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Datei zuletzt ergänzt am 28. Januar 2007.
mit Nachtrag vom 10.11.2009
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"Nur der Reiche kann sich den armen Staat leisten"
(Willi Ritschard, 1918 - 1983, einziger
ehemaliger Arbeiter
im Schweizer Bundesrat)
Staatsquote mit
Steuer- und Abgabenquote
lt. Daten der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung (VGR),
der Finanzstatistik und der OECD.
|
VGR 1999 |
VGR 1999 |
VGR 2001 |
VGR 2001 |
VGR 2004 |
VGR 2004 |
Einnahmen des Staates |
In Mrd. € |
In % des BIP |
In Mrd. € |
In % des BIP |
In Mrd. € |
In % des BIP |
Verkäufe |
41,04 |
2,04 |
41,38 |
1,96 |
41,29 |
1,86 |
sonstige Subventionen |
1,10 |
0,05 |
0,90 |
0,04 |
0,49 |
0,02 |
Vermögenseinkommen |
17,30 |
0,86 |
19,75 |
0,93 |
12,02 |
0,55 |
Steuern |
479,39 |
23,83 |
477,69 |
22,61 |
481,23 |
21,72 |
Sozialbeiträge |
375,37 |
18,66 |
383,68 |
18,16 |
395,26 |
17,84 |
Sonstige laufende Transfers |
14,52 |
0,72 |
13,83 |
0,65 |
16,89 |
0,76 |
Vermögenstransfers |
8,87 |
0,44 |
8,22 |
0,39 |
9,66 |
0,44 |
gesamte Einnahmen |
937,59 |
46,6 |
945,45 |
44,74 |
956,84 |
43,2 |
Bruttoinlandsprodukt |
2.012,00 |
100,00 |
2.113,16 |
100,00 |
2.215,65 |
100,00 |
Steuerquote lt. VGR (BMF) |
|
23,8 |
|
22,6 |
|
21,7 |
Abgabenquote lt. VGR (BMF) |
|
42,5 |
|
40,8 |
|
39,6 |
Steuerquote lt. Finanzstatistik |
|
(22,5) |
|
(21,1) |
|
(20,0) |
Abgabenquote lt. Finanzstatistik |
|
(40,2) |
|
(38,3) |
|
(36,8) |
Steuerquote lt. OECD |
|
(22,9) |
|
(22,2) |
|
(20,4)* |
Abgabenquote lt. OECD |
|
(37,7) |
|
(36,8) |
|
(34,6)* |
|
VGR 1999 |
VGR 1999 |
VGR 2001 |
VGR 2001 |
VGR 2004 |
VGR 2004 |
Ausgaben des Staates |
In Mrd. € |
In % des BIP |
In Mrd. € |
In % des BIP |
In Mrd. € |
In % des BIP |
Vorleistungen |
83,46 |
4,15 |
85,24 |
4,03 |
89,45 |
4,04 |
Arbeitnehmerentgelt |
165,60 |
8,23 |
166,22 |
7,87 |
168,68 |
7,61 |
Sonstige Produktionsabgaben |
0,04 |
0,00 |
0,05 |
0,00 |
0,05 |
0,00 |
Vermögenseinkommen |
63,20 |
3,14 |
64,47 |
3,05 |
62,91 |
2,84 |
Subventionen |
35,97 |
1,79 |
32,85 |
1,55 |
28,95 |
1,31 |
Monetäre Sozialleistungen |
374,61 |
18,62 |
392,84 |
18,59 |
422,87 |
19,09 |
Soziale Sachleistungen |
148,49 |
7,38 |
158,35 |
7,49 |
163,71 |
7,39 |
Sonstige laufende Transfers |
32,69 |
1,62 |
34,66 |
1,64 |
38,25 |
1,73 |
Vermögenstransfers |
27,22 |
1,35 |
34,85 |
1,65 |
33,84 |
1,53 |
Bruttoinvestitionen |
37,51 |
1,86 |
36,83 |
1,74 |
30,76 |
1,39 |
Nettozugang an
nichtproduz.
Vermögensgütern |
-1,90 |
-0,09 |
-1,30 |
-0,06 |
-1,43 |
-0,06 |
Gesamtausgaben/Staatsquote |
966,89 |
48,1 |
1005,06 |
47,56 |
1.038,04 |
46,9 |
Bruttoinlandsprodukt |
2.012,00 |
100,00 |
2.113,16 |
100,00 |
2.215,65 |
100,00 |
Siehe auch die hier teilweise zugrunde gelegten Darstellungsweisen der
VGR-Daten von Hans-Werner Sinn:
"Einnahmen und Ausgaben des Staates" für das Jahr 2001 vom 12.3.03 unter
lrz-muenchen.de
und die Aktualisierung seiner Zahlen in den nachfolgend genannten Tabellen.
Die mit Stern (*) versehene Steuerquote von 20,4% für 2004
beruht auf OECD-Schätzung; sh. "Total
tax revenue (excluding social security) as percentage of GDP",
zu erreichen über
http://www.estv.admin.ch/data/sd/e/index_dok.htm?inter/inter.htm.
Ebenda findet man auch die mit Stern versehene
Abgabenquote von 34,6% für 2004 nach OECD-Schätzung in der
Tabelle "OECD:
Total tax revenue (including social security) as percentage of
GDP".
Die Staatsquote ist also der
Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt einschließlich
von Sozialleistungen, die praktisch nur in der zeitversetzten
Rückgabe von vereinnahmen "Sozialbeiträgen" (sh. Tabelle)
bestehen. Diese werden in skandinavischen Ländern mit wesentlich
höherer Steuerquote (sh. Tabelle unten) weitgehend über Steuern
finanziert und sind so von allen Steuerzahlern zu tragen, statt
nur auf den Löhnen und Gehältern zu lasten (vgl. auch "Staatsquote"
unter rossaepfel-theorie.de und "Anteil der Gesamtausgaben des
Staates am Bruttoinlandsprodukt",
destatis.de, aktualisiert 18.5.2006).
Staatseinnahmen
nach Gruppen von Steuern und sonstigen Abgaben
in Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2003,
laut OECD: Revenue Statistics 1965-2004, Paris, Oktober
2005, ISBN 92-64-01284-2.
|
Abgaben-
quote |
Sozial-Abgaben |
Steuer-
quote |
Ertrag-steuern |
Lohnsum-mensteuer |
Substanz-Steuern |
Verkehr-steuern |
Andere Abgaben |
Belgien |
45,4 |
14,4 |
31,0 |
17,7 |
- |
1,8 |
11,3 |
0,0 |
Dänemark |
48,3 |
1,2 |
47,1 |
29,0 |
0,2 |
1,9 |
16,3 |
0,0 |
Deutschland |
35,5 |
14,4 |
21,1 |
9,7 |
0,0 |
0,9 |
10,0 |
0,0 |
Finnland |
44,8 |
12,0 |
32,8 |
17,3 |
0,0 |
1,1 |
14,1 |
0,0 |
Frankreich |
43,4 |
16,4 |
27,0 |
10,1 |
1,1 |
3,3 |
11,2 |
1,6 |
Griechenland |
35,7 |
12,9 |
22,8 |
8,3 |
- |
- |
- |
- |
Großbritannien |
35,6 |
6,6 |
29,0 |
13,0 |
0,0 |
4,3 |
11,5 |
0,0 |
Irland |
29,7 |
4,4 |
25,3 |
11,7 |
0,0 |
2,1 |
11,5 |
0,0 |
Italien |
43,1 |
12,7 |
30,4 |
13,3 |
0,0 |
2,7 |
11,1 |
2,5 |
Luxemburg |
41,3 |
11,5 |
29,8 |
15,0 |
0,0 |
3,1 |
12,8 |
0,0 |
Niederlande |
38,8 |
14,1 |
24,7 |
9,9 |
0,0 |
2,1 |
12,6 |
0,2 |
Österreich |
43,1 |
14,5 |
28,6 |
12,8 |
2,6 |
0,6 |
12,1 |
0,4 |
Portugal |
37,1 |
11,7 |
25,3 |
9,1 |
- |
- |
- |
- |
Schweden |
50,6 |
14,7 |
35,8 |
18,3 |
2,4 |
1,6 |
13,1 |
0,2 |
Spanien |
34,9 |
12,3 |
22,5 |
9,8 |
0,0 |
2,8 |
9,8 |
0,1 |
Die genauen Begriffsbestimmungen zu den
einzelnen Abgabe-Kategorien erfolgt im Anhang der
OECD-Revenue-Statistics 1965-2004 auf den Seiten 281 bis
305. Eine detaillierte Einnahme-Aufgliederung je OECD-Staat,
nach den einzelnen Steuerarten für die Jahre 1965 bis 2003,
findet man auf den Seiten 105 - 196, für Deutschland auf den
Seiten 135-136, erreichbar auch über
http://dx.doi.org/10.1787/650311814640
(Bis auf einige Excel-Tabellen sind solche OECD-Veröffentlichungen nur
in Universitäts-Bibliotheken oder für 80 bis 90 Euro im Handel
zu bekommen, obwohl das hohe öffentliche Interesse eigentlich
keine Datenmauer, sondern eine freie Verfügbarkeit im Internet
gebieten würde.)
