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6./14.11.2009, einzufügen bei
Linksbuendnis.htm
Sozialdemokratie: Weiterhin "wertfreier" Verrat oder
Rückbesinnung auf Werte?
Mit der
Umverteilung nach oben durch die fünf- und sechsstelligen jährlichen
Steuergeschenke für Abgeordnete, Minister, neoliberale Meinungsmacher
und Einkommensmillionäre auf Kosten der Ärmsten haben die ehemaligen
Sozialdemokraten das soziale Gewissen und damit die Werte ihrer
Partei verraten. Zu den Ergebnissen dieser Politik schreibt das
WAZ-Medienportal DER WESTEN am
6.11.2009 unter der Überschrift:
"Zukunftskonvent - SPD-Sozialexperte rechnet mit Müntefering und
Schröder ab":
Rudolf Dreßler, einst das soziale Gewissen der SPD, meldet sich zurück.
Auf dem SPD-Zukunftskonvent in Oberhausen saß er in der ersten Reihe. Im
WAZ-Gespräch rechnet Dreßler ab mit der für ihn so bitteren Ära
Schröder, Müntefering und Steinmeier. Lob gibt's dagegen für Oskar
Lafontaine.
Am Ende der Agenda-Politik
steht für Alt-Sozialdemokrat Rudolf Dreßler eine verheerende SPD-Bilanz:
"400 000 Mitglieder, sechs Ministerpräsidenten, tausende Mandate und
über 10 Millionen Stimmen gingen verloren." Schröder, Clement und
Steinmeier hätten aus der SPD eine Beliebigkeitspartei gemacht. "Über
100 Jahre hatte die SPD milieuübergreifend eine Identität; die SPD war
unverwechselbar. Diese Identität hat Schröder der SPD genommen."
Immer wieder habe sich die
Parteispitze den Liberalen und der CDU als mögliche Koalitionspartner
angebiedert, urteilt Dreßler. "Stattdessen hat man lieber die Linke
beschimpft, die nun die offenen SPD-Positionen besetzt. Das konnte nicht
klappen."
Diese
sozialdemokratischen Werte werden von den Pseudo-Sozialdemokraten immer
noch als "Ideologie" diffamiert, obwohl die Ideologie doch zu allen
Zeiten vor allem der Umverteilung nach oben diente durch die
verlogenen Rechtfertigung der Selbstbedienung aus dem Volkseinkommen
zugunsten der Absahner. So sagte z.B. der Sprecher des
neoliberalen Seeheimer Kreises Klaas Hübner im Deutschlandradio: Die
Reformdebatte müsse "wertfrei und ideologiefrei" sein.
(Sh.
"Seeheimer Kreis unterstützt Gabriels Thesen", dradio.de,
23.10.2009.)
Zu dieser
Ideologie gehört auch, dass man die Abweichler vom wahren Glauben der
Selbstbedienung diffamiert. Dazu heißt es in dem WAZ-Artikel weiter:
Dreßler bricht eine Lanze für seinen alten Weggefährten Oskar
Lafontaine: "Ich habe den Kontakt nie abgebrochen. Oskar Lafontaine hat
seine Positionen im Gegensatz zu Steinmeier und Schröder nicht
verändert. Ich respektiere ihn. Er ist ein seriöser politischer
Partner." Überhaupt dürfe man Verhandlungen mit der Linken nicht
ausschließen. "Es geht nur um Inhalte. Und da sage ich: Man kann nicht
die Linke ignorieren und mit der FDP reden."
Dennoch
meint Dreßler, dass die schnelle Nominierung des weniger belasteten
Sigmar Gabriel für das Amt des Parteivorsitzenden richtig war.
Andernfalls hätte sich der Schröder-Kompagnon Frank Walter Steinmeier,
der sich schon in aller Eile als vorläufiger Fraktionsvorsitzender
einsetzen ließ, auch noch als Parteivorsitzender nominieren lassen (sh.
ebd.). Auch Gabriel trifft als Kabinettsmitglied seit 2005 (Umwelt) eine
erhebliche Mitverantwortung. Die Nominierung der angeblich linken
Andrea Nahles als SPD-Generalsekretärin
scheint jedoch problematischer. Dazu der glaubwürdige frühere
SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi:
Wer problemlos hintereinander für die Parteichefs Beck, Müntefering und
Gabriel arbeite, könne für sich nicht in Anspruch nehmen, »links« zu
sein. »Ich werde sie in Dresden nicht wählen«,
(Sh.
"Die
SPD-Linke muckt auf", neues-deutschland.de,
9.11.2009. Zur
relativistischen Einordnung von Andrea Nahles durch die Neoliberalen als
"Linke" siehe auch hier
rossaepfel-theorie.de/Mindestlohn.htm.)
Ohne Rudolf Dreßler und Ottmar Schreiner in Spitzenpositionen der
SPD kann dieser Verein kaum seine Glaubwürdigkeit als
sozialdemokratische Partei zurückgewinnen.
Schreiner gehörte zu den von Müntefering so titulierten sechs "feigen
und kleinkarierten"
Abweichlern, die sich einen "weißen Fuß" machten - um den
weiteren Verrat an
der Sozialdemokratie zu verhindern! Dazu gehörte auch Klaus Barthel, der
sich nun ebenfalls um eine künstliche Wiederbelebung der Sozialdemokratie bemüht:
Die Bayern-SPD hat am Sonntag ihr "Linkes Forum" nach langer Zeit
reaktiviert. Zu den Initiatoren gehören der Bundestagsabgeordnete Klaus
Barthel und die Landtagsabgeordnete Adelheid Rupp. Kritik übten die
Genossen vor allem am Leitantrag der SPD-Spitze, der auf dem Parteitag
beschlossen werden soll. Darin steht, die SPD habe in alle Wählergruppen
Stimmen verloren, weshalb sich ein Linksruck verbiete. "Das ist der
Versuch der Führung, sich reinzuwaschen", hieß es in Bayern. Richtig
sei, dass die SPD vor allem an die Nichtwähler sowie die Linken und
Grünen verloren habe. Für den Parteitag Mitte November haben sie ein
Positionspapier beschlossen. "Wenn die Linke eine Galionsfigur hätte,
wäre auf dem Parteitag eine Gegenkandidatur um den SPD-Vorsitz nicht
ausgeschlossen", sagt eine Genossin
(Sh.
"SPD-Flügel formieren sich neu", handelsblatt.com, 2.11.2009.)
----------------
Dreßlers Vertrauensvorschuss für Sigmar Gabriel wurde einigermaßen
gerechtfertigt durch Gabriels Rede am 14.11.2009 auf dem SPD-Parteitag
in Dresden. Dazu Dreßler in einen DLF-Interview mit Jürgen Zurheide:
…der neue Parteivorsitzende Gabriel hat zu Beginn seiner Rede eine
wichtige Feststellung gemacht - dass er sich zu seiner politischen
Verantwortung bekenne, denn er sei die letzten elf Jahre immer dabei
gewesen. Ich sage es mal mit meinen Worten. Das war eine wichtige
Feststellung, die man vom ausscheidenden Parteivorsitzenden nicht gehört
hat, und zwar zu keinem Zeitpunkt gehört hat. Die hat man auch noch
nicht vom neuen Fraktionsvorsitzenden gehört, von Steinmeier, der heute
Morgen reden wird. Wir werden sehen, wie er das nun formuliert, seine
eigene, politische Verantwortung für die letzten elf Jahre. Gabriel hat
das in einen, glaube ich, wichtigen Satz, in eine wichtige Feststellung
gekleidet, er hat gesagt, dass die SPD sich in der Vergangenheit der
herrschenden Meinung der neoliberalen Wirtschaftspolitik angepasst habe
und hat sich da mit einbezogen, und dass dieses offensichtlich - das ist
ja der Analogieschluss - ein Fehler war.
(Sh.
"Dreßler wertet Gabriel-Rede als ersten Schritt zu Neuanfang der SPD",
dradio.de,
14.11.2009.)
Zur Ursache allen Übels fragte Zurheide:
Kommen wir mal zu so einem Satz, der natürlich auch belegt ist. Gibt es
so etwas wie linke Wirtschaftspolitik? Gerhard Schröder hat das mal
bestritten. Sie haben es immer anders gesehen. Was glauben Sie, wie die
SPD sich da entwickeln wird bei so einem Satz?
Darauf
Dreßler:
Ich hielt und halte diesen Satz, um es höflich zu sagen, für Quatsch. Es
ist nichts anderes als eine rhetorische Floskel. In dem Moment, wo die
FDP ihre wirtschaftspolitischen Leitideen kundtut, die CDU, CSU, alle
Parteien und damit auch die SPD, werden Unterschiede erkennbar, und
diese Unterschiede, die machen nun genau den Inhalt aus, den dann die
christdemokratische, die freidemokratische oder die sozialdemokratische
Philosophie von Wirtschaftspolitik beinhaltet…
Der Kern
der neoliberalen Wirtschaftspolitik ist die Arbeitsplatzvernichtung
durch Umverteilung nach oben zu Lasten den Volkseinkommens und seiner
Produzenten (sh. hier rossaepfel-theorie.de).
Diese Umverteilung entspricht dem realen "Liberalismus" der FDP und
ihrer Kundschaft. Sie verstößt gegen die Verfassung eines sozialen
Rechtsstaates, gegen die christliche Soziallehre und noch mehr gegen
eine arbeitsplatzschaffende Wirtschaftspolitik von linken Parteien. Die
bereitwillige Gefolgschaft von Schröder und Konsorten gegenüber Reagan,
Thatcher, BILD, BamS und neoliberalen Glotze-Meinungsmachern ist also
nicht nur "Quatsch" und asozial, sondern ideologische Rechtfertigung
ihrer Arbeitsplatzvernichtung durch Selbstbedienung und Vudu-Ökonomie.
27.10./8.11.2009,
eingefügt in
rossaepfel-theorie.de
Neoliberale FAZ-Professoren wollen den Staat "in der Badewanne ertränken"
Das Zitat wurde noch zu
Bush-Zeiten wie folgt hier eingefügt bei
rossaepfel-theorie.de:
Inzwischen zeichnet sich beim neoliberalen
Mainstream in den USA bereits der steuer- und sozialpolitische Super-GAU
ab durch Marktfundamentalisten, Steuerfundis und Junta-Schmiede, die den
Staat "in der Badewanne
ertränken" wollen…
Hier sind es also nicht die Fundamentalisten vom
11. September, sondern die Fundis der US-Rechten, die mit Unterstützung
von George W. Bush diesmal nicht einen Ort, sondern das ganze Land
verheeren wollen. Durch eine derartige Spendenbündelung lassen sich
die negativen Wirkungen des "Kapitalismus" auch ohne große
"Kapitalisten" erzielen, wenn man vom Medienkapital einmal absieht.
Diese konsumdrosselnde
Verschiebung des Volkseinkommens
nach oben und nach außen wird allerdings nicht nur propagiert mit dem
platten "Steuersenkungs"-Mantra nach Art der FDP und anderer
überbezahlter Meinungsmacher zur Senkung ihres Spitzensteuersatzes,
sondern es lässt sich sogar sprachkünstlerisch und "philosophisch"
verbrämen, wie etwa durch Peter Sloterdijk in seinem Beitrag
"Die Revolution der gebenden Hand", faz.net,
13.6.2009, mit den
Worten: "So ist aus der selbstischen und direkten Ausbeutung feudaler
Zeiten in der Moderne eine beinahe selbstlose, rechtlich gezügelte
Staats-Kleptokratie geworden."
Man will also mit dem Staat zugleich auch
die Verfassung des sozialen Rechtsstaats "in der Badewanne ertränken".
Dies ist offenbar ganz im Sinne der bestbezahlten FAZ-Herausgeber, denn sie haben für ihre
Artikelserie zur Umverteilung nach oben auch andere hochgejubelte Neoliberale
eingeladen wie den
INSM-Propagandisten
Meinhard Miegel, und Merkels
"Visionär" Paul Kirchhof, der seinen Spitzensteuersatz auf 25 Prozent
senken will (sh. rossaepfel-theorie.de).
(Noch einzufügen:)
Zu dieser "erlauchten" Runde
hätte auch sehr gut der Umverteilungs-Philosoph und Medienberater
Norbert Bolz gepasst, der sich bei Anne Will zu den Steuerwirkungen der
Umverteilung nach oben mit großer Entschiedenheit, aber ebenfalls ohne
irgendwelche Sachkenntnis geäußert hat. (Sh. "MEDIEN
– Dandy der Medientheorie – Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz
hat zu jedem Thema auf allen Kanälen etwas zu sagen. Das macht ihn bei
Kollegen suspekt", zeit.de,
15.7.2004, und "Schwarz-gelber Sozialstaat –
das Ende der Solidarität?",
http://daserste.ndr.de/annewill/, 1.11.2009.)
Als kleines Gegengewicht enthält die
FAZ-Serie auch den Artikel von Dirk Baecker
"Die Firma ist eine Zumutung", faz.net,
11.5.2009. Baecker hat mit
seinem Buchtitel "Kapitalismus als Religion" (Berlin 2003) einen
Kernpunkt der Kapitalismus-Kritik getroffen (sh. dazu hier die früheren
Gedanken zu den Büchern von
Franz Segbers:
"Religion des Marktes - Neoliberalismus contra soziale Marktwirtschaft"
(Vortrag i.J. 2000) und Wolfgang Palaver:
"Kapitalismus als Religion", ab 2001, in
rossaepfel-theorie.de).
Der interessante Beitrag von Baecker zum gleichen Thema bietet zwar
nicht mehr Aufklärung über die ökonomische Seite der aktuelle
Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben als die übrigen
FAZ-Beiträge, dafür aber wichtige Aspekte der zugrunde liegenden
Selbstbedienungs-Ideologie und interessante Ansätze zur Werttheorie. In der
Wikipedia (Stand 25.10.2009) findet man hierfür immerhin eine
gelungene Kurzform:
Baecker sieht den derzeitigen Kapitalismus als "exklusive und
exkludierende Religion", der beständig illegitim Ressourcen
verbrauche, und dessen religiös imperatives Bestreben die "Ausbeutung
der einen und der Gewinnsteigerung der anderen" sei. Dieser
"Kapitalismus, seine Priester, seine Götter und seine Opfer" seien
"unter uns", nur für die Auserwählten habe er "ein Herz und
einen Sinn"
Dagegen sind die Beiträge von Meinhard
Miegel und noch mehr von Paul Kirchhof im wesentlichen von dieser
Selbstbedienungs-Ideologie bestimmt, während der Beitrag von Sloterdijk
sowohl diese Ideologie als auch seine Intellektualität inszeniert.
-------------
Das
sprachliche und "philosophische" Blendwerk Sloterdijks bedarf eigentlich
keiner Auseinandersetzung auf philosophischer Ebene, weil die banale
Selbstbedienungs-Ideologie so klar auf der Hand liegt. Man sieht auch
hier wieder, dass die bestbezahlten neoliberalen Propagandisten nicht
nur von der Gier ihrer Brötchengeber in Verlagsleitungen und Parteien
getrieben sind, sondern auch selbst möglichst jeden fiskalischen
Ausgleich ihres eigenen Profites aus der Umverteilung nach oben
verhindern wollen. Lieber möchten sie sich mit Brosamen als Wohltäter in
Szene setzen. Dazu Sloterdijk: "...eine Revolution der gebenden Hand.
Sie führte zur Abschaffung der Zwangssteuern und zu deren Umwandlung in
Geschenke an die Allgemeinheit" (a.a.O.).
