner denselben Beitrag zur
gesetzlichen Krankenversicherung zahlen wie der
Chefarzt,
wenn dieser sich nicht vorher schon durch
Privatversicherung aus dem Kranken-„Solidarsystem” ganz
verabschiedet hätte. Die Lohnabzüge für
Kleinverdiener insgesamt werden also kräftig erhöht
und lediglich in Härtefällen Sozialzuschüsse gewährt.
Die „christlichen” Propagandisten behaupten zwar, dass man diese
„Gesundheitsprämie” nur zur Schaffung zusätzlicher
Arbeitsplätze einführen will, verschweigen aber
tunlichst, dass durch ein solches Kopfgeld Konsum
und Arbeitsmarkt noch zusätzlich geschwächt und gerade
dadurch die Arbeitsplätze vernichtet werden.
Mit
dieser Umverteilung ist die Staatskasse dann so
geschröpft, dass es wieder einmal „keine Alternative„
(sh. oben die „TINA”-Formel) zur Schröpfung der
Ärmsten gibt. Durch die Begrenzung der Zuschüsse zur
Kopfprämie nach Hartz-IV-Standard lässt sich dann fast
ein Drittel der Bevölkerung (zur eigenen Bereicherung am
Volkseinkommen) bequem auf Sozialhilfeniveau
heruntermanipulieren. Auch mit den neuen
Studiengebühren lässt sich dieser Effekt bei den unteren
und mittleren Einkommensgruppen erzielen und die
Geburtenrate weiter drosseln. Am Ende können die
Profiteure dann ihr größtes „ Christfest” veranstalten -
mit glänzenden Eurozeichen in den Augen und den oben
zitierten knallenden Champagnerkorken. Siehe dazu den
ZDF-Bericht „ Kopfprämie macht ein Drittel zu
Bedürftigen”.[119]
Die
„christlichen” Kahlschläger diesseits und jenseits des Atlantiks könnten
gelegentlich einmal wieder in die Bibel schauen, denn dort steht geschrieben:
„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen” (Matth. 7, 16) und
„Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen,
inwendig aber sind sie reißende Wölfe” (Matth. 7,15).[120]
Es
genügt den
Bierdeckel-Gauklern
also bei weitem nicht, dass sich nach der Steuersenkung für „Bestverdiener” durch
RosaGilbgrün der Bevölkerungsanteil mit Einkommen unterhalb der EU-Armutsgrenze
von 12,1% auf 13,5% und der Anteil der Reichsten 10% am Volksvermögen in etwa 5
Jahren von 45% auf 47% erhöht hat und dass sich die Zahl der
sozialhilfebedürftigen Kinder von inzwischen 1,1 Millionen mit drastisch
verminderten Bildungschancen demnächst durch Hartz IV noch einmal verdoppeln
könnte.65[121]
Nicht nur die Zahl der Armen wächst,
immer größer wird auch der Abstand zu den Wohlhabenden der Republik. In den
vergangenen Jahren sind die Reichen reicher und die Armen ärmer geworden, zeigt
eine neue Analyse des Statistischen Bundesamtes. Danach stieg das
durchschnittliche Nettogeldvermögen des reichsten Viertels gegenüber dem ärmsten
vom Achtfachen auf das Zwanzigfache
und
dazu die Frage von Andrea Noll (Attac) nach dem Verbleib des weggerafften
Volkseinkommens und der abgewürgten Konsumimpulse:
Die Kassen leer? Wer hat die Hand in
der Kasse, ist wohl eher die Frage.[121]
Auch
der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (seit 2002), Professor Wolfgang Wiegard (SPD),
schlug im Einklang mit weiteren „Wirtschaftsweisen” zum eigenen Vorteil eine Absenkung des
Spitzensteuersatzes auf 35% vor [122]
-
bei gleichzeitiger Kürzung der monatlichen 347 Euro Hartz IV und Sozialgeld um 30%
! [123]
- Früher erinnerte der „Weise” eher an einen genügsamen
Eremiten, an einen Professor im Elfenbeinturm, an
Askese. Aber heute denkt man an Hirn ohne Herz auf
äpfelndem Ross.
Mit ihren 35% Spitzensteuersatz lägen die „Weisen” schon unter den 36% nach dem Merz-Konzept der CDU,[113]
deren Parteichefin Angela Merkel kurz vor der Landtagswahl in
Nordrhein-Westfalen sagte:
Alles was
wir tun, muss sich der Wirtschaft unterordnen: Entsteht
dadurch Arbeit oder verschwindet dadurch Arbeit.
Mit ihrer dreisten Umverteilung nach oben durch weitere
Senkung des Spitzensteuersatzes und Erhöhung der
Mehrwertsteuer würde sie der „ deutschen Wirtschaft
endgültig den Garaus machen”,[98]
da diese Geldhortung an der Spitze nur durch mangelnde
Nachfrage des Staates und der kleinen Konsumenten
bezahlt werden kann. Schon am Tag nach der
Konstituierung des neuen Bundestages
konnte Merkel vor den
Spitzenvertretern der
Arbeitgeberverbände als schwarzrötliches
Antrittsgeschenk verkünden, dass die Folgen dieser
fortdauernden Umverteilung nach oben weiterhin auch
durch reale Rentenkürzungen bezahlt werden (sh. „Merkel
schließt Rentenerhöhung aus”,
zeit.de/Handelsblatt, 19.10.05, 21:31h). Wenn die Opfer dieser Umverteilung
und Arbeitsplatzvernichtung als Wähler auf solche
Scharlatanerie hereinfallen, verdanken sie dies vor allem der
Gehirnwäsche durch die Propagandisten.
Zur Umverteilungswirkung schreiben die Ökonomen der
Arbeitsgruppe Alternative
Wirtschaftspolitik an der Universität
Bremen im „WASG-Newsletter”
vom 1.5.05:
Das gesamtwirtschaftliche
Wachstumsproblem, das der Bundesrepublik anhaltende und
weiter steigende Rekordarbeitslosigkeit beschert, ist im
Kern ein Verteilungsproblem, d.h. auf eine falsche
Einkommens- und Vermögensverteilung zurückzuführen. Die
Binnennachfrage, deren Stagnation auch durch die
Position des Exportweltmeisters nicht wettgemacht werden
kann, hängt vor allem von der privaten und öffentlichen
Verbrauchsnachfrage ab, die ihrerseits die
Absatzaussichten für die Unternehmen und damit auch
deren Investitionen bestimmen.
Der fortschreitende Kahlschlag und die geplante
Mehrwertsteuererhöhung bei gleichzeitiger Senkung des
Spitzensteuersatzes werden von den Hauptprofiteuren nur
deshalb als alternativlos dargestellt, weil die
konjunkturfördernde Alternative die Rückkehr zu ihren
früheren Spitzensteuersätze wäre.
Es fällt auf, dass diese echte Alternative auch
gerade von den bestbezahlten und hochgejubelten
„wissenschaftlichen” Sachverständigen (vielleicht
mit Ausnahme von Bofinger) peinlichst ignoriert wird.
Zu diesem Standardtyp von „ Arbeitsplatzbeschaffern”
sagte Oskar Lafontaine (sh. „ Lafontaine wirft Union
Feigheit vor”,
morgenpost.de, 11.7.05):
Die Schwarzen wollen die Mehrwertsteuer um zwei
Prozentpunkte erhöhen weil sie zu feige sind, die
Reichen mehr zu besteuern.
Man kann auch sagen: „zu feige und zu gierig!”: Es ist
die Feigheit der Vor- und Nachbeter, überhaupt auch nur
die richtigen Fragen zu stellen und auf einer Antwort zu
bestehen, weil das zum Karriereknick führen
könnte. Außerdem könnten sie dadurch selbst zum
Diffamierungsopfer werden. Zu dieser Feigheit gehört
aber auch die Raffgier der überversorgten Nimmersatten, die
sich opportunistisch den Manipulateuren andienen. Die
Gier als eine der „Sieben
Todsünden” (sh. die Darstellung von
Hieronymus Bosch)
hat auch Tradition bei den Schwarzen und beginnt schon
vor dem Judaslohn.
Die neoliberalen Söldner des Medienkapitals und
der Proporz-Cliquen werden ja nicht
nur mit der Peitsche des Ausschlusses in die Spur gebracht, sondern noch
mehr mit dem Zuckerbrot für Linientreue überfüttert. Das
Zuckerbrot erhalten sie von ihren neoliberalen
Brötchengebern nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer
Wählertäuschung zur Umverteilung nach oben. Da
sind jene Anfänger am ehesten willkommen, die von
vornherein schon auf der Linie der „Bestverdiener” liegen. Mit schwarzem Humor könnte man „entschuldigend” sagen,
dass die maßlose Raffgier auf Kosten anderer beim Homo
„sapiens” (lat. dem „Wissenden”)
nicht nur das „Volk
ohne Raum”
bestimmte, sondern in anderer Form weltweit auf dem
Vormarsch ist, und
dass solche
Hominiden am
ehesten in passende Positionen kommen. Die Frage
ist dann aber, warum die ausgeplünderten Anderen solche
verkappten Vertreter des
Sozialdarwinismus auch noch ins Parlament
wählen. Der wichtigste Grund dürfte sein, dass auch die
meisten übrigen Meinungsmacher auf Seiten der
Raffgierigen stehen.
Auch solche Vertreter der
Winner-Loser-Ideologie
bezeichnen zu Recht den (normativen oder resignativen)
Sozialdarwinismus (sh. socialinfo.ch) heute als
„wissenschaftlich diskreditierte
gesellschaftswissenschaftliche Theorie” (sh. Wikipedia:
„Sozialdarwinismus”,
Stand 25.7.06). Die neoliberalen Ideologen für das
„Überleben der Angepasstesten” („survival of the
fittest”, sh. Charles Darwin: „On
the Origin of Species”), wollen sich jedoch nicht auf
den Begriff bringen lassen. Sie lasten daher dem
allgemeinen Sprachgebrauch kurzerhand einen
Verständnismangel für hier angeblich relevanten Unterschiede zwischen den Theorien
von Lamarck und Darwin an und versuchen so - zur
Irreführung -, die anschauliche Bezeichnung
„Sozialdarwinismus” einfach als „irreführend” zu
tabuisieren mit Aussagen der folgenden Art: „Sie
trägt allerdings größtenteils
lamarcksche und nicht
darwinistische Züge, weswegen die Bezeichnung heute
als irreführend angesehen wird„
(sh. Wikipedia, ebd., Stand 25.7.06).
Gegen das Menschenbild der „ Hochreligionen” stehen
naturalistische Ansätze wie z.B. Konrad Lorenz mit
seinem Buch „ Das sogenannte Böse - Zur Naturgeschichte
der Aggression”.
Dies relativiert auch Kants „Selbstverschuldung” der
Unmündigkeit, allerdings bei erheblicher Naturalisierung
des allgemeinen Menschenbildes gegen Kants Idealismus,
aber immerhin erträglich aus der Sicht einer allgemeinen
Naturverbundenheit und mit pragmatischen Folgen für die
Schaffung einer humanen Gesellschaft. Das manipulative
Milgram-Experiment
und der
Pawlowsche Hund
stehen nicht nur für die jeweiligen
Versuchs-Situationen. Die Konditionierung durch den
manipulationsstärksten US-Sender Fox-TV von Rupert
Murdoch und dessen Meinungskauf wurden bereits eingehend
untersucht und gemessen anhand der Akzeptanz von Irak-Lügen bei
dessen Massenpublikum im Vergleich zu Nutzern anderer
Informationsquellen (sh. Steven Kull et al.: „Misperceptions,
The Media and the Iraq War”, Menlo Park, California,
2.10.2003, sowie „Kognitive
Dissonanz”,
„Rationalitätenfalle”, Orwells „Doppeldenk”
und hier zum
Kreationismus von
George Bush). Zur
Quasi-Vereinnahmung von Tony Blair und Hillary Clinton
durch den Bush-Unterstützer Murdoch sh. z.B. den Artikel
„ Sag mir, wer deine Freunde sind, und ich sage dir, wer
du bist”,
wsws.org, 10.5.06).
Es
gehört auch zur Desinformation und Wählertäuschung, wenn die neoliberalen
Manipulateure deren Wirkung auf das Wahlverhalten
herunterspielen.
Außerdem genügen oft schon wenige Stimmenprozente mehr oder
weniger für eine völlig andere Politik.
Dem „sogenannte Böse” der „höheren Lebewesen” im
Sinne von Konrad Lorenz sind bei der Raffgier
allerdings Grenzen gesetzt, weil das übermäßige
Zusammenraffen von Gütern oder Werten auf Kosten der
anderen nur dem sogenannten „Homo Sapiens” (dem
„wissenden” oder „vernunftbegabten” Menschen) möglich
ist. Die übrigen Säugetiere können sich nur sattfressen
oder ausreichende Vorräte für einen Winter anlegen. Für
sie gelten lediglich die Tierschutzgesetze.
Vor diesem krassen
Hintergrund mag das goethesche Pathos noch erlaubt sein:
Edel sei der
Mensch, hilfreich und gut! Denn das allein
unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen.
Die Raffgier der „Vernunftbegabten” ist allerdings nur
ein sichtbares Zeichen für den „urwüchsigen”
Charakter der Neoliberalen. Noch deutlicher wird dieser
Charakter mit ihren betrügerischen und
selbstbetrügerischen Rechtfertigungen sowie in
Kombination mit ihrem Mobbing gegen alle, die dagegen
stehen, also insbesondere mit Schnüffeleien in deren
Privatleben und mit konstruierten Affären (sh. hier z.B.
Linksbuendnis.htm#Lafontaine…
und
Diffamierungs-Resistenz.htm).
- Das „sogenannte Böse” sucht seine Rechtfertigung
darin, dass es auch allen anderen die eigene
selbstgefällige Niedertracht unterstellt. Man würde ihm
auf den Leim gehen, wenn man das eigene Menschenbild von
dieser Verallgemeinerung auf alle bestimmen ließe.
Typisch ist auch die
fortschreitende anachronistische Verunsicherung der
Amerikaner in ihrem Weltbild zur Entstehung des Menschen
oder seiner Erschaffung in seiner heutigen Form durch
einen einmaligen Schöpfungsakt nach Vorstellung von
George W. Bush und seinen Wahlhelfer in den
US-Kommerzkirchen (sh. Wikipedia:
Kreationismus):
So stieg die Zahl derer, die sich „nicht
sicher über die Evolution” sind, von sieben Prozent im
Jahr 1985 auf 21 Prozent im Jahr 2005…
So stimmen 20 Jahre nach Beginn der Debatte 40 Prozent
der Befragten der Aussage [Evolutionstheorie] zu, fast
ebenso viele (39 Prozent) lehnen den Evolutionsgedanken
jedoch geradeheraus ab... Lediglich in der Türkei sei
man für eine wissenschaftliche Erklärung der
menschlichen Herkunft noch weniger aufgeschlossen als in
den USA. Das berichten US-amerikanische und japanische
Forscher in „Science”, die Daten von 34 Ländern
ausgewertet hatten. Island, Dänemark, Schweden und
Frankreich führen mit 80 Prozent Zustimmung oder mehr
die Rangliste der Evolutionsbefürworter an, Deutschland
liegt mit etwa 70 Prozent auf Platz zehn.
