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Abschnitt_1b.
Oskar Lafontaine und Peter Krämer
als "Spiel"-Verderber in Christiansens
Propaganda-Schau
Ein besonderes
Verdienst hat sich Heribert Prantl (stellvertretender
Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung) erworben mit seinem
Artikel: "Deutschland hat international niedrigste Besteuerung von
Vermögen 'Eine
Steuer auf Spitzenvermögen ist kein Abenteuer, sondern
Pflicht'", SZ, 5.7.05(gespeichert auch beim
SoVD-bv.de, Nr. 8/August 2005
- nach einer Untersuchung des DIW aus dem Jahre 2002 mit
OECD-Zahlen), auf den Peter
Krämer
am 13.11.05 im
rechtslastigen
Sabine-Christiansen-Zirkus hingewiesen hat. Der Großreeder
und Multimillionär Krämer erklärte, dass ihm die extrem
niedrige Vermögensbelastung von 0,8 Prozent in
Deutschland im Vergleich zu mehr als drei Prozent in
Frankreich, Japan den USA und mehr als vier Prozent in
Großbritannien "nicht bewusst" gewesen sei. Er sei durch diesen
Artikel zu seiner Forderung nach höherer Besteuerung für
Multimillionäre und für Schlupflöcher-verwöhnte Reeder
gekommen mit einer Mehrbelastung für ihn persönlich
von ein bis zwei Millionen Euro im Jahr, eine Forderung, die alle neoliberalen
Meinungsmacher mit großem Medienecho aufschreckte (sh.
den Exkurs zu Peter Krämer hier unter
http://www.rossaepfel-exkurse.de/sammlung.htm).
Der Hinweis erleichtert zugleich die
Internet-Recherche, indem nach zuerst bei Google mit
[diw] nach der Adresse und dort mit [vermögensteuer AND
Japan AND Großbritannien] den "Endbericht" von Stefan
Bach et. al. vom 27.8.2004 findet (sh.
diwkompakt_2004-001.pdf),
mit dem die GRÜNEN als Auftraggeber bei all ihrer
Umverteilung nach oben doch einmal einen sinnvollen
Beitrag geleistet haben.
Allein
wegen der Teilnahme von Krämer und für seinen
Hinweis auf den Artikel von Prantl hat sich schon die
Qual der Christiansen-Litaneien gelohnt, wo z.B.
Michael
Glos
seinem Millionenpublikum zunächst den falschen
Legitimitätsanschein gegen die Vermögensteuer durch
seinen Unions-Mitstreiter Paul Kirchhof aus dessen Zeit
als Berichterstatter beim Verfassungsgericht auftischte
(sh. rossaepfel-exkurse.de, Stichwort:
Ernst Böckenförde).
Ansonsten fiel Glos nur das übliche platte Umverteiler-Argument ein, dass
Krämer doch besser sein Geld in eine gemeinnützige
Stiftung einbringen solle, und wörtlich außerdem:
"Es ist ihm
unbenommen, mit seinem Geld Gutes zu tun - in die
Staatskasse hinein".
Ganz so abwegig wäre der
Stiftungs-Gedanke allerdings nicht, wenn die Stiftung mit
Krämer als glaubwürdiger Leitfigur vor allem der
Aufklärung gegen Glos und seine Gleichgesinnten diente,
die auch die versprochene Hilfe für die Dritte Welt in
die eigenen Taschen umverteilen als
"große
Koalition gegen den kleinen Mann"
(Lafontaine). Dies könnte auch als Ergänzung dienen zu Krämers
wichtigen Projekten in Afrika, mit denen er ja gerade
nicht nur im Glosschen Sinne "Gutes tun" will, sondern
auch ein politisches Zeichen setzen möchte gegen die
neoliberale Politik der Egoisten. Krämer und seine
Mitstreiter haben sich ihre ganzseitigen Anzeigen
für diese Gegenaktion ohnehin schon einiges kosten
lassen. Gerade
wer von der Umverteilung nach oben spürbar profitiert, hat am
ehesten Gelegenheit, zu beweisen, dass es Menschen
gibt, die nicht nur Not- oder Profit-geleitet denken
können, sondern öffentlich gegen den profitgeleiteten
Betrug und Selbstbetrug auftreten.