Je höher
ihre Manipulations-Pfründe, um so größer also ihre Gier. Statt dessen
reden sie von Gier und Neid der Umverteilungsopfer und eigentlichen
Produzenten des Volkseinkommen, die daraus nicht einmal ihre
existentiellen Grundbedürfnisse befriedigen können. Damit wäre der
Mundraub schon ein Beweis von Gier und Neid.
Wenn
Sloterdijk auf diesem Wege fortfährt, hat er die besten Chancen, sich
als "geistiger Quartiermacher" des Neoliberalismus zu etablieren.
Gegen
Sloterdijks "beglückenden" Klassenkampf von oben schreibt der
Frankfurter Philosoph Axel Honneth:
Dem befreienden Lachen, das eine solche Kampfparole aufgrund ihres
Aberwitzes, ihres geradezu atemberaubenden Leichtsinns auslösen könnte,
steht nur der Gedanke entgegen, dass es sich dabei um die Sätze eines
von den Medien geliebten, von der politischen Öffentlichkeit verehrten
und von den Akademien hochdekorierten Intellektuellen handelt. Es fällt
einem wieder ein, dass sich ein SPD-, nicht ein FDP-Landesverband noch
vor Kurzem mit einem Vortrag dieses Autors schmückte, es kommt einem in
den Sinn, dass er im ZDF eine »philosophische« Diskussionsrunde
moderiert…
(Sh.
"PHILOSOPHIE – Fataler Tiefsinn aus Karlsruhe", zeit.de,
25.9.2009.)
Hier zeigt
sich, dass sich der "willfährige Intellektuelle" (Honneth über
Sloterdijk) durch seine Konformität zur ZDF-Linie auch noch erhebliche
Zusatzeinnahmen verschaffen kann und dass solche gefährlichen
Zusatzeinnamen - je nach Mentalität - auch die Gier noch fördern können.
27.10./19.11.2009, eingefügt bei
Land-_und_Wasserraub.htm
Selbstbedienung auf Kosten der Ärmsten auch in Israel,
aber mit Gewalt
statt Manipulation
Zum
Wasserraub der Israelis in den Palästinensergebieten berichtet DIE ZEIT
über eine Untersuchung von Amnesty International:
Der Untersuchung zufolge fordert Israel mehr als 80 Prozent der Vorräte
aus einem Grundwasserbecken unter dem Westjordanland. Den Palästinensern
hingegen würden nur 20 Prozent zugestanden. Das Becken "Mountain
Aquifer" ist laut amnesty die einzige Wasserquelle für die Palästinenser
im Westjordanland, während Israel auch noch das gesamte verfügbare
Wasser aus dem Jordan bezieht. Daraus resultiere ein viermal höherer
Pro-Kopf-Verbrauch: Während jeder Israeli pro Tag durchschnittlich 300
Liter zur Verfügung habe, stünden auf palästinensischer Seite täglich
nur 70 Liter pro Person zu Buche…
(Sh.
"Amnesty kritisiert israelische Wasserpolitik", zeit.de,
27.10.2009,
und
"ISRAEL RATIONS PALESTINIANS TO TRICKLE OF WATER", amnesty.org,
27.10.2009.)
--------------------------
Grundlage
für den Land- und Wasserraub ist dessen Finanzierung durch jährliche
Militärhilfen und sonstige Hilfsgelder in Milliardenhöhe aus den USA.
(Sh. Noam Chomsky:
"Das amerikanisch-israelische Programm zur Annexion und Zerstörung
Palästinas", zeit-fragen.ch,
25. und
30.1.2009.) Die Militärhilfe wurden durch ein
Folgeabkommen unter George W. Bush Mitte 2007 noch einmal um etwa 25
Prozent aufgestockt auf jährlich etwa 3 Milliarden US-Dollar für weitere
zehn Jahre (sh.
"USA – Milliardenschwere Waffenhilfe für gute Freunde",
sueddeutsche.de,
28.7.2007).
Das Geld dient auch zur zunehmenden Beherrschung des Staates Israel
durch seine Drahtzieher in der Rüstungsindustrie (sh. z.B.
"Israel ist ein Staat seiner Rüstungsindustrie", linkezeitung.de,
30.1.2009.)
Diese Perversion des Staatswesens wird auch von israelischen
Kommentatoren beklagt. Die sonstigen "Hilfsgelder" aus den USA dürften
jährlich über zwei Milliarden Dollar liegen (sh:
"Für den Siedlungsbau Israels bedeutet Status quo Expansion",
schattenblick.de,
13.7.2009).
Mit diesem
Geldsegen wird indirekt der weitere Ausbau von israelischen Siedlungen
auf Palästinenserland finanziert. Dazu schreibt DIE PRESSE aus Wien am
18.11.2009
unter der Überschrift
"Israel brüskiert USA durch neue Siedlungspläne":
Die Regierung Obama protestiert heftig gegen neue Bauvorhaben in
Ostjerusalem – und muss machtlos zusehen. Israels Premier Netanjahu will
die Aufregung nicht verstehen.
Israel hat sich zielsicher weiter ins internationale Abseits manövriert:
Ursache ist der Bau von 900 neuen Wohnungen in der Siedlung Gilo bei
Jerusalem. Fast im Wortlaut verurteilten die USA, das britische
Außenministerium und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon den geplanten
Neubau, mit dem "die Friedensbemühungen unterwandert werden", so der
UN-Chef.
Man fragt
sich, wieso Obama "machtlos" ist gegenüber solchen Provokationen, obwohl
diese doch durch seine Regierung finanziert werden. Dazu heißt in der
Berliner Zeitung vom 28.7.2009:
Die Kürzung von Kreditgarantien oder der militärischen und
wirtschaftlichen Finanzhilfen für Israel, die Aussetzung von
Ersatzteillieferungen für die in den USA gekauften Waffensysteme oder
Verkaufsbeschränkungen für militärische Weiterentwicklungen wären Hebel,
mit denen Präsident Obama die israelischen Freunde zu Kompromissen
drängen könnte. Doch selbst wenn er es wollte - weder die Mitglieder des
Senats noch des Repräsentantenhauses würden dazu ihre Zustimmung geben.
Mit Blick auf die amerikanischen Wähler und aktuell vor allem mit Blick
auf den Nuklearstreit mit dem Iran.
(Sh.
"ANALYSE - Obamas Druck auf Israel sind enge Grenzen gesetzt",
berlinonline.de,
28.7.2009.)
Aber die fortgesetzte Finanzierung des israelischen Landraubes durch die
USA erfolgt schon seit Jahrzehnten und nicht erst "vor allem mit Blick
auf den Nuklearstreit mit dem Iran". Es geht vielmehr um die
einflussreiche Israel-Lobby in den USA:
Denn Washington könnte gegenüber den Israelis die jährlich etliche
Milliarden Dollar umfassende amerikanische Wirtschafts- und Militärhilfe
als Druckmittel benutzen.
Ohne die US-Finanzspritze, mit der die Israelis indirekt ihre
Siedlungspolitik finanzieren, ist das Land auf Dauer kaum lebensfähig.
Aber alle Washingtoner Politiker wissen, dass ein Entzug der US-Hilfen
wegen der einflussreichen Israel-Lobby und der jüdischen Wähler in den
USA für die Obama-Regierung "politischer Selbstmord" wäre.
(Sh.
"Obama legt sich mit Netanjahu an", bubp.de,
30.5.2009.)
Unter den Juden in den USA und Israel finden sich auch die schärfsten
Kritiker dieser Perversionen. Aber auch die schärfsten deutschen
Kritiker heutiger kapitalistischer Entartungen in Deutschland sind in
der Minderheit.
------------
Das Rückkehrrecht der Palästinenser ins israelische Kernland mit vollem
Wahlrecht würde zwar die politischen Machtverhältnisse in Israel völlig
verändern, aber es erscheint inzwischen als die einzig praktikable
Alternative, solange die Mauer nicht abgerissen oder evt. auf der Grenze
von 1967 neu erbaut wird (sh. auch Amira Hass:
"Die Grenze von 1967: Israel und Palästina und die Utopie einer normalen
Zukunft", hagalil.com, 11.5.2001.)
27.10.2009,
eingefügt bei
rossaepfel-theorie.de
Wolfgang Clement,
Vorkämpfer für Senkung des Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 Prozent,
Lobbyist für RWE und Energiepreis-Wucher zu Lasten der Ärmsten,
angezeigt wegen Volksverhetzung gegen Hartz-IV-Opfer seiner Umverteilung
nach oben, "Urgestein" der SPD, macht Wahlkampf für Westerwelle
Es war zwar konsequent, dass Clement
schließlich unter Druck der SPD den Rücken gekehrt hat und dann bei der
Bundestagswahl 2009 ausgerechnet für die FDP und ihre Regierung mit den
"Christlichen" in den Wahlkampf gezogen ist (sh.
"Clement wirbt für Westerwelle",
stern.de,
25.9.2009),
aber die Frage ist doch, warum die SPD solche Figuren zusammen mit
Schröder und seinem Tross so lange in ihren Reihen geduldet hat und
dadurch erst die Hälfte ihrer Wählerstimmen und Mitglieder verlieren
musste, bis sie vielleicht zur Besinnung kommt.
27.10./29.11.2009, einzufügen bei
Staatsquote.htm
(mit Link dorthin von
Gesundheitsreform.htm)
"Weniger Netto vom Brutto" durch
Privatisierung
des sozialen Rechtsstaates zur Umverteilung nach oben
Westerwelles "Hirnverbranntheit"
verschoben nach Journal-3.htm
27.10.2009, einzufügen bei
Linksbuendnis.htm
Strukturelle linke Mehrheit?
Renate Künast strebt nach Jamaika
Statt nun
der neuen sozial maskierten schwarzgelben Regierung bei den formellen
Eröffnungsveranstaltungen in Berlin gebührend zu huldigen, hat Oskar
Lafontaine sich mit seiner Familie nach den harten Wahlkämpfen erst
einmal einen Urlaub gegönnt. Neue Kräfte und den Rückhalt durch die
Familie wird er jedenfalls brauchen, wenn in Berlin unter einem Schwall
von Beschönigungen die weiteren Strippen zur Umverteilung nach oben
gezogen werden. Die neoliberalen Meinungsmacher haben aber viel mehr
Verständnis für ihre "Volksvertreter", die bei den wichtigsten Sitzungen
zur Sozialpolitik massenhaft durch Abwesenheit glänzen als für Lafontaines
mangelnde Achtung ihrer werbewirksamen Repräsentations-Veranstaltungen. Sogar Renate
Künast demonstriert ihre neue und alte Bürgerlichkeit mit
"Gemeinwohl"-Verpflichtung auf die "Natur" (sh.
"Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", 20.9.2009) durch heftigste
Angriffe auf Oskar Lafontaine als möglichen Bündnispartner der Grünen.
Genüßlich
wird sie vom FOCUS und den übrigen neoliberalen Medien zitiert, denen
ein solches Vorpreschen der Grünen nach Jamaika wie eine künftige
Absicherung ihrer propagierten weiteren Umverteilung nach oben vorkommen muss:
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast kritisierte, dass Lafontaine "die
ungestörte Fortsetzung seines Urlaubs wichtiger war als erste Tag der
Arbeitsaufnahme im Bundestag". Lafontaines Fehlen im Bundestag
bezeichnete Künast in der "Leipziger Volkszeitung" vom Mittwoch "als
Unverschämtheit seinem Wählerauftrag gegenüber". Das zeige wieder
einmal, "dass es dem Herrn nur immer um sich selbst geht".
(Sh.
"Oskar Lafontaine - Linke-Chef im Urlaub statt im Bundestag",
focus.de, 27.10.2009.)
Schon vor
Jahren wurde festgestellt, dass die Grünen der FDP den Rang als "Partei
der Besserverdienenden" streitig machen (sh. hier
rossaepfel-theorie.de). Wenn die Seilschaft von Künast gegen ihren
Ko-Fraktionsvorsitzenden Jürgen
Trittin die Oberhand gewinnt, dann wird diese Rangfolge tatsächlich in
Frage gestellt.
In der Bundestagsfraktion haben Künast immerhin noch 68 Prozent der Grünen-Abgeordneten zu ihrer
Fraktionsvorsitzenden gewählt, während der
Ko-Vorsitzende Trittin 91 Prozent der Stimmen erhielt
(sh.
"Künast und Trittin - Rumoren in der Grünen-Fraktion",
faz.net,
7.10.2009).
Die FAZ schreibt dazu weiter (a.a.O.):
In der Bundestagsfraktion gibt es herkömmlich eine
strukturelle Mehrheit für den realpolitischen Flügel.
Meist lautete das Verhältnis ungefähr zwei zu eins.
Jetzt ist die linke Strömung gestärkt, je nach Zählung
und Zuordnung von "Unabhängigen" lautet das Verhältnis
28/30 Linke zu 36/38 Realos.
Dass dieses Drittel in der Fraktion durchaus die
Oberhand gewinnen kann, sieht man an der
Mitverantwortung der Grünen für die Agenda 2010. Ihr
ehemaliges Parteimitglied
Oswald Metzger, inzwischen FDP-nahes CDU-Mitglied,
sprach sogar von den Grünen als einer "Öko-FDP" (sh.
"Die Zukunft der Grünen", Webseite besucht am
27.10.2009).
24./10.11.2009, eingefügt bei
Staatsquote.htm
Sozial-Maskerade mit
0,3 Mrd. Euro Brosamen für
Hartz-IV-Opfer
gegen
50 Milliarden Euro auf Pump für FDP und "Christliche"
Vorweg ist zu sagen, dass die 50 Mrd. Euro im ersten Anlauf nicht
erreicht wurden. Dafür sind aber die Selbstbedienungs-Forderungen für
den Rest der Legislaturperiode um so höher.
Es gibt auch FDP-Wähler, die
durch die Umverteilung nach oben ihre Arbeitsplätze verlieren können.
Die 0,3 Milliarden Euro zur Verdreifachung des Hartz-IV-Schonvermögens
von 250 auf 750 Euro pro Lebensjahr kommen also auch ihnen zugute. (Sh.
"PARTEIEN – Hintergrund: Was ist abgehakt, was ist offen?", zeit.de,
18.10.2009).
Dagegen werden Dumpinglöhner - auch nach jahrzehntelanger Arbeit - kaum irgendwelche
Vermögens-Reserven oder gar 7.500 Euro pro Lebens-Jahrzehnt haben.
Riester-Verträge sind ohnehin Hartz-IV-sicher. Es konnte also nicht
überraschen, dass die Referentin des Paritätischen Gesamtverbandes
Marion von zur Gathen in der
Talkshow von Anne Will am 25.10.2009 die Hartz-IV-Bezieher mit
Schonvermögen von mehr als 250 Euro pro Lebensjahr auf zwei bis drei
Prozent bezifferte. Zum gleichen Ergebnis kam die neue VdK Präsidentin,
Frau Ulrike
Mascher, in einem DLF-Interview am 27.10.09 gegen 7:20 Uhr.
Die Hartz-IV-Neuregelung umfasst
auch einen längst überfälligen Schutz des eigenen Wohnbesitzes:
"Hartz-IV-Bezieher müssen in Zukunft auch nicht mehr ihre selbst
genutzte Eigentumswohnung oder ihr Einfamilienhaus verkaufen, weil deren
Größe über den gesetzlich geregelten Wohnflächen liegt (sh.
"SCHWARZ-GELB: Hartz-IV-Bezieher werden bessergestellt",
tagesspiegel.de,
15.10.2009). Das kostet den Staat wenig, denn ein solcher Zwangsverkauf wurde auch bisher weitgehend vermieden (sh. den
WAZ-Artikel für den Bereich der Arbeitsagentur Bottrop:
"Hartz IV – Bislang noch kein Haus verkauft", derwesten.de,
19.10.2009).