(Sh. „US-Bevölkerung
ist verunsichert über Evolution”,
welt.de/dpa, 12.8.06.) Typisch sind auch die guten
Plätze für Skandinavien und der mäßige Platz für
Deutschland mit seinen schwarz indoktrinierten Regionen.
Wenn die rechten Ideologen den Wählern sogar den Glauben
an den Kreationismus eintrichtern können - gegen die
wissenschaftlich klar belegbare Evolutionstheorie, dann
muss man sich über ihre Erfolge bei der egoistischen
Verbreitung ihrer Ideologie zur Umverteilung nach oben
und bei der Diffamierung der Linken nicht wundern.
Auch beim Kreationismus sieht man wieder, wie weit die
Verdummungserfolge der Rechten in den USA, aber auch in
Deutschland gehen, ganz im Gegensatz zu Skandinavien..
Ähnliche
Erfolge haben die skrupellosen Ideologen bei der
Manipulation von Kindersoldaten zu gewissenlosen
Killermaschinen oder bei päpstlichen Fegefeuer-Ablässen,
die Kreuzfahrer durch ihre Raubmordzüge erlangen
konnten, oder bei der Gängelung und späteren Ausbeutung
der christlichen „ Lämmer” durch ihre „ Oberhirten” mit
Höllenängsten vor Todsünden durch die natürliche
Entwicklung der Sexualität. Die hatte man stets
verfügbar zur Manipulation nach dem geläufigen Motto „
Habe ich Unkeusches mit Wohlgefallen geredet, angehört,
gesungen, gelesen?” (sh. „ Trau Dich zum Beichten!”,
padre.at). Daraus
wurde in „gläubigeren” Zeiten durch Ablasshandel
gewaltiges Kapital geschlagen, und damit wird bis heute
vielerorts der Parasitismus gesichert - zum Beispiel in
Lateinamerika, wo Papst Karol Wojtyla (Johannes Paul
II.) die Aktion der Glaubenskongregation (früher
Inquisition) von Kardinal Joseph Ratzinger und der
Geheimorganisation Opus Dei gegen die
Befreiungstheologen massiv umsetzte (sh. M. Stankiewicz:
„USA-Vatikan-Connection”,
jungewelt.de, 5.4.05, und hier
Dritte_Welt.htm) bis hin zum
kirchlichen Verbot von Kondomen in den
Hauptverbreitungsgebieten von Aids, das Ratzinger als Papst Benedikt XVI.
(„Wir sind Papst”) erneuerte (sh.
geilundsafe.at
und etliche Quellen, die mit den dortigen Zitaten über
Google zu finden sind). Aber eine solche unverantwortliche
Borniertheit lässt sich bei Aids anscheinend nicht mehr länger
durchhalten. Immerhin schien es zunächst so. (Sh. „Papst will offenbar Kondome für
HIV-Infizierte”,
tagesschau.de,
24.4.06).
Aber kurz nach Ratzingers
Aufhebung der Exkommunikation von antichristlichen
Holocaust-Leugnern (sh.
„
Papst spricht von 'Pannen'”, tagesschau.de,
11.3.2009) gab er den Ewiggestrigen erneut
Rückendeckung: Während des Fluges zu seiner ersten
Afrikareise sagte er, man könne das Aids-Problem nicht
mit der Verteilung von Kondomen lösen. Ganz im
Gegenteil! Sie verschärften das Problem(!), wenn die
Sexualität seelenlos bleibe, wenn die Afrikaner einander
nicht unterstützten! (Sh. den verkürzten
Text des Papst-Interviews unter „
blog.beliefnet.com”,
17.3.2009, sowie
„ Pope and condoms: The Full
Monty”,
catholicnews.com,
17.3.2009, und mit der Einschränkung „se non c'è
l'anima...” im
Osservatore Romano,
17.3.2009). Statt Kondomen forderte der Papst eine
Humanisierung der Sexualität, als ob die
Aids-Gefährdeten in Afrika so auf Kondome verzichten
könnten! Auch eine Abtreibung bei Vergewaltigung ist
anscheinend weiterhin tabu (sh.
„ Papst beharrt auf Abtreibungsverbot”,
tagesschau.de,
20.3.2009). Eine
Humanisierung wäre gewiss dringend geboten in Zeiten der
Internet-Pornographie mit ihren Auswüchsen und
deren Deformations-Risiken für die Entwicklung von
Jugendlichen. Sie
müsste aber vor allem auch gelten für die reaktionäre
päpstliche Haltung zur Ausplünderung der Ärmsten in
aller Welt und gegen die satte Abwiegelung zugunsten der
Umverteilungs-Profiteure nach dem traditionellen Motto
des päpstlichen Osservatore Romano „Unicuique suum”
(„Jedem das Seine”).
Statt dessen ergreift diese Art von Christentum unter
Papst Benedikt XVI. noch immer streng deren Partei gegen die ausgesaugten Umverteilungsopfer
und gegen „Gefährliche
Thesen” (Titel der Süddeutschen,
11.3.07) von Befreiungstheologen wie etwa Jon Sobrino. Wieder
zeige ein Armenpriester zu „viel
Solidarität, zu wenig Erlösung”, wie es der Sender
n-tv.de am
12.3.07 im Titel zusammenfasst. Im Ergebnis ist es
der alte antichristliche Pakt zwischen weltlicher und
„geistlicher” Obrigkeit gegen die gemolkenen Ärmsten als
ihre Alimentierer. Ähnliches findet man auch in anderen
Religionen, stets mit dogmatischer Unterstützung der
gehobenen Kasten, die ebenfalls davon profitieren..
Die BILD-Marketing-Strategen konnten
ihren „Wir sind Papst”-Anstecker mit „dezent” aufgedrucktem BILD-Logo
auf dem Weltjugendtag 2005 „eine halbe Million Mal”
loswerden. (Mehr siehe unter:
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm.)
Mit dem naturalistischen Menschenbild erklärt sich auch
- bei den Meinungsmachern wie in anderen Lebensbereichen -
der Hang zur jagenden und übermächtigen Meute (z. B.
„Meute-Journalismus” - sh. das Zitat von Canetti zur
„Hetzmasse„ hier
unter Linksbuendnis.htm).
Selbst Journalisten von der die Financial
Times Deutschland können gelegentlich die
Volksverdummung der übrigen Meinungsmacher nicht mehr ertragen. In dem Leitartikel
„Sinnentleerte
Expertise” heißt es dort am 20.10.05
unter anderem:
Der Staat muss sparen, die Steuern
senken und sein Defizit abbauen. Was die Experten der
sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute
da präsentiert haben, klingt umwerfend...
Just in dem Moment, in dem Deutschlands
neue Regierung über den künftigen wirtschaftspolitischen
Kurs verhandelt, verabschieden sich die
Institutsökonomen aus einer ernst zu nehmenden Rolle.
Ihr Gutachten strotzt vor altgewohnten Weisheiten und
mangelnder Selbstkritik. Mit internationalen
Analysestandards, wie sie Praktiker der großen Banken
erfüllen, hält das Ergebnis kaum noch mit.
Richtig einig scheinen sich die Experten
selber nicht zu sein. Da wird im Prognoseteil nüchtern
diagnostiziert, dass verfügbare Einkommen und Konsum
2005 durch Kürzungen der Sozialtransfers gedämpft
werden. Wenige Seiten später, bei den
Politikempfehlungen, wird dann empfohlen, noch rabiater
Ausgaben zu kürzen. Flugs ist es da nicht mehr die
Entwicklung der Einkommen, die den Privatverbrauch
bestimmt, sondern dass die Leute angeblich aus Angst vor
Steuererhöhungen nicht mehr konsumieren - eine These,
die sich empirisch nicht ansatzweise belegen lässt und
von Nobelpreisträgern wie Robert Solow verspottet wird.
Den Ausweg aus dieser Lage zeigt das
Linksbündnis. Die Exkurse hierzu waren zwar in Abschnitt
1 eigentlich unentbehrlich, wurden seit Ende Mai 2005
aber immer umfangreicher. Daher wurden sie Ende Juni
2005 hier ausgelagert nach
Linksbuendnis.htm(2).
Auch mit seiner niedrigen Abgabenquote von etwa 36%
betreibt Deutschland mittlerweile selbst eine Art
Steuerdumping gegenüber den meisten sozialen
Marktwirtschaften in Europa (sh. BMF:
Monatsbericht Mai 2005,
S. 100), allerdings nur zugunsten der „Bestverdiener”,
aber zu Lasten des Konsums, der Investoren und der
Arbeitsplätze (sh. unten „korrektive Nachveranlagung”).
Außerdem finanzieren
die künftigen Arbeitslosen in Westeuropa mit ihrer
Steuermilliarden die
EU-Subventionierung der Dumpingsteuern zur Arbeitsplatz- und
Gewinnverlagerung in parasitäre Steueroasen vor der
Haustür. Die Kosten für die Arbeitsplatzverlagerung
können ihre Noch-Arbeitgeber dank Ignoranz vieler
Politiker und bester Lobbyarbeit immer noch voll von der
Steuer in Deutschland absetzen. Auf diese Weise wurde
schon der „keltische Tiger” Irland als Steuerfluchtburg
für Großprofiteure hochgepäppelt, aber diesmal geht es um einen
Massen-Exodus - gerade mal in die unmittelbare
Nachbarschaft.
Beim deutschen
Exportüberschuss mit diesen Ländern ist zu beachten,
dass dort viele Komponenten zur Montage von Aggregaten
in Deutschland „just-in-time” gefertigt werden (mit
kostengünstiger Montagelagerhaltung in LKWs auf den
Autobahnen durch staatlich gesteuerte Verlagerung der
Betriebskosten hin zu den Umwelt- und
Gemeinschaftskosten zur Vergesellschaftung der Lasten
bei Privatisierung der Gewinne einschließlich der
verkürzten Steuern - sh. unten). Im Extremfall könnte es so sein, dass
Komponenten im Wert von 100 importiert und nach der
Montage das Aggregat im Wert von 130 wieder dorthin
exportiert würde. Auf diese Weise würden zur
Gewinnmaximierung oder Verlustvermeidung in jene Länder
Arbeitsplätze verlagert für die Wertschöpfung von 100,
während für die Arbeitsplätze in Deutschland nur eine Wertschöpfung von 30
übrig bliebe. Aber auch diese gescholtene
„Basar-Ökonomie„ dient dem gegenseitigen Vorteil,
wenn durch die günstige Beschaffung um so mehr Güter
gewinnbringend in die übrige Welt exportiert
werden können -
bei halbwegs erträglicher Verteilung des Nutzens
zwischen Arbeit und „arbeitendem” Kapital.
Außerdem könnte es sein, dass ein Gutteil
der 100 aus der manipulativen Überhöhung der
konzerninternen Verrechnungspreise bestünde,
um
den steuerpflichtigen Gewinn in Deutschland zu
mindern und ihn so für den Konzern zu den Dumpingsätzen
dieser Länder zu versteuern.
Auch wenn in dem Preis von 100 nur eine kaum
nachweisbare Preisüberhöhung von 5 enthalten wäre und
der deutsche Anteil von 30 für sich allein einen
Kalkulationszuschlag von 20% = 6 tragen könnte, so
würden diese 6 weitgehend aufgezehrt durch die
Überhöhung um die vorgelagerten 5, die über das
Weltmarktniveau hinausgehen. Es ließe sich für die
Besteuerung in Deutschland also gerade noch ein
Gewinnzuschlag von 1 auf die 130 realisieren, während
die 5 von Deutschland in die „Oasen” verlagert werden und
dort mit dem übrigen Hauptteil der Gewinne nur minimal
zu versteuern sind.
Ähnliche Effekte werden erzielt durch massenhafte
Nachbearbeitung von ausländischen Fehlprodukten in
deutschen Stammwerken zu deren Lasten, durch Export von Anlagen
unter Selbstkosten in Niedrigsteuerländer, um sie von
dort dann mit dem eigentlichen Konzerngewinn in das
tatsächliche Zielland zu exportieren usw. Auch bei der
Abschöpfung von EU-Subventionen sind solche
Dreiecksgeschäfte keine Seltenheit - wie früher bei der
Abschöpfung der Berlinförderung durch Hin- und
Rücktransport von Schweinen, denen dort lediglich zur
„Veredelung” die Ohren abgeschnitten wurden.
Es ist also tatsächlich so, dass einige in Deutschland
und anderen Alt-EU-Ländern von der EU-Erweiterung viel
mehr profitieren als die meisten in den neuen
Beitrittsländern und dass dort wiederum einige reichlich
profitieren zu Lasten ihrer übrigen Landsleute und der
Dumpingopfer in Westeuropa. Diese müssten sich also
EU-weit solidarisieren.
Die neoliberalen Politiker erlauben diesen
Unternehmen obendrein noch,
dass sie ihr Kapital und ihre Lizenzen in parasitäre Steueroasen
verlagern, um sich beides von dort gegen Zinsen und
Lizenzgebühren zurückzuholen und so
durch fingierte Verlagerung ihrer Gewinne die
Bemessungsgrundlage für ihre Steuern in Deutschland
auszulaugen
(sh. z.B. das obige taz-Interview von Lorenz Jarass
sowie den Artikel von Lorenz Jarass und Gustav M.
Obermair: „Sinkende Steuerbelastung von
Unternehmens- und Vermögenseinkommen”, insbesondere den
Abschnitt „Verschiebung
von steuerlichen Bemessungsgrundlagen in Steueroasen:
Steuerdumping” und die dort folgenden
Abschnitte, Wirtschaftsdienst 2004, Heft 3, S.
152-160).
Die Unternehmen werden aus Wettbewerbsgründen
durch den Gesetzgeber geradezu gezwungen, auf diese
Weise einen großen Teil des deutschen Steueraufkommens
ins Ausland zu verlagern.
Es gibt auch Politiker,
die die Konzerne bei der Gewinnverlagerung sogar
beraten,
so
z.B. Friedrich Merz, CDU
(sh.
Linksbuendnis.htm
mit dem Suchwort „Doppelbesteuerungsabkommen”),
als Totengräber des Sozialstaats. Dies geschieht mit Hilfe
von Gerichten, aber vor allem des Gesetzgebers im
Schlepptau der Steuerflucht-Lobbyisten gegen das Grundgesetz
(sh.
Art. 20, 28 GG; zu
Art. 14 Grundgesetz
sh. hier auch Linksbuendnis.htm).
Zu den Methoden sh. auch das Buch von Ernst Schmiederer
und Hans Weiss: Asoziale Marktwirtschaft, Köln,
2004, mit Textproben und Pressestimmen unter
asoziale-marktwirtschaft.com,
sowie dazu
single-generation.de
und Robert Misik: „Wir
könnten uns den Sozialstaat leisten”,
taz.de, 9.10.04.