Die näherungsweisen Begriffsbestimmungen zur vorstehenden
Tabelle sind wie folgt:
Abgabenquote ("Total tax revenue as percentage of GDP",
Table A, S. 19) ist der Anteil der Steuern und sonstigen Abgaben
am BIP.
Sozialabgaben-Quote (in: "Tax revenue of main headings",
Table 6, S. 70,
neben den übrigen Abgaben-Gruppen!) ist die Differenz zwischen den obigen Spalten 1
und 3. Die Abweichungen um einen Dezimalpunkt ergeben sich durch
die Übernahme der Werte aus Tabelle 6 der Revenue Statistics.
Steuerquote ("Total tax revenue excluding social security
at market prices",
Table 2, S. 66) ist der Anteil der Steuern (ohne
Sozialabgaben) am BIP.
Ertragsteuern ("Taxes on income and profits",
Table B, S.
20) sind die Steuern auf Einkommen einschließlich der
Lohnsteuer, Steuern auf Kapitalerträge mit eventuellen
Abgeltungssteuern, Ertragsteuern der Unternehmen einschließlich
Gewerbeertragsteuern und alle
sonstigen Steuern auf Einkommen und Erträge.
Lohnsummensteuer gibt es in Deutschland nicht mehr. Sie
wurde hier früher von den Unternehmen getragen.
Substanzsteuern ("property taxes") sind die Vermögen- und
Schenkungssteuer, Erbschaftsteuer, Grundsteuer usw.
Verkehr- und Verbrauchsteuern ("taxes ond goods and
services") sind in Deutschland die Umsatzsteuer
(Mehrwertsteuer), Mineralölsteuer, Energiesteuern, Tabaksteuer,
Kapitalverkehrsteuer, Grunderwerbsteuer und viele andere
Steuern, die die Einkommensverwendung betreffen (vgl.
http://dx.doi.org/10.1787/650311814640 ).
Besonders dreist ist die übliche
Propaganda-Lüge in den Talkshows, dass in Deutschland 10 Prozent
der Steuerzahler mehr als 50 Prozent "der Steuern" aufbringen
(sh. hier auch
rossaepfel-theorie.de).
Man sieht, dass innerhalb der EU15 Deutschland
weiterhin die niedrigste Steuerquote hat. Diese Quote
wurde durch die Steuersenkung für Bestverdiener nach 2003 noch
weiter abgesenkt. Das wirkt sich auch auf die Abgabenquote
aus. Im Jahre 2003 hatte von den EU15-Staaten lediglich der
mit Subventionen hochgepäppelte Wachstums- "Tiger" Irland eine geringere
Abgabenquote, wenn man die obige Berechnungsweise der
OECD zugrunde legt.
Die künftigen deutschen Arbeitslosen und standorttreuen
Unternehmen finanzieren - trotz der Kosten für die Deutsche
Einheit - immer noch mit ihren Steuern die
irischen Dumpingsteuern für deutsche Konzerne zur Verlagerung
ihrer Arbeitsplätze dorthin (sh. "EU-Haushalt - Deutschland
zahlt, Irland kassiert",
manager-magazin.de, 17.10.05), obwohl sie auf diese Weise
das dortige jährliche Pro-Kopf-Einkommen inzwischen auf 30.000
Euro gebracht haben (Deutschland 25.000 Euro, sh.
wko.at) und die irische Arbeitslosenquote dadurch lt. OECD Statistik für
2004 auf 4,5% gesunken ist (Deutschland 9,5%, sh.
wko.at). Ebenso finanzieren die künftigen Arbeitslosen jetzt solche
Dumpingsteuern der zehn neuen EU-Länder zur
Arbeitsplatzverlagerung auch von kleineren Unternehmen
dorthin, unmittelbar vor die Haustür.
Selbst
bei Einbeziehung der aufgeführten subventionierten
EU-Neumitglieder hatte in der EU25 (vor dem Beitritt von
Rumänien zum 1.1.2007) lediglich die Slowakei mit ihrem asozialen
Einheitssteuersatz von 19 Prozent für Arm und Reich eine
noch geringere Steuerquote als Deutschland. Der wurde von der
"christlichen" Regierungspartei der Slowakei pünktlich zu ihrem
EU-Beitritt eigens für Dumpingzwecke eingeführt. Mit der Senkung des
Spitzensteuersatzes in Deutschland geht eine schleichende
Verlagerung der Steuerbelastung hin zur Erhöhung der
Mehrwertsteuer und anderer Verbrauchssteuern einher (sh.
ebd. "OECD:
direct and indirect taxes as a percentage (social security
excluded)". Das Verhältnis lag 1965 noch bei 55 zu 45 und in 2003
bereits bei 50,1 zu 49,5. Mit der Mehrwertsteuererhöhung um 3
Prozentpunkte zum 1.1.2007 wird es noch einmal kräftig
zu Lasten der Einkommensschwachen verschoben. OECD-Steuerquoten von 1975 bis 2004 findet man auch unter
http://www.oecd.org/dataoecd/18/23/35471773.pdf.
Die OECD-Quoten für 1999 und 2001 sind entnommen aus der "Datensammlung
zur Steuerpolitik - Ausgabe 2005"
des BMF, Tabelle "1 Steuer-, Staats- und Abgabenquote".
Die Steuer- und Abgabenquoten mit dem Zusatz "(BMF)" und die übrigen Steuer- und
Abgabenquoten sind
entnommen aus dem noch aktuelleren
Monatsbericht November 2005 des Bundesfinanzministeriums,
Tabelle "8 Entwicklung der Steuer- und Abgabenquoten", zu erreichen über
bundesfinanzministerium.de.
Aufgrund dieser Aktualisierung stimmen die VGR-Quoten des BMF mit den Daten des
Statistischen Bundesamtes,
Stand August 2005, genau überein (sh. unten), wobei sich die "Abgabenquote" als
Summe aus Steuerquote und Quote der "Sozialbeiträge" ergibt.