Nach zehn Jahren
pink-grünlicher und neo-schwarzer sozialer Kälte haben sich die
sozialen Kahlschläger von der FDP also zunächst einmal eine soziale
Maske für 0,3 Mrd. Euro aufgesetzt, um anschließend mit dem Defizit von
7,5 Milliarden bei der gesetzlichen Krankenversicherung zu tricksen und
ihre noch viel höheren Steuersenkungen auf Pump durchzudrücken (sh.
"PARTEIEN – Hintergrund: Was ist abgehakt, was ist offen?", zeit.de,
18.10.2009),
ganz zu schweigen von den Milliardendefiziten bei der
Arbeitslosenversicherung.
Ganz nebenbei wollen sie schon einmal vorweg mehr als das Zehnfache der
0,3 Milliarden durch eine Mehrwertsteuer auf die kommunale Abwasser- und
Abfallentsorgung kassieren. Dazu schreibt DER SPIEGEL vom
22.10.2009
unter der Überschrift
"Milliardenbelastung - Neue Regierung erwägt versteckte
Gebührenerhöhung":
Empörung
über Steuerpläne von Union und FDP: Die künftigen Regierungspartner
erwägen, kommunale Versorger für Abwasser- und Abfallentsorgung zu
besteuern. Es geht um vier Milliarden Euro, die Städte sprechen von
"ungeheurer Abzocke" - dafür zahlen würde am Ende der Bürger.
Selbst Zeitungen der Bauer Verlagsgruppe wie die
Volksstimme
zeigen kein Verständnis für diese Abzocke zur Umverteilung nach oben:
Nach Ansicht der VOLKSSTIMME aus Magdeburg dürften die Pläne,
Mehrwertsteuer auch auf Abwasser und Müll zu erheben, Millionen
Gebührenzahlern die Zornesröte ins Gesicht treiben.
"Schwarz-Gelb macht sich unglaubwürdig, wenn mehr Netto vom Brutto mit
höheren Steuern finanziert werden soll.
(Sh.
Presseschau vom 23.10.2009,
dradio.de.)
Zum Verteilen haben die Hütchenspieler, abgesehen von diesen
begehrten vier Milliarden zu Lasten der Ärmsten, gar nichts mehr außer dem riesigen Schuldenberg durch
ihre Finanzmarktkrise. Diese traf Deutschland viel härter als andere
Staaten, die der neoliberalen Deregulierungs-Wut nicht gefolgt waren
(sh. hier Steuer-Parasitismus.htm).
Man musste aber bei den
versprochenen Steuergeschenken für die eigene Kundschaft vermeiden, dass
die übrigen nun in der Krise noch zusätzlich allzu offensichtlich
geschröpft wurden zugunsten der Deregulierungs- und Chaos-Profiteure,
etwa durch drastische Zuzahlungen in der gesetzlichen
Krankenversicherung, um deren Defizite auszugleichen. Die Staatsschulden
sollten dadurch – zumindest scheinbar - auch nicht steigen.
Da die neuen Koalitionäre
sich in ihrer Trickserei von niemandem übertreffen lassen wollten,
verfielen sie auf einen "Schattenhaushalt", in den die zusätzlichen
Schulden für die unterfinanzierten Sozialversicherungssysteme
ausgelagert werden sollten. Um Seriosität vorzutäuschen und den Wähler
schon an der Bezeichnung scheitern zu lassen, erfand man
dafür den amtlich klingenden Namen
"Sozialversicherungsstabilisierungsfonds". In diesen "Fonds" wollte man auch die drastische Schuldenzuwächse der
Arbeitslosenversicherung von geschätzte 50 Milliarden Euro bis 2013
auslagern (sh.
"Erst Kurzarbeit, dann Jobabbau", dradio.de,
6.10.2009),
die hinzukommen durch die leichtfertige
Beitragssenkung
von 6,5 Prozent (bis 2006) auf ca. 3 Prozent ab 2008 und durch die
Erhöhung der Arbeitslosenquote infolge des Deregulierungs-Wahns. Diesen Schatten-Schuldenberg
hätte man dann den Klein- und Normalverdienern später noch aufbürden
können durch Sozialversicherungs-Zusatzbeiträge und Leistungskürzungen
unter Hinweis auf so genannte "Sachzwänge".
In Paragraph 363 SGB III heißt es: "Der Bund trägt die ... Ausgaben für
die weiteren Aufgaben, deren Durchführung die Bundesregierung ... der
Bundesagentur übertragen hat." Zu diesen "weiteren Aufgaben" gehört auch
das geforderte Kunststück der Arbeitsagentur, mit einem drastisch nach
unten manipulierten Beitragssatz noch ihre gesetzlichen Leistungen zu
erfüllen. Der Bund dürfte diese Manipulation zur Umverteilung nach oben
also nicht noch für die versprochenen weiteren Steuersenkungen
missbrauchen, sondern müsste zu den früheren Spitzensteuersätzen der
Minister und neoliberalen Meinungsmacher zurückkehren, um den
Steuerbauch zu beseitigen.
Gegen die geplanten Milliarden-Schröpfung durch die neoliberalen
Selbstbediener mit Hilfe ihrer Kopfprämie und des zusätzlichen
Zwangsbeitrages für die Pflegeversicherung sind die gesichtswahrenden
kurzfristigen Steuersenkungen auf Pump in Höhe von jährlich 24
Milliarden Euro eine Kleinigkeit (sh. hier
"Weniger Netto vom Brutto"). Zu
dieser Zahl schreibt DIE ZEIT vom 24.10.09 unter der Überschrift
"Hintergrund: Schwerpunkte des Koalitionsvertrages":
STEUERN: Anfang 2010 greifen STEUERENTLASTUNGEN von jährlich rund 14
Milliarden Euro, die bereits Schwarz-Rot beschlossen hat. Zusammen mit
den ersten schwarz-gelben Steuerschritten sind es im ersten
Regierungsjahr 2010 Entlastungen von rund 21 Milliarden Euro. Bis 2013
sollen dann Steuerentlastungen im Gesamtvolumen von bis zu 24 Milliarden
Euro im Jahr umgesetzt werden. «Möglichst» zum 1. Januar 2011 soll ein
TARIFSTUFENSYSTEM bei der Einkommensteuer in Kraft treten. Zahl und
Verlauf sind offen.
Anfang November 2009 hat man für dieses Gesetz zur Steuersenkung auf
Pump auch einen wohlklingenden Namen gefunden (sh. "Wachstumsbeschleunigungsgesetz
- Kabinett beschließt Entlastung für Familien und Unternehmen",
spiegel.de,
9.11.2009,
womit besonders für die FDP-Kundschaft gesorgt wird).
Zu dem "Schattenhaushalt" heißt es in der Süddeutschen Zeitung vom
21.10.2009
unter der Überschrift
"Schwarz-Gelb: Schattenhaushalt: Tricksen, täuschen, verschleiern":
FDP und Union auf dem Gipfel der Heuchelei: Der Schattenhaushalt der
schwarz-gelben Koalition...
Noch in dieser Woche werden Union und Liberale ... einen Beschluss
fassen, der alle drei zentralen Ziele beinhaltet: kräftige
Steuersenkungen, Mehrausgaben für die Bildung und die Sanierung des
Haushalts. Man habe nämlich, so einer der Unterhändler mit
Verschwörermiene, "den Stein der Weisen gefunden".
Treffender wäre wohl das Bild vom Pakt mit dem Teufel, denn der Preis,
den Union und FDP für ihre vermeintlich geniale Idee werden bezahlen
müssen, wird hoch sein. Die Quadratur des Kreises gelingt nämlich nur,
indem die Koalitionäre Ausgaben nebst zugehöriger Kredite in Höhe von
rund 50 Milliarden Euro in ein sogenanntes Sondervermögen auslagern.
Durch die Bildung dieses Schattenhaushalts werden im regulären Etat
endlich die so dringend erwünschten "Spielräume" für Steuersenkungen
frei.
Sogar DIE WELT schrieb
dazu:
"MILLIARDENLÜCKEN: Koalition will Defizite durch Tricksereien decken",
welt.de,
20.10.2009,
und weiter:
Schwarz-gelbe Klemme: In den Sozialversicherungskassen
klaffen Milliardenlöcher, doch gleichzeitig drängen Wirtschaftsexperten
auf Einhaltung der Steuerversprechen. Union und FDP erwägen deshalb,
neben dem Haushalt einen Schattenhaushalt einzurichten – um die Defizite
auszugleichen.
An vorderster Front dieser "Wirtschaftsexperten" standen
erwartungsgemäß Michael Hüther vom wirtschaftspolitische
"Forschungsinstitut" der Arbeitgeber
IW und
Hans-Werner Sinn vom ähnlich orientierte ifo-Institut, dem ständigen
bereitwilligen Kronzeugen der BILD-Propagandisten und BILD's "klügstem
Wirtschaftsprofessor Deutschlands" (BILD 21.4.2004), mit seiner
Forderung nach Steuersenkungen auf Pump trotz weiter dramatisch
steigender Schulden:
Sinn: Die Kaufkraftstärkung, die mit einer Steuersenkung verbunden ist,
kommt gerade recht, denn die Krise ist noch nicht vorbei.
(Sh.
"IFO-PRÄSIDENT SINN: Steuern müssen runter - auch auf Pump",
bild.de,
19.10.2009.) Tatsächlich
wäre aber diese "Kaufkraftstärkung" viel besser
zu erreichen durch die Senkung der Sozialabgaben, denn diese belasten vor
allem die Klein- und Normalverdiener, denen eine Steuersenkung wenig
oder gar nichts bringt und die eine wesentlich höhere
Konsumquote haben als die bestbezahlten neoliberalen Meinungsmacher wie
Hans-Werner Sinn oder die Chefredakteure von BILD und ihre
Brötchengeberin. Für nicht-versicherungspflichtige Klein- und
Normalverdiener (z.B. im Beamtenverhältnis) könnte man einen Ausgleich
schaffen.
Mehr Staatszuschüsse
in die Sozialversicherungssysteme nach dem Vorbild anderer EU-Staaten
wollte man aber unbedingt vermeiden, weil angeblich schon 57 Prozent des
Staatshaushaltes in die Sozialsysteme gehen (sh. die übliche
Darstellungsweise bei bpb.de: "Öffentliche
Ausgaben nach Aufgabenbereichen" für 1994 und 2005,
Stand 2008,
wo die 57 Prozent etwa 570 Milliarden Euro entsprechen;
sh. auch "Rentenklau" unter
rossaepfel-exkurse.de/Sammlung.htm). Tatsächlich werden hierbei
aber Versicherungsleistungen aus den Beiträgen der Versicherten von 383
Milliarden Euro jährlich als Staatsausgaben mitgerechnet. (Sh.
destatis.de: "Inlandsproduktsberechnung-
Detaillierte Jahresergebnisse, Stand August 2009 - Fachserie 18
Reihe 1.4 – 2008"und darin die VGR-Tabelle 3.4.3.8 "Einnahmen und
Ausgaben sowie Finanzierungssaldo der Sozialversicherung nach
Sozialversicherungszweigen").
Außerdem wird auch ein jährlicher staatlicher Zuschuss von 80 Milliarden
Euro in die gesetzliche Rentenversicherung mitgerechnet, der bei weitem
nicht die Kosten der deutschen Einheit für die Unterfinanzierung des
ostdeutschen Rentensystems deckt. Die deutsche Einheit wird also
weiterhin von den westdeutschen Arbeitnehmern mit ihren Sozialbeiträgen
finanziert, wobei die bestbezahlten Meinungsmacher mit ihren Einkünften
oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze ausgenommen sind und die Politiker
wie auch alle sozialversicherungsfreien Best-"Verdiener" sowieso nichts
weiter beitragen (sh. hier
rossaepfel-exkurse.de/~/#Rentenklau).
Würde man die obigen 383 Milliarden Euro und die viel zu knappe
Ausgleichszahlung von 80 Milliarden Euro zur Klarstellung aus den 570
Milliarden Euro herausrechnen, dann blieben im EU-Vergleich nur noch
weit unterdurchschnittliche Werte für die angeblichen "Sozialausgaben
des Staates" übrig. In Wirklichkeit gibt man den Rentnern z.B. kurz
vor der Wahl eine groß angekündigte kleine Rentenerhöhung, um sie in den
Folgejahren wieder abzuziehen wegen Manipulation der Rentenformel
durch Riester-Faktor, Lohndrückerei und unkorrigierte Einbeziehung
der zunehmenden Teilzeitjobs in die Berechnungsgrundlage (sh.
"Doppelnull – die Zukunft der Rente", sueddeutsche.de,
10.11.2009).
Am Ende reichte auch nicht
die Tarnung mit der sozialen Maske für 0,3 Milliarden Euro (sh. oben).
Die Pläne für die Umverteilung der 50 Milliarden Euro waren so
hanebüchen, dass diesmal das Presseecho auf den faulen Zauber die
"Christlich-Liberalen" zum Einlenken zwang. Sie erkannten angeblich ganz
plötzlich, dass dieser Trick gegen die eigene Schuldenbremse verstieß,
die die "Christlichen" selbst zusammen mit den "Sozialdemokraten" kurz
zuvor – aus fragwürdigen Motiven – ins Grundgesetz geschrieben hatten
(sh.
"Schattenetat – 'Bilanzfälschung' und 'schwarze Kassen'",
sueddeutsche.de, 20.10.2009).
Aber das Einlenken war auch
nur ein Ausweichmanöver bis zur Wahl im Nordrhein-Westfalen, denn für
2010 ist für den Schattenhaushalt bereits eine Neuauflage angekündigt.
Dann soll allerdings der manipulierte Schuldenberg als "Sondervermögen"
bezeichnet werden, um den Namen "Schattenhaushalt" zu vermeiden (sh.
"Milliardendefizit – Schwarz-Gelb schiebt Schattenhaushalt auf 2010",
spiegel.de,
22.10.2009).
Die Auslagerung der Milliarden-Schulden
in den Schattenhaushalt zur Schein-Rechtfertigung der Steuersenkung für
die FDP-Kundschaft um jährlich 24 Milliarden Euro könnte aber noch zu
einer Verfassungsklage führen, da diese Steuer-Ausfälle überwiegend den
Bundesländern aufgebürdet werden sollen und da der Berliner
Finanzsenator ohnehin schon den riesigen Schuldenberg zu bewältigen hat,
den ihm die "christlichen" Vorgängerregierung mit
ihrem
Bankenskandal hinterlassen
hat (sh.
"Protest
aus Berlin – Schwarz-Gelb droht Verfassungsklage wegen
Steuerversprechen", spiegel.de,
26.10.2009).
8./22.10.2009,
einzufügen bei
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm
Wähler-Manipulation durch neoliberale Berlusconi-Medien
sicherten seine Wiederwahl und seine Immunität gegen langjährige
Gefängnisstrafen.