Die verfassungsmäßigen Sozialstaatsfinanzierung wird
auch mit Hilfe des Europäischen Gerichtshofs (EuGH)
ausgehöhlt; sh. dazu die Große Anfrage vom 23.2.05 der
FDP-Abgeordneten im Deutschen Bundestag: „
Europarechtswidrigkeit steuerlicher Vorschriften und
Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs”,
Drucksache 15/4965,
die - ganz gleich aus welchen Motiven - zur Klärung
beitragen könnte. Einerseits blockieren die Profiteure
des Steuerdumpings in der EU eine Vereinheitlichung der
EU-Ertragsbesteuerung und Mindeststeuern, indem sie dies
mit lauen Absichtserklärungen auf die lange Bank
schieben. Andererseits
wird ihr Schmarotzertum aufgrund ihrer trojanischen
Richtlinien auch noch durch den EuGH gegen
die deutsche Verfassung geschützt (sh. hier auch den
Exkurs:
Steuer-Parasitismus.htm).
Der nationale Egoismus beim
Dumping-Wettlauf führt jedoch am Ende in die
Rationalitätenfalle
zwischen individueller und kollektiver Rationalität -
wie bei einer Theater-Veranstaltung, wo keiner besser
sieht, wenn einer nach dem andern aufsteht und am Ende
alle stehen. Hier geht es um die Rationalität der
Staaten, wonach am Ende alle verlieren – bis auf die
Couponabschneider.
Die kleinen Staaten wissen jedoch, dass sie eher vom
Parasitismus leben können als die großen, solange diese
sie gewähren lassen.
Die Profiteure der Arbeitsplatzverlagerung in
Deutschland wissen, dass sie dank der Dumping-Spirale
auch die Plausibilität ihrer eigenen weiteren
Steuersenkungen vortäuschen können.
Johanna Hey,
Lenkungsgruppenmitglied der
Kommission „Steuergesetzbuch„
für die neoliberalen „Stiftung
Marktwirtschaft”, kann sich sogar
vorstellen, dass man die Unternehmenssteuern ganz
abschafft, wenn die ausgeschütteten
Unternehmensgewinne bei den Eignern voll besteuert
werden (sh. „ Eine verkürzte Sicht von Gerechtigkeit”,
taz.de, 29.3.06).
Damit würde zumindest das
Halbeinkünfteverfahren
gegenstandslos, durch das Kapitalerträge besonders bei
niedrigen Einkommen erheblich mehr belastet und bei
Steuersätzen über 40% entlastet wurden
(sh. auch
DGB).
Durch eine solche Mehrbelastung der Kleinsparer ohne
Recht auf Steuererstattung finanzieren diese jedoch noch
zusätzlich die Steuersenkungen für
Meinungsmacher und sonstige Bestverdiener. Wenn
die Unternehmensgewinne erst bei ihrer Ausschüttung
besteuert würden, könnten die Anteilseigner zur
Steuervermeidung auf Ausschüttungen weitgehend
verzichten und die Gewinnansammlungen mit ihren Anteilen
später verkaufen, sei es nach Ablauf von
Spekulationsfristen oder auch weit unter ihrem
persönlichen Steuersatz – dank der Abgeltungssteuer zur
Umverteilung nach oben. Sie könnten am Ende sogar mit
ihren Anteilen in eine parasitäre Steueroase der EU
umziehen und dort weitgehend steuerfrei Kasse machen,
wenn die „Wegzugssteuer” für Steuerflucht nach
Österreich und in andere EU-Fluchthelfer-Staaten
demnächst von den Eurokraten ganz zu Fall gebracht wird.
Das Problem der Gewinnverschiebung durch fingierte oder
manipulierte Rechnungen usw. ist allerdings anders
anzugehen (sh. hier
Unternehmenssteuerreform.htm).
Die Begründung des äußerst problematischen
Halbeinkünfteverfahrens findet man in den
Brühler Empfehlungen zur Reform
der Unternehmensbesteuerung. Zur
Kritik schreibt Wolfgang Scherf in
seinem Skript :
Öffentliche Finanzen I - II, Uni Giessen, 2005/06,
S. 15, dort eingestellt 13.10.2004, erreicht auch über die Download-Seite
http://wiwi.uni-giessen.de/dl/det/Scherf/6713/:
Fazit: Das Halbeinkünfteverfahren war der
falsche Weg einer Unternehmenssteuerreform. Der
Gesetzgeber hat ein prinzipiell überlegenes Steuersystem
ohne überzeugende Gründe durch ein in nahezu jeder
Hinsicht problematisches Verfahren ersetzt.
Die Besteuerung der tatsächlichen
Wertschöpfung mit den persönlichen Steuersätzen der
Gewinnbezieher nach den traditionellen
Bemessungsgrundlagen der
Gewerbesteuer wäre also auch im Hinblick auf das
EU-Recht tatsächlich möglich. Aber im Gegensatz zu den
völlig anderen
Kommissionsvorstellungen von Johanna Hey müssten dabei auch die
einbehaltenen Gewinne mit den Einkommensteuersätzen
der Wirtschaftswunderjahre besteuert werden, wenn man
keine gleichwertige und steuerfluchtssichere Wertzuwachssteuer
durchsetzen kann, denn vor allem aus den einbehaltenen
Gewinnen ergibt sich oft der weitaus größte Teil des
veräußerbaren Vermögenszuwachses bei den Anteilseignern.
Gerade die einbehaltenen Gewinne können in den
Dumpingsteuer-Ländern - mangels politischen
Drucks - bestens verschleiert werden. Dagegen hilft nur
eine neue Art der Besteuerung von Marktwert-Zuwächsen
bei den Anteilspapieren. Johanna Hey weist selbst darauf hin, dass es
sich um politische Entscheidungen handelt. Die
hängen aber davon ab, in welchem Maße die
Manipulationen der öffentlichen Meinung durch die
neoliberalen Meinungsmacher Erfolg haben. In
jedem Fall dürften von Heys neoliberaler Kommission kaum
ernsthafte und kurzfristig umsetzbare Vorschläge zur
steuerlichen Belebung des Arbeitsmarktes und zur
Bekämpfung des EU-subventionierten Steuerdumpings zu
erwarten sein, denn diesen „Bestverdienern” geht es wohl
eher um Unternehmenssteuersenkungen und um die
Umverteilung nach oben, wodurch weitere Arbeitsplätze
vernichtet werden. Nach den hier bereits erwähnten
Beiträgen von Finanzminister Steinbrück (SPD!) zur
Umverteilung nach oben scheint der Transparenzaufruf von
Lobbycontrol.de an ihn zum Steuergesetzbuch und zur
„Stiftung Marktwirtschaft„ mehr als gerechtfertigt
(sh. den
Offenen Brief vom 30.1.06
und „Die
großen Einflüsterer, Thinktanks als Lobby der Freien
Marktswirtschaft”, nachdenkseiten.de,
18.11.05. Vgl. dazu hier die Seite „Unternehmenssteuerreform.htm”).
Überhaupt hat man den Eindruck, dass es
sich bei dieser Steuersenkungs-Kommission von Notabeln
um eine reine Lobbyveranstaltung handelt, die von
den Profiteuren bestens honoriert wird und in den
neoliberalen Regierungspolitikern ihre willfährigen
Gehilfen findet (sh. die Fakten bei L. Jarass
und G. M. Obermair:
Unternehmenssteuerreform 2008,
Wiesbaden, 10.5.2006, insbesondere Seite 13 ff., sowie
ihre übrigen
Texte zur Abwehr der Steuerflucht unter
jarass.de).
Johanna Hey ist ehemalige Schülerin des
Kommissionsvorsitzenden Joachim Lang,
FAS-INSM-Preisträger des Jahres 2005 (lobbycontrol.de).
Dessen
Interview mit dem DLF vom 19.5.06 zeigt klar die
Umverteilungs-Vorgaben durch die „Stiftung
Marktwirtschaft” und durch die INSM für das
Steuergesetzbuch der schwarzrötliche Regierung.
Unter dem Kanzler der Bosse wurde
im Jahre 2004 das Programm
„Seitenwechsel„
eingeführt, wonach mittlerweile einige hundert
industriefinanzierten Lobbyisten an den
Schreibtischen
in den Ministerien sitzen. Sie „arbeiten” dort an
Gesetzesformulierungen im Sinne ihrer Brötchengeber und
reichen denen interne Informationen aus den Ministerien
weiter. Auch Minister und Mitarbeiter im Sold der
Politik können die „Seiten wechseln”, wenn es sich lohnt
- wie z.B. bei Gerhard Schröder, Werner Müller, Alfred
Tacke, Martin Bangemann (sh.
anstageslicht.wordpress.com,
Stand
9.9.2007) und nicht
zuletzt Friedrich Merz, der hier leider immer wieder
genannt werden muss. Mit der offiziellen Einführung und
Ausweitung des längst vorher praktizierten
„Seitenwechsels” konnten der
„Genosse der Bosse” und sein neoliberaler Tross ihr
Politikverständnis verdeutlichen. Von den neoschwarzen
Koalitionären der Rotkarierten wurde dieser Verkauf der
Politik erwartungsgemäß dankbar aufgenommen und
perfektioniert (sh. „Heimliche
Interessenvertreter: Lobbyisten in Bundesministerien”,
Monitor vom 3.4.2008, mit Beispielen von
CSU-Wirtschaftsminister Glos). Aber er funktioniert auch
dann, wenn die Lobbyisten ihre trickreichen
Gesetzesformulierungen nicht an Schreibtischen in den Ministerien
aushecken, sondern in externen Netzwerken
zur Umverteilung nach oben, z.B. bei den Steuergesetzen.
Während alle zusätzliche Steuern und Abgaben zu Lasten
von Klein- und Normalverdienern ohne entsprechende
Lohnsteigerungen tendenziell die Konjunktur drosseln, so
kann jegliche Besteuerung von Unternehmen zu
Arbeitsplatzverlagerungen führen und jedwede Besteuerung
von Kapitalerträgen gewisse Kapitalfluchttendenzen
auslösen. Die schrittweise Anhebung der
Quellenbesteuerung von 15 auf 35 Prozent nach der
EU-Zinsrichtlinie in 22 von 25 EU-Staaten und in einigen
weiteren Staaten bis zum Jahre 2011 ist wegen ihrer
vielen Ausnahmen viel zu halbherzig (sh. „ EU trocknet
Steueroasen aus”,
handelsblatt.com, 30.6.05).
Die Abschöpfer des Volkseinkommens scheinen gerade durch
den EU-geförderten Steuerparasitismus.
Die Dumping-Opfer müssen also schnellstens eine
EU-rechtskonforme und effektive Umstellung ihres
Steuersystems in Angriff nehmen.
Dabei ist schrittweise ein Optimum anzustreben zwischen
den stets unvermeidlichen Ausweichversuchen der
Abschöpfer und der erforderlichen Steuererhebung für die
staatlichen Aufgaben einschließlich der
Standortsicherung.
Mit einer Planung dieses Systemwandels kann man aber
keinesfalls die „bestverdienenden” Neoliberalen betrauen,
weil deren Hauptziel die Steuersenkung für
„Bestverdiener”
ist und weil die Förderung des internationalen
Steuerdumpings gerade diesem Ziel dient
(vgl. dazu hier die Seite „Unternehmenssteuerreform.htm”).
Die Untersuchungen von Jarass
und Obermair sind nach Kenntnis des Verfassers der
bemerkenswerteste und fundierteste Zugang zum Problem
der Steuerflucht und zur Neuregelung des Steuersystems
in Deutschland.
Allerdings sind hierzulande ansonsten kaum kurzfristig
und einzelstaatlich durchsetzbare detaillierte und
sinnvolle
Vorschläge zu diesem Thema zu finden, wenn auch die
geforderte Wertschöpfungsabgabe des Linksbündnisses in
die richtige Richtung weist und die engagierten
Schriften z.B. von Jörg Huffschmid und von Sven Giegold
wichtige Beiträge zum Thema enthalten.
Ein
Paradebeispiel von Jarass und Obermair ist der
bestverdienende IKEA-Konzern des Schweden Kamprad mit
persönlichem Steuerfluchtsitz in der Schweiz,
der seine etwa neunprozentige (!) Umsatzrendite vom
goldenen Absatzmarkt Deutschland mit Hilfe von
Fremdkapitalzinsen und Lizenzgebühren weitgehend in
ausländische Dumping-Systeme verschiebt.
Grundlage für die Vorschläge von Jarass und
Obermair ist eine Wertschöpfungs-Besteuerung
nach Art der
Gewerbesteuer. Sie
erfasst also auch die von der Betriebsstätte „verdienten” Aufwendungen für Fremdkapital oder
ausgelagertes Eigenkapital, Lizenzgebühren usw. in ihrer
Steuerbemessungsgrundlagen (volle Differenz
zwischen solchen Aufwendungen und Erträgen, Einbeziehung
der Freiberufler und weiterer Gruppen). Im
Gegensatz zu anderen Modellen der
Wertschöpfungssteuer
(sh. auch IniFES:
Finanzierungsalternativen,
2/2006, S. 73. f.) orientiert sich die aktualisierte
Gewerbesteuer aber - wie die traditionelle
Gewerbesteuer
- mehr an der betrieblichen Leistungsfähigkeit
und erfasst natürlich nicht die bereits übermäßig
belasteten Löhne. (Mehr dazu sh. hier im Exkurs
Unternehmenssteuerreform).
Die richtungweisenden Arbeiten von Jarass
und Obermair werden hier weitgehend als Maßstab zugrunde
gelegt (sh. ebd.)
Mit dem Verzicht auf die Besteuerung von
Unternehmenserträgen im Unternehmen nach den
stellvertretenden Gedankenspielen von Johanna Hey wäre das Dumping-Problem
lediglich verlagert von der mangelnden Kontrolle
der Unternehmensgewinn-Verschiebung zur mangelnden
Kontrolle der Kapitalertrags-Verschiebung. Mit dem
möglichen Verzicht auf steuerliche Bilanzprüfungen bei
Kapitalgesellschaften würde man außerdem noch ohne Not
ein wichtiges Instrument zur Ertragskontrolle im Inland
aus der Hand geben. Sinnvoller wäre eine
Unternehmensbesteuerung mit ermäßigten Sätzen unter
Hinzurechnung von (möglicherweise fingierten)
Zinsaufwendungen, Lizenzgebühren usw. zu den Erträgen -
nach Art der Gewerbesteuer (sh. L. Jarass und G.
M. Obermair:
Effiziente
Unternehmensbesteuerung durch Besteuerung aller
Kapitalentgelte”, Wiesbaden, 21.4.06).
Die zunehmende Umschichtung des Steueraufkommens vom
Unternehmenssektor zu den Lohnsteuerzahlern erfordert
Gegenmaßnahmen, aber die steuerliche Wiedererfassung der
tatsächlichen Wertschöpfung ließe sich zugunsten der
Unternehmen ein wenig kompensieren durch teilweise
Steuerfinanzierung der Arbeitgeberanteile zur
Sozialversicherung. Damit sollte ein möglichst
weitgehender Ausgleich geschaffen werden für die
lohnintensiven kleinen und mittleren Unternehmen, die
ihre Gewinne nicht ins Ausland verschieben können und
die aufgrund solcher Maßnahmen zusätzliche Arbeitsplätze
in Deutschland schaffen. Wie weit dies bereits mit
den modellmäßigen Steuersätzen von Jarass und Obermair
finanzierbar ist, muss hier noch nicht geklärt werden
Zur Steuerflucht ist davon auszugehen, dass die großen
Länder nicht vom Steuer-Parasitismus leben können.