Als weiterer
Lohn für die Erduldung der übliche
Christiansen-Qualen kam aber hinzu,
dass diesmal endlich auch Oskar Lafontaine
als
unabweisbarer Spitzenpolitiker des Linksbündnisses in
diese Runde geladen war, weil anders offenbar die
Rechtslastigkeit im gebührenfinanzierten Ersten Programm
bei dem Millionen-"Honorar" von Christiansen (sh. oben)
nicht mehr durchzuhalten war. Allerdings war die
Redezeit für die beiden "Spielverderber" sehr knapp
zugeteilt, wogegen die Redezeit der übrigen
neoliberalen Standardbesetzung unendlich lang war oder auch nur
erschien.
Außerdem versuchte Christiansen natürlich,
Lafontaine von Tabubrüchen abzuhalten. Christiansen: "Ich habe nach
Sparmaßnahmen gefragt, und Sie reden von Mehreinnahmen",
denn sie wusste genau, dass Lafontaine mit
"Mehreinnahmen" nicht - wie sie und die übrigen
Neoliberalen - die Mehrwertsteuererhöhung meinte,
sondern die Steuern für Christiansen, die übrigen
Bestverdiener, aber auch für sich selbst, und dass er
im Hinblick auf die sozialen Gemeinschaftsaufgaben nicht nur - wie
Sabine Christiansen
in der Sendung - den Staat als "gefräßiges
Monster"
betrachtet. Vielmehr erinnerte er sie an die
verdrängte Tatsache,
dass Deutschland trotz seiner jährlichen 80 Milliarden
Aufwendungen für die langerhoffte deutsche Einheit (sh.
unten) die niedrigste Steuerquote in der EU der 15 hat
(lt. BMF-Monatsbericht 9/2005, sh. unten). Darauf kommt
dann regelmäßig das windige Argument, dass man nur die
höheren Abgabenquoten (Steuern einschließlich
Sozialabgaben) international vergleichen könne, wobei
aber stets der Zusatz unterschlagen wird, dass genau die
Differenz zwischen diesen beiden Quoten zu Lasten des
Konsums und der Arbeitsplätze geht und dass sie gerade
wegen der niedrigen Steuerquote so hoch ist.
Zu all dem schwang Hermann Otto Solms
(FDP) in bewährter Manier seiner Partei der
Bestverdiener
ungeniert die Neidkeule:
Mit dieser Reichensteuer kommt vielleicht
eine Milliarde rein. Das ist eine Ersatzdiskussion. In
der politischen Auseinandersetzung brauchte man eben
einen Ausgleich für die Mehrwertsteuererhöhung, musst
also auch der Neidgedanke mit der Reichensteuer bedient
werden. Die Reichensteuer ist eine
Kapitalvertreibungssteuer.
So
stellte
Solms
klar, dass jede Steuererhöhung für Bestverdiener nach
der üblichen FDP-Terminologie eine "Neidsteuer" sei und
dass nur die Schröpfung der Ärmsten dem Wertekodex
seiner Kundschaft entspricht, auch wenn sie sich
publikumswirksam gegen die Mehrwertsteuererhöhung
ausspricht. Mit der "Kapitalvertreibungssteuer" müsste
eigentlich das gesamte Kapital aus dem erfolgreichen
Dänemark vor den 59% Spitzensteuersatz geflohen sein.
Aber dennoch wird es höchste Zeit, dass man gegen die
Steuerflucht von Solms' Kundschaft auf EU-Ebene
drakonische wirtschaftliche Maßnahmen gegen die
parasitären Flucht-Oasen einleitet, wonach Deutschland
aufgrund seines verstärkten Ertragsteuerdumpings
seit 1999 gegenüber den skandinavischen Staaten diese
ebenfalls auf irgendeine Weise entschädigen müsste.
Auch
Karl Heinz Däke
vom Bund der Steuerzahler versuchte wieder einmal, sich
und seine bestverdienenden Verbandsmitglieder vor
angemessenen Steuern zu schützen, indem er sein
Millionenpublikum für die Verbreitung von typischen Halbwahrheiten
nutzte:
Sie haben kein Einnahmeproblem, sie haben
ein schlichtes Ausgabenproblem. Die Steuern in
Deutschland steigen ständig an, auch im nächsten Jahr
werden sie wieder ansteigen - auch ohne Steuererhöhungen.