Deutsche "christliche" Komplizen
von Berlusconi im EU-Parlament
Zur möglichen Haftdauer in
einem der diversen Strafverfahren schreibt der österreichische KURIER
vom 8.10.2009 unter der Überschrift "Berlusconi
schlägt um sich – Berlusconi und die Justiz – Der Regierungschef
musste immer wieder wegen Bestechung, Bilanzfälschung und Steuerbetrug
vor Gericht":
DER MEDIASET-KORRUPTIONSFALL
Die Mailänder Staatsanwaltschaft wirft Berlusconi vor, dem britischen
Anwalt David Mills - Ex-Ehemann der britischen Olympia-Ministerin Tessa
Jowell - im Jahr 2000 ein Schmiergeld in Höhe von 600.000 Dollar
(456.066 Euro) gezahlt zu haben. Mills soll für das Geld bei zwei
Aussagen vor Gericht im Jahr 1997 kriminelle Details zu Berlusconis
Medien-Imperium zurückgehalten haben. Deswegen wurde Mills im Februar
2009 zu vier Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Berlusconi wird in
diesem Zusammenhang Bestechung vorgeworfen. Möglich ist dafür eine
Haftstrafe von drei bis acht Jahren. Das im November 2006 begonnene
Verfahren wurde im Oktober 2008 dank des Immunitätsgesetzes ausgesetzt,
das Berlusconi Straffreiheit gewährte - bis jetzt.
Zur immer noch unglaublichen
Akzeptanz eines solchen "Regierungschefs" durch die Hälfte der Italiener
heißt es im Wiener Standard:
Nach der Serie von Skandalen rund um sein Privatleben sinkt die
Popularität des italienischen
Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi laut einer Umfrage der
regierungskritischen Tageszeitung "La
Repubblica". Im August fiel die Popularität des Premierministers und
Medienzaren um zwei Prozent auf 47 Prozent, ergab eine vom
Meinungsforschungsinstitut IPR durchgeführte Umfrage, die am Mittwoch
von "La Repubblica" auf ihrer Webseite veröffentlicht wurde.
(Sh.
"Berlusconis Umfragewerte sinken", derstandard.at, 16.9.2009.)
Bemerkenswert ist, dass die Akzeptanz eher durch private
Klatschspalten-Skandale als durch die unglaubliche Korruption
zurückgegangen ist. Wenn die Lüge allgegenwärtig ist, dann lässt sie
sich für den Wähler von der Wahrheit kaum noch unterscheiden und ihre
Entlarvung gilt als Lüge. Dies entspricht der Prognose von George
Orwell:
Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten –
wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten –, dann ging die Lüge in die
Geschichte ein und wurde Wahrheit.
(Aus George Orwell "1984", zitiert
nach Albrecht Müller: "Propaganda-Maschine
der Neoliberalen - Hat das ZDF diese Gleichschaltung nötig?",
nachdenkseiten.de, 8.6.05.)
Es geht also um einen besonders krassen
Konflikt zwischen der verfassungsmäßigen Sozialverpflichtung des
Eigentums und dem Grundrecht auf Wählermanipulation mit Hilfe eines
kapitalistischen Meinungs-Monopols. Dabei kommt hinzu, dass hier durch
diesen Kapitaleinsatz auch noch die staatlichen Medien auf Linie
gebracht wurden. Insofern geht der Fall weiter als beim kapitalistischen
TV-Oligopol von Rupert Murdoch und den übrigen kapitalistischen Medien
in den USA einerseits und bei der Symbiose von BILD, Bams und
Proporz-Glotze in Deutschland andererseits, die auch vom Kapitaleinsatz
in den Medien großer Zeitungs-Konzerne ganz wesentlich mitbestimmt wird.
-----------
Zu den "christlichen" Komplizen aus
Deutschland und anderen EU-Ländern mit Berlusconis flächendeckende
Manipulation gegen Links heißt es in der Peiner Allgemeinen
Zeitung vom
21.10.2009:
EU-Parlament
An nur einer fehlenden Stimme ist im Europaparlament eine kritische
Entschließung zum Medienimperium des italienischen Regierungschefs
Silvio Berlusconi gescheitert.
Für den von den Liberalen vorgelegten Text stimmten am Mittwoch 338
Abgeordnete, genauso viele votierten dagegen. Laut Geschäftsordnung sind
Entschließungen aber nur angenommen, wenn es eine Mehrheit dafür gibt.
Mit der Resolution sollte der "anhaltende Interessenkonflikt"
angeprangert werden, der sich aus Berlusconis Medienbesitz und seiner
Rolle als Ministerpräsident ergebe. Außerdem kritisiert der Text den
"massiven Einfluss" der Regierung in Rom auf die öffentlichen
Fernsehanstalten, insbesondere auf deren Programmplanung und die
Ernennung von Direktoren und Journalisten.
Die Deutsche Welle ergänzt am
21.10.2009
unter der Überschrift
"Berlusconi entgeht knapp einer EU-Rüge" zur Rolle der
EVP,
zu der vor allem auch die deutschen CDU-Abgeordneten gehören:
Die konservative Europäische Volkspartei hatte genügend Unterstützung
für den italienischen Politiker mobilisieren können. Die
Sozialdemokraten, die Grünen, die Linken und die Liberalen sahen in der
Abstimmung dennoch einen Erfolg. Denn durch die Abstimmung sei das Thema
publik geworden.
In der Netzeitung vom
21.10.2009
heißt es weiter unter der Überschrift
"Keine EU-Mehrheit gegen Medienmogul: Patt im Parlament – Berlusconi
entgeht Rüge":
Auch sollten die Besitzverhältnisse in
europäischen Medienunternehmen generell überprüft werden.
Italien auf Platz 49 in punkto Pressefreiheit
Ihm gehört der größte private Fernsehsender Italiens, und indirekt
kontrolliert er auch den öffentlich-rechtlichen Sender RAI. Kritiker
sehen darin eine Gefahr für die Grundrechte der EU, weil die
Medienfreiheit in Italien nicht mehr gewährleistet sei. Reporter ohne
Grenzen siedelt das Land in der «Rangliste der Pressefreiheit 2009» nur
auf Platz 49 an. (nz/AP)
Italien ist also auf dieser
"Rangliste der Pressefreiheit" inzwischen auf Platz 49 von 175
zurückgefallen (sh. auch
reporter-ohne-grenzen.de), deutlich hinter Ghana, Uruguay, Mali
usw., obwohl die Pressefreiheit in Deutschland (Platz 18) wegen ihrer
Abhängigkeit vom Parteien-Proporz und Medienkapital nicht gerade
besonders hoch anzusiedeln ist. Auch in den USA und Großbritannien
(beide Platz 20) kann das Medienkapital von Rupert Murdoch & Co. über
den Aufstieg und Fall einer Regierung wesentlich mitentscheiden, je nach
persönlicher Interessenlage der "großen" Abzocker-Manipulatoren. Bei
näherer Beschäftigung mit der Manipulations-Macht von Berlusconi würde
man Italien allerdings eher noch viel weiter hinten erwarten, wenn man
die Zustände in den Bananenrepubliken auf den letzten Rängen nicht näher
kennt.
Aber all das ficht Berlusconis "christliche"
Komplizen im
EU-Parlament nicht an. Auch ihre deutschen Partei-Oberen versuchen
ja nach Kräften, die kritische Berichterstattung im ZDF und in den
CDU-Landes-Sendern zu beschneiden und dort ihre Propagandisten als
Chefredakteure einzusetzen, ganz zu schweigen vom übrigen Gespann aus
BILD, BamS und Glotze (sh. hier rossaepfel-theorie.de/Meinungskauf, ~Demokratie-Kauf.htm,
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm und
Pro7Sat1.htm).
Die geforderte Überprüfung solcher
"Besitzverhältnisse" beim Medienkapital könnte möglicherweise die
Medien-Propaganda gegen Links in Frage stellen. Schon Mussolini ist zur
Macht gekommen, weil seine "christlichen" Komplizen unter allen
Umständen die Schwächung der Umverteilungs-Profiteure zugunsten einer
sozialen Bewegung verhindern wollten, und auch in Deutschland wurde die
katholische
Zentrumspartei aus diesem Grund zum Steigbügelhalter der Nazis.
Selbst nach dem Ende des "Tausendjährigen Reiches" war der
Nazi-Kommentator
Hans Globke von Anfang an der engste Mitarbeiter und Staatssekretär
von Konrad Adenauer bis zu dessen spätem Rücktritt im Jahre 1963.
22.10.2009,
einzufügen bei Linksbuendnis.htm
"Reales Christentum" gegen
"realen Sozialismus"
"Marx
hatte recht", sagt der Vatikan (netzeitung.de,
21.10.2009)
In dem Artikel heißt es zu Beginn:
Ein deutscher Jesuit hat den geistigen Vater des Kommunismus als immer
noch aktuellen Denker gewürdigt: Marx habe Entfremdung, Lohnarbeit und
Armut richtig analysiert. Seine Lehre sei nur «entstellt» worden.
Der Vatikan fordert eine Rückbesinnung auf die Theorien von Karl Marx.
Der Philosoph «kann nicht als überholt gelten», mahnte die
Vatikanzeitung «Osservatore Romano» am Mittwoch. Sozialistische
Diktaturen hätten die Lehren des Kapitalismuskritikers «bis zur
Unkenntlichkeit entstellt», schreibt der deutsche Jesuit Georg Sans von
der Päpstlichen Gregoriana-Universität.
Papst Benedikt XVI. würdigte Karl Marx (1818-1883) wegen dessen
«eingehender Genauigkeit» sowie «sprachlicher und denkerischer Kraft»
bereits 2007 in seiner zweiten Enzyklika «Spe salvi» (Durch Hoffnung
gerettet).
Dieses Thema wurde hier unter
rossaepfel-theorie.de/Linksbuendnis.htm
vor einigen Jahren unter anderem wie folgt kommentiert:
Der Begriff
"Kommunismus" ist aber durch die Diktatur im realen Kommunismus dermaßen
disqualifiziert, wie man das vom Begriff des realen "Christentums"
eigentlich auch hätte erwarten müssen (sh. z.B. Karlheinz Deschner:
Kriminalgeschichte des
Christentums; sh. auch hier
rossaepfel-theorie.de und
Weihnachtstraum.htm). Einen solchen "Kommunismus" hätte sich Marx
wahrscheinlich ebensowenig vorstellen mögen wie Jesus Christus das
"Christentum" der vergangenen Jahrhunderte oder der heutigen
"christlichen" Parteien.
Mit Bezug auf die "christlichen" Komplizen
Berlusconis, Mussolinis und Hitlers (sh. oben) ist zu ergänzen, dass der
Gegensatz zwischen "realem Christentum" und "realem Sozialismus" auch
eine Kehrseite hat, nämlich die utopische Einheit von tatsächlichem
Christentum und tatsächlichem Sozialismus. Sie wird allerdings von den
"Christlichen" und den Schröder-"Sozialdemokraten" mit Füßen getreten,
ganz zu schweigen von den "Liberalen", die ja einmal zur Befreiung von
der Monarchie angetreten sind, allerdings mit dem "realen Liberalismus",
also für deren Macht-Ablösung durch ein ausbeuterisches Besitzbürgertum.
14.10.2009,
einzufügen bei
Meinungskauf/Wir-Papst-Du-Deutschland.htm
Finanz-
und Pharma-Industrie beweisen mit Großspenden ihr Vertrauen in
"christliche-liberale" Blockade der Finanzmarkt-Regulierung und
Unterstützung der Pharma-Abzockerei
Das Vertrauen der
Umverteilungs-Profiteure in die "Liberalen" und "Christlichen" zeigt
sich nicht nur darin, dass z.B. 56 Prozent der niedergelassenen Ärzte
die FDP und 23,5 Prozent die CDU/CSU wählen wollten (sh.
unten). Auch
bei den Großspenden für diese Parteien zeigen noch viel größere
Profiteure aus dem Volkseinkommen, wer ihnen noch dickere Stücke daraus
zuschanzen soll.
Dazu heißt es in der
Financial Times Deutschland mit Bezug auf das TV-"Duell" zwischen Merkel
und Steinmeier:
Es war einer der wenigen konfrontativen Momente während
des TV-Duells. Als das Gespräch auf das Thema Finanzmarktregulierung
kam, warf SPD-Kandidat Frank-Walter Steinmeier der Bundeskanzlerin vor,
ihre Partei habe hier wenig Interesse an harten Regeln. Schließlich
hätten die Banken der Union zur Wahl rund 3 Mio. Euro gespendet, den
Sozialdemokraten dagegen nur 200.000 Euro. Angela Merkel tat das als
"eine sehr kühne Behauptung" ab.
(Sh.
"Union gewann Spendenkampf haushoch", ftd.de,
13.10.2009.)
In Wirklichkeit dürfte
aber die FDP noch vor den "Christlichen" den Spendenkampf "haushoch" gewonnen haben, wenn man ihr
längerfristiges "Spenden"-Aufkommen ins Verhältnis setzt zu ihren
Bundestagsmandaten oder gar zu ihren knapp 66.000 Parteimitgliedern und
wenn man die knapp 700.000 Mitglieder der Union damit vergleicht
(sh. Oskar Niedermayer:
Parteimitglieder in Deutschland: Version 1/2009,
Seite 2).
Laut Spendenbericht für den Juli 2009 lagen die drei Großspenden für die
FDP von insgesamt 400.000 Euro schon knapp über den Spenden für die
CDU/CSU im gleichen Monat - mit den FDP-Spendern Deutsche
Vermögensberatung AG, Allfinanz Deutsche Vermögensberatung AG und
dem Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (sh.
BT-Drs. 16/13929 vom 24.8.2009), der auch die millionenschwere
Wähler-Manipulation durch die
INSM finanziell unterstützt. (Siehe z.B.
"Parteispenden von Unternehmen und Verbänden 2003 bis 2005",
igmetall.de,
Juli 05,
und die Bundestagsseite
"Parteienfinanzierung" mit dem
"Fundstellenverzeichnis über die zeitnahe Veröffentlichung von Spenden
über 50.000 € ab 1. Juli 2002", worin z.B. auch die Deutsche
Bank und diverse Pharma-Firmen immer wieder auftauchen). Bei den
FDP-Spenden im Juli 2009 ging es vor allem um die Umverteilungs-Profite
aus dem Volkseinkommen, während die "Wohltäter" aus der Banken- und
Pharma-Branche außerdem noch die überfälligen staatlichen Eingriffe
abwehren wollen.
Steinmeiers Zahlenangaben von 3 Millionen
für die "Christen" und 200.000 für die "Sozialdemokraten" erscheinen
jedenfalls nicht mehr so "kühn", wenn man allein die Großspenden von
mehr als 50.000 Euro betrachtet. Nur diese müssen veröffentlicht werden,
wenn sie nicht zur Vertuschung einfach gestückelt werden, wie im
Falle der FDP bereits per Zufall nachgewiesen (sh. z.B.
"Möllemann hat Großspenden gestückelt", handelsblatt.com,
20.11.2002).
Zu diesen Großspenden heißt es in dem obigen Artikel der
Financial Times Deutschland weiter:
Die CDU kam demnach alleine im August auf sieben solcher Großspenden von
mehr als 50.000 Euro. Zusammen mit der CSU, die 70.000 Euro vom Verein
der Bayerischen Chemischen Industrie bekam, sammelte die Union 1,02 Mio.
Euro von Großspendern ein. Die SPD hingegen konnte nur eine Überweisung
über 60.001 Euro von der Allianz vorweisen.
Die selbe Summe überwies der Münchner Versicherungskonzern bis auf die
Linken auch allen anderen Parteien. Auch die höchste Spende kam von
einem Finanzunternehmen: Die Düsseldorfer Finanz- und
Beteiligungsgesellschaft Substantia gab 300.000 Euro an die FDP.
Die August-Zahlen bestätigen die Tendenz früherer Berichte. Schon im
ersten Halbjahr 2009 hatte die CDU mit 1,26 Mio. Euro mit Abstand die
meisten Großspenden eingesammelt. Die FDP lag mit 504.000 Euro noch
knapp vor der SPD (401.000) Euro. Grüne und Linke erhielten in den
ersten sechs Monaten überhaupt keine Großspende.