Etliche kleinere wollen nicht davon leben. Sie alle
müssten von ihren Bürgern durch entsprechendes
Wahlverhalten gezwungen werden zu massivem politischen
und wirtschaftlichen Druck auf parasitäre Staaten gegen
Steuerdumping, Ertragsverschiebung und
Gewinnverschleierung im Ausland.
Durch Beseitigung der Schlupflöcher ließe sich die
Steuerquote der Unternehmen wieder auf das frühere
Niveau anheben. Dagegen würde die Absenkung der
deutschen Unternehmenssteuer-Sätze auf das etwas
niedrigere skandinavische Niveau nicht viel gegen die
Verlagerung nützen, wie das Beispiel Borealis zeigt.
Dennoch ließen sich die deutschen Unternehmenssteuern
auf diese Sätze absenken bei gleichzeitiger Anhebung des
Einkommensteuer-Spitzensatzes auf das
skandinavische Niveau oder auf das
Niveau der Wirtschaftswunderjahre. Voraussetzung
dafür ist
eine korrektive Nachveranlagung der Unternehmensgewinne
mit diesen und den übrigen
individuellen
Einkommensteuersätzen bei Gewinnentnahme oder spätestens beim
Anteilsverkauf - zu Lasten der einkommensstarken und
zu Gunsten der einkommensschwachen Anteilseigner (sh.
zur ersten Orientierung BMF: „Die
wichtigsten Steuern im internationalen Vergleich”,
Ausgabe 2004, S. 4 bis 22).
Ferner ist nicht einzusehen, warum
Unternehmen bei der Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland
alle gewährten Vorteile mitnehmen sollen.
Dazu sagte Rudolf Hickel in einem
DLF-Interview vom 25.4.06:
Mir will auch nicht einleuchten, dass wir
etwa das nicht machen, was andere Länder machen, dass
wir für wegziehende Unternehmen - da gibt es gerade
einen Vorschlag von Steinbrück -, die aus Deutschland
rausgehen, durchaus überprüfen, inwieweit sie noch
steuerlich belastet werden können.
Allerdings dürfte
eine Besteuerung von nicht realisierten Wertzuwächsen
beim Wegzug in EU-Dumpingsteuerländer gegen das
„Benachteiligungs”-Verbot gemäß Art. 43 EG (alt: Art.
52) verstoßen (sh. zur „Wegszugsbesteuerung”,
WamS, 21.11.04, und
EuGH, Urteil
C-9/02
vom
11.3.2004), so dass hier ebenfalls massiv gegen den
Parasitismus vorgegangen werden muss.
Auch eine Streichung
der EU-Subventionen für die Arbeitsplatzverlagerung
durch Steuerdumping aus den Steuern der künftigen
Arbeitslosen in Westeuropa ist dringend geboten -
ebenso wie ein Stopp für die steuerliche Absetzbarkeit
von Verlagerungskosten und ein Ende der
schwarz-rosa-gilbgrünen Steuergeschenke für Konzerne und
„Heuschrecken” durch ihre Steuerfreistellung von
Veräußerungsgewinnen aus Beteiligungen (sh. „Regierung
Schröder hat die 'Heuschrecken' eingeladen und
steuerfrei gestellt”, nachdenkseiten.de,
2.5.05, und hier:
Unternehmenssteuerreform.htm).
In Fällen wie Borealis
geht es ja um
die Körperschaftsteuer des Unternehmens und nicht um die
Einkommensteuer der Unternehmer. Die
bestverdienenden Unternehmer müssen deshalb nicht wegen
skandinavischer Einkommensteuersätze wie nimmersatte
Systemprofiteure ihr Heimatland verlassen. Nach den
obigen Ausführungen über Dänemark (sh. hier bei „Corruption”)
würde man so etwas dort auch nicht für normal halten.
Tatsächlich ergibt sich die
Systemkorruption
hier auch aus dem international wabernden
„Heuschrecken”-Kapital (in diesem Fall aus der
Steuer-„Oase” Abu Dhabi -
sh. obiges Zeitungszitat), dem die seit 2001 regierende,
weiterhin konsensorientierte, aber liberalkonservative
Koalition in Dänemark anscheinend auch noch keine
Schranken gesetzt hat (zu den asylpolitischen Gründen
für den Regierungswechsel in Dänemark sh. hier
Linksbuendnis.htm#Dänemark).
Dagegen wird mit der weiteren Absenkung des
Spitzensteuersatzes dieser Würgeeffekt gegen Konsum
und Arbeitsmarkt noch verstärkt
wegen der Überwälzung der Soziallasten auf die Ärmsten
und - nach dem Willen der „Christlichen” - sogar
durch die Mehrwertsteuererhöhung zur Finanzierung
solcher
Geschenke (aber natürlich mit vorgeblich anderem Zweck -
von der rechten in die linke Tasche).
Den
Spitzen- und Einheitssteuersatz nach Vorschlag des
ehemaligen Verfassungsrichters (Steuerrechts-Professors
und Verfechters einer maximal hälftigen
Ertragsbesteuerung) Paul Kirchhof von 25% fände
der letzte oberste Wirtschaftsweise Wiegard „ natürlich
noch viel schöner”.[122]
So ließe sich Kirchhofs quasi-legislativer „Halbteilungsgrundsatzes”
aus seiner Zeit als Verfassungsrichter vielleicht zu
einem „Viertelteilungsgrundsatz” weiterentwickeln.
In einem Urteil vom März 2006 hat ein völlig neu
besetzter Zweiter Senat des Bundesverfassungsgerichts
den neoliberalen Halbteilungsgrundsatz von Kirchhof und
seinen Gefolgsleuten jedoch gekippt (sh. Christian Rath:
„Karlsruhe korrigiert
Kirchhof-Kurs”, taz.de, 17.3.06).
Die verheißenen Steuergeschenke von Angela Merkels
„Visionär” wären zwar wieder zu Lasten der
Einkommensschwachen
und der Konjunktur gegangen, aber dem Einkommensmillionär brächte
es für jede weitere Million noch einmal eine Ersparnis
aus der Differenz von jetzt 42% zu dann 25%, also von
170.000 Euro - zusätzlich zu den 110.000 Euro, die ihm
Rosa-Gilb mit Unterstützung der CDU schon zugeschanzt haben. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass schon der Grenzsteuersatz
von 42% (für Einkommenssteigerungen von z.B. 100 Euro
minus 42 Euro Steuern in dieser Tarifstufe) lediglich
einer durchschnittlichen Belastung des gesamten
Einkommens von etwa 30% entspricht (sh.
Bundesfinanzministerium: „ Steuerreform 2000 - Grafische
Darstellungen und internationale Vergleiche”,
Version 1.8.2005,
Blatt 5
- Erstellt Dezember 2003.
Die BMF-Webseiten ziehen dort häufiger um - ohne Link-Weiterleitung!).
Auch der Professor für Finanzwissenschaft
Wolfgang
Wiegard würde in der Größenordnung von Politikern von
der Senkung auf 25% reichlich profitieren. Ihm
ganz besonders missfällt die Opposition Peter Bofingers:
Dieser habe sich im letzten Jahresgutachten des Gremiums zur Steuerpolitik
geäußert, „ wovon er erwiesenermaßen überhaupt nichts versteht”.[124]
Das sagt ausgerechnet
Wolfgang Wiegard,
der noch am
19. April 2007 in einem morgendlichen
DLF-Interview eine Senkung des Spitzensteuersatzes
über den Solidaritätszuschlag
(für sich und die übrigen Best-„Verdiener”) forderte statt einer Rücknahme der
arbeitsplatzvernichtenden Mehrwertsteuererhöhung oder einer Steuerfinanzierung
von Sozialabgaben. Damit wird er einmal wieder zum Kronzeugen für die
bestbezahlten Stimmungsmacher von der BILD-„Zeitung” (sh. z.B.
Georg Gafrons versteckte Kampagnen-Drohung: „ Wer ist jetzt gegen
Steuersenker?”,
bild.de,
20.4.2007). Wiegard unterstützte Michael Glos sogar bei dessen Forderung nach
Abschaffung der Erbschaftsteuer (sh. hier
Unternehmenssteuerreform). Mit
solchen Wirtschaftsweisheiten wird der Abstand zwischen Arm und Reich immer
größer, denn eine automatische Verdoppelung von Millionenvermögen durch Zins und
Zinseszins bringt mehr als eine Verdoppelung von einigen Spargroschen,
um so mehr, wenn sich diese Verdopplung periodisch wiederholt und die Millionen
höhere Renditesätze bringen als die Spargroschen mit ihren Sparkassenzinsen.
Die von den Neoliberalen vorgegaukelte Chancengleichheit beim Start rückt also
in immer weitere Ferne.
Es
ist auch kennzeichnend für den gesamten
Sachverständigenrat und die übrigen bestbezahlten
Hohenpriester der deutschen Voodoo-Ökonomie, wenn
Wiegard zu seinen Forderungen richtig bemerkt:
Es ist glaube ich nicht ganz richtig, dass sich einige
Forscher aus dem Sachverständigenrat anders geäußert
haben. Genau ein Mitglied hat sich anders geäußert.
Interviewer: Peter
Bofinger!
Wiegard: Genau, nur Herr
Bofinger. Alle anderen Mitglieder haben sich eigentlich
für Steuersenkungen ausgesprochen. Und ich denke auch,
dass die Mehrheit der Ökonomen sich für Steuersenkungen
ausspricht. Auch die Institute haben jetzt ins Gespräch
gebracht, dass Steuersenkungen erforderlich sind.
Mit der „Mehrheit der Ökonomen” können allerdings nicht
auch die ganz anders qualifizierten Ökonomen in den USA
gemeint sein, wie man aus der obigen Zeitungsanzeige in
der New York Times mit den Ausführungen von Orszag und
Stiglitz entnehmen kann. Kennzeichnend für das große
Geld der Meinungsmacher im Hintergrund ist auch die
obige Bemerkung von Jim O’Neill zur
Mehrwertsteuererhöhung: „Da haben die
Unternehmerverbände gute Lobby-Arbeit
geleistet.„
Die
obige Warnung vor Schaffung einer inkompetenten Kompetenz-Monopolisierung nach
Art der mittelalterlichen Orthodoxie-Einpeitscher – selbst gegen Ökonomen anderer Fachgebiete - mit
Dogmen oder „komplizierten statistischen und ökonometrischen
Abhandlungen„[126]
scheint hier im nachhinein bekräftigt, denn damit wird es immer schwerer, die obigen einfachen Überlegungen von Orszag und Stiglitz zu dem einen
Dollar und die simplen Überlegungen der 400 US-Ökonomen nachzuvollziehen. Statt
dessen werden die neoliberalen axiomatischen Grundlagen als Glaubenssätze
vorausgesetzt und die Umverteilungsaxiome mit einem verblüffenden
Theoriegebäude überfrachtet. Da bringt es selbst dem begeisterten
Modelltheoretiker und Mathematik-Fan wenig, sich in einer esoterischen
Priestersprache zu verlieren, durch deren Einführung alle
Ungläubigen ausgeschlossen werden sollen - zum Vorteil der weltlichen Macht
hinter diesen Hohen Priestern. Die plötzliche einfache Erklärung der einfachen
Zusammenhänge durch Oskar Lafontaine wird von beiden also als gefährlich
empfunden. Dazu der Politikwissenschaftler Franz Walter:
Ich glaube aber, dass jene, die Lafontaine nun
anspricht, unseren Expertendiskurs auch als gefährlich
empfinden, weil sie dabei ausgeschlossen werden,
sh. das taz-Interview mit
ihm: „ Die SPD kann sich bei Lafontaine bedanken”,
taz.de, 7.7.05.
Auch der Kanzler Schröder will eine offene
Fernseh-Debatte mit Lafontaine tunlichst vermeiden; sh.
„ Schröder schließt Zusammenarbeit mit Linksbündnis
aus”,
dw-world.de, 5.7.05.
Die „Zusammenarbeit” mit ihm wurde ja
verständlicherweise bereits vom Linksbündnis kategorisch
ausgeschlossen.
Mit der plötzlichen Stellung der richtigen Fragen werden
auch die ehrgebietende Ausschließlichkeit und die
zusätzlichen Autoritäts-Vorteile für die
Nutznießer dieser
Voodoo-Ökonomie[127]
in Frage gestellt und Peter Bofinger hätte mehr
Rückendeckung. Vorläufig kann er sich jedoch als
einziger gegen die restlichen Vier nicht durchsetzen:
Auch
der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz, der auf Empfehlung der Arbeitgeber im Rat
sitzt, schloss sich Wiegards Kritik an: „Bofinger ist nicht teamfähig”, sagte
Franz dem Handelsblatt.[128]
Wolfgang
Franz , „auf dem Arbeitgeber-Ticket bei den
Wirtschaftsweisen” (zeit.de,
6.6.05), ist Direktor des ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung,
das gerade eine Erhöhung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7% für
Lebensmittel usw. auf 16% gefordert hat. [129]
Die CDU ließ sich von ihren Meinungsmachern erst einmal die Erhöhung des
Mehrwertsteuersatzes von 16% auf 18% und die Senkung des
Spitzensteuersatzes von 42% auf 39% ins Wahlprogramm
schreiben. Wenn das kein
Umverteilungs-Zusammenhang ist, nachdem die Absenkung
des Spitzensteuersatzes von scheinbaren 53% auf 42%
gerade abgeschlossen wurde!
Das ZEW versorgt auch die deutschen
Meinungsmacher mit einflussreichen „Studien” zu der
bekannten Tatsache, dass die kombinierten
nominalen Unternehmenssteuersätze in Deutschland im Vergleich zu
anderen Industrieländern am oberen Ende liegen
(sh. „Unternehmenssteuern:
Einseitige Rechnung des ZEW - Falsches Jammern auf
falschem Niveau”, taz.de, 19.4.06, und „Wieviel Steuern
zahlen deutsche Firmen? –
ZEW kritisiert hohe Unternehmenssteuern in Deutschland –
Andere Steuerexperten halten dagegen”, taz.de,
19.4.06). Die neoliberalen Medien nehmen das begierig
und kritiklos, um es weiter zu verbreiten. Leider erklären
sie und das ZEW dazu nicht die
Tatsache, dass Deutschland die niedrigste Steuerquote
unter den 15 westlichen Mitgliedern der EU hat. Mit
einer Steuerquote wie Großbritannien hätte der deutsche
Staat jährliche Mehreinnahmen zwischen 160 und 200
Milliarden Euro, die man zur Absenkung der
Sozialabgabenquote verwenden könnte (sh.
oben). Die Unternehmenssteuern
ließen sich ebenfalls drastisch senken, wenn die
Bruttogewinne aus den Unternehmen mit den Sätzen anderer
Länder bei den Empfängern besteuert würden.
Da solche Zusammenhänge von den neoliberalen
„Denkfabriken” trotz bester Sachkenntnis regelmäßig
unterschlagen werden, muss man sich fragen, wann deren
Publikationen überhaupt als „Studien” zu bezeichnen
sind.