Die deutsche Verkehrsteuer-Quote wird deutlich zunehmen
durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer und Versicherungssteuer
von 16 auf 19 Prozent ab 2007. Diese Steuererhöhung geht vor
allem zu Lasten der Einkommensschwächsten und ist schon
beschlossen. Aber die extrem niedrige deutsche
Ertragsteuer-Quote zu Gunsten der Bestverdiener wurde auf
Betreiben der Neoliberalen immer weiter abgesenkt, zuletzt durch
Senkung des Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 Prozent in den
Jahren 2000 bis 2005 (sh. BMF: "Grafische
Übersichten"). Dies geschah bei gleichzeitiger Schröpfung
der Klein- und Normalverdiener in allen Bereichen, so dass diese
trotz ihrer Steuersatzsenkung (sh. ebd.)die Zeche zahlen. Die extrem
niedrige deutsche Substanzsteuer-Quote zu Gunsten der
Vermögenden wollen die deutschen Neoliberalen ebenfalls auf
diesem internationalen Dumping-Niveau belassen.
Eine Finanzierung der Steuergeschenke für Best-"Verdiener" über
die Mehrwertsteuer-Erhöhung ist Arbeitsplatzvernichtung durch
Umverteilung nach oben. In den skandinavischen Ländern wirkt die
höhere Mehrwertsteuer bei weitem nicht so konjunkturdrosselnd,
weil die Besteuerung der "Bestverdiener" viel höher ist als in
Deutschland, so dass die Effekte der Umverteilung nach oben
(sh.
rossaepfel-theorie.de)
stark abgemildert werden oder gar nicht eintreten.
In Großbritannien ist die Belastung des Konsums mit
Mehrwertsteuer per Juni 2005 (17,5% und 5%) auch nicht höher als
in Deutschland (16% und 7%, sh.
Mehrwertsteuersätze, Seite
3), aber die gesamte Steuerquote liegt dort um etwa acht
Prozentpunkte höher als hier. Diese acht Prozent vom deutschen
BIP würden jährlich ca. 0,08 * 2.200 Mrd. = ca. 180 Mrd. Euro
Mehreinnahmen für den deutschen Staat bedeuten, mit denen man
die deutsche Sozialabgaben-Quote von 14,4 auf 6,4 Prozent senken
könnte. Man könnte damit also die arbeitsmarktfeindliche hohe
Sozialabgaben-Belastung der Löhne für Arbeitgeber und
Arbeitnehmer problemlos halbieren! Auch die neoliberalen
Meinungsmacher beklagen unentwegt diese Belastung, zumindest die
Arbeitgeberanteile, die sie lieber zu Lasten der Konsumnachfrage
finanzieren würden. Sie ignorieren aber peinlichst die richtige
Lösung, weil sie sonst auf ihre konjunkturschädlichen
Steuergeschenke verzichten müssten.
Im Hinblick auf die Kosten der deutsche Einheit sollte man
jedoch nicht die niedrige Ertragsteuerquote Großbritanniens von
13 Prozent zugrunde legen, sondern z.B. die Ertragsteuerquote
Schwedens von ca. 18 Prozent (sh. Tabelle). Dies würde
dem Staat weitere 0,05 * 2.200 Mrd. = ca. 110 Mrd. Euro
Einnahmen bringen, die zur weiteren Absenkung der Sozialabgaben,
für vernachlässigte wichtige Staatsaufgaben und zur
Arbeitsmarktförderung eingesetzt werden könnten. Im Gegensatz
zur Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben
(Mehrwertsteuererhöhung zur Finanzierung der Steuersenkungen für
Bestverdiener) bringen solche Maßnahmen einen enormen
Selbstfinanzierungseffekt, so dass man damit auch noch die
Mehrwertsteuer senken könnte, insbesondere für Leistungen im
konsumnahen Bereich zur Eindämmung der Schwarzarbeit.
Die obigen "Einnahmen des Staates" aus "Steuern" von
479,39 Mrd. Euro für 1999 enthalten "kassenmäßige
Steuereinnahmen" des Gesamtstaates von 453,07 Mrd. Euro. Die
481,23 Mrd. Euro für 2004 enthalten kassenmäßige Steuereinnahmen
von 442,84 Mrd. Euro ( Sh. die Aufteilung dieser Steuern nach
Steuergruppen in: "Steuereinnahmen
nach Steuergruppen 1999 bis 2004", zu erreichen über
bundesfinanzministerium.de - Stand 20.7.05, besucht
6.12.2005. Sh. auch ihre Aufteilung nach Gebietskörperschaften
unter "Kassenmäßige
Steuereinnahmen des Staates 2001", zu erreichen über
Hans-Werner Sinn, a.a.O., und die aktuellere Aufteilung nach
Gebietskörperschaften für die Jahre 2002 bis 2004 beim
Statistischen Bundesamt unter
destatis.de, Stand 12.9.05, besucht 6.12.2005.).
Zum Wert des Bruttoinlandsprodukts sh. Statistisches
Bundesamt: Fachserie 18, Reihe 1.4,
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Inlandsproduktsberechnung, Detaillierte
Jahresergebnisse 2004,
Stand August 2005, korrigiert 9.11.05, herunterzuladen (kostenlos) bei
destatis.de,
Statistikshop,
Fachserie "18 Volksw. Gesamtrechnungen", dort zu finden mit der Zeichenfolge
["August 2005"],
und darin die Tabelle "2.1.1 Bruttoinlandsprodukt" - mit Hinweis zur seiner
Neuberechnung
in Tabelle 2.1.
(Bei Download-Problemen: erst nach dem Herunterladen öffnen!) Die übrigen Zahlen sh. ebenda in Tabelle "3.4.3.2 Einnahmen und Ausgaben sowie
Finanzierungssaldo
des Staates (konsolidiert)".
|
In Verbraucherpreisen von 1999 belaufen sich für 2004 die Steuereinnahmen auf
447 Mrd. Euro, die gesamten
Staatseinnahmen auf 888 Mrd. Euro und die Staatsaugaben auf 964 Mrd. Euro, denn
der
Verbraucherpreisindex auf Basis das Jahres 2000 lag in 1999 bei 98,6 und in 2004
bei 106,2
(sh. Statistisches Bundesamt: "Verbraucherpreisindex für Deutschland - Lange
Reihe - Oktober 2005"
im
Statistik-Shop).
Es gab also einen Preisanstieg um den Faktor 106,2/98,6 = 1,077, so dass in den
fünf Jahren sowohl die Steuereinnahmen als auch die gesamten Staatseinnahmen
und Staatsausgaben parallel zur Umverteilung nach
oben real gesunken sind.
Zur Staatsquote nach obigem Schema hat Hans-Werner Sinn
auch die Tabelle 24.15 aus dem Statistischen Jahrbuch 2002, Seite
648, übernommen und farbig dargestellt (sh. "Zusammensetzung
der Staatsquote für Deutschland 2001" - mit Sicherungskopie hier
unter Staatsquote_2001.pdf).
Dabei wurden jedoch auf der Einnahmenseite die "Steuern" und auf der
Ausgabenseite die "monetären Sozialleistungen" jeweils in Blau
dargestellt, während die hohen "Sozialbeiträge" auf der Einnahmenseite
und die viel niedrigeren "sozialen Sachleistungen" auf der Ausgabenseite
in Rot dargestellt sind.
Damit wird der Zusammenhang zwischen "Sozialbeiträgen" und "monetären
Sozialleistungen" eher
verschleiert als verdeutlicht, auch wenn eine klare Zuordnung nicht
möglich ist, sondern der Rentenklau am ehesten durch den Renditeklau
deutlich wird (sh.
rossaepfel-exkurse.de/Sammlung.htm).
Die Daten für 2001 wurden hier nachträglich in die Tabelle eingefügt, da
sich darauf eine Bundestagsdebatte über die Eignung der OECD-Daten zur
Feststellung der deutschen Steuerquote bezog (sh. die Beiträge von
Carl-Ludwig Thiele und Barbara Hendricks in der
Bundestagsdebatte vom
31.1.2003). Nach diesen OECD-Daten hat
Deutschland, wie gesagt, die niedrigste Steuerquote der 15 alten EU-Mitglieder, also
abgesehen von den EU-subventionierten Dumpingsteuern einiger der 10 neuen
Mitglieder. Diese Tatsache müssen die deutschen Neoliberalen irgendwie
in Frage stellen, da auch sie (wie die Neoliberalen überall) ständig
weitere Steuersenkungen für Bestverdiener fordern.