Dass die Linke als Vertreterin der
Umverteilungs-Opfer keine Großspenden von den Umverteilungs-Profiteuren
erhält, versteht sich beim Charakter der allermeisten Profiteure fast
von selbst.
ABER
12.10.2009,
einzufügen bei Hartz-IV.htm
Das FDP-"Bürgergeld" und die neoliberalen Meinungsmacher:
359 Euro monatlich plus Sozialmiete sind ihnen zu viel
zum Leben
Zunächst wollten die bestbezahlten neoliberalen Meinungsmacher einfach
nur den Regelsatz für den Lebensunterhalt um dreißig Prozent absenken,
weil man dafür keine 359 Euro im Monat benötige (sh. hier
rossaepfel-theorie.de - mit den früheren 345
oder 351 Euro). Um so erstaunlicher ist es, dass sie damit auch die
Senkung ihres Spitzensteuersatzes von 42 Prozent finanzieren wollen,
obwohl der für Verheiratete doch erst bei einem Jahreseinkommen von mehr
als 100.000 Euro einsetzt. Angeblich sollten die Opfer ihrer
Arbeitsplatzvernichtung durch Konsumdrosselung damit auch besser
motiviert werden, um sich nach den vernichteten Arbeitsplätzen umzusehen
oder um als Bewerber für Dumpinglöhne die Lohndrückerei zu verschärfen.
Inzwischen kommt die Selbstbedienung auf
Kosten der Ärmsten und der Gemeinschaftsaufgaben in einer neuen
Verkleidung daher. Auf der FDP-Webseite findet man dafür den Titel:
"Das liberale Bürgergeld – aktivierend, transparent und gerecht".
Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu:
Mit der Sozialpolitik der FDP ist es wie mit dem Witz vom gebratenen
Hähnchen. Zwei haben Hunger, der eine hat das Hähnchen, der andere
nicht. Der Erste isst es dennoch alleine mit der Begründung, im
Durchschnitt hätte ja jeder ein halbes Hähnchen bekommen. Statistisch
gesehen seien also beide satt geworden.
Das Bürgergeld der FDP funktioniert ähnlich. Hartz IV abschaffen ist
zwar eigentlich eine Kernforderung der Linken. Doch auch die FDP will
einen Systemwechsel, wenn auch einen, der Sozialverbänden und Linken
noch weniger schmeckt als Hartz IV.
Mit dem Bürgergeld sollen sämtliche Ausgaben für die Grundsicherung wie
Hartz IV, Wohngeld und Sozialhilfe auf einen Haufen geworfen werden.
Jeder Bedürftige bekommt davon einen gleich hohen Anteil - nach den
Berechnungen der FDP 662 Euro pro Kopf und Monat. Das war's. Keine
Sonderzuwendungen mehr, kein Mehrbedarf im Einzelfall.
(Sh.
"Hartz IV, das Bürgergeld und die FDP – Sozialverbände laufen Sturm
gegen FDP-Bürgergeld", sueddeutsche.de, 7.10.2009.) Sogar die
Financial Times Online erkennt im Bürgergeld eine "Mogelpackung" (sh.
"FDP-Vorstoß - Augenwischerei Bürgergeld",
ftd.de,
6.10.2009).
Dagegen findet die Mannschaft von Claus Kleber für ihr ZDF-heute
durchaus Experten, die dieser neuen Tarnversion etwas abgewinnen können.
Dort heißt es:
Will die FDP die Linkspartei links überholen? "Ganz bestimmt nicht",
sagt Prof. Barbara Riedmüller vom Otto-Suhr-Institut für
Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin, die an einer
Expertenrunde der FDP zum Bürgergeld teilgenommen hat. "Das Modell
stammt aus Amerika und passt durchaus ins liberale Denken." Denn das
Bürgergeld sei ein einfaches Konzept für jeden, der unter dem
Existenzminimum liege.
(Sh.
"Bürgergeld – sozialer als Hartz IV?", zdf.de, 6.10.2009.) Man sieht
also auch hier - wie bei der Aushöhlung der sozialen Krankenversicherung
nach FDP-Konzept - die USA als Vorbild.
Auch die Söldner des großen privaten
Medienkapitals freuen sich über diese neue Geldquelle. Der FOCUS betont
in seiner Überschrift den löblichen Widerstand der FDP gegen das
asoziale Hartz IV:
"FDP dringt auf Ende von Hartz IV" und Springers WELT titelt am
7.9.2010
kurz nach der Bundestagswahl mit der Verheißung:
"Hartz-IV-Debatte - Bürgergeld soll vor der Sozialhilfe retten".
Über der Titelzeile bestätigen Guido Westerwelle und Angela Merkel auf
Fotos mit strahlendem "Lächeln" die zuversichtliche Hoffnung der
Springer-Erben und ihrer Schreiber auf die Umverteilung nach oben in
ihre eigenen Taschen, damit sich "Leistung" wieder lohnt.
Diese Leute rechnen stets vor, dass ein
Hartz-IV-Empfänger mit seinem monatlichen Regelsatz von 359 Euro plus
Sozialmiete plus sonstige Sozialleistungen auf monatlich über 800 Euro
netto kommt und dass es auch gelegentlich noch eine Notfallhilfe bei
Sonderbedarf gibt. Mit dem Bürgergeld von 662 Euro soll nun all dies
abgegolten sein. Dafür sollen etwaige Hinzuverdienste zum geringeren
Teil gekürzt werden. Im Hinblick auf den totalen Striptease als
Armutsbeweis gibt es keinen Unterschied zu Hartz-IV.
Obwohl die Springer-Schreiber all dies wissen,
erwecken Sie doch den Eindruck, dass das Bürgergeld "vor der Sozialhilfe
retten" kann. Weiter schreiben sie:
Die FDP will jedem Bedürftigen eine immer gleiche Grundsicherung – im
Wahlprogramm ist von 662 Euro die Rede – auszahlen.
Die Rettung
soll also darin liegen, dass man die angenommenen 800 Euro zunächst
einmal um etwa 140 Euro kürzt, so dass von den 359 Euro zum Leben
bestenfalls noch 220 Euro übrig bleiben.
8.10.2009,
einzufügen bei
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm
"Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Schlächter
selber" (Bert Brecht)
oder gehen nicht zur Wahl.
Super-"Erfolg" der neoliberalen Meinungsmacher zur
Bundestagswahl 2009
Über die Zusammensetzung der Wählerschaft nach "Tätigkeit" erhält man
einen ersten Überblick durch die folgenden Untersuchungs-Ergebnisse von
Infratest dimap für die ARD, veröffentlich im
Wahlarchiv der Tagesschau unter dem Punkt
"Umfragen"
und
"Wähler nach Tätigkeit". Die folgende tabellarische Form dieser
Ergebnisse wurde hier übernommen von
scharf-links.de, gefunden am
30.9.2009:
Wahlverhalten nach Alter:
Infratest Dimap (ARD) - Angaben in Prozent:
Alter |
CDU/CSU |
SPD |
FDP |
Linke |
Grüne |
18 - 24 |
25 % |
18 % |
15 % |
12 % |
15 % |
25 - 34 |
29 |
17 |
18 |
12 |
13 |
35 - 44 |
30 |
21 |
16 |
12 |
14 |
45 - 59 |
31 |
24 |
14 |
15 |
12 |
60 plus |
43 % |
27 % |
12 % |
10 % |
5 % |
Schon das Wahlverhalten nach Alter zeigt, dass die
Wähler der LINKEN keineswegs überproportional von den Rentnern kommen,
sondern das dies eher bei der SPD und besonders bei der CDU/CSU der Fall
ist. Die Arbeitslosen-Anteile unter den Wählern werden in der
nachfolgenden Tabelle dargestellt. Darin ist vor allem verblüffend, dass
zehn Prozent der Arbeitslosen die FDP wählen, wenn sie denn überhaupt
zur Wahl gehen.
(ARD) Wahlverhalten
nach Tätigkeit - in Prozent:
'Tätigkeit' |
CDU/CSU |
SPD |
FDP |
Linke |
Grüne |
Arbeiter |
29 % |
24 % |
13 % |
18 % |
6 % |
Angestellte |
33 |
21 |
16 |
11 |
14 |
Selbständige |
34 |
14 |
26 |
7 |
14 |
Rentner |
40 |
29 |
13 |
12 |
5 |
Arbeitslose |
22 |
23 |
10 |
25 |
9 |
Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) Wahlverhalten der Staatsbeamten: |
Beamte |
35% Union |
27% SPD |
12% FDP |
8 % Linke |
15% Grüne |
Gerade die
Arbeitslosen und sozial Schwachen hätten das größte Interesse, ihre
Existenzsicherung durch eine rege Wahlbeteiligung zu verteidigen. Dass
sie ihre eigenen Belange - im krassen Gegensatz zur Wahlbeteiligung der
Umverteilungsprofiteure - so extrem vernachlässigen, lässt sich auch in
den USA und anderen Staaten beobachten und ist eine zuverlässige
Kalkulations-Konstante der neoliberalen Parteien bei ihrer Umverteilung
in die eigenen Taschen. Deren FDP-Wähler gaben sogar in großem Umfang
ihre Erststimmen für die CDU ab, um der CDU mehr Überhangmandate für
Schwarz-Gelb zu verschaffen. Wie viele arbeitslose Wähler der
LINKEN würden wohl der ungeliebten SPD ihre Erststimme geben, um diesem
raffinierten Kalkül der FDP-Wähler entgegenzuwirken? Dabei zeigen die
arbeitslosen Wähler der LINKEN mit ihrer überproportionalen Entscheidung
für ihre Partei durchaus noch ein klareres Politikverständnis, ganz im
Gegensatz zu den arbeitslosen und verwirrten FDP-Wählern.
Das Ausmaß der Wahlenthaltung unter den Arbeitslosen analysiert der
Kölner Politologe Armin Schäfer am Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsforschung. Dazu schreibt der Kölner Stadtanzeiger am
5.9.2009
unter der Überschrift
"Wer arm
ist, geht nicht zur Wahl":
Der Kölner Politologe Armin Schäfer fand einen Zusammenhang zwischen
sozialer Lage und Wahlbeteiligung: Je mehr Arbeitslose es in einem
Stadtteil gibt, desto niedriger dort die Teilnahme
Schäfer,
der zu Wahlbeteiligung und sozialem Status der Stadtteile seit den
Bundestagswahlen 2005 forscht, erklärte zu den NRW-Kommunalwahlen für
die viertgrößte deutsche Stadt Köln: "Im sozialen Brennpunkt
Köln-Chorweiler sind 25,7 Prozent zur Wahl gegangen, im gehobenen
Hahnwald waren es 64,4 Prozent." Dasselbe Muster zeigte sich bei
Europa-, Landtags- und Bundestagswahlen.
"Unzufriedenheits-Mobilisierungs-These" läuft ins Leere
"Es gab
lange die These, wer unzufrieden ist, will etwas ändern und geht wählen.
Aber das stimmt nicht", betonte der Experte. "Eine persönlich schwierige
oder unzufriedenstellende Lage wie Arbeitslosigkeit führt eben nicht zur
Mobilisierung."
Den
tatsächlichen Stimmenverlust der SPD an die Nichtwähler zeigt auch die
folgende Tabelle mit eigenen Berechnungen:
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|
Die SPD hat nur noch 23 Prozent der Zweitstimmen, |
|
|
|
aber die Hälfte des Nichtwähler-Zuwachses kommt per Saldo von
der SPD. |
|
Der Rest der Nichtwähler ist also zum großen Teil wohl ähnlich
motiviert oder unmotiviert - |
|
wegen des Verrats an der Sozialdemokratie und der Diffamierung
der LINKEN. |
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|
Bestand |
Bestand |
Verlust(-) / |
Änderung |
Verlust an |
Verlust an |
|
|
ab 18.9.2009 |
ab 27.9.2009 |
Zuwachs |
in % |
Nichtwähler |
Nichtwähler |
|
|
|
|
= (2) - (1) |
von (1) |
|
in % von (1) |
|
|
(1) |
(2) |
(3) |
(4) |
(5) |
(6) |
|
|
|
|
|
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|
|
|
Wahlberechtigt |
61.870.711 |
62.132.442 |
261.731 |
0,4 |
|
|
|
Wähler |
48.044.134 |
43.997.633 |
-4.046.501 |
-8,4 |
|
|
|
Nichtwähler |
13.826.577 |
18.134.809 |
4.308.232 |
31,2 |
|
|
|
Ungült.Zweitst. |
756.146 |
640.091 |
-116.055 |
-15,3 |
|
|
|
Gültige Zweitst. |
47.287.988 |
43.357.542 |
-3.930.446 |
-8,3 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Union |
16.631.049 |
14.655.004 |
-1.976.045 |
-11,9 |
-1.170.000 |
-7,0 |
|
SPD |
16.194.665 |
9.988.843 |
-6.205.822 |
-38,3 |
-2.130.000 |
-13,2 |
|
FDP |
4.648.144 |
6.313.023 |
1.664.879 |
35,8 |
-110.000 |
-2,4 |
|
Linke |
4.118.194 |
5.153.884 |
1.035.690 |
25,1 |
-350.000 |
-8,5 |
|
Grüne |
3.838.326 |
4.641.197 |
802.871 |
20,9 |
-40.000 |
-1,0 |
|
Andere |
|
2.605.591 |
747.981 |
|
-60.000 |
|
|
|
|
43.357.542 |
-3.930.446 |
|
-3.860.000 |
|
|
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|
Spalte 1 Zweitstimmen-Ergebnis der Bundestagswahl 2005. |
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|
Spalte 2: Vorläufiges Zweitstimmen-Ergebnis der Bundestagswahl
2009. |
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|
Spalte 5 von tagesschau.de, Analysen, Wählerwanderung. |
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Stand 3.10.2009. |
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Diese Ergebnisse sind zu beachten, wenn man von Forschungsergebnissen liest,
die zumindest scheinbar in eine andere Richtung weisen, z.B. die
folgende Passage zu den Untersuchungen des Politologen Thomas Kleinhenz.
Dazu heißt es in der Südwestpresse vom
2.9.2009 unter der Überschrift:
"STUDIE - Die Motive der unverdrossenen Nichtwähler":
Die Vermutung, dass Nichtwähler zum Großteil in sozial schwachen
Schichten oder gesellschaftlichen Randgruppen zu finden sind, gilt
inzwischen als widerlegt. Auch wenn die Wahlbeteiligung mit wachsender
Bildung steigt - Politologe Kleinhenz kommt in seiner Studie aus den
90er Jahren zu dem Ergebnis, dass die meisten Nichtwähler sowohl sozial
als auch politisch "Bürger der Mitte" sind.
Die nahezu gleiche Passage findet sich auch im STERN vom 13.9.2005:
Die Vermutung, dass Nichtwähler zum Großteil in sozial schwachen
Schichten oder gesellschaftlichen Randgruppen zu finden sind, gilt
inzwischen als widerlegt. Auch wenn die Wahlbeteiligung mit wachsender
Bildung steigt - Politologe Kleinhenz kommt in seiner Studie aus den
90er Jahren zu dem Ergebnis, dass die meisten Nichtwähler sowohl sozial
als auch politisch "Bürger der Mitte" sind.
(Sh.
"Nichtwähler - Die drittstärkste Kraft", stern.de,
13.9.2005.