Man fordert in solchen „Denkfabriken” durchaus die
Konjunkturförderung durch Senkung der Sozialbeiträge,
will aber mit scheinbar wissenschaftlicher Klarsicht
nicht zugeben, dass man dafür auf eigene überflüssige
Steuergeschenke für „Bestverdiener” verzichten muss. Man
will dort offenbar nicht wahrhaben, dass man seine
Umverteilungsbeute aus dem Volkseinkommen nicht zu
Lasten der Ärmsten und der Konjunktur sichern kann,
indem man sich und die Couponabschneider beschenkt oder
die Umsatzsteuer auf Lebensmittel usw. mehr
als verdoppelt und damit den schwachen Konsum noch
weiter drosselt.
Die
neoliberale Front gegen Bofinger weitete sich erwartungsgemäß schnell aus:
„Wenn es den
Ratsmitgliedern nicht gelingt, sich intern wieder zusammenzuraufen, muss
letztlich einer der Beteiligten zurücktreten”, sagte der langjährige
SVR-Generalsekretär Michael Hüther, heute Präsident des arbeitgebernahen
Instituts der deutschen Wirtschaft. Das ehemalige Ratsmitglied Rüdiger Pohl
legte dem wegen seiner Alleingänge attackierten Peter Bofinger nahe, aus dem Rat
auszutreten: „Wenn man sich in voller inhaltlicher Konfrontation sieht, dann
muss man zurücktreten”, sagte Pohl der Nachrichtenagentur Reuters.[130]
Hüther meinte natürlich auch nicht den Rücktritt von Wiegard, sondern von
Bofinger, um die Eintracht und Schlagkraft der „Bestverdiener” für die
Umverteilung zu ihren Gunsten wieder herzustellen und die
Hauptfinanziers seines
Instituts der deutschen Wirtschaft e.V. (IW) zu bedienen.
Die Professoren
Wolfgang Franz vom arbeitgebernahen
ZEW und Winfried Fuest vom
industriefinanzierten IW sind
auch vertreten im „Kronberger
Kreis”, dem „wissenschaftlichen Beirat”
der „Stiftung
Marktwirtschaft”, deren Vorstand
Michael Eilfort von
2000 bis 2004 Büroleiter bei Friedrich Merz (CDU) war.
Die „Stiftung Marktwirtschaft” ist jetzt wieder maßgeblich
beteiligt an der Ausarbeitung des „vereinfachenden”
Steuergesetzbuches, dessen Umverteilungs-Ziele beim
Merz- und Kirchhof-Konzept oben schon erwähnt wurden. Man will
Steuerschlupflöcher für die eigene Kundschaft aber nur
schließen, wenn man den Spitzensteuersatz für sich
selbst und die übrigen „Bestverdiener” im Kuhhandel noch einmal
drastisch senken kann.
Dies würde gerade den Propagandisten und „Experten”
helfen, weil sie sich nicht so leicht wie viele
Einkommensmillionäre ohnehin auf Sozialhilfeniveau arm
rechnen können.
Solche Professoren sind aber nicht nur aktiv in den industriellen
Lobbyisten-Vereinen, sondern zugleich auch
Prüfer für eine neue gleichgeschaltete Generation von deutschen
Studenten, die auf das neoliberale Dogma eingeschworen werden und zumindest im
universitären Bereich ohne diese Dogmentreue keine Chance haben. Diese
Chancenlosigkeit würde auch gelten für
Heiner Flassbeck, Chef-Volkswirt der
UNO-Organisation
UNCTAD mit Sitz in
Genf und einer der ganz wenigen deutschen Ökonomen, die sich vom
neoliberalen Mainstream deutlich abheben (sh. oben und folgendes Zitat aus den
nachdenkseiten.de,
5.9.06, Stand
10.3.07):
Ausgangspunkt war eigentlich die Aussage des Hinweises des Tages:
„10.
Heiner Flassbeck: Wie Steuersenkungen wirken” Unkenntnis elementarer
ökonomischer Zusammenhänge wirft ihm nun der Kölner Finanzwissenschaftler
Clemens Fuest vor und sagt, jeder Student in Köln würde bei einer solchen
Argumentation in der Prüfung durchfallen.
Es geht Heiner Flassbeck also nicht viel besser als Peter Bofinger und allen
anderen Ökonomen, die die reine Voodoo-Lehre noch nicht verinnerlicht haben -
und das ausgerechnet bei der Steuerwirkungslehre, von der die neoliberalen
Finanzexperten und Lobbyisten nicht einmal die einfachsten Grundlagen wahrhaben
wollen (sh. hier weiter oben das lange Zitat aus dem Aufsatz von Peter Orszag
und Joseph Stiglitz sowie dort die weiteren Zitate zu diesem Thema. Deutschland
hat schon einmal einen gewaltigen Aderlass an Wissenschaftlern erlitten und auch
dadurch – im Vergleich zu den USA – kaum noch international beachtliche
Nationalökonomen aufzuweisen. Heute würden solche Ökonomen hierzulande nicht
vertrieben, sondern eher „in der Prüfung durchfallen” oder jedenfalls kaum zu
Professoren werden.
Dabei wissen die Strategen von der INSM sehr wohl, dass Deutschland gegenüber
anderen Ländern weit zurückgefallen ist mit einem realen Wachstum von 20% seit
1991 gegenüber einem Weltwirtschafts-Wachstum von 67% (sh. hier
Kohl-Verteilung.htm
und die Fortsetzung der Umverteilung nach oben durch den Kanzler der Bosse mit
seinem Tross, hier weiter oben). Fuest und die INSM erklären auch, worum
es geht (unter der blumigen Überschrift „Mehr
Wachstum schafft Wohlstand für alle!”, insm.de,
30.11.06:
„Heute werden Werte über 2 Prozent von der Politik bereits als „Durchbruch”
gefeiert. Daher sind durch weitere Reformen die Weichen für mehr Wachstum und
Beschäftigung zu stellen um die Bundesrepublik hier wieder auf die vorderen
Plätze zu hieven.” (Zitat: Professor Winfried Fuest, IW Köln).
Aber als „weitere Reformen” sehen sie nicht der Verzicht auf ihre
Steuergeschenke und die Beendigung der Arbeitsplatzvernichtung durch
Umverteilung nach oben, sondern nur eine Verschärfung dieser neoliberalen
Politik.
Die „Stiftung Marktwirtschaft” „finanziert sich durch ihre Publikationen
sowie durch die Unterstützung zahlreicher Spender und
Mitglieder”, wobei der Markt für ihre Publikationen eher
beschränkt sein dürfte und die großzügigen „Spender und
Mitglieder”, die ihre „Unabhängigkeit” sichern,
nicht genannt werden. Sie erhält wichtige
Impulse durch das arbeitgeberfinanzierte Netzwerk
„Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” (INSM), dessen
Lobbyisten für ihre öffentliche Gehirnwäsche zur
Umverteilung nach oben
„8,8 Mio. Euro jährlich ... von
den Arbeitgeberverbänden der Metall- und
Elektroindustrie„ kassieren
- offenbar von den Verbänden auf ihrer
„Träger”-Liste;
sh. deren verlinkte Webseite und Götz Hamann: „Lautsprecher
des Kapitals”, DIE ZEIT, 19/2005.
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch in der Wikipedia zahlreiche
Manipulationsversuche; sh. z.B. „Wie
versucht wird, Wikipedia zurecht zu trimmen”, nachdenkseiten.de,
8.3.06. (Mehr zur INSM
siehe hier unter:
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm.) Auch hier
führt der Meinungskauf letztlich zum Stimmenkauf gegen die Interessen der
Gekauften.
Gegen die Manipulation der
Demokratie durch das große Medienkapital mit seinen neoliberalen Politikern und
bestbezahlten Propagandisten können auch die wenigen politischen
Gegner der Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben nur ihre
abgedrängte und allzu schwach finanzierte Aufklärungsarbeit leisten. Die leistet
Wolfgang Thierse zwar auch nicht, aber immerhin beschreibt er das Problem der
Medien-Demokratur
andeutungsweise (sh. „Thierse
warnt vor Beschädigung der Demokratie”, dlf.de, 30.12.05):
Die
Hartz-Reformen sind auf heftigste Kritik gestoßen, eben weil es zu viel und zu
hart war und zu schnell war, den anderen ging es nicht brutal genug zu. Also, da
ist das Volk durchaus in seinen Empfindungen und in seiner Situation
widersprüchlich. Und dass Politik dann auch nicht ganz einfache Antworten
liefern kann, dafür bitte ich dann auch um Verständnis.
Im März 2005 hat
sich IW-Präsident und
INSM-„Kurator” Michael Hüther erneut profiliert mit der
Forderung nach Erhöhung der Mehrwertsteuer um 2
Prozentpunkte „ zur” Senkung der „ Lohnnebenkosten”. Ohne diese
Verwendungen sieht er bei der diskutierten Erhöhung
durch die „Christlichen” um z.B. 4 Prozentpunkte,
entsprechend ca. 30 Milliarden Euro (sh.
wams.de, 5.6.05),
ein „Horrorszenario”
(lt. welt.de, 24.6.2005) und „verheerende
Auswirkungen” für die
Wirtschaft mit
zusätzlichen 500.000
Arbeitslosen
(sh. dasselbe in:
IW-Pressemitteilung, 27/2005,
15.6.05). Nach den Planungen frisch installierten großen
Koalition soll nun aber die Mehrwertsteuer nicht nur um
zwei, sondern um drei Prozentpunkte erhöht werden, und
davon sollen zwei Prozentpunkte zum Stopfen von
Haushaltslöchern, aber nicht zur Senkung der
„Lohnnebenkosten” verwendet werden (sh.
„Koalitionsvertrag -
Was Union und SPD vereinbart
haben”, spiegel.de, 18.11.05).
Diese zwei Prozentpunkte Mehrwertsteuererhöhung
zum Stopfen von Haushaltslöchern müssten also mit ihrem
Inkrafttreten ab 2007 nach der vorstehenden IW-Prognose
allmählich 250.000 zusätzliche Arbeitsplätze kosten,
wenn dies nicht durch irgendwelche konjunkturellen
Zufälle abgemildert wird. Wegen der kräftigen Kürzungen
zu Lasten des Konsums und zugunsten der bestbezahlten
Propagandisten könnte die Arbeitslosenquote jedoch noch
wesentlich stärker steigen.
Im
Umkehrschluss würde die
IW-Prognose bedeuten, dass
allein die Senkung der „Lohnzusatzkosten” um „mehr als
drei Prozentpunkte” (sh.
wams.de, 5.6.05)
schon weit mehr als 500.000 zusätzliche Arbeitsplätze
schaffen könnte, wenn sie durch Korrektur der Steuersenkung für
Hüther und die übrigen „Bestverdiener” erfolgte, denn in
diesem Falle würde ja nicht nur umverteilt zu Lasten der
Konsumausgaben von Einkommensschwachen (oberhalb
der mehrwertsteuerbegünstigten Grundausgaben für Miete
und Lebensmittel - Mehrwertsteuer gegen
„Lohnzusatzkosten”), sondern es würde totes
Volkseinkommen aus der gemeinschaftlichen
Güterproduktion für den Wirtschaftskreislauf
wiederbelebt.
Durch Rückführung der abgesahnten
Finanzmittel in den Wirtschaftskreislauf könnten viele
neue Arbeitsplätze geschaffen werden, besonders im
Dienstleistungssektor.
Im Hinblick auf die
fortschreitende Automatisierung und Kapitalkonzentration
erscheint die Idee der „Vollbeschäftigung” mit
40-Stunden-Woche als Normalfall allerdings ohnehin
veraltet in einer Gesellschaft, in der die Produktion
weitgehend durch das gemeinschaftlich produzierte und
sich selbst vermehrende Abschöpfungskapital der Profiteure erfolgt.
Selbst der neoliberale Nobelpreisträger
Milton Friedman hat schon im Jahre 1962 in seinem Buch
„Capitalism and Freedom” ein
Grundeinkommen
in Form einer
negativen Einkommensteuer
vorgeschlagen (sh. auch Herbert Schui: „Vordenker
der modernen Rechten - Zum Tod von Milton Friedman”,
jungewelt.de, 20.11.06). Diese Negativsteuer ließe
sich zunächst ausweiten als weiterhin motivierendes,
aber existenzsicherndes Grundeinkommen ohne soziale
Stigmatisierung (sh. Christoph A. Schaltegger: „Die
negative Einkommensteuer ...”, Bern,
19.11.2004, S. 2). Auch die sogenannte „bedarfsorientiert
Grundsicherung” im Alter ließe sich entsprechend
weiterentwickeln. Diese längerfristigen Gesichtspunkte
werden hier aber erst in späteren Abschnitten behandelt.
Zunächst sollen die dominierenden neoliberalen
Propagandisten lediglich beim Wort genommen werden mit
ihrem angeblichen Vorrang für die Schaffung von
Arbeitsplätzen nach ihrem Irreführungs-Motto „Sozial
ist, was Arbeitsplätze schafft”, das sie zur
Umverteilung in die eigenen Taschen missbrauchen..
Die Forderung der Industrieverbände durch ihr
Institut der Wirtschaft (IW) nach Erhöhung der Mehrwertsteuer
wurde also verbrämt mit ihrer konditionierten
Scheinabwehr. Sie wurde von ihnen nur akzeptiert für den
Fall, dass ihr Mehrertrag ausschließlich den eigenen
Verbandsmitgliedern und den übrigen Arbeitgebern
zufließt, damit die wenigen „Bestverdiener” unter ihnen
ihre Steuergeschenke behalten können und ihr
Spitzensteuersatz noch weiter gesenkt wird. Die CDU ließ
sich das von diesen Lobbyisten so in ihr Wahlprogramm
schreiben.
Dabei machte sie lediglich die Einschränkung, dass sie
auch einen Teil dieser Mehrbelastung für die Ärmsten zum
Stopfen von Haushaltslöchern verwenden will, die durch
die Umverteilung nach oben entstanden sind. Die FDP
vertrat dagegen zunächst lautstark und zum Schein die
wirtschaftspolitische Vernunft, will aber die Steuern
für ihre „Bestverdiener” noch weiter senken als die CDU.
Lediglich bei Koalitionsverhandlungen mit den
„Christlichen” will sie auch „staatspolitische
Verantwortung” für eine Mehrwertsteuererhöhung
übernehmen, die ihr in Wirklichkeit zur Finanzierung
ihrer Umverteilung mindestens ebenso willkommen ist wie
der CDU.
Der soziale
Ausgleich wird von den Neoliberalen nicht nur auf den
Begriff der „Lohnnebenkosten” oder „Lohnzusatzkosten”
reduziert. In den Vorschlag anlässlich der neuen
Arbeitslosenzahl von 5,2 Millionen verpackte man auch
gleich die
Forderung nach einer weiteren Steuersenkung
für „Bestverdiener” durch Abschaffung des
Solidaritätszuschlages.
Der
Begriff „Solidaritätszuschlag” wäre für den
irreführenden Ausdruck „Lohnnebenkosten”
oder „Lohnzusatzkosten” schon
angemessener, zumal von einem „Solidaritätszuschlag„
nicht lediglich die Einkünfte und die „Solidarität” bis
zur Beitragsbemessungsgrenze betroffen wären, wie die
„Bestverdiener” von SPD und Grünen das planen.
Allerdings geht es nicht nur um „Solidarität”, sondern
vor allem um die Korrektur der Umverteilung nach oben.