Um die erfolgte rosagrünliche Umverteilung nach oben ins Extrem zu
treiben und dafür die Fakten zu verfälschen,
hat sich neben der CDU/CSU erwartungsgemäß die FDP besonders hervorgetan,
zum Beispiel
mit der Pressemitteilung vom 4.11.05 "THIELE: SPD verfälscht steuerliche
Fakten" (sh.
www.fdp-fraktion.de):
BERLIN. Zu den Forderungen der designierten
SPD-Vizevorsitzenden Elke Ferner nach Steuererhöhungen erklärt der
stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carl-Ludwig
THIELE:
...Der deutsche Staat lebt seit Jahren über seine Verhältnisse. Deshalb
muss endlich bei den Ausgaben ernsthaft gespart werden.
Zur Begründung für Steuererhöhungen führt Frau Ferner an, Deutschland
habe die niedrigste Steuerquote in Europa. Diese Behauptung ist falsch,
auch wenn die OECD in ihrem internationalen Vergleich für Deutschland
eine relativ niedrige Steuerquote in Höhe von 21,5 Prozent ausweist. In
Deutschland wird das Steueraufkommen durch verschiedene Zulagen, wie
beispielsweise Kindergeld und Eigenheimzulage, gemindert. Diese Zulagen
haben 2005 ein Volumen von rund 47 Milliarden Euro und werden aus dem
Aufkommen der Einkommensteuer bzw. Körperschaftsteuer gezahlt. Diese
Abzugsposten sind von der OECD bei der Berechnung der Steuerquote nicht
berücksichtigt. Somit wird die Steuerquote um rund zwei Prozentpunkte zu
niedrig ausgewiesen. Mit der "wahren" Steuerquote liegt Deutschland im
europäischen Vergleich allenfalls im Mittelfeld. Länder, wie Spanien,
Polen, Tschechien und der Slowakei, haben eine niedrigere Steuerquote
als Deutschland.
Unter "Steuererhöhungen" verstehen die SPD-Oberen ohnehin nur eine
Mehrwertsteuererhöhung oder ihre lächerliche "Reichensteuer" für
Einkommensteile oberhalb von 250.000 oder 500.000 Euro jährlich, von der
sie selbst nicht betroffen sind, die aber den maßgebenden Teil der
FDP-Kundschaft stört (sh. mehrfach unter
rossaepfel-theorie.de). Falls Frau Ferner für sich persönlich und die übrigen
Parlamentarier eine echte Mehrbelastung bei der Einkommensteuer in Kauf nehmen will, ist das
eine einsame und dünne Stimme, die sofort wieder verhallt.
Die hier zitierte OECD-Steuerquote von 21,5% findet man für das Jahr 2003 im
BMF-Monatsbericht November 2005, Tabelle 13, Seite 89. Dies ist systematisch auch gar nicht anders vorstellbar,
zumal die Steuerbefreiung des Existenzminimums für Kinder nach der
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgericht über die Kinderfreibeträge
erfolgt - oder über das ersatzweise gewährte Kindergeld, wenn es höher
ist als die Steuerersparnis. Es kann nicht angehen, dass die Kinder der
Armen weniger wert sind als die der Reichen oder das man dies für die
Statistik voraussetzt. In anderen Ländern geschieht der Kinderausgleich
automatisch durch negative Einkommensteuer usw.
(sh. "Internationaler
Steuervergleich der OECD", Willy-Brandt-Haus-Materialien, 23.1.03).
Der Unterschied zwischen der OECD-Quote und den
verschiedenen Steuerquoten nach deutscher Berechnung (sh. obige Tabelle)
liegt insbesondere darin, dass die OECD die Verminderung der
Steuereinnahmen durch Kinderfreibeträge nicht wieder zu den staatlichen
Steuereinnahmen addiert. Wo jedoch die Steuerersparnis niedriger ist als
das gesetzliche Kindergeld, da besteht auch kein Grund, die staatlichen
Steuereinnahmen um Steuerersparnisse für solche nicht nutzbaren
Kinderfreibeträge zu mindern. Die OECD spricht in diesem Fall von
"non-wastable tax credits", was man "nicht verlierbaren" bzw.
"abgeltbaren Freibeträgen" übersetzen könnte, denn diese
Kinderfreibeträge sind bei ihrer Nicht-Nutzung nicht verloren, sondern
werden durch das Kindergeld abgegolten (sh. Revenue Statistics,
a.a.O., S. 24 - 27, und S. 286 und S. 304). Es ist also anders als z.B.
bei den deutschen Grundfreibeträgen für das Existenzminimum und den
Vorsorge-Freibeträgen ("wastable tax credits"), die nicht automatisch zu
einer negativen Einkommensteuer führen, wenn das Einkommen
darunter liegt.
Wenn also generell das Kindergeld höher
wäre als die möglichen Steuerersparnisse für Kinder, dann wäre die
staatliche Steuerquote auch höher als bei der Auswirkung von
Kinderfreibeträgen, denn die Beträge für das gezahlte Kindergeld werden
ja zunächst als Steuern vereinnahmt. Diese etwas komplizierten
Selbstverständlichkeiten sind jedoch in der obigen Abgabenquote der OECD
von 35,5% für 2003 schon berücksichtigt. Dementsprechend sind sie auch
in der OECD-Steuerquote von 20,1% für 2003 berücksichtigt. Da man aber
diese Zusammenhänge in einer Talkshow und sonstigen neoliberalen
Propaganda-Veranstaltungen weder erklären kann noch will, nutzen
die neoliberalen "Finanzexperten" in typischer Volksverdummungs-Manier die Verwirrung, um
die entlarvende OECD-Steuerquote einfach in Frage zu stellen. Gleichwohl
hätte Deutschland selbst dann noch (neben Spanien) die niedrigste
Steuerquote der EU15, wenn man sämtliche staatlichen Pseudoeinnahmen der
Neoliberalen in die Quote hineinrechnete, denn der so erreichbare Höchstwert der
Abgabenquote liegt bei 37% für 2003 (sh. Revenue Statistics, Table D, S.
25). Zieht man davon die Sozialabgaben-Quote von 14,4% ab, so läge die
Steuerquote immer noch bei 22,6%, während für Spanien 22,5% ausgewiesen
werden.
Auf der Linie von Thiele (sh. oben) liegt auch die arbeitgeberfinanzierte
"Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)" wenn sie für
die neoliberale Einübung im
Schulunterricht schreibt:
Eine Rückführung
der Staatsquote ist jedoch nur dann wirklich sinnvoll, wenn nicht die
Investitionen, sondern die Umverteilungsaktivitäten des Staates
eingeschränkt werden und so der Marktwirtschaft wieder mehr Geltung
verschafft wird.
Sh.
http://www.wirtschaftundschule.de/Lexikon/S/Staatsquote.html. Einige
Lehrer haben dieses scheinbar gemeinnützige, großzügige (und steuerlich
absetzbare!) "Lehrmaterial-Sponsoring" des Schulwesens schon
durchschaut. Was
mit "Umverteilungsaktivitäten" gemeint ist, findet man gleich zu Anfang
des Artikels in der Definition:
Zu den
Staatsausgaben zählen staatliche Investitionen und Ausgaben für Personal
und Verwaltung (Ausgaben im engeren Sinne), aber auch Zinszahlungen und
vor allem auch Zahlungen an private Haushalte (Transfers, z.B.
Sozialleistungen, Kindergeld) sowie Subventionen an Unternehmen.