Der entscheidende Unterschied ist hier der Hinweis darauf, dass
die Studie von Kleinhenz "aus den 90er Jahren" stammt, als die
SPD-Wähler noch nicht durch die "sozialdemokratische" Umverteilung nach
oben verprellt waren. (Näheres zu der älteren Studie von
Kleinhenz findet man auch bei Philip Voelcker:
"Nichtwähler - Wer sind sie? Bewertung verschiedener Deutungsansätze",
Norderstedt 2007.) Die obigen Untersuchungen von Armin Schäfer zeigen
dagegen die Ergebnisse "seit den Bundestagswahlen 2005".
Eine weitere aktuelle Studie zur Bundestagswahl 2009 wurde erstellt von
Infratest dimap im Auftrag der Initiative ProDialog und trägt den Titel
"Nichtwähler im Superwahljahr",
Teil I
(August 2009) und
Teil II
(September 2009), verfügbar als Download unter
prodialog.org,
Stand 3.10.2009. Zu einer Grafik in Teil I und II der Studie heißt es
dort:
Hauptgrund für ihre mögliche Nichtteilnahme an der Bundestagswahl ist,
dass sie Auftreten und Inhalte der
Parteien bisher nicht überzeugen.
Die Aussage
"Parteien und Politiker überzeugen mich nicht" wurde im August 2009 von
80 Prozent der Befragten mit JA beantwortet, und die Aussage "Wahlkampf
spricht mich nicht an" wurde von 71 Prozent mit JA bestätigt. Im
September 2009 bestätigten 84 Prozent bzw. 72 Prozent diese
Aussagen.
Der heftige
innere Widerstand gegen die Unglaubwürdigkeit ihrer "Volksvertreter"
könnte also insbesondere bei den SPD-Wählern von August bis September
2009 zugenommen haben, als sich ihre Wahlentscheidung allmählich nicht
mehr aufschieben ließ. Die Aussagen heißen aber nicht nur, dass
"Auftreten und Inhalte der Parteien bisher nicht überzeugen".
Vielmehr waren die Befragten "bisher", zumindest bis 2005 noch eher
überzeugt als zur Wahl in 2009. Man hätte besser fragen sollen,
wie viele der Befragten "bisher" welche Parteien gewählt haben. Statt
dessen fragte man "Unentschlossene oder Nichtwähler" nach ihrer der
"Parteienpräferenz". Eine solche Präferenz haben die verprellten
SPD-Wähler mit eingetrichterter Ablehnung der Linken wohl schon längst
aufgegeben, weil für sie diese Alternative diffamiert wurde. Sie gehören
daher eher zu den 42 Prozent ohne Präferenz für irgendeine Partei.
Dass so viele Hartz-IV-Opfer der Arbeitsplatzvernichtung durch
Umverteilung nach oben die FDP wählen oder gar nicht zur Wahl gehen,
führt auch zu der harten Schuldfrage: Inwieweit sind sie für diese
Umverteilung verantwortlich und haben nur deshalb auch selbst die
Konsequenzen zu tragen, dass zu viele von ihnen im Fernsehen und in
Druckmedien den üblichen Zirkus und Kommerz-Ramsch bevorzugen, statt
sich ernsthaft zu informieren? Diese Frage lässt sich nicht allein damit
beantworten, dass die Umverteilungs-Opfer sich schon seit Jahrtausenden
von den Profiteuren manipulieren lassen. Aber auch in den scheinbar
seriösen Talkshows usw. sitzen überwiegend Profiteure und verbreiten
ihre Wählertäuschung.
Wenn man die Verluste der SPD von 2,13 Millionen Stimmen und der Union
von 1,17 Millionen Stimmen an die "Partei" der Nichtwähler betrachtet,
dann kommt noch erschwerend hinzu, dass die SPD mit 23 % nur etwa zwei
Drittel des Unions-Zweitstimmenanteils (33,8%) erhalten hat und trotzdem
fast doppelt so viele Stimmen an die Nichtwähler verloren hat (sh. "Wählerwanderung",
tagesschau.de, Stand
30.9.2009).
Insgesamt hat die SPD von 2005 bis 2009 etwa sechs Millionen
Zweitstimmen verloren. Aber schon bei der
Wahl in 2005 hatte sie ihre Umverteilung nach oben gegenüber
2002 etwa zwei Millionen Zweitstimmen gekostet.
Ex-Kanzlerkandidat und "Sozialdemokrat" Steinmeier sucht nun seine
Anhänger eher unter den Lesern der hartgesottenen neoliberalen
Springer-Presse mit ihren Hetzkampagnen gegen die LINKE, denn er spürt
wohl gegen seinen Schröder-Kurs
"In der SPD ein(en) Hauch von Revolte"; so jedenfalls titelt die
WELT ONLINE vom
4.10.2009
und schreibt für ein Auswechseln der etlichen Millionen SPD-Linken durch
mehr FDP und CDU in der SPD:
In einem Beitrag für diese Ausgabe der "Welt am Sonntag" schreibt
Steinmeier, es werde "manchmal übersehen", dass "fast 1,4 Millionen
SPD-Wähler zu Union und FDP abgewandert" seien.
Andere SPD-Politiker haben dagegen keinen persönlichen Grund, den Verrat
an der Sozialdemokratie schönzureden. Auch die LINKE empfindet keine
"Häme angesichts der SPD-Niederlage", sondern hofft auf deren
Resozialdemokratisierung. Dazu heißt es in der FAZ vom 3.10.2009 unter
der Überschrift:
"SPD und Linke bewegen sich - Wowereit: 'Das Tabu muss weg. Es schadet
der SPD'":
"Es gibt keinen Anlass mehr, sich holzschnittartig von der
Linkspartei abzugrenzen", sagte SPD-Außenpolitiker Gernot Erler der
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der Bundesgeschäftsführer der
"Linken", Dietmar Bartsch, wandte sich gegen Häme angesichts der
SPD-Niederlage. "Ich wünsche mir die Resozialdemokratisierung der SPD,
nicht deren Untergang", sagte Bartsch der Sonntagszeitung.
Wenn die SPD wieder sozialdemokratischer wird, dann kann sie
gewiss einige Wähler von der LINKEN zurückgewinnen. Aber dies schwächt
nicht das linke Lager. Vielmehr kann sie so auch einen großen Teil der
zwei Millionen Nicht-Wähler zurückholen, für die die diffamierte Linke
immer noch nicht wählbar ist. So viele Wähler wird sie dadurch kaum an
das rechte Lager verlieren.
Wenn aber die SPD keine Vereinigung, sondern nur eine Koalition mit der
LINKEN anstrebt, dann kann sie auch versuchen, das linke Spektrum
zur Mitte weiter auszudehnen und damit noch die erforderlichen Stimmen von der CDU zu
holen. Die verbleibenden Sozialdemokraten mit sozialem Gewissen könnten
dann zur LINKEN gehen, und die SPD wäre dann eher eine Lobby-Partei
für Normalverdiener wie auch für ihr eigenes Establishment, also z.B. gegen
eine menschenwürdige Versorgung ihrer Hartz-IV-Opfer und gegen deren
ausreichende Grundsicherung im Alter. Ihr großes Stimmenpotenzial läge
im Gewerkschaftslager sowie bei CDU und FDP, die angeblich "die Mitte"
vertreten.
Schon bei Gründung der
SPD gab es die beiden unterschiedlichen sozialdemokratischen Flügel
von August Bebel
und Karl
Liebknecht auf der einen Seite und von
Ferdinand
Lassalle auf der anderen. Später gab es zeitweise die
USPD. Heute spricht einiges wieder für eine ein "getrenntes
Marschieren". Die SPD müsste dann jedoch die Diffamierung der
LINKEN beenden und zusammen mit ihr
klarer machen, wer ihre eigentlichen gemeinsamen politischen Gegner
sind.
Aber auch als Konkurrentin der LINKEN müsste die SPD das Image von Hartz-IV und
Umverteilung nach oben abstreifen, indem z.B. die Parlamentarier auch
für sich selbst zu den Spitzensteuersätzen der Wirtschaftswunderjahre
zurückkehren und dadurch glaubwürdiger werden. Sie dürften dann vor
allem nicht länger die Tatsache tabuisieren, dass viele Arbeitsplätze
durch Umverteilung nach oben in ihre eigenen Taschen und durch
Konsumdrosselung vernichtet werden (sh. hier
rossaepfel-theorie.de).
4.10./17.11.2009,
einzufügen bei
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm
Neoliberale Meinungsmacher in den USA
Volksverhetzung gegen Obama und seine Gesundheitsreform
Für unsere neoliberalen Meinungsmacher mit ihren jährlichen
Erfolgs-"Honoraren" von 500.000 Euro oder mehr lohnt sich ihr
"Engagement" für die Senkung des Spitzensteuersatzes von 45 auf 35
Prozent ganz besonders - nicht nur zur Empfehlung an ihre Brötchengeber,
sondern auch weil sie selbst damit ihr jährliches Nettoeinkommen um
mindestens 40.000 Euro erhöhen, also um das Gesamteinkommen von etwa
vier Hartz-Opfern ihrer Umverteilung nach oben.
Um so mehr lohnt sich dieser Einsatz fürs "Gemeinwohl" bei den
US-Meinungsmachern wie Rush Limbaugh, der jährlich 38 Millionen Dollar
erhält für seine neoliberale Volksverdummung (sh.
"Rush Limbaugh - 400 Millionen Dollar für den Radio-Mann", faz.net,
11.7.2008),
zum Beispiel für seine Diffamierungs-Kampagnen gegen Obamas
Bemühungen um einen Krankenversicherungsschutz für die 50 Millionen
Amerikaner, die im Krankheitsfall auf Sozialhilfe angewiesen sind. Darin
enthalten sind nicht einmal die Millionen Versicherten ohne Schutz für
Zahn- und Augenprobleme (sh. medicare.com
"dental plan" ,
"...eye care" und
medicareinteractive.org), so dass sie bei Zahnerkrankungen stundenlange
Autofahrten und Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, damit man ihnen in
den Sozialstationen wenigstens ihre kranken Zähne zieht und für die ein
Zahnersatz oder eine private Krankenversicherung völlig unbezahlbar ist,
abgesehen vom Ausschluss der Vorerkrankungen (sh. Klaus Remme:
"Podium: Freiwillige behandeln in
Tennessee Patienten ohne Krankenversicherung", dradio.de,
7.10.2009,
7:51 Uhr). Aus Angst um den Verlust seiner Steuergeschenke seit Ronald
Reagan vergleicht Limbaugh das Obamas Logo für die Gesundheitsreform mit
einem Nazi-Hakenkreuz-Logo (sh.
mediamatters.org,
Stand 4.10.2009). Je höher also der Anteil aus dem Volkseinkommen für
die Söldner des Medienkapitals, um so größer ist anscheinend deren Gier,
mit der sie
auch noch den Rest ihrer Erstattung an die Gemeinschaft aus ihrem
Verdummungs-Lohn zurückzuhalten wollen. Es interessiert sie auch nicht,
dass Millionen von Amerikanern wegen der Umverteilung nach oben nicht
einmal genug zu essen haben (sh.
"50 Millionen Amerikanern fehlt das Geld fürs Essen", zeit.de,
17.11.2009).
Die reine Gier als Grund für die Wählertäuschung wird nicht einmal in der halblinken taz hinreichend
unterstrichen (sh.
"Obamas Rede zum Gesundheitssystem - Erster und letzter Versuch",
taz.de, 11.9.2009). Etliche Kommentatoren vermuten Rassismus in der
Kampagne gegen Obama (sh.
"Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann", orf.at, 22.9.2009). Aber
auch Clinton und schon Roosevelt sind an dieser Reform gescheitert. Der
Rassismus ist nur eine weitere Zutat, die man gegen einen Präsidenten
mit teilweise afrikanischen Vorfahren auszuschlachten sucht. Obwohl Millionen weiße Amerikaner
zu diesen Umverteilungsopfern gehören, würden die überfälligen
Gesundheitsreform auch vielen
afro-amerikanische Rassismus-Opfer zugute kommen. Dazu heißt es in der Frankfurter
Rundschau:
Der konservative Fernsehmoderator Glenn Beck sprach es letzte Woche
unumwunden aus: Obama versuche durch die Hintertür im Namen des
schwarzen Amerika Reparationen vom weißen Mann einzutreiben. So offen
traut sich allerdings heute nicht mehr jeder, die dunkle Hautfarbe des
Präsidenten dazu zu benutzen, der konservativen Basis Angst zu machen.
Deshalb muss eine andere allgemein akzeptierte Metapher für das Böse her
- der Faschismus.
(Sh.
"Obama unter Faschismus-Verdacht - Im Namen der Angst",
fr-online.de,
16.8.2009.)
Die eigentlichen Rassisten und Faschisten zeichnen Obama in den Medien
neuerdings mit Hitler-Bärtchen. Schon der demokratische Präsident
Franklin D. Roosevelt wurde als Faschist diffamiert. Wegen seiner
Sozialprogramme des New Deals wurde er sogar als "Sozialist"
gebrandmarkt (sh.
"Rassismusdebatte holt Obama ein", ftd.de
18.9.2009),
was auch für die deutsche und amerikanische Hetzmeute wohl das
eigentliche Übel bezeichnet, angefangen mit den Morddrohungen des
wiederbelebten Ku-Klux-Klan über die deutschen Sozialistenfresser bis
Glenn Beck und Rush Limbaugh. Ähnlich der Hetzmeute gegen Lafontaine und
die Linke beweisen sie, wie man große Volksmassen mit Hilfe des
Medienkapitals gegen deren eigene Interessen aufhetzen kann, auch wenn
diese Rattenfänger die Wahl von Obama wegen der starke Bürgerbewegung
nicht verhindern konnten.
Die Hautfarbe des Präsidenten ist nur einer von den willkommener Vorwänden für Wähler-Täuscher
wie Glenn Beck und die anderen höchstbezahlten Söldner des
Medienkapitals. Aber der eigentliche Grund ist seit eh und je die zur
"Angst" gesteigerte "Gier" und die asoziale Kälte der Profiteure
gegenüber den Umverteilungsopfern. Die bestbezahlten neoliberalen
Meinungsmacher wehren sich also - ebenso wie die FDP in Deutschland -
gegen ihre Beteiligung an einer solidarischen Krankenversicherung. Nur
damit wäre aber eine allgemeine Krankenversicherung auch für mittlere
und geringere Einkommen auf Dauer bezahlbar (siehe
"Warum die FDP gewonnen hat" und
"SPD: Nicht 'weiter so'!", beides freitag.de, 27. und 28.9.2009).
Laut OECD-Statistik 2008 werden in den USA derzeit nur 45,4% der
Gesundheitskosten vom Staat bezahlt. Für andere OECD-Staaten beläuft
sich dieser Anteil auf 80 Prozent oder mehr (sh. Wikipedia:
"Health care compared" m.w.Nachw. und
http://en.wikipedia.org/wiki/Health_insurance#United_States). Für
Deutschland ist er in dieser Statistik mit 77 Prozent angegeben, aber
das liegt nur daran, dass die eigenen Krankenversicherungsbeiträge der
deutschen Versicherten offenbar als Staatsausgaben aus Steuern angesetzt
werden, wie man hierzulande überhaupt deren eigene gesetzliche
Versicherungsbeiträge irreführenderweise zur Staatsquote rechnet und
dann eine Senkung der angeblich zu hohen Staatsquote fordert. (Sh. dazu
oecd.org/statsportal/ >
http://stats.oecd.org, wo auch die Definition des Quotienten zu
finden ist.)