Dementsprechend müsste man den jetzigen
Solidaritätszuschlag zur Erfüllung des
Sozialstaatsgebots nicht abschaffen, sondern zur
Minderung der Sozialbeiträge von Unternehmen und
Beschäftigten deutlich erhöhen mit Ausgleich für alle
Normalverdiener (sh. oben das dänische Beispiel). Damit
wäre auch den Arbeitsplatzbeschaffern viel mehr geholfen
als durch die eigennützigen Vorschläge der
bestbezahlten Propagandisten.
Hüther wird bei
seiner Forderung unterstützt durch weitere Nutznießer
einer solchen Umverteilung wie den Direktor des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW),
Klaus Zimmermann, der schon bei der Entlassung des
Mainstream-kritischen DIW-Konjunkturexperten Gustav Horn
eine Rolle gespielt hat, und durch den Instituts-Direktor des
HWWI, Thomas Straubhaar (sh. „Mit
höherer Mehrwertsteuer zu mehr Wachstum”,
netzeitung.de, 11.3.2005).
Überhaupt werden
die politischen Entscheidungspositionen auch in den öffentlich-rechtlichen
Medien und in den überwiegend öffentlich finanzierten ökonomischen
Forschungsinstituten vorzugsweise mit Meinungsmachern auf der Linie der
herrschenden neoliberalen Parteien besetzt, ganz zu schweigen von den privaten oder privat
mitfinanzierten Instituten. Man mag all die neoliberalen Direktoren staatlicher
ökonomischer Institute durchgehen und in ihren Jahresberichten nachschauen, von
welchen Landes- und Bundesministern ihre Finanzierungen stammen (z.B. „ifo-Jahresbericht
2006”, S. 164).
Damit kann man dann den Grad des Neoliberalismus
von Institut und Ministerium vergleichen und auch einschätzen, wie gern solche
Institute von den neoliberalen Massenmedien als Kronzeugen zitiert werden.
Auch die Präsenz in den wahlwirksamen Talkshows lässt sich damit verstärken.
Die
Abservierung von Gustav Horn als Gegner der Agenda 2010 im DIW unter dem
linientreuen Direktor Klaus F. Zimmermann
[86]
dürfte also nur ein
Beispiel sein, wie weit die neoliberalen Hintergrund-Akteure bei der
Posten-Besetzung gehen. Zimmermann hätte nichts dagegen, die
Mehrwertsteuer zu Lasten der Ärmsten auf 30 Prozent zu erhöhen und damit die
Senkung seines Spitzensteuersatzes auf 25 Prozent zu finanzieren, wie es schon
Merkels Visionär Paul Kirchhof propagierte. Die Hälfte seines
DIW-Forschungsetats muss Zimmermann inzwischen durch Aufträge von potenten
Geldgebern einwerben. Dabei kommt ihm seine Unterstützung der Umverteilung nach
oben gewiss zugute. (Sh. den wohlwollenden Bericht des
Springer-Chefkorrespondenten Joachim Stoltenberg:
„ Ein Professor, der seine Grenzen kennt”,
morgenpost.de, 10.6.2008.) Es wundert also nicht, dass Zimmermann - im
Gegensatz zu Gustav Horn - auch ein Verfechter von Schröders „ Agenda 2010” ist.
Sein SPD-Parteibuch hat Zimmermann aber wieder zurückgegeben und damit auch
seinen wissenschaftlichen Anspruch unterstrichen. (Ebd.) Es ist kennzeichnend
für die Irreführung durch die FDP und ihren Generalsekretär Christian Lindner,
dass er dieses Institut noch im Jahre 2010 als „ gewerkschaftsnah” bezeichnet
(sh. Interview mit ihm: „ Wir brauchen noch viel mehr Pauschalen”,
dradio.de, 9.12.2010).
Die Abschaffung
des jetzigen Solidaritätszuschlages von 5,5% auf
die 42% (also von maximal 0,055 * 42 = 2,3
Prozentpunkten) brächte schon bei einem zu
versteuernden Einkommen von 100.000 Euro immerhin eine
jährliche Steuerersparnis von etwa 1500 Euro. Der
zugleich vorgeschlagene Beitragsnachlass von 1% auf die
Arbeitslosenversicherung bringt dem Arbeitgeber und
Arbeitnehmer bei einem Jahresbrutto von 30.000 Euro aber
gerade mal je 0,005 * 30.000 = 150 Euro. Das wird jedoch
beim Arbeitnehmer allein schon durch die erhöhte
Mehrwertsteuer sofort mehr als aufgezehrt. Den
Kleinverdienern, Normalrentnern, Studenten usw. nützt
die Abschaffung des Solidaritätszuschlages überhaupt
nichts, weil er bei ihnen gar nicht anfällt (Freibetrag
in 2005 ist Jahressteuerschuld von je 972 bzw. 1944
Euro).
Die Umverteilung nach oben und
Konsumdrosselung läuft also immer nach dem gleichen
Muster mit den gleichen Knallbonbons ab. Da
nützt es auch kaum etwas, wenn mittelfristig die
durchaus vorrangigen Mehrwertsteuerermäßigungen für den
konsumnahen Bereich usw. zur Eindämmung der
Schwarzarbeit vorgeschlagen werden.
In diesem Sinne
spricht Heiner Geißler von einem
Meinungskartell von Ökonomieprofessoren
und Publizisten, die meinen, die menschliche
Gesellschaft müsse funktionieren wie DaimlerChrysler,
und die sich beharrlich weigern, anzuerkennen, dass der
Markt geordnet werden muss, auch global Regeln
einzuhalten sind ...,
in: Heiner Geissler: „ Wo
bleibt Euer Aufschrei?”,
DIE ZEIT 11.11.2004
Nr. 47, wobei auch der skrupellose Egoismus von Politikern,
Verbandsfunktionäre usw. nicht zu vergessen ist, die
ihre Sorge um das Gemeinwohl heucheln. Den Profiteuren
geht es stets um das „Wohl des Vaterlandes”, wie man das
auch in den Angriffs- und Pseudo-Verteidigungskriegen,
bei ethnischen „Säuberungen” usw. immer wieder
erlebt hat.
Aber
man unterschätzt Bofinger wahrscheinlich, wenn man annimmt, dass er sich diesem
Gruppenzwang völlig unterwirft und die letzte Position der Düpierten im
Sachverständigenrat aufgibt. Es reichen allerdings nicht die
Kaufkraftsteigerungen durch Lohnanpassung an den Produktivitätsfortschritt, wenn
das Volkseinkommen aus dem Gemeinschaftsprodukt immer mehr nach oben verteilt
wird, dorthin, wo die Kaufkraft verpufft.
Wenn bei Karstadt-Quelle nach harten
Einschnitten noch ca. 5.000[131]
und bei Opel Deutschland 8.000 Arbeitsplätze[132]
verloren gehen, werden dafür vielleicht einige neue bei den Herstellern von
Luxuskarossen entstehen.
Dieser
Arbeitsplatzabbau zur Verlustvermeidung infolge
arbeitsplatzfeindlicher Steuerpolitik
ist jedoch eher nachvollziehbar als die
Arbeitsplatzverlagerung zur Gewinnmaximierung mit
Hilfe von EU-subventionierten Dumping-„ Oasen”,
besonders unter dem Einfluss von eigens dafür
ausgewählten „Top-Managern”, die für diese „Spitzenleistungen” im Dienste des
Großkapitals und seiner
Parasiten teilweise mit jährlich zig Millionen Dollar
Sonderprämien aus Aktienoptionen belohnt werden.
Es handelt sich also nicht um die oft nur vorgeschobene
Produktion auf neuen Märkten eigens für diese Märkte.
Ähnliche Effekte gab es schon bei der staatlich
geförderten Produktionsverlagerung zum
Subventions-„Tiger” Irland, das es so
inzwischen auf das zweithöchste Pro-Kopf-Einkommen in
der Alt-EU der Fünfzehn gebracht hat, während
Deutschland auf Platz elf im OECD-Rating zurückgefallen
ist
(sh.
„Die
OECD in Zahlen – Ausgabe 2006/2007”, Tabelle auf S.
12, besucht
28.1.2008
wko.at,
beides in
Kaufkraftparitäten, und
bpb.de,
2004, in absoluten Zahlen).
Trotzdem kassiert Irland immer noch
Netto-EU-Subventionen vom deutschen Steuerzahler
(sh. „ EU-Haushalt - Deutschland zahlt, Irland
kassiert”,
manager-magazin.de, 17.10.05).
Dabei haben jedoch die unteren Einkommensgruppen -
ähnlich wie hierzulande - in
Irland nicht viel von dem Geldsegen: Die
Spreizung
bei der Verteilung des Volkseinkommens
S80/20 (sh. oben
und
Lorenz-Kurve)
lag dort mit 5,0 nach OECD-Werten für das Jahr 2000 klar über dem
EU-Durchschnitt. Die internationalen Werte für
Lorenz-Kurven als „Distribution of income or
consumption” findet man bei
worldbank.org,
2005, als Tabelle 2.7.
Aber im Hinblick auf die
zehn neuen Mitglieder unmittelbar vor der Haustür
handelt es sich bei den Verlagerungsanreizen um
eine neue staatlich geförderte
Dimension des Raubtierkapitalismus
mit EU-subventionierten
Dumpingsteuern, satten EU-Verlagerungsbeihilfen und
Absetzung von Verlagerungskosten in Deutschland, alles finanziert
aus den Steuern der zukünftigen
Arbeitslosen in Westeuropa, jedoch hier ebenfalls
vor allem zugunsten der steuerflüchtigen Großprofiteure
im Subventionsgebiet und vor allem in Deutschland.
Zur Verschleierung der staatlichen Fehlsteuerungen
spricht man bei diesen Marktverzerrungen einfach von „
Globalisierung”.
Auch Continental-Chef Manfred Wennemer als treuer Diener
seiner Kapitalgeber (und seiner selbst) verschmäht
offenbar nicht diese Förderung neben den
unbestrittenen Lohnkostenvorteilen zur Verlagerung der bisher
hochprofitablen Reifenproduktion von Hannover ins
Ausland (sh. „Kräftiges
Plus - Continental auf Kurs”, n-tv.de,
2.11.05, „Arbeitsplätze
ins Ausland! Kein Ende bei Conti”,
n-tv.de, 26.11.05).
Ein noch krasserer Fall dieser Art ist die
Verlagerung
der höchst profitablen Handy-Produktion durch
Nokia von Bochum nach Rumänien. Dort lockt der
EU-subventionierte
Einheitssteuersatz von 16% und die übrigen
indirekten EU-Subventionen noch mehr als die
Niedriglöhne, zumal der Nokia-Lohnanteil in Deutschland
ohnehin nur bei 5% lag. Mit diesem
Einheitssteuersatz von 16%, finanziert durch die
künftigen deutschen Arbeitslosen, übertrumpft Rumänien
noch die Slowakei als bisherige Spitzenreiterin beim
EU-subventionierten Steuerdumping.
Dieser Hauptgrund wird aber von den neoliberalen
Umverteilern in Deutschland möglichst übergangen, weil
sie selbst von der Steuerspirale nach unten profitieren
wollen. Die Kritik daran durch Oskar Lafontaine
bei
Maybrit Illner
am 24.1.2008 beantwortete Guido Westerwelle nur mit dem
populistischen Beifalls-Knaller, dass man doch wohl das
komplizierte deutsche Steuersystem nicht auf anderen
Länder übertragen wolle. Die würden sich doch an den
Kopf fassen. Die EU-finanzierte Dumping-Abwerbung als
eigentlicher Kritikpunkt war von den bestellten und
übertölpelten Claqueuren daraufhin sofort vergessen. Mit
der gleichen Dreistigkeit unterstellte er Lafontaine
immer wieder, dass dieser gleiche Mindestlöhne für die
gesamte EU wolle, obwohl Lafontaine das schon längst
richtiggestellt hatte.
Für Nokia lohnt sich mit dem EU-finanzierten Steuerdumping
nicht nur die Verlagerung der Arbeitsplätze,
sondern vor allem die teilweise Verschiebung des
explodierenden Konzerngewinns nach Rumänien, der im Jahr
2007 auf etwa 7 Milliarden Euro angewachsen ist (sh.
„Nokia
feiert Traumgewinn von 7,2 Milliarden Euro”,
welt.de, 24.1.2008.) bei einer Umsatzrendite von 15,9
Prozent im vierten Quartal 2007 (sh. „ Nokia verdient
sieben Milliarden”,
stern.de,
24.1.2008). Laut Nokia sind die Gewinne in Bochum
allerdings niedriger, als sie aufgrund der steuerlich
anzuwendenden internationalen
Verrechnungspreise erscheinen (sh. „Nokia
dementiert: Bochum-Werk brachte keine hohen Gewinne”,
golem.de,
31.1.2008, ferner: „Nokia
zahlt in Rumänien keine Immobiliensteuer – 30 Jahre lang”,
spiegel.de,
31.1.2008). Die Bemessungsgrundlage für die Steuern
in Deutschland ist demnach angeblich überhöht, was noch
ein zusätzlicher Grund für die Produktionsverlagerung in
den Bereich des EU-finanzierten Steuerdumpings wäre.
Die finanzpolitische Systemfrage stellt sich aber auch,
soweit die Arbeitnehmer die EU-Subventionen zur
Verlagerung ihrer Arbeitsplätze nicht selbst
finanzieren. Überall dort, wo die Traumrenditen durch
Arbeitsplatzvernichtung zu Lasten der Allgemeinheit
erzielt werden, sollte die Profiteure durch die
Finanzpolitik zumindest teilweise an diesen Lasten
beteiligt werden. Ein Beispiel dafür sind die
Stellenstreichungen beim PERSIL-Konzern
(sh.
„ Henkel streicht 3000 Stellen – trotz Rekordgewinns”,
welt.de, 27.2.2008). Auch für die
Milliardärs-Familie Quandt
als Großaktionärin von BMW steht Profitsteigerung über
Arbeitsplatzsicherung.
Mit ihrem BMW-Anteil von knapp der Hälfte gegen die
restlichen Streubesitz-Aktien könnte sie sich auch
mit weniger als den angestrebten „schwindelerregende(n)
26 Prozent” Eigenkapitalrendite zufrieden geben
(sh.
„ Ade, Rheinischer
Kapitalismus”,
fr-aktuell.de, 28.2.2008, sh. auch ) und dadurch viele
Arbeitsplätze retten. Zu dieser Arbeitsplatzvernichtung
durch Umverteilung nach oben berichtet die Deutsche
Welle:
BMW-Personalvorstand Ernst Baumann sagte am Mittwoch
(27.02.2008) in München, der Autokonzern müsse seine
Rendite wieder verbessern…
Von den 8100 Stellenstreichungen sind 7500 Arbeitsplätze
in Deutschland betroffen.
(Sh. „Trotz
Rekordgewinnen – Stellenstreichungen bei BMW und Henkel”,
dw-world.de,
28.2.2008.)