(Sh. seine Zitate im
Archiv der Sendung.) Tatsächlich sind
"die
Steuern in Deutschland" in den fünf Jahren der
pinkgrünlichen Umverteilung nach oben von 1999 bis 2004
nominal nur insgesamt von 479 auf 481 Milliarden Euro im
Promille-Fehlerbereich gestiegen,
also trotz Erhöhung der Gewinne und Spitzeneinkünfte
praktisch gleich geblieben, aber durch die
Steuergeschenke an
Däke und die übrigen Bestverdiener
bei einem Preisanstiegs um 7,7 Prozent real um
jährlich etwa 30 Milliarden Euro gesunken (sh.
rossaepfel-theorie.de/staatsquote.htm).
Auch die deutsche Steuer- und Abgabenquote und die
nominalen Steuereinnahmen des Bundes sind seit
dem Jahre 2000 gesunken (sh. "Steuereinnahme gesamt -
Gesamtdeutschland",
bundesbank.de,
Stand 21.11.05, und zum Bundeshaushalt den BMF-"Monatsbericht
Oktober 2005", S. 103 und 112 f., mit den
Zahlen von 1969 bis 2005, sowie insbesondere die
Abgabenquote ebenda auf S. 114), und der behauptete
Anstieg der Steuereinnahmen
in 2006 dürfte nur darauf beruhen, dass man die
Verfassungswidrigkeit des Haushaltes ("im Vollzug") nun
im fünften Jahr kaschieren will. Richtig an Däkes
strahlend vorgetragenem Bluff fürs
Millionenpublikum ist lediglich, dass es ein
"Ausgabenproblem" gibt, aber das beruht auf dem von Däke
geleugneten "Einnahmeproblem", weil der Kanzler der Bosse
und seine Mannschaft an sich selbst sowie an Däke und
die Bestverdiener unter seinen Kunden die
hohen Steuergeschenke gemacht haben, statt das Geld
konjunkturwirksam für die Absenkung der Arbeitnehmer- und
Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung zu verwenden.
Vollends unglaubwürdig machte sich
Däke
mit der Behauptung, dass in Skandinavien die
Sozialversicherung aus der höheren Umsatzsteuer bezahlt
würde, ohne dass er die viel höheren Spitzensteuersätze
dort nannte für Meinungsmacher wie ihn und seine
bestverdienende Kundschaft, z.B. von 59 Prozent in
Dänemark im Vergleich zu den ca. 43 Prozent in
Deutschland - als ob diese Einkommensbesteuerung nichts
mit der Finanzierung des Sozialversicherung zu tun hätte
und es reichen würde, die Kleinen zu schröpfen, um Däke
und die übrigen Bestverdiener zu schonen. Aber gegen
diesen Vorwurf würde sich Däke verwahren mit der
Aussage, dass er ja gegen jede Mehrwertsteuererhöhung
sei und dass man zum Haushaltsausgleich lediglich
Ausgaben kürzen müsse. Damit ist man jedoch - abgesehen
vom Umsatzsteuerbetrug, den er anprangert, und vom
verdienstvollen
Schwarzbuch seines
Verbandes - sofort wieder beim
Rentenklau,
sozialen Kahlschlag (sh. unten die TINA-Formel
des zugeschalteten Peer Steinbrück
und von Peter Müller), bei Konsumdrosselung und
Arbeitsplatzvernichtung.
Außerdem
könnte man ja aus der deutschen Umsatzsteuer (137
Milliarden Euro in 2004 lt. BMF-
Monatsbericht Januar 2005
plus ca. 30 Milliarden Euro Mehrwertsteuererhöhung ab
2007) durchaus einen Teil der
Rentenversicherungsbeiträge finanzieren und dadurch
Arbeitgeber wie Arbeitnehmer entlasten, wenn man die
übrigen Gemeinschaftsaufwendungen durch Erhöhung der
Einkommen- und Erbschaftsteuer etc. deckte und den
sozialversicherungsfreien Einkommensschwachen dafür
einen Ausgleich verschaffte.
Leider ist die Eigenproduktion der teuren
Christiansen-Show ausgerechnet im gebührenfinanzierten
Ersten Programm nicht frei als Video verfügbar wie etwa
die Sendungen von Maybrit Illner oder Frank Plasberg,
sonst könnte jeder die Wählermanipulation leichter
analysieren, aber die ergibt sich nicht aus den den
wenigen veröffentlichten Zitate, und wer möchte
schon die Videomitschnitte kaufen, wenn er die
Schmierenkomödie gegen jeweils einen oder höchstens zwei
ernsthafte Teilnehmer nicht gerade aufgezeichnet hat!
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