Der neokonservative Eigentümer des allpräsenten US-Massenmediums Fox-TV,
Rupert Murdoch, treibt den Missbrauch des Medienkapitals und dieser
angeblich verfassungsmäßigen "Eigentumsfreiheit" auf die Spitze. Er
lässt die Scharfmacher gegen alles angeblich Linke in seinem
Verdummungs-Sender noch wesentlich weiter gehen als Berlusconi oder die
deutschen Springer-Erben. Dazu schreibt der Züricher Tagesanzeiger:
Heraufziehender Bürgerkrieg
Um den
kommenden Volksaufstand unter Führung zorniger weisser Männer gegen
Obama auszuloten, liess TV-Moderator Glenn Beck, wie Hannity ein
Schwafler bei Rupert Murdochs Fox-TV, einen Ex-Armeeangehörigen sowie
einen ehemaligen CIA-Mann zu Wort kommen. Und prompt tropfte denen
Apokalyptisches von den Lippen. Von Beck dazu angestiftet, befasste sich
das letzte Häuflein der Aufrechten im Rahmen eines «Kriegsspiels» gar
mit dem heraufziehenden amerikanischen Bürgerkrieg.
«Wir sind
bereits auf den Weg dahin», intonierte Beck, den Sieg beim zweiten
amerikanischen Bürgerkrieg werde freilich das «Volk» davontragen: Gewiss
werde sich die amerikanische Armee Obamas Befehl, den Aufstand
niederzuschlagen, widersetzen und die Seite des «Volks» ergreifen,
tröstete Beck sich und die Seinen. Wow!
(Sh.
"Bizarrer Streit um Obamas Geburtsurkunde", tagesanzeiger.ch,
24.2.2009.)
2.10.2009/4.1.2010,
einzufügen bei
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm
Kleber (ZDF)
und
Straubhaar
(HWWI) oder
wie
sich die neoliberalen Meinungsmacher den Ball zuspielen
verschoben nach
Journal-3.htm
29.9.2009, einzufügen bei
Wir-Papst-Du-Deutschland.htm
SPD-Absturz durch Wohltaten für FDP-Stammwähler zu Lasten der
SPD-Stammwähler
Siehe
"Warum die FDP gewonnen hat" und
"SPD: Nicht 'weiter so'!", beides freitag.de, 27. und 28.9.2009.
Dazu noch folgende Ergänzung:
Bundestagswahl vom 27.9.2009 |
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Ergebnisse lt. Bundeswahlleiter und Wahlprognosen |
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(sh. http://www.bundeswahlleiter.de |
und |
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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,623633,00.html) |
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|
Wahlberechtigte |
62.132.442 |
|
|
|
|
Wähler |
43.997.633 |
|
|
|
|
Wahlbeteiligung |
70,8 |
|
|
|
|
Differenz zu 2005, Prozentpunkte |
-6,8 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
CDU |
SPD |
FDP |
DIE LINKE |
GRÜNE |
|
+CSU |
|
|
|
|
|
= CDU/CSU |
|
|
|
Erststimmen |
|
|
|
|
|
Anzahl |
17.043.693 |
12.077.437 |
4.075.115 |
4.790.007 |
3.974.803 |
% |
39,4 |
27,9 |
9,4 |
11,1 |
9,2 |
Differenz zu 2005, Prozentpunkte |
-1,5 |
-10,5 |
4,7 |
3,1 |
3,8 |
|
|
|
|
|
|
Zweitstimmen |
14.655.004 |
9.988.843 |
6.313.023 |
5.153.884 |
4.641.197 |
% |
33,8 |
23,0 |
14,6 |
11,9 |
10,7 |
Differenz zu 2005, Prozentpunkte |
-1,4 |
-11,2 |
4,7 |
3,2 |
2,6 |
|
|
|
|
|
|
Prognosen: |
|
|
|
|
|
Forsa, 25.9.09 |
33 |
25 |
14 |
12 |
10 |
INFO GmbH, 23.9.09 |
35 |
26 |
13 |
12 |
11 |
Allensbach, 22.9.09 |
35,0 |
24,0 |
13,5 |
11,5 |
11,0 |
Forschungsgr.Wahlen,18.9.09 |
36 |
25 |
13 |
11 |
10 |
Infratest/dimap, 10.9.09 |
35 |
23 |
14 |
12 |
12 |
TNS/EMNID, 9.9.09 |
35 |
24 |
13 |
12 |
12 |
|
|
|
|
|
|
LINKE: |
Alle Prognosen für DIE LINKE sind ziemlich genau. |
FDP: |
erhielt noch mehr Stimmen als vorhergesagt; Forsa und |
|
Infratest/Dimap lagen am nächsten. |
|
SPD: |
erhielt noch weniger als zuletzt vorhergesagt |
|
CDU/CSU: |
erhielt etwas weniger, als zuletzt vorhergesagt |
|
|
(Ausnahme Forsa vom 25.9.09) |
|
|
|
|
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|
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Das Rede-"Duell" von Merkel und Steinmeier am 13.9.09 brachte
bis kurz vor der Wahl einen |
Stimmenzuwachs für die SPD und auch etwas für die CDU (sh. z.B.
Forsa-Prognosen), der dann |
aber schnell wieder abebbte. |
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Die geplante Wahl des Hartz-IV-Miturhebers Frank Walter Steinmeier zum
SPD-Fraktionschef bezeichnete Ulrich Maurer (DIE LINKE) als "fatales
Signal". Dazu heißt es auf der Webseite von SWR2 am 29.9.2009 unter der
"
Überschrift
Steinmeiers Wahl zum Chef der SPD-Bundestagsfraktion: 'Ein fatales
Signal'":
Der parlamentarische Geschäftsführer der
Bundestagsfraktion der LINKEN, Ulrich Maurer, bewertet die geplante Wahl
von Frank Walter Steinmeier zum SPD-Fraktionschef als schlechtes
Vorzeichen für eine mögliche rotrote Zusammenarbeit. Im Südwestrundfunk
(SWR) sagte Maurer, wenn jetzt der "Büroleiter von Schröder" und "Architekt der Agenda 2010" die sozialdemokratischen Abgeordneten führen
solle, sei das ein "fatales Signal" der SPD. Steinmeier werde für einen
"Kurs des gemäßigten ´Weiter so´" stehen...
Schließlich sei es schwer vorstellbar, dass
sich ein Fraktionschef Steinmeier möglichen Gegenkandidaten wie "Nahles
oder Gabriel oder Wowereit unterordnen" würde.
Auch Olaf Scholz scheint lernfähig. (Sh.
"SPD-Krise: Scholz schaut nach links", focus.de,
30.9.2009.) Der Verrat
an der Sozialdemokratie durch den Kanzler der Bosse und seinen Tross wie
auch die daraus folgende nahezu neurotische Tabuisierung der LINKEN
wirken also so stark nach, dass selbst jüngere Politiker im
SPD-Parteivorstand wie der "Sprecher der Parteilinken" Björn Böhning von dieser Autosuggestion
teilweise erfasst
sind. Aber auch er meint: "Ein 'Weiter so' dürfe es nicht geben" (tagesschau.de,
29.9.2009). Vielleicht geht es Böhning aber auch nur um eine gewisse
Kontinuität zur Wahrung des Scheins bis zum SPD-Parteitag im November
2009, und man wird dann einen unbelasteten Landes-Politiker wie Klaus
Wowereit benennen, der unter dieser unheilbaren Rechtfertigungs-Neurose
nicht zu leiden hat. Aus einem längeren DLF-Interview mit Böhning
gleich nach der Wahl lässt sich kaum auf seine Zielrichtung schließen
(sh.
"An diesem Ergebnis sind wir alle schuld", Deutschlandfunk,
29.9.2009). Offenbar will er die Zielfindung ganz den
korrekturbedürftigen innerparteilichen Kräfteverhältnissen überlassen
und dafür die erforderliche Zeit gewinnen, denn es heißt dort:
"Jetzt Namen zu nennen, wäre völlig
falsch, weil es würde in die SPD nur einen Keil treiben und diesen Keil
wollen wir nicht", sagt der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning.
Dennoch fordert er zeitintensive Diskussionen.
Im Gegensatz zum
Nicht-Bundestagsmitglied
Böhning hält
Ottmar Schreiner die übereilte Wahl von Steinmeier zum
Fraktionsvorsitzenden für einen Fehler. Schreiner ist vielleicht der
einzige wirklich glaubwürdige SPD-Politiker im Bundestag, soweit
diese dort überhaupt noch wahrnehmbar sind, ganz zu schweigen von den
Politikern der übrigen neoliberalen Parteien. Andere bekannte
SPD-Bundestagsabgeordnete wie Andrea Nahles haben gute Chancen, wieder
an Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Schreiner hält das vorläufige "Weiter
So" von oben für einen "Handstreich". Dazu berichtet der FOCUS ONLINE
vom
30.9.2009
unter der Überschrift
"SPD-Krise - Scholz schaut nach links" mit Bezug auf ein
Schreiner-Interview für die "Ruhr Nachrichten":
Der SPD-Politiker Ottmar Schreiner kritisierte die schnelle Wahl
Steinmeiers zum SPD-Fraktionschef. "Es wäre besser gewesen, man hätte
die Wahl um mindestens 14 Tage verschoben und erst einmal mit der
Aufarbeitung der Ursachen für das Debakel begonnen", sagte Schreiner den
Dortmunder "Ruhr Nachrichten". Schreiner monierte, dass es "massive
Vorfestlegungen" gegeben habe, "die ich für außerordentlich bedenklich
halte". Ein demokratischer Prozess sehe anders aus, fügte der
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen der SPD
hinzu. Die Besetzung von Posten "im Handstreich" sei in der SPD zwar
"verbreitet", treffe aber "auf wachsende Widerstände".
Schon am 29.9.2009 einigte sich die "SPD-Spitze" auch schon auf den
politisch beweglichen Sigmar Gabriel als neuen SPD-Vorsitzenden und auf
Andrea Nahles als Generalsekretärin (sh.
"Parteivorsitz: SPD-Linke einigt sich auf Gabriel als Chef",
focus.de, 1.10.2009). Man will dies zunächst durch den SPD-Vorstand
absegnen lassen und hofft wohl, dass es Gabriel sowohl der SPD-Linken
als auch dem SPD-Establishment mit dem Schröder-Nachfolger Steinmeier
recht machen kann.
Dagegen
fragt Hermann Scheer, der beinahe Superminister in Hessen unter Andrea
Ypsilanti geworden wäre, wer denn überhaupt verabredet habe, dass
Gabriel Chef werden solle.
(Sh.
"Orientierungslose SPD - Wer hat das wieder entschieden",
fr-online.de, 30.9.2009.) Weiter heißt es in dem Artikel:
Die Juso-Vorsitzende Franziska Drohsel verlangt eine "radikale
Erneuerung" der Partei und bezeichnet den im Rückzug befindlichen Franz
Müntefering sowie den gerade gewählten Fraktionschef Steinmeier als
"wesentlichen Teil der Glaubwürdigkeitskrise". Ihm, Steinmeier, werde
mit einer "seriösen Skepsis" begegnet.
Die SPD hat also noch eine Chance, ihre Glaubwürdigkeitskrise zu
beenden.
19./29.9.2009,
einzufügen bei
Besserverdiener.htm:
56 Prozent der niedergelassenen Ärzte wählen FDP
Auch im Jahr
2009 sind die Ärzte ein gutes Beispiel für die "Besserverdiener". Dabei
mögen viele Ärzte – gemessen an ihrer Qualifikation, langen Ausbildung
und jahrelangen Anlaufkosten - durchaus unterbezahlt sein, weil sie bei
der Verteilung des Honorar-Kuchens über ihre Kassenärztlichen
Zwangs-Vereinigungen durch stärkere Lobbyisten benachteiligt werden.
Jedenfalls stieg das Durchschnitts-Einkommen der niedergelassenen Ärzte
nach Abzug aller Praxiskosten in den Jahren 2003 bis 2007 von 126.000
Euro auf 142.000 Euro. Dieses Einkommen ist begrifflich zu vergleichen
mit dem Bruttoeinkommen eines (besserverdienenden) Arbeitnehmers. Hinzu
kommen jährliche Nachschläge von ca. 3,8 Milliarden Euro ab 2008 und
noch einmal eine Milliarde Euro ab 2010. (Sh. die Statistiken aus der
Sendung "Hart aber fair":
"Geschmierte Ärzte, Patienten zweiter Klasse – wie krank ist das
Gesundheitssystem", wdr.de, 16.9.2009, ab der 25. Sendeminute, und
"Honorare – Kassen rufen Ärzte zur Mäßigung auf", fazfinance.net,
17.8.2009.) Die Zahlen für 2007 findet man in der Publikation des
Statistischen Bundesamtes: "Kostenstruktur bei Arzt- und Zahnarztpraxen
… Fachserie 2 Reihe 1.6.1 – 2007", unter
destatis.de, Tabelle 1.1, besucht 19.9.2009.)
Die obigen
Durchschnittswerte und die stark unterdurchschnittliche Honorierung von
vielen qualifizierten und engagierten Ärzten lassen vermuten, dass
etliche niedergelassene Ärzte weit
überbezahlt sind durch die falsche Honorarverteilung aus den
Zwangsbeiträgen zu Lasten der Klein- und Normalverdiener. Dies gilt z.B. oft für Orthopäden und Röntgenärzte,
die gemeinsam von den überhöhten Kosten für Magnetresonanztomographien
mit den gewinnträchtigen Kontrastmitteln der Röntgenpraxen profitieren
können. Zu vielen weiteren Beispielen sh. Transparency Deutschland:
"Transparenzmängel, Korruption und Betrug im deutschen Gesundheitswesen",
transparency.de, Juni 2008.
Anlass für diese
Überlegungen ist aber hier vor allem, dass 56 Prozent der Ärzte die FDP
wählen (sh. "Hart aber fair", a.a.O., ab 19. Sendeminute, und
"Ärzte setzen auf die liberale Karte",
aerztezeitung.de,
14.9.2009), während diese Partei der Umverteilung nach oben in der
Gesamtbevölkerung "nur" ein Wahlergebnis von 14,6 Prozent bei der
Bundestagswahl vom 27.9.2009 erhielt. Wenn z.B. ein Drittel der Ärzte unterbezahlt, ein
weiteres Drittel angemessen bezahlt und das letzte Drittel überbezahlt
ist, dann können diese 56 Prozent nicht nur von dem unteren Drittel
kommen. Vielmehr müssten diese übervorteilten Ärzte eher annehmen, dass
die
fortbestehende FDP-Forderung nach Senkung des Spitzensteuersatzes
ehemals 53 und jetzt 42 Prozent auf 35
Prozent (sh.
FDP-Wahlprogramm
2009,
S. 6 und FDP-Steuerrechner
unter
hermann-otto-solms.de) auch zu ihren Lasten geht, weil mit der künstlichen Verarmung
des Staates der Verteilungsspielraum enger wird und weil sowieso alle
kleineren "Unternehmer", Normal- und Geringverdiener diese Umverteilung
nach oben bezahlen müssen.
Die 56 Prozent
FDP-Stimmen müssten konsequenterweise gerade von den Überbezahlten
kommen, die den Spitzensteuersatz erreichen. Zwar ist nicht davon
auszugehen, dass bei den Ärzten das Prinzip "Gier vor Menschlichkeit"
stärker ausgeprägt wäre als beim Rest der Bevölkerung. Eher gilt bei
ihnen vielleicht das Gegenteil. Außerdem geht es den Ärzten auch um die
weitgehende Privatisierung der Krankenversicherung durch die FDP nach
US-Vorbild, allerdings mit staatlichen Sozial-Zuschüssen, die ihnen
erhebliche Zusatzeinnahmen verschaffen, aber die Normalverdiener zu
Hartz-IV-Aufstockern macht (sh.