Dass sich viele Wähler solche Exzesse
nicht länger bieten lassen, sieht man an dem
Stimmenzuwachs der Linken. (Sh. auch
„ Lafontaine: Gier und
Maßlosigkeit der Konzerne”,
diepresse.com,
28.2.2008.) Ohne Abwahl der
verantwortlichen Parteien fragt es sich, wie lange die Demokratie
die
ständigen Beschwichtigungen oder Vertröstungen
durch die neoliberalen Meinungsmacher noch aushält. (Sh. dazu
auch die halbherzige Kritik: „Politiker
verschlafen die Kapitalismus-Revolution”,
spiegel.de, 28.2.2008). Das gilt um so mehr, als diese
Umverteilung nach oben von den neoliberalen Parteien
noch drastisch verstärkt wird durch die Absenkung des
Steuersatzes für solche Groß-Profiteure von ehemals 56
und 53 Prozent auf die unsägliche Abgeltungssteuer von
25 Prozent ab 1.1.2009.
Den
vorherrschenden Zwängen nach sind die angestellten
Manager grundsätzlich Vertreter der Kapitalinteressen –
ob sie wollen oder nicht.
Zugleich steigern sie durch
Massenentlassungen den Wert ihrer Aktienoptionen und
damit ihre Millionenbezüge.
Diese Interessen
richten sich mit zunehmenden Renditeansprüchen und
Konkurrenzkämpfen der Investment-Fonds immer mehr gegen
die Interessen der Arbeitnehmer, die die Unternehmen
aufgebaut haben.
Aber auch einzelne Großunternehmer wie die Quandts
unterliegen dieser Konkurrenz des Kapitalismus um die
besten Renditechancen. Diese lassen sich nur durch
staatliche Eingriffe im Sinne des Gemeinwohls verändern,
also durch Steuern, Subventionen, Sonderabgaben usw. Die
neoliberalen Politiker stehen dieser Entwicklung jedoch
absichtlich hilflos gegenüber, denn sie haben zum
Vorteil der Profiteure die „Deregulierung” auf ihre
Fahnen geschrieben.
Der
Staat müsste z.B. marktkonform durch Steuerfinanzierung
der allgemeinen Sozialkosten den Grenzertrag des Arbeitseinsatzes
fördern, ihn also nicht einseitig mit
Gemeinschaftsaufgaben belasten, aber nicht den Grenzertrag des Kapitals
arbeitsmarktwidrig stärken durch
die absurde Abgeltungssteuer der schwarz-rötlichen
Koalition.
Auch die kleinen und großen
Conti-Aktionäre verschmähen nicht die parasitären
Gewinne durch Verlagerung profitabler Arbeitsplätze.
Die kleinen
„Volksaktionäre” der käuflichen Gesellschaften werden insofern überall
bewusst vor den Karren des Großkapitals gespannt (H.
O. Solms, FDP: „Ein
Volk von Eigentümern”, Plenarprotokoll
14/195 v.
18.10.01, S. 19068).
Abgesehen von den existenznotwendigen
Vorsorge-Ergebnissen der vorgeschobenen und praktisch
stimmlosen kleinen Aktionäre und Investment-Sparer ist
dieses marktbeherrschende System die
institutionalisierte Gier.
Die Kleinsparer in diesem scheinbaren
„Volkskapitalismus” nach US-Vorbild haben meist ohnehin nur Anteile an
Investmentfonds, von denen man lediglich eine halbwegs
sichere und akzeptable
Wertentwicklung erwartet. - Schuld sind vor allem die
neoliberalen Meinungsmacher und die Regierungen, die die parasitären
Profitsteigerungen auch noch mit allen möglichen Steuervorteilen und
Subventionen anreizen und belohnen.
Statt die
Subventionierung von Dumpingsteuern zu beenden, soll
künftig lediglich jede EU-Direktsubvention von neuen
Arbeitsplätzen daraufhin geprüft werden, ob der
Subventionsempfänger mit diesem Geld die Arbeitsplätze
aus anderen EU-Ländern nur früher oder später verlagert.
Diese Initiative propagiert DIE WELT als Erfolg des
neuen Wirtschaftsministers Michael Glos (sh. „EU-Förderung
wird stärker überwacht”, welt.de, 6.5.06), obwohl
sie bereits lange vor seinem Amtsantritt begann (sh.
Stellungnahme des EU-Parlamentsausschusses, 20.6.05;
Hutchinson-Bericht, 30.1.06; „ Wirtschaft aktuell
5/2006”,
igmetall-wob.de). Ganz nebenbei liefert der
Axel-Springer-Verlag also den willig nachplappernden
Meinungsmacher wieder Propaganda-Material zugunsten der
CDU/CSU. Der kleine Erfolg gegen die
Verlagerungs-Investitionen könnte aber immerhin damit zu
tun haben, dass Michael Glos die frühere einsame
Initiative seines Parteifreundes Edmund Stoiber
und des ebenfalls neoliberalen französischen
Innenministers Sarkozy (sh. hier „Karstadt
als Grenzanbieter”) gegen die
Subventionierung des Steuerdumpings einen Trippelschritt
weiter fortgeführt und wenigstens nicht blockiert hat.
Ein Anstoß dafür war die geplante Verlagerung der
bayerischen AEG-Arbeitsplätze nach Polen (sh. „ Kein
Geld mehr für Verlagerung in billigere EU-Länder”,
tagesschau.de, 30.4.06).
Ein besonders markanter Fall ist die
Ausschlachtung des Armaturenbauers Grohe zu Lasten
seiner deutschen Beschäftigten: Zunächst hatten
die Erben im Jahre 1999 ihre Firma an einen
Finanzinvestor verkauft und sind dann in die Schweiz
gezogen (sh. Arne Storn:
„Abgedreht”, zeit.de, 9.6.05 Nr. 24, und
„Der
Fall Grohe liefert Zündstoff”, faz.net,
27.5.05). Dort können
sie ihre Erträge aus den Erlösmilliarden nach ihren
pauschalierten Lebenshaltungskosten weit unter ihrem
tatsächlichen Einkommen versteuern, so dass
Millioneneinkünfte
weitgehend
unversteuert bleiben - wie bei ihren
Mitflüchtlingen Michael Schumacher, den
Flick-Erben usw.
(sh. Martin J. Kaufmann: „Die
helvetische Pauschalbesteuerung”,
steuer-newsletter.de, 14.5.04). Diesen Coup erklären sie
mit den „unerträglichen politischen Rahmenbedingungen in
Deutschland” („Warmer
Regen dank Duschköpfen”,
manager-magazin.de, 16.7.04), obwohl doch die pinkgrünliche Regierung
gerade eine unglaubliche Steuersenkung für
Einkommensmillionäre auf den Weg gebracht und
damit die niedrigste Steuerquote in der EU noch weiter
abgesenkt hatte.
Als
Kapitalfluchtburg für deutsche und internationale
Steuerflüchtlinge sowie Geldwäscher steht die Schweiz
zwar auf Platz eins, als deutscher Handelspartner jedoch
nur auf einem der letzten Plätze: Der Anteil der
deutschen Exporte dorthin lag im Jahre 2005 nur noch bei
etwa 3,8 Prozent und hielt sich mit den deutschen
Importen von dort in etwa die Waage („Konjunkturmotor
Export„ destatis.de,
30.5.2006, S. 12).
Außerdem werden die Brüder Grohe
auch noch freundlich unterstützt bei ihrer Flucht in die
Dumpingsteuer dank des absurden deutsch-schweizerischen
Doppelbesteuerungsabkommens.
Wie bei solchen Firmenhändlern üblich, haben die Finanzinvestoren die Fa. Grohe
nach einigen Jahren weiterverkauft - diesmal an den
Finanzinvestor Andrew Dechet von der „Oberheuschrecke”
Texas Pacific Group TPG (sh. „Unter
Heuschrecken”, manager-magazin.de,
19.4.06). Er verschärft die kreditfinanzierte
Substanz-Abschöpfung und will - trotz bester
Umsatzrendite - einen Großteil der deutschen
Arbeitsplätze ins Ausland verlagern (sh. „20
Prozent Rendite – 1500 Stellen weg”, abendblatt.de,
25.5.05, und „Der
Fall Grohe: Drama in fünf Akten”, su-consulting.de,
31.12.05).
Unlängst hat sich die TGP auch über die bis
dahin ertragreiche Mobilcom hergemacht, um auch dieses
Unternehmen möglichst kostenlos zu schlucken bzw.
auszuschlachten. Dies soll geschehen durch Fusion der
Mobilcom mit ihrer Tochterfirma Freenet zur Aufdeckung
stiller Reserven. So fabriziert man bei der Mobilcom
hohe bilanziellen Beleihungswerte zur anschließenden
Refinanzierung ihres Kaufs durch die TGP. Die größte
Hilfe dabei ist die Steuerfreiheit des
Aufdeckungsgewinns, die vom Kanzler der Bosse und seiner
pinkgrünlichen Regierung eingeführt wurde. Damit konnten
diese Pseudo-Sozialdemokraten und Gilbgrünen die
schwarzgelbe Front zur Umverteilung nach oben ein
weiteres Mal rechts überholen. Leider hat Franz
Müntefering
dies bei seiner Heuschrecken-Schelte nicht erwähnt.
Die neue Schuldenbürde der Mobilcom zur Refinanzierung
ihrer eigenen Verscherbelung oder Ausschlachtung kann -
wie im Falle Grohe - „die Zukunft des Unternehmens und
damit Tausende von Arbeitsplätzen gefährden” (sh. „mobilcom/Freenet-Fusion
weiterhin unklar”, mobile2day.de,
15.5.06, und „'Aasgeier'
trifft 'Heuschrecke'”, stern.de, 24.8.05,
und den Film
„ Mit Charme und Dollars - Ein
Kapitalist macht Beute”, arte.tv,
7.10.2008, als Beleg dafür, dass Heuschrecken mit
ihren Selbstdarstellungs-Künsten teilweise noch unsere
neoliberalen Umverteiler übertreffen.)
Dass sich die Parasitismus-Opfer zumindest die
Steuerflucht der Profiteure durch den Missbrauch der
Doppelbesteuerungsabkommen
auch von der Schweiz nicht
bieten lassen müssen, zeigt die Ermahnung des Schweizer
Ständerates durch das Bundesratsmitglied Kaspar
Villinger in der
Sitzung vom 2.6.03, 18:15h:
Wir müssen mit den Amerikanern und als Welthandelsnation
auch mit allen uns umgebenden Staaten zu einem
Einvernehmen kommen. Wenn uns drei, vier Staaten das
Doppelbesteuerungsabkommen kündigen, haben wir ein
Problem, und zwar ein echtes und ein substanzielles.
Die neoliberalen deutschen „Finanzexperten” und
Eurokraten haben aber offenbar gar kein Interesse an der
Eindämmung des Steuerdumpings, weil sie in dessen
Rückwirkung einen Hebel zur Senkung ihrer eigenen
Steuersätze sehen (sh. auch hier
Steuer-Parasitismus.htm).
Beim Dumping zur Umverteilung nach oben gab es unter den
Neoliberalen auch in den Talkshows stets nur
Scheingefechte.
Der
engagierte Liedermacher Konstantin Wecker zeigt sich als Freund einer deutlichen
Sprache, wenn er schreibt:
Jeden Sonntag Abend geben sich Millionäre bei Frau Christiansen ein Stelldichein
und faseln davon, dass mit mehr Profit für die Konzerne neue Arbeitsplätze
geschaffen werden.[133]
In der
Tat: „There's No Business Like Show Business”, aber es müssen nicht alles
Millionäre sein. Trotz scheinbarer Unversöhnlichkeit der Standpunkte sind sich
fast alle geladenen „Bestverdiener” in einem Punkt einig:
Die konjunkturschädliche Steuersenkung für sie
darf weder angetastet noch überhaupt zur Sprache
gebracht werden. Durch ständiges Aneinanderreihen von
Ablenkungsparolen vor einem Millionenpublikum werden
deren Unwahrheiten und Halbwahrheiten zu grundlegenden
Volksweisheiten umfabriziert und so der Wähler nach
Kräften manipuliert.
Der Medienkanzler Schröder hat richtig erkannt,
dass man gegen „BILD, BamS und Glotze” hierzulande keine
Politik machen kann (sh. hier
Meinungskauf/Pro7Sat1.htm).
Der Einfluss der Politiker beim Wegmobben
Lafontaines und bei der anschließenden extremen
Umverteilung nach oben wurde also wahrscheinlich noch
weit übertroffen vom Einfluss der übrigen neoliberalen
Propagandisten durch ihre Kampagnen in dieser Richtung
unter der „Obhut” des Medienkapitals.
Es geht also nicht nur um die Besitzstrukturen hinter
dem Medienkapital, sondern auch um den Wählerbetrug
durch seine tonangebenden Söldner zugunsten eigener
Steuergeschenke.
Diese
„Bestverdiener” wollten unbedingt die neoliberale Wende
nutzen, um eine weitere drastische Absenkung ihrer
Spitzensteuersätze durchdrücken.
Etliche Beispiele unterschiedlicher Meinungsmacher
finden sich bereits in diesem Abschnitt (sh. auch die
Kampagnen hier im Inhaltsverzeichnis unter
„Meinungskauf”). Dabei ist es unerheblich, ob sie
sich diesen Willen selbst eingestanden haben, oder ob
der uneingestandene Zweck nur der objektive Hintergrund
ihrer Kampagnen war.
Die Privilegierten
haben den Unterprivilegierten zu allen Zeiten
eingeredet, was für sie gut sei, aber diese spüren mit
wachsender Ausplünderung allmählich, dass mit dem
vermeintlichen Wohlwollen und Sachverstand ihrer
Meinungsmacher etwas nicht stimmen kann, dass deren
wohlmeinenden Sprüche nur deren eigenes Wohl bezwecken,
nur Lug und Trug sind. An diesem Punkt
haben die Parasiten früher stets auf ihre privilegierten
Militärs vertraut. Heute reicht schon der Einsatz des
Medienkapitals und der bestbezahlten Volksbetrüger,
um die
Düpierten von der angeblichen Unausweichlichkeit ihrer Lage zu
überzeugen.
Vernünftiger Unternehmensgewinn muss sein, aber kein
Diktat des Shareholder-Value. Als erstes müssen die
Manager-Verträge einschließlich ihrer Aktienoptionen offen
gelegt werden, so dass jeder nachvollziehen kann, wie
die Managerbezüge durch die „Entlassungsproduktivität”
(sh.
Unwort des Jahres 2005)
renditestarker Unternehmen steigen, denn ein kleiner
oder mittelständischer Unternehmer wird sich
normalerweise nicht so verhalten. Steuersenkungen für
„Bestverdiener” und Konzerne vermindern nicht nur die
schwache Konsumnachfrage, sondern auch
die Mittel zur Senkung der „Lohnnebenkosten” und tragen
dadurch zur Vernichtung von Arbeitsplätzen bei.
Die Gründe für die Akzeptanz solcher
Umverteilungsideologien lassen sich kaum mit
ökonomischen Theorien verstehen, sondern eher mit
Kategorien der Soziologie, Psychologie, ja besonders
auch der Biologie bzw. Verhaltensforschung, am
einfachsten aber mit dem gesunden Menschenverstand, wenn
der nicht schon durch die ständige Indoktrination
geschädigt ist.