Man meint also nicht die "Umverteilung" nach oben durch Senkung des
Spitzensteuersatzes und Erhöhung der Mehrwertsteuer zu Lasten der
Einkommensschwachen, sondern suggeriert als "Umverteilungsaktivitäten"
"vor allem auch Zahlungen an private Haushalte (Transfers, z.B.
Sozialleistungen, Kindergeld)". Unter "Sozialleistungen" verstehen
solche Neoliberalen insbesondere auch staatliche Zahlungen an die
Rentenkassen, die zugunsten der Bestverdiener
geplündert wurden und werden. Die jährlichen 8,8 Millionen Euro der
Arbeitgeberverbände für die INSM (sh. rossaepfel-theorie.de ab
index.htm und
Abschnitt_1b.htm) sind gut angelegt,
wenn man damit auch den Schulunterricht über das "hilfreiche" Lexikon
"wirtschaftundschule.de" steuern kann und von dort am Ende die
Infiltration auch mehr oder weniger arglos als Weblink in den
Wikipedia-Artikel über die "Staatsquote" übernommen wird.
Auch der neoliberale Sachverständigenrat (sh. z.B.
rossaepfel-theorie.de mit mehrfacher
Suche nach dem gemobbten Peter Bofinger) stellt die OECD-Steuerquote für
Deutschland in Frage, erklärt aber leider nicht, inwieweit die übrigen
OECD-Steuerquoten angeblich nach anderen Grundsätzen ermittelt werden. In seinem
Jahresgutachten 2005/06, veröffentlich am 9.11.05, schreibt er in
Kapital IV, S. 254 f.:
Mit dem geringen Zuwachs des kassenmäßigen
Steueraufkommens im Jahr 2005 ging ein
Rückgang der entsprechenden Steuerquote auf nunmehr 19,9 vH einher. Die
öffentliche Diskussion über die Höhe der Steuerbelastung in Deutschland
wird häufig unter Bezugnahme auf diese Kennziffer geführt und eine im
europäischen Vergleich geringe Steuerquote als Beleg für die
Attraktivität Deutschlands im internationalen Steuerwettbewerb
angeführt. Diese Interpretation der Öffentliche Haushalte in der Krise
255 Steuerquote ist aus mehreren Gründen irreführend. Zum einen wird die
Höhe des kassenmäßigen Steueraufkommens durch eine Reihe quantitativ
bedeutsamer Abzüge bestimmt, die mit der Höhe der steuerlichen Belastung
nicht in Zusammenhang stehen. Hierzu zählen das aus dem
Lohnsteueraufkommen gezahlte Kindergeld, die mit dem Aufkommen der
veranlagten Einkommensteuer verrechnete Eigenheimzulage sowie die
Investitionszulagen zur Einkommen- und zur Körperschaftsteuer. Schon für
sich genommen kann deshalb ausschließlich die um die genannten Abzüge
bereinigte Steuerquote zu einem internationalen Vergleich herangezogen
werden. Diese Kennziffer kommt der Steuerquote in der Abgrenzung der
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Ziffer 360) nahe, weil diese −
systematisch korrekt − die abgezogenen und mit der Steuerschuld
verrechneten Beträge als Ausgaben klassifiziert.
Aber selbst wenn man die "bereinigte" Steuerquote des
Sachverständigenrates von 22,1% für 2004 annimmt (sh. ebd., S. 255,
Tabelle 25), dann hatte Deutschland immer noch die niedrigste
Steuerquote der EU15. So bleibt zum Beispiel zur britischen Steuerquote
von 29,4% für 2004 (sh.
BMF-Monatsbericht Februar 2006, S. 115) immer
noch eine Differenz von 7,3 Prozentpunkten entsprechend 0,073 * 2.215,7
= 162 Mrd. Euro. Die hohe deutsche Arbeitslosenquote ließe sich also,
wie oben beschrieben, mindestens halbieren. (Die 2.215,7 Euro
wurden entnommen aus den ausgezeichneten internationalen Vergleichen der
Wirtschaftskammer Österreich, sh. dort die Tabelle "Wirtschaftsleistung",
Stand 22.2.06).
Thiele spielt als "Finanzexperte" seiner Partei auch weiterhin mit
"gezinkten Karten", indem er Volker Beck genau dies vorwirft. Dabei ist
Thiele an Kaltschnäuzigkeit kaum zu überbieten (sh. "Umfrage:
Große Zustimmung für Beck in der SPD", spiegel.de, 19.4.06):
Der
FDP-Finanzexperte verwies darauf, dass Beck bei der Begründung seiner
Steuerpläne mit "gezinkten Karten" spiele. Die Steuerbelastung liege
nicht bei rund 20 Prozent, wie vom rheinland-pfälzischen
Ministerpräsidenten behauptet, sondern nach offizieller Auskunft der
Bundesregierung bereits bei 22,1 Prozent. Ab dem kommenden Jahr steige
sie durch die Steuererhöhungen auf rund 23 Prozent und liege damit ein
Sechstel höher als Beck versuche glauben zu machen.
Kein Wort davon, dass Deutschland auch mit 23 Prozent die niedrigste
Steuerquote in der EU15 behielte (neben Spanien: 22,9% in 2004, sh. oben); statt
dessen nur Irreführung mit Ablenkung auf Nebenaspekte. Kein Wort auch
davon, dass auch im
BMF-Monatsbericht für März 2006 noch die Steuerquote von 20,4% für
2004 und von 20,1% nach Finanzstatistik bzw. 21,9% nach VGR für 2005
ausgewiesen ist. Statt dessen vager Verweis auf eine "offizielle
Auskunft". Es würde sich nicht lohnen, solche Tiraden zu erwähnen, wenn
es sich nicht typisch wäre für die neoliberale Wählertäuschung.
Nimmt man die "bereinigte" Steuerquote als Vergleichsmaßstab, so liegen
auch von den zehn neuen Beitrittsländern lediglich die EU-subventionierten Dumpingsteuer-Quoten in Polen (23,1%
in 2002), Tschechien (22,6%) und in der extrem neoliberal regierten
Slowakei (18,8% in 2002) mit ihrem Einheitssteuersatz (!) von 19% noch
niedriger. Sie können Thiele und dem Sachverständigenrat als Vorbild dienen, wenn
sie den "Staat
in der Badewanne ertränken" wollen (sh. rossaepfel-theorie.de, am Ende
von Abschnitt 1).
Den Hinweis auf die niedrige Steuerquote beantworten die Neoliberalen
normalerweise damit, dass für internationale Vergleiche nicht die
Steuerquote, sondern die gesamte Abgabenquote einschließlich der
Sozialabgaben zu betrachten sei und dass Deutschland mit seiner
Abgabenquote im EU-Mittelfeld liege. In der Tat ist die Betrachtung der
gesamten Abgabenquote wichtig, aber vor allem deshalb, weil durch ihren
Vergleich mit der Steuerquote der hohe Sozialabgabenanteil in
Deutschland deutlich wird, der nur die Arbeitnehmer und ihren Konsum
sowie - über die Arbeitgeberanteile - vor allem Arbeitsplätze
belastet - und das auch nur im unteren und mittleren Einkommensbereich,
denn die Einkünfte oberhalb der Beitragsbemessungsgrenzen sind von
weiteren Sozialabgaben freigestellt.
Die arbeitsmarktfeindlich hohe
Sozialabgaben-Quote ist also nur auf diesem Spitzenplatz, weil die Steuerquote in Deutschland
wegen der Umverteilung nach oben so niedrig ist. Diese Vernichtung
regulärer Arbeitsplätze durch Umverteilung nach oben erhielt noch einen
gewaltigen Schub durch die Steuergeschenke der schwarz-pink-grünlichen
Umverteiler an sich selbst und an ihre bestbezahlte Kundschaft. Sie soll
noch weiter drastisch verschärft werden durch die Umverteilungsmaßnahmen
der schwarzrötliche Koalition in die Taschen ihrer Kundschaft bei
gleichzeitiger Irreführung des Stimmvolkes.