"Mehr Netto vom Brutto?", freitag.de,
26.9.2009). Die Ärzte sind hier nur ein Beispiel für
die Besserverdiener, weil für ihre Parteipräferenzen gerade die
vorliegende Statistik erschienen ist. Viel besser geeignet für die
Erklärung der neoliberalen Stimmungsmache wären solche Statistiken zu
den Bestverdiener unter den Journalisten, Moderatoren und sonstigen
Meinungsmachern. Aber hier gibt es offenbar nur Untersuchungen zu den
Durchschnittsverdienern, die wesentlich weniger verdienen als die
Kassenärzte (sh. unten).
Jedenfalls lässt die
übermäßige Bedienung einer Minderheit aus dem Gesamt-Honorar-Topf schon den Verdacht aufkommen, dass sich hier die am wenigsten
solidarischen Gruppen auf Kosten der anderen durchsetzen und dass diese
Profiteure schon von daher zur FDP neigen. Der Durchschnitt von 56
Prozent bei den Ärzten ist eher eine Bestätigung für die marxsche
Erkenntnis "Das Sein bestimmt das Bewusstsein" – je nach Charakter. Es
gibt immerhin unter den Ärzten auch drei Prozent, die die LINKE wählen
(sh. ebd.), und von dieser Partei werden selbst die unterbezahlten Ärzte
– übrigens zu Unrecht – für sich keine Vorteile erwarten. Vielmehr
wollen sie sich vielleicht dagegen wehren, dass ihre Moral nur von ihrem
Portemonnaie bestimmt wird.
19.9.2009, eingefügt bei
Besserverdiener.htm
Mehr als ein Drittel der (durchschnittlich verdienenden!) Journalisten
neigen zu den Grünen
Während die neoliberalen
TV-Moderatoren und Chefredakteuren großer Medien oft einen wesentlich
größeres Stück vom Kuchen erhalten als die besten und engagiertesten
niedergelassenen Ärzte, ist der Anteil am Volkseinkommen bei den übrigen
Journalisten oft nur halb so hoch wie bei den Kassenärzten. Diese
vielfach abhängigen Meinungsmacher haben jedenfalls keinen Grund, sich
zur Umverteilung nach oben durch die FDP zu bekennen. Sie geben ihr nach
eigenen Angaben nur zu etwa 6,3 Prozent ihre Sympathien, zumal sie ja
die wahren Ziele dieser Partei besser erkennen als der Rest der
Bevölkerung. (Sh. Siegfried Weischenberg et. al.:
"Journalismus in Deutschland 2005", MEDIA PERSPEKTIVEN
7/2006,
wiso.uni-hamburg.de, Stand
8.3.2010, sowie die zugehörige Grafik,
gespeichert bei
oliver-luksic.blogspot.com,
Stand 8.3.2010.)
Nach dieser Untersuchung neigten auch nur 8,7 Prozent der Journalisten
zur CDU, weil ihnen vielleicht auch ein Votum für diese
schein-christliche Partei zu naiv erscheint. Statt dessen weichen sie
eher auf die Grünen aus als neue "Partei der Besserverdiener" (sh. ebd.
und hier rossaepfel-theorie.de) - teils aus
Karriere-Hoffnungen und weil sie das plakative Umweltbewußtsein in ihren
Kreisen noch ganz gut zugeben können. Diese Partei war jedenfalls nach
eigenen Auskünften der Journalisten mit mehr als einem Drittel (35,5
Prozent) bei ihnen stark überrepräsentiert, während ihr Votum für die
SPD mit 26,0 Prozent eher nahe dem Bevölkerungsdurchschnitt lag. Die
Verhältniszahlen sind noch hochzurechnen, wenn man berücksichtigt, dass
19,6 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben gar keiner Partei
zuneigen. Die eigentliche LINKE war zum Zeitpunkt der Studie im Jahre
2005 noch von geringer Bedeutung und erscheint bestenfalls in dem Sektor
"Andere 4,0%". Es gibt aber auch heute kaum Journalisten, die die
Hetzkampagnen gegen die LINKE kritisieren (sh. hier
Linksbuendnis.htm). Andernfalls würden sie sich wohl auch sehr
unbeliebt machen bei ihren obersten neoliberalen Chefs und
Proporz-Überwachern.
16.9.2009, eingefügt bei
Staatsquote.htm
Abgedrosselter Staat und Taschenspieler-Tricks der neoliberalen
Statistiker:
In der Bundestagsdrucksache 16/10154 vom
22.8.2008
findet man unter dem Titel
"Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 18. August 2008
eingegangenen Antworten der Bundesregierung" auf Seite 14 folgende
Frage des Abgeordneten Dr. Herbert Schui (DIE LINKE):
Kann die Bundesregierung folgende Aussage von Prof. Dr. Peter Bofinger
widerlegen, und wenn ja, auf Basis welcher Zahlen und Berechnungen:
"Das Ergebnis des Ressourcenentzugs ist ein Rückgang der Staatsquote von
48 Prozent
im Jahr 1999 auf 43,5 Prozent im Jahr 2008. Bei einem
Bruttoinlandsprodukt von rund 2 620 Mrd. Euro könnte der Staat heute
über 118 Mrd. Euro jährlich mehr verfügen, wenn der Ressourcenentzug
ausgeblieben wäre" (Peter Bofinger: "Das Jahrzehnt der Entstaatlichung",
in: WSI-Mitteilungen 7/2008, S. 351 bis 357)?
Darauf antwortete die
Staatssekretärin Kessel von Finanzminister Steinbrück, dass sie dies
nicht nachvollziehen könne. Die Prozentzahlen seien zwar richtig. Aber
die Staatsausgaben seien doch seit 1999 um 123 Milliarden Euro absolut
gestiegen, weil in den neun Jahren das nominale Bruttoinlandsprodukt
(BIP) von ca. 2000 auf ca. 2500 Euro gestiegen sei. Diese Steigerung des
BIP (um durchschnittliche nominale 2,5 Prozent jährlich) sei vielleicht
nur möglich gewesen, weil man die Staatsquote gesenkt habe! Je weiter
man sie senkt, um so höher ist also nach neoliberaler Logik das Wachstum
- bis zum vollkommenen Verschwinden des Staates! (Sh. hier "den Staat in
der Badewanne versenken" unter
rossaepfel-theorie.de.)
Die EUROSTAT-Zahlen per 16.9.2009
zeigen für Deutschland eine ähnliche Senkung von 48,1 Prozent auf 43,9
Prozent. Tatsächlich erhöhte sich aber gleichzeitig nach dieser
Statistik das nominale BIP der EU15-Staaten um 40 Prozent, also um
durchschnittliche nominale 3,8 Prozent jährlich, das heißt wesentlich
stärker als bei der deutschen Konsum-Drosselungs-Politik, und die
durchschnittliche Staatsquote dieser Staaten blieb in der Zeit nahezu
unverändert bei 47 Prozent. (In den EU25 veränderte sie sich von 46,8
auf 46,9 Prozent und für die EU15 lässt sich deren vorliegende Zahl für
2007 nach der Entwicklung für die EU25 leicht auf die fehlende Zahl für
2008 hochrechnen; sh. EUROSTAT: "Government expenditures and main
aggregates", erreichbar dort über
government_finance_statistics/data/database, etwas einfacher zu
finden unter
wko.at:
Staatsausgaben.)
Die systematische Privatisierung
des Volkseinkommens in wenigen Händen zu Lasten der staatlichen Aufgaben
kommentiert die Berliner Zeitung wie folgt:
Im letzten Jahrzehnt hat der deutsche Staat beispiellose Einschnitte in
seinen finanziellen Ressourcen erlitten. Zwischen 2000 und 2008 ist die
Staatsquote - also das Verhältnis von Staatsausgaben zur
Wirtschaftsleistung - von 47,6 auf 43,5 Prozent gesunken. Das entspricht
so etwa 100 Milliarden Euro weniger Ausgaben. Dem Staat fehlt vor allem
Geld wegen der umfangreichen Steuersenkungen: Die öffentliche
Einnahmequote - also das Verhältnis von Staatseinnahmen zu
Wirtschaftsleistung - ist von 46,4 auf 43,3 Prozent gesunken. Da sind
dem Staat etwa 75 Milliarden Euro im Jahr verloren gegangen.
(Sh. Stephan Kaufmann:
"'Ein geradezu staatsfeindliches Klima' – Wirtschaftsweiser Peter
Bofinger über Populismus, Konjunkturprogramme und höhere Steuern",
berlinonline.de,
25.8.2008.)
Eine Staatsquote von 48 Prozent
läge deutlich unter der Quote von vielen EU-Staaten wie Schweden
(56,6%), Frankreich (55,6%), Dänemark (55%) usw. Die Arbeitslosenquote
in Dänemark liegt nur halb so hoch und die Löhne im unteren Bereich
teilweise doppelt so hoch wie in Deutschland (sh. die Grafik unter
wko.at:
Staatsausgaben). Vor allem werden die Erwerbstätigen in solchen
Staaten nicht durch den Druck der Arbeitslosenquote so erpresst und
ausgeplündert wie in Deutschland.
Die Beibehaltung der Staatsquote
von 48 Prozent wie vor dem Verrat an der Sozialdemokratie hätte im Jahr
2008 also bei einem Bruttoinlandsprodukt von 2500 Euro zu staatlichen
Mehreinnahmen von (48,1 – 43,9) * 2500 = ca. 100 Milliarden Euro
geführt, wobei aber die Zusatzeinnahmen durch die Mehrwertsteuererhöhung
um etwa 30 Milliarden noch nicht berücksichtigt sind. Allein mit diesem
Geld und der Rückkehr zum Spitzensteuersatz von 53 Prozent zur Kohl-Ära
oder 56 Prozent während der Wirtschaftswunderjahre könnte man bequem den
Steuerbauch für die mittleren Einkommen beseitigen, die nötigen Mittel
bereitstellen für Kindergärten, Schulen, Universitäten, Polizei, Richter
usw. sowie zur Senkung der Mehrwertsteuer für konsumnahe
Dienstleistungen, der Sozialabgaben für Einkommensschwache, die sich
aber auch bequem durch Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenzen bei
gleichzeitiger Absenkung der allgemeinen Beitragssätze finanzieren
lassen.
Man sieht also wieder einmal, wie
unseren neoliberalen Finanzpolitiker jedes Mittel recht ist, um die
Wähler bei Anfragen durch die LINKE in die Irre zu führen, auch wenn
Schui sich hier auf Untersuchungen von Professor Bofinger stützte, dem
einzigen nicht neoliberalen Mitglied der ansonsten "sorgfältig
ausgesuchten" fünf "Wirtschaftsweisen".
Tatsächlich
sind die Einnahmen der öffentlichen Gesamthaushalte von 2002 bis
2007 gestiegen von 555 Milliarden auf 647 Milliarden Euro und die
entsprechenden Ausgaben sind in der Zeit gestiegen von 611
Milliarden auf 647 Milliarden Euro (sh.
BMF-Monatsbericht 8/2008,
S. 96).
Man sieht schon, dass es damit noch in 2002 ein Defizit gab von 555 -
611 = - 56 Milliarden Euro und dass dieses Defizit bis 2007 durch die
steigenden Staatseinnahmen und die gestiegenen Ausgaben gerade
ausgeglichen wurde.
Das
Bruttoinlandsprodukt ist in der Zeit gestiegen von 2.143 Mrd. auf 2.424
Mrd. Euro (sh.
BMF-Monatsbericht 8/2008,
S. 101),
so dass die Quote dieser Staatsausgaben gefallen ist von
611/2.143 = 28,5% auf 647/2.424 = 26,7% . Die Einnahmen sind von 2002
bis 2007 gestiegen von 555/2.143 = 25,9% auf 647/2.424 =26,7%, also um
ca. 0,8% vom jeweiligen BIP.
31.8./13./30.9.2009,
einzufügen bei
Steuer-Parasitismus.htm:
"Schlaumeier" Steinbrück am 27.8.2009 bei Maybrit Illner
Das Mitverschulden der
deutschen Neoliberalen liegt vor allem darin, dass sie unter dem Kanzler
der Bosse die ruinöse Deregulierung des Finanzmarktes betrieben haben
durch Zulassung der Zockerei von hochspekulativen Hedge-Fonds, Einladung
von Heuschrecken und vor allem der Legalisierung von ausländischen
Zweckgesellschaften deutscher Banken zur Steuerhinterziehung und
Verschleierung von Risiken. Die anschließende Große Koalition hat diesen
Radikalismus noch verstärkt.
Die Finanzmarktkrise durch die
wahnwitzige Kreditblase in den USA und weltweit auf den
Immobilienmärkten war schon in 2005 abzusehen (sh. "Eine
Welt voller Blasen", DER SPIEGEL 13/2005). In der Diskussion
mit Finanzminister Steinbrück bei
Maybrit Illner am 27.8.2009 wies Gregor Gysi darauf hin, dass seine
Partei schon bald nach ihrem Einzug in den Bundestag von der
schwarz-rötlichen Koalition gefordert hatte, die Zweckgesellschaften,
Hedgefonds, kurzfristigen Bonus-Berechnungen und weiteren
Zocker-Instrumenten zu regulieren, dass ihre Anträge aber abgelehnt
wurden.
Dies lässt sich nachvollziehen über die
Bundestagsdatenbank: Mit den Suchworten [zweckgesellschaften linke
hedgefonds bundestag] findet man z.B. einen Artikel von Volker Müller:
"Linke und Grüne wollen die Finanzakteure bändigen",
bundestag.de/dasparlament,
18.2.2008. Darin gibt es einen Hinweis auf
die Bundestagsdrucksache 16/7191. Mit diesem Hinweis kommt man weiter
über das
"Dokumentations- und Informationssystem" des Parlaments (dip) unter
"Beratungsabläufe" durch Eingabe dieser Nummer. Man findet so die
"BT-DRS 16/7191 (Antrag),
BT-DRS 16/8995 (Beschlussempfehlung
und Bericht) sowie
Plenum: Beratung:
BTPlPr 16/143, S. 15079B – 15102D". Der abgelehnte Antrag gemäß
BT-DRS 16/7191 ist datiert auf den 15.11.2007. Die Ablehnung vom
28.4.2008 wurde u.a. wie folgt begründet (sh
Beschlussempfehlung und Bericht):
Die Fraktion der CDU/CSU und die Fraktion der SPD lehnten
den Antrag als Politik des Staatsinterventionismus ab. Instrumente der
Finanzmarktregulierung könnten nur international abgestimmt eingeführt
werden.
Eine Kontrolle der
Verschleierungs-Bilanzen von deutschen Banktöchter in den
Steuerhinterziehungs-"Oasen" wie Irland wurde also weiterhin abgelehnt.
Als Alibi diente die absurde Begründung, dass deren Überprüfung nur "international
abgestimmt" erfolgen könne. Genau die Kontroll-Vernachlässigung solcher
"Zweckvermögen" von der IKB, der Hypo-Real-Estate mit ihrer irischen
Depfa-Zocker-Filiale und von den Landesbanken in den
CDU/CSU/FDP-regierten Ländern mit ihren "Oasen"-Töchtern haben aber ein
halbes Jahr später die Milliarden-Verluste für den Steuerzahler
verursacht – während die Zocker kurz darauf wieder
Millionen-Boni kassierten. Die US-Immobilienkrise war nur der Auslöser,
der die Blase zum Platzen brachte. Dazu heißt bei
Entwicklungspolitik Online zum UNCTAD-Bericht 9/2009:
Die gegenwärtige Krise ist aus der Sicht der UNCTAD-Ökonomen unter der
Leitung von Heiner Flassbeck vor allem auf die "exzessive Deregulierung"