Inzwischen zeichnet sich beim neoliberalen Mainstream in den USA bereits der
steuer- und sozialpolitische Super-GAU ab durch Marktfundamentalisten,
Steuerfundis und Junta-Schmiede, die den
Staat „in der Badewanne ertränken„ wollen - mit den mächtigen
Einpeitschern Grover Norquist von der Kahlschlagsvereinigung „Amerikaner
für Steuerreform” und Stephen Moore von der Spenden-Pressure-Group „Club
for Growth”:
Der beste Weg, all die
Vorschriften und Gesetze und Kontrollen loszuwerden, ist für Leute wie Norquist,
die Steuersätze so weit nach unten zu bringen, dass dem Staat kein anderer Weg
bleibt, als sich zurückzuziehen. Raus aus der Erziehung, aus der Wohlfahrt, aus
dem Gesundheitssystem. „Ich würde den Staat in 25 Jahren gern um die Hälfte
schrumpfen lassen”, sagt er - „auf eine Größe, dass wir ihn in der Badewanne
ertränken können.„
Und was wäre für ihn ein fairer Steuersatz? „Acht Prozent. Meinetwegen
auch zehn.” So, wie er das sagt, klingt das fast großzügig …
Irgendwann fing Norquist an, republikanische Politiker eine Selbstverpflichtung
unterschreiben zu lassen, dass sie niemals für Steuererhöhungen stimmen werden.
Er nannte das den „ Eid”.
Präsident George W. Bush hat unterschrieben und auch Vizepräsident Dick Cheney,
8 Gouverneure,
42 Senatoren, 217 Abgeordnete. Der Eid wird im Beisein zweier „Zeugen”
abgegeben, und wer ihn einmal abgelegt hat, ist „fürs Leben gebunden”. Es ist
inzwischen eine ziemlich ernste Sache.
In seinem Portemonnaie hat
Norquist einen Zettel mit den Namen der republikanischen Senatoren und
Kongressabgeordneten, die sich geweigert haben, den „Eid” abzulegen … Insgesamt
sind es 21 Namen. Ab und zu nimmt Norquist den Zettel heraus und streicht einen
durch. Niemand zweifelt mehr daran, dass es gelingen könnte, die Zahl der Namen
in absehbarer Zeit auf null zu bringen...
Moore sorgt für die nötige
Disziplin - durch Einschüchterung. Es gibt niemanden, vor dem liberale
Republikaner mehr Angst haben müssen.
Moore verfügt über das wertvollste Gut, das es in Washington neben einem
direkten Draht zum Präsidenten gibt: Er hat Geld zu vergeben. Hinter seinem Club
for Growth stehen etwa 15 000 Mitglieder, die meisten sind Banker und
Geschäftsleute. „Tatsächlich sind wir heute außerhalb der Partei der größte
Einzelspender der Republikaner”, sagt Moore mit unüberhörbarem Stolz.
Der Club for Growth setzt sein Geld vorzugsweise gegen eigene Parteimitglieder
ein, und zwar gegen solche, die Moore „Rinos” nennt - „Republicans
in Name Only”, Republikaner nur dem Namen nach. Bei der zweiten großen
Steuerrunde schaltete er Anzeigen, in denen er die Senatoren Snowe und Voinovich
mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac verglich, dem Erzverräter...[134]
Hier sind es also nicht die Fundamentalisten vom 11. September, sondern die
Fundis der US-Rechten, die mit Unterstützung von George W. Bush diesmal nicht
einen Ort, sondern das ganze Land verheeren wollen. Durch eine derartige
Spendenbündelung lassen sich die negativen Wirkungen des „Kapitalismus” auch
ohne große „Kapitalisten” erzielen, wenn man vom Medienkapital einmal absieht.
Diese konsumdrosselnde
Verschiebung des Volkseinkommens
nach oben und nach außen wird allerdings nicht nur propagiert mit dem
platten „Steuersenkungs”-Mantra nach Art der FDP und anderer
überbezahlter Meinungsmacher zur Senkung ihres Spitzensteuersatzes,
sondern es lässt sich sogar sprachkünstlerisch und „philosophisch”
verbrämen, wie etwa durch Peter Sloterdijk in seinem Beitrag
„ Die Revolution der gebenden Hand”, faz.net,
13.6.2009,
mit den Worten: „ So ist aus der selbstischen und direkten Ausbeutung
feudaler Zeiten in der Moderne eine beinahe selbstlose, rechtlich
gezügelte Staats-Kleptokratie geworden.” Man will also mit dem Staat
zugleich auch die Verfassung des sozialen Rechtsstaats „ in der
Badewanne ertränken”.
Dies ist offenbar ganz im Sinne der bestbezahlten FAZ-Herausgeber, denn sie haben für ihre
Artikelserie zur Umverteilung nach oben auch andere hochgejubelte Neoliberale
eingeladen wie den
INSM-Propagandisten
Meinhard Miegel, und Merkels
„Visionär” Paul Kirchhof, der seinen Spitzensteuersatz auf 25 Prozent
senken will (sh.
rossaepfel-theorie.de).
Auf diese Drittweltverhältnisse warten hier schon hoffnungsvolle
Propagandisten mit zurechtgestutzten ökonomischen „Theorien” gegen die „Arbeitslosigkeit” durch
weitere Steuersenkungen für sie und die übrigen „Bestverdiener” frei nach Ronald
Reagans Motto: „Der Staat ist nicht die Lösung, wie wir
immer gedacht haben, sondern er ist das Problem”
(zitiert nach Claus Leggewie aus der
Monitor-Sendung zur INSM, wdr.de,
13.10.05). Sie folgen den
amerikanischen Neoliberalen mit deren Präsidenten Ronald Reagan und George W.
Bush als Totengräbern der Solidargemeinschaft.
Zu deren Auffassungen
neigte auch der Ökonomie-Nobelpreisträger Milton
Friedman mit seiner Gegenposition zu Joseph
Stiglitz und den übrigen Ökonomie-Nobelpreisträgern
sowie zur Anzeige vom 11.2.2003 der mehr als 400
Ökonomen gegen die steuerliche Umverteilung nach oben
durch George W. Bush (sh.
oben).
In einem Artikel vom 19.1.2003, ausgerechnet für das
Wall Street Journal, schrieb Friedman (*1912; † 2006):
Ich sage schon lange „Ich habe noch nie eine
Steuersenkung gesehen, die mir nicht gefiel„… Der Grund
für meine pauschale, gewagte („flat, unhedged”) Aussage
ist weder die keynesianische Annahme eines ökonomischen
Impulses durch Steuersenkungen, die ich für falsch
halte, noch die Annahme der Angebotstheorie, wonach von
Steuersenkungen ein günstiger ökonomischer Anreiz
ausgeht, was ich für richtig halte („believe”). Es ist
vielmehr die Wirkung von Steuersenkungen auf das
Ausgabeverhalten der Regierung …
Wie die Sache auch immer ausgeht, eine große
Steuersenkung ist ein Schritt zu einer kleineren
Regierung, und ich glaube, dass die meisten US-Bürger
dies wünschen.„
(Sh. „ THE GREEDY HAND - What Every
American Wants – I never met a tax cut I didn’t like,
and I like President Bush’s a lot”,
opinionjournal.com,
19.1.2003, übersetzt vom Verfasser.) Solcher
Art sind die Vorlagen für jene, die den „Staat in der
Badewanne ertränken” wollen (sh. oben). Man hat also
auch hier einen Fall der „Theorie” als Ideologie für die
Profiteure der Umverteilung nach oben. Zugleich sieht
man, wie ein Ideologe politisch zu einer alles
überragenden Bedeutung hochgejubelt werden kann, wenn
die herrschenden Meinungsmachern davon profitieren. Im
Gegensatz zu den reinen Ideologen, für die die
„Wissenschaft” lediglich als Rationalisierung ihrer
Profitinteressen zu dienen hat, präsentiert
Friedman als Wissenschaftler immerhin seine Bekenntnisse
zur Umverteilung des Volkseinkommens nach oben nicht
als wissenschaftliche Lehrsätze, sondern als seine
persönlichen Glaubenssätze („believe”). Das
bewahrt ihn aber nicht vor dem Vorwurf, seine Stellung
in der Wissenschaft für sich und seine Mitprofiteure
missbraucht zu haben.
Zu den angeblichen Wünschen der „meisten US-Bürger” und
zur Wählertauschung über diese Wünsche sagte der
US-Medienforscher Noam Chomsky:
Die meisten Amerikaner wünschen sich einen niedrigeren
Verteidigungsetat und statt dessen höhere Sozialausgaben
und mehr Geld für die UNO und für Entwicklungs- und
humanitäre Hilfe. Viele meinen, die von Präsident Bush
beschlossenen Steuererleichterungen für die Reichsten
sollten zurückgenommen werden. Auf all diesen Feldern
verfolgt das Weiße Haus eine Politik, die der
öffentlichen Meinung diametral entgegenläuft. Aber die
Meinungsumfragen, die den Willen des Volkes deutlich
dokumentieren, werden in den Medien nur selten
veröffentlicht. Die Bürger werden also nicht nur von der
politischen Entscheidungsfindung ferngehalten, sondern
auch über die öffentliche Meinung in ihrem Land in
Unkenntnis gelassen.
(Sh.
„ Gespräch - Zum Besten der
Beherrschten”, taz.de,
10.8.2007.) Jedenfalls würden die meisten Bürger in
den USA und in Deutschland nicht derartige
Steuersenkungen wünschen, wenn sie nicht von den
neoliberalen Meinungsmachern über deren tatsächlichen
Wirkungen aus Eigennutz getäuscht würden. Die angeblich
demokratische Meinungsmache in den Massenmedien ist
gekauft (sh. hier z.B.
Demokratie-Kauf.htm,
Plutokratie.htm,
Pro7Sat1.htm,
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm).
Sie liegt voll in den Händen jener, die von der
Umverteilung des Volkseinkommens nach oben profitieren
und die von ihren Brötchengebern zur Wählertäuschung
engagiert werden.
In Deutschland sieht es kaum besser aus als heute und
damals in den USA. Seit dem Verrat
an der Sozialdemokratie durch den Kanzler der Bosse mit
seinem Tross und seinen grünlichen Gehilfen ab dem Jahre
1999 geht die letzte Hoffnung auf ein soziales
Gewissen in Deutschland allmählich verloren. Auch auf
Lafontaine, der die SPD wegen dieses Verrats verlassen
hat, und auf das Linksbündnis konnte diese Hoffnung nur
mit einer Wählerquote von etwa 10 Prozent übertragen
werden, weil es den neoliberalen Meinungsmachern und
Profiteuren der Umverteilung nach oben mit ihren
Massenmedien bisher gelungen ist, ihre Beute durch
Diffamierung der Linken zu sichern. Das Gift dringt über
die Medien in die Köpfe und Herzen:
Von je 100 Befragten nennen als größte Zukunftssorge: …
Soziale Kälte,
42 in 1999
52 in 2003
58 in 2007
62 in 2010*
75 in 2020*
* Prognosen: „Was passiert, wenn nichts passiert…„
(Aus einer Repräsentativumfrage der BAT Stiftung für
Zukunftsfragen: „Kalt und kinderfeindlich!” Die
größte Sorge der Deutschen zum Jahreswechsel.
Im europäischen Vergleich weist
Deutschland die höchsten Problemwerte auf;
Forschung aktuell, Ausgabe 202, 28. Jahrgang,
27.12.2007.)
Dazu heißt es auf der
BAT-Webseite:
„Eine Eiszeit in den mitmenschlichen Beziehungen können
wir uns nicht leisten. Wir brauchen eine
Verantwortungsgesellschaft, in der man wieder mehr
Verantwortung für einander trägt”, so Professor Dr.
Horst W. Opaschowski, der Wissenschaftliche Leiter der
BAT Stiftung.
Diese Rhetorik wird aber sogar von CDU/CSU, FDP und
den übrigen neoliberalen Meinungsmachern geübt, solange
sie die ursächliche Umverteilung nach oben in ihre
eigenen Taschen nicht in Frage stellen müssen.
Der fortgesetzte und allmählich
durchschaute
Vertrauensbruch durch die meisten Meinungsmacher
(sh. Florian Rötzer: „ Kein Vertrauen in Politiker”,
telepolis.de, 17.9.05)
schadet auch dem Vertrauen der Betrogenen untereinander
(sh oben zur „Vertrauens-
und Glücksskala”). Die
Raffgier
jener „Bestverdiener”
und den Hang zur Meute (sh. oben)
veranschaulicht die Feststellung von Sigmund Freud zur Banalität des Alltags: „Die Decke der Kultur ist
sehr dünn” (zitiert nach Stephan Harbort:
„ Das Kannibalen-Syndrom”,
zu finden auch über
www.der-serienmoerder.de
> „Aufsätze”). Zur „Banalität des Bösen”
sh.
Hannah Arendt: Eichmann
in Jerusalem, ein Bericht von der Banalität des Bösen,
München 1964, und hier
Dritte_Welt.htm mit den Ausführungen zum
Buch von André Glucksmann:
Das Gute und das Böse.
Neuere Hirnforschungen mit
Hilfe der Magnet-Resonanz-Tomographie zeigen, dass bei
Gewalttätern die Gehirnregionen für das Mitgefühl auf
Reize kaum reagieren (sh. z.B. den TV-Film „Der
Sitz des Bösen –
Entstehen Verbrechen im Gehirn?” mit Bezug auf die
problematischen Schlussfolgerungen des bekannten
Hirnforschers Gerhard Roth; Wiederholung lt.
Programm dw-world.de für 9.3.06). Es wäre jedenfalls
falsch, diese regionale Erschlaffung vor allem genetisch
zu erklären, denn eine historische und psychologische
Betrachtung zeigt, dass das selbstgewählte oder
aufgezwungene soziale Umfeld und die profitable
Autosuggestion gegen das Mitgefühl eine entscheidende
Rolle spielen.
Die nackte Gewalt in der
Natur und in früheren Gesellschaftsformen wird in
unserer spät-primitiven Gesellschaft ersetzt durch die
ungezügelte Machtausübung mit Hilfe des Kapitals
und
seiner egoistischen Diener in Medien und Politik.
Bei
solchem ideologischen und „intellektuellen” Müll grenzt der neoliberale
Missbrauch der Apotheose von Beethoven und Schiller als Europahymne an ein
Sakrileg. Das Werk schwebt zwar über den Urinierern, aber viel besser passt ein
„Gedicht” der Trash-Literatur[135]
ohne besonderen literarischen Anspruch, mit dem Charles Bukowski bereits zur
Regierungszeit des frömmelnden Ronald Reagan[136]
dem Einzug des Raubtier-Kapitalismus mit Reagans Republikanern begegnet ist.
Untermalt von der amerikanischen „Star Spangled
Banner”-Hymne in der Version von Jimmy Hendrix (hier zum „Genießen”)[137]
würde es sich gut zur Globalhymne eignen. Es beginnt (in möglichst wörtlicher
Übersetzung) wie folgt:
Verwesung
Neulich
hatte ich den Gedanken
dass dieses Land
zurückgefallen ist
um vier oder fünf Jahrzehnte
und dass aller
sozialer Fortschritt,
das gute Gefühl von
Mensch
zu Mensch,
hinweggewischt
und verdrängt wurde durch dieselben
alten
Scheinheiligkeiten.[138]
© 2005
www.rossaepfel-theorie.de
- Langzitate sind zulässig. |
|