Bei all dem geht es keineswegs um Carl-Ludwig Thiele oder allein um
den Sachverständigenrat, sondern um
die weit überwiegende Mehrheit der Meinungsmacher und kapitalstarken
Interessengruppen.
16.9.2009, nachgetragen:
Abgedrosselter Staat und Taschenspieler-Tricks der neoliberalen
Statistiker:
In der Bundestagsdrucksache 16/10154 vom
22.8.2008
findet man unter dem Titel
"Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 18. August 2008
eingegangenen Antworten der Bundesregierung" auf Seite 14 folgende
Frage des Abgeordneten Dr. Herbert Schui (DIE LINKE):
Kann die Bundesregierung folgende Aussage von Prof. Dr. Peter Bofinger
widerlegen, und wenn ja, auf Basis welcher Zahlen und Berechnungen:
"Das Ergebnis des Ressourcenentzugs ist ein Rückgang der Staatsquote von
48 Prozent
im Jahr 1999 auf 43,5 Prozent im Jahr 2008. Bei einem
Bruttoinlandsprodukt von rund 2 620 Mrd. Euro könnte der Staat heute
über 118 Mrd. Euro jährlich mehr verfügen, wenn der Ressourcenentzug
ausgeblieben wäre" (Peter Bofinger: "Das Jahrzehnt der Entstaatlichung",
in: WSI-Mitteilungen 7/2008, S. 351 bis 357)?
Darauf antwortete die
Staatssekretärin Kessel von Finanzminister Steinbrück, dass sie dies
nicht nachvollziehen könne. Die Prozentzahlen seien zwar richtig. Aber
die Staatsausgaben seien doch seit 1999 um 123 Milliarden Euro absolut
gestiegen, weil in den neun Jahren das nominale Bruttoinlandsprodukt
(BIP) von ca. 2000 auf ca. 2500 Euro gestiegen sei. Diese Steigerung des
BIP (um durchschnittliche nominale 2,5 Prozent jährlich) sei vielleicht
nur möglich gewesen, weil man die Staatsquote gesenkt habe! Je weiter
man sie senkt, um so höher ist also nach neoliberaler Logik das Wachstum
- bis zum vollkommenen Verschwinden des Staates! (Sh. hier "den Staat in
der Badewanne versenken" unter
rossaepfel-theorie.de.)
Die EUROSTAT-Zahlen per 16.9.2009
zeigen für Deutschland eine ähnliche Senkung von 48,1 Prozent auf 43,9
Prozent. Tatsächlich erhöhte sich aber gleichzeitig nach dieser
Statistik das nominale BIP der EU15-Staaten um 40 Prozent, also um
durchschnittliche nominale 3,8 Prozent jährlich, das heißt wesentlich
stärker als bei der deutschen Konsum-Drosselungs-Politik, und die
durchschnittliche Staatsquote dieser Staaten blieb in der Zeit nahezu
unverändert bei 47 Prozent. (In den EU25 veränderte sie sich von 46,8
auf 46,9 Prozent und für die EU15 lässt sich deren vorliegende Zahl für
2007 nach der Entwicklung für die EU25 leicht auf die fehlende Zahl für
2008 hochrechnen; sh. EUROSTAT: "Government expenditures and main
aggregates", erreichbar dort über
government_finance_statistics/data/database, etwas einfacher zu
finden unter
wko.at:
Staatsausgaben.)
Die systematische Privatisierung
des Volkseinkommens in wenigen Händen zu Lasten der staatlichen Aufgaben
kommentiert die Berliner Zeitung wie folgt:
Im letzten Jahrzehnt hat der deutsche Staat beispiellose Einschnitte in
seinen finanziellen Ressourcen erlitten. Zwischen 2000 und 2008 ist die
Staatsquote - also das Verhältnis von Staatsausgaben zur
Wirtschaftsleistung - von 47,6 auf 43,5 Prozent gesunken. Das entspricht
so etwa 100 Milliarden Euro weniger Ausgaben. Dem Staat fehlt vor allem
Geld wegen der umfangreichen Steuersenkungen: Die öffentliche
Einnahmequote - also das Verhältnis von Staatseinnahmen zu
Wirtschaftsleistung - ist von 46,4 auf 43,3 Prozent gesunken. Da sind
dem Staat etwa 75 Milliarden Euro im Jahr verloren gegangen.
(Sh. Stephan Kaufmann:
"'Ein geradezu staatsfeindliches Klima' – Wirtschaftsweiser Peter
Bofinger über Populismus, Konjunkturprogramme und höhere Steuern",
berlinonline.de,
25.8.2008.)
Eine Staatsquote von 48 Prozent
läge deutlich unter der Quote von vielen EU-Staaten wie Schweden
(56,6%), Frankreich (55,6%), Dänemark (55%) usw. Die Arbeitslosenquote
in Dänemark liegt nur halb so hoch und die Löhne im unteren Bereich
teilweise doppelt so hoch wie in Deutschland (sh. die Grafik unter
wko.at:
Staatsausgaben). Vor allem werden die Erwerbstätigen in solchen
Staaten nicht durch den Druck der Arbeitslosenquote so erpresst und
ausgeplündert wie in Deutschland.
Die Beibehaltung der Staatsquote
von 48 Prozent wie vor dem Verrat an der Sozialdemokratie hätte im Jahr
2008 also bei einem Bruttoinlandsprodukt von 2500 Euro zu staatlichen
Mehreinnahmen von (48,1 – 43,9) * 2500 = ca. 100 Milliarden Euro
geführt, wobei aber die Zusatzeinnahmen durch die Mehrwertsteuererhöhung
um etwa 30 Milliarden noch nicht berücksichtigt sind. Allein mit diesem
Geld und der Rückkehr zum Spitzensteuersatz von 53 Prozent zur Kohl-Ära
oder 56 Prozent während der Wirtschaftswunderjahre könnte man bequem den
Steuerbauch für die mittleren Einkommen beseitigen, die nötigen Mittel
bereitstellen für Kindergärten, Schulen, Universitäten, Polizei, Richter
usw. sowie zur Senkung der Mehrwertsteuer für konsumnahe
Dienstleistungen, der Sozialabgaben für Einkommensschwache, die sich
aber auch bequem durch Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenzen bei
gleichzeitiger Absenkung der allgemeinen Beitragssätze finanzieren
lassen.
Man sieht also wieder einmal, wie
unseren neoliberalen Finanzpolitiker jedes Mittel recht ist, um die
Wähler bei Anfragen durch die LINKE in die Irre zu führen, auch wenn
Schui sich hier auf Untersuchungen von Professor Bofinger stützte, dem
einzigen nicht neoliberalen Mitglied der ansonsten "sorgfältig
ausgesuchten" fünf "Wirtschaftsweisen".
Tatsächlich sind die Einnahmen der öffentlichen Gesamthaushalte
von 2002 bis 2007 gestiegen von 555 Milliarden auf 647 Milliarden Euro
und die entsprechenden Ausgaben sind in der Zeit gestiegen von
611 Milliarden auf 647 Milliarden Euro (sh.
BMF-Monatsbericht 8/2008,
S. 96).
Man sieht schon, dass es damit noch in 2002 ein Defizit gab von 555 -
611 = - 56 Milliarden Euro und dass dieses Defizit bis 2007 durch die
steigenden Staatseinnahmen und die gestiegenen Ausgaben gerade
ausgeglichen wurde.
Das
Bruttoinlandsprodukt ist in der Zeit gestiegen von 2.143 Mrd. auf 2.424
Mrd. Euro (sh.
BMF-Monatsbericht 8/2008,
S. 101),
so dass die Quote dieser Staatsausgaben gefallen ist von
611/2.143 = 28,5% auf 647/2.424 = 26,7% . Die Einnahmen sind von 2002
bis 2007 gestiegen von 555/2.143 = 25,9% auf 647/2.424 =26,7%, also um
ca. 0,8% vom jeweiligen BIP.
24.10.2009 nachgetragen:
Sozial-Maskerade mit 0,3 Mrd. Euro Brosamen für
Hartz-IV-Opfer
gegen
50 Milliarden Euro auf Pump für FDP und "Christliche"
Vorweg ist zu sagen, dass die 50 Mrd. Euro im ersten Anlauf nicht
erreicht wurden. Dafür sind aber die Selbstbedienungs-Forderungen für
den Rest der Legislaturperiode um so höher.
Es gibt auch FDP-Wähler, die
durch die Umverteilung nach oben ihre Arbeitsplätze verlieren können.
Die 0,3 Milliarden Euro zur Verdreifachung des Hartz-IV-Schonvermögens
von 250 auf 750 Euro pro Lebensjahr kommen also auch ihnen zugute. (Sh.
"PARTEIEN – Hintergrund: Was ist abgehakt, was ist offen?", zeit.de,
18.10.2009).
Dagegen werden Dumpinglöhner - auch nach jahrzehntelanger Arbeit - kaum irgendwelche
Vermögens-Reserven oder gar 7.500 Euro pro Lebens-Jahrzehnt haben.
Riester-Verträge sind ohnehin Hartz-IV-sicher. Es konnte also nicht
überraschen, dass die Referentin des Paritätischen Gesamtverbandes
Marion von zur Gathen in der
Talkshow von Anne Will am 25.10.2009 die Hartz-IV-Bezieher mit
Schonvermögen von mehr als 250 Euro pro Lebensjahr auf zwei bis drei
Prozent bezifferte. Zum gleichen Ergebnis kam die neue VdK Präsidentin,
Frau Ulrike
Mascher, in einem DLF-Interview am 27.10.09 gegen 7:20 Uhr.
Die Hartz-IV-Neuregelung umfasst
auch einen längst überfälligen Schutz des eigenen Wohnbesitzes:
"Hartz-IV-Bezieher müssen in Zukunft auch nicht mehr ihre selbst
genutzte Eigentumswohnung oder ihr Einfamilienhaus verkaufen, weil deren
Größe über den gesetzlich geregelten Wohnflächen liegt (sh.
"SCHWARZ-GELB: Hartz-IV-Bezieher werden bessergestellt",
tagesspiegel.de,
15.10.2009). Das kostet den Staat wenig, denn ein
solcher Zwangsverkauf wurde auch bisher weitgehend vermieden (sh. den
WAZ-Artikel für den Bereich der Arbeitsagentur Bottrop:
"Hartz IV – Bislang noch kein Haus verkauft", derwesten.de,
19.10.2009).
Nach zehn Jahren
pink-grünlicher und neo-schwarzer sozialer Kälte haben sich die sozialen
Kahlschläger von der FDP also zunächst einmal eine soziale Maske für
0,3 Mrd. Euro aufgesetzt, um anschließend mit dem Defizit von 7,5
Milliarden bei der gesetzlichen Krankenversicherung zu tricksen und
ihre noch viel höheren Steuersenkungen auf Pump durchzudrücken (sh.
"PARTEIEN – Hintergrund: Was ist abgehakt, was ist offen?", zeit.de,
18.10.2009),
ganz zu schweigen von den Milliardendefiziten bei der
Arbeitslosenversicherung. Zum Verteilen gab es nichts mehr außer dem riesigen Schuldenberg durch
ihre Finanzmarktkrise. Diese traf Deutschland viel härter als andere
Staaten, die ihrer neoliberalen Deregulierungs-Wut nicht gefolgt waren
(sh. hier Steuer-Parasitismus.htm).
Man musste aber bei den
versprochenen Steuergeschenken für die eigene Kundschaft vermeiden, dass
die übrigen nun in der Krise noch zusätzlich allzu offensichtlich
geschröpft wurden zugunsten der Deregulierungs- und Chaos-Profiteure,
etwa durch drastische Zuzahlungen in der gesetzlichen
Krankenversicherung, um deren Defizite auszugleichen. Die Staatsschulden
sollten – zumindest scheinbar - auch nicht steigen.
Da die neuen Koalitionäre
sich in ihrer Trickserei von niemandem übertreffen lassen wollten,
verfielen sie auf einen "Schattenhaushalt", in den die zusätzlichen
Schulden für die unterfinanzierten Sozialversicherungssysteme
ausgelagert werden sollten. Um Seriosität vorzutäuschen und den Wähler
schon an der Bezeichnung scheitern zu lassen, erfand man
dafür den amtlich klingenden Namen
"Sozialversicherungsstabilisierungsfonds". In diesen "Fonds" wollte man
auch die drastische Schuldenzuwächse der Arbeitslosenversicherung
von geschätzte 50 Milliarden Euro bis 2013 auslagern (sh.
"Erst Kurzarbeit, dann Jobabbau", dradio.de,
6.10.2009) durch die leichtfertige Beitragssenkung und die
Erhöhung der Arbeitslosenquote infolge des Deregulierungs-Wahns und
durch die Verweigerung der überfälligen Steuerzuschüsse. Diesen Schatten-Schuldenberg
kann man dann den Klein- und Normalverdienern später noch aufbürden
durch Mehrbeiträge und Leistungskürzungen
unter Hinweis auf so genannte "Sachzwänge".
In Paragraph 363 SGB III heißt es: "Der Bund trägt die ... Ausgaben für
die weiteren Aufgaben, deren Durchführung die Bundesregierung ... der
Bundesagentur übertragen hat." Zu diesen "weiteren Aufgaben" gehört auch
das geforderte Kunststück der Arbeitsagentur, mit einem drastisch nach
unten manipulierten Beitragssatz noch ihre gesetzlichen Leistungen zu
erfüllen. Der Bund dürfte diese Manipulation zur Umverteilung nach oben
also nicht noch für die versprochenen weiteren Steuersenkungen
missbrauchen, sondern müsste zu den früheren Spitzensteuersätzen der
Minister und neoliberalen Meinungsmacher zurückkehren, um den
Steuerbauch zu beseitigen.
Gegen die geplanten Milliarden-Schröpfung durch die neoliberalen
Selbstbediener mit Hilfe ihrer Kopfprämie und des zusätzlichen
Zwangsbeitrages für die Pflegeversicherung sind die gesichtswahrenden
kurzfristigen Steuersenkungen auf Pump in Höhe von jährlich 24
Milliarden Euro eine Kleinigkeit (sh. hier
"Weniger Netto vom
Brutto"). Zu dieser Zahl schreibt DIE ZEIT vom 24.10.09 unter der
Überschrift
"Hintergrund: Schwerpunkte des Koalitionsvertrages":
STEUERN: Anfang 2010 greifen STEUERENTLASTUNGEN von jährlich rund 14
Milliarden Euro, die bereits Schwarz-Rot beschlossen hat. Zusammen mit
den ersten schwarz-gelben Steuerschritten sind es im ersten
Regierungsjahr 2010 Entlastungen von rund 21 Milliarden Euro. Bis 2013
sollen dann Steuerentlastungen im Gesamtvolumen von bis zu 24 Milliarden
Euro im Jahr umgesetzt werden. «Möglichst» zum 1. Januar 2011 soll ein
TARIFSTUFENSYSTEM bei der Einkommensteuer in Kraft treten. Zahl und
Verlauf sind offen.
Anfang November 2009 hat man für dieses Gesetz zur Steuersenkung auf
Pump auch einen wohlklingenden Namen gefunden (sh. "Wachstumsbeschleunigungsgesetz
- Kabinett beschließt Entlastung für Familien und Unternehmen",
spiegel.de,
9.11.2009,
womit besonders für die FDP-Kundschaft gesorgt wird).
Zu dem "Schattenhaushalt" heißt es in der Süddeutschen Zeitung vom
21.10.2009
unter der Überschrift
"Schwarz-Gelb: Schattenhaushalt: Tricksen, täuschen, verschleiern":
FDP und Union auf dem Gipfel der Heuchelei: Der Schattenhaushalt der
schwarz-gelben Koalition...
Noch in dieser Woche werden Union und Liberale ... einen Beschluss
fassen, der alle drei zentralen Ziele beinhaltet: kräftige
Steuersenkungen, Mehrausgaben für die Bildung und die Sanierung des
Haushalts. Man habe nämlich, so einer der Unterhändler mit
Verschwörermiene, "den Stein der Weisen gefunden".
Treffender wäre wohl das Bild vom Pakt mit dem Teufel, denn der Preis,
den Union und FDP für ihre vermeintlich geniale Idee werden bezahlen
müssen, wird hoch sein. Die Quadratur des Kreises gelingt nämlich nur,
indem die Koalitionäre Ausgaben nebst zugehöriger Kredite in Höhe von
rund 50 Milliarden Euro in ein sogenanntes Sondervermögen auslagern.
Durch die Bildung dieses Schattenhaushalts werden im regulären Etat
endlich die so dringend erwünschten "Spielräume" für Steuersenkungen
frei.
Sogar DIE WELT schreibt dazu:
"MILLIARDENLÜCKEN: Koalition will Defizite durch Tricksereien decken",
welt.de,
20.10.2009,
und weiter:
Schwarz-gelbe Klemme: In den Sozialversicherungskassen
klaffen Milliardenlöcher, doch gleichzeitig drängen Wirtschaftsexperten
auf Einhaltung der Steuerversprechen. Union und FDP erwägen deshalb,
neben dem Haushalt einen Schattenhaushalt einzurichten – um die Defizite
auszugleichen.
An vorderster Front dieser "Wirtschaftsexperten" steht erwartungsgemäß
Hans-Werner Sinn mit seinen angestammten Bundesgenossen und
Propaganda-Schreibern von BILD und seiner
Forderung nach Steuersenkungen auf Pump trotz weiter dramatisch
steigender Schulden:
Sinn: Die Kaufkraftstärkung, die mit einer Steuersenkung verbunden ist,
kommt gerade recht, denn die Krise ist noch nicht vorbei.
(Sh.
"IFO-PRÄSIDENT SINN: Steuern müssen runter - auch auf Pump",
bild.de,
19.10.2009.) Tatsächlich würde aber diese "Kaufkraftstärkung"
viel besser erreicht durch die Senkung der Sozialabgaben, denn diese
belasten vor allem die Klein- und Normalverdiener, denen eine
Steuersenkung wenig oder gar nichts bringt und die eine wesentlich
höhere Konsumquote haben als die bestbezahlten neoliberalen
Meinungsmacher wie Hans-Werner Sinn oder die Chefredakteure von
BILD und ihre Brötchengeberin. Für nicht-versicherungspflichtige Klein-
und Normalverdiener (z.B. im Beamtenverhältnis) könnte man einen
Ausgleich schaffen.
Mehr Staatszuschüsse
in die Sozialversicherungssysteme nach dem Vorbild anderer EU-Staaten
wollte man aber unbedingt vermeiden, weil angeblich schon 57 Prozent des
Staatshaushaltes in die Sozialsysteme gehen (sh. die übliche
Darstellungsweise bei bpb.de: "Öffentliche
Ausgaben nach Aufgabenbereichen" für 1994 und 2005,
Stand 2008,
wo die 57 Prozent etwa 570 Milliarden Euro entsprechen;
sh. auch "Rentenklau" unter
rossaepfel-exkurse.de/Sammlung.htm). Tatsächlich werden hierbei
aber Versicherungsleistungen aus den Beiträgen der Versicherten von 383
Milliarden Euro jährlich als Staatsausgaben mitgerechnet. (Sh.
destatis.de: "Inlandsproduktsberechnung-
Detaillierte Jahresergebnisse, Stand August 2009 - Fachserie 18
Reihe 1.4 – 2008, "und darin die VGR-Tabelle 3.4.3.8 "Einnahmen und
Ausgaben sowie Finanzierungssaldo der Sozialversicherung nach
Sozialversicherungszweigen").
Außerdem wird auch ein jährlicher staatlicher Zuschuss von 80
Milliarden Euro in die gesetzliche Rentenversicherung mitgerechnet, der
bei weitem nicht die Kosten der deutschen Einheit für die
Unterfinanzierung des ostdeutschen Rentensystems deckt. Die deutsche
Einheit wird also weiterhin von den westdeutschen Arbeitnehmern mit
ihren Sozialbeiträgen finanziert, wobei die bestbezahlten Meinungsmacher
mit ihren Einkünften oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze ausgenommen
sind und die Politiker wie auch alle sozialversicherungsfreien
Best-"Verdiener" sowieso nichts weiter beitragen (sh. hier
rossaepfel-exkurse.de/~/#Rentenklau).
Würde man die obigen 383 Milliarden Euro und die viel zu knappe
Ausgleichszahlung von 80 Milliarden Euro zur Klarstellung aus den 570
Milliarden Euro herausrechnen, dann blieben im EU-Vergleich nur noch
weit unterdurchschnittliche Werte für die angeblichen "Sozialausgaben
des Staates" übrig. In Wirklichkeit gibt man den Rentnern z.B. kurz
vor der Wahl eine groß angekündigte kleine Rentenerhöhung, um sie in den
Folgejahren wieder abzuziehen wegen Manipulation der Rentenformel
durch Riester-Faktor, Lohndrückerei und unkorrigierte Einbeziehung
der zunehmenden Teilzeitjobs in die Berechnungsgrundlage (sh.
"Doppelnull – die Zukunft der Rente", sueddeutsche.de,
10.11.2009).
Am Ende reichte auch nicht
die Tarnung mit der sozialen Maske für 0,3 Milliarden Euro (sh. oben).
Die Pläne für die Umverteilung der 50 Milliarden Euro waren so
hanebüchen, dass diesmal das Presseecho auf den faulen Zauber die
"Christlich-Liberalen" zum Einlenken zwang. Sie erkannten angeblich ganz
plötzlich, dass dieser Trick gegen die eigene Schuldenbremse verstieß,
die die "Christlichen" selbst zusammen mit den "Sozialdemokraten" kurz
zuvor – aus fragwürdigen Motiven – ins Grundgesetz geschrieben hatten
(sh.
"Schattenetat – 'Bilanzfälschung' und 'schwarze Kassen'",
sueddeutsche.de, 20.10.2009).
Aber das Einlenken war auch
nur ein Ausweichmanöver bis zur Wahl im Nordrhein-Westfalen, denn für
2010 ist für den Schattenhaushalt bereits eine Neuauflage angekündigt.
Dann soll allerdings der manipulierte Schuldenberg als "Sondervermögen"
bezeichnet werden, um den Namen "Schattenhaushalt" zu vermeiden (sh.
"Milliardendefizit – Schwarz-Gelb schiebt Schattenhaushalt auf 2010",
spiegel.de,
22.10.2009).
Die Auslagerung der Milliarden-Schulden
in den Schattenhaushalt zur Schein-Rechtfertigung der Steuersenkung für
die FDP-Kundschaft um jährlich 24 Milliarden Euro könnte aber noch zu
einer Verfassungsklage führen, da diese Steuer-Ausfälle überwiegend den
Bundesländern aufgebürdet werden sollen und da der Berliner
Finanzsenator ohnehin schon den riesigen Schuldenberg zu bewältigen hat,
den ihm die "christliche" Vorgängerregierung mit ihrem
Bankenskandal hinterlassen hat (sh.
"Protest
aus Berlin – Schwarz-Gelb droht Verfassungsklage wegen
Steuerversprechen", spiegel.de,
26.10.2009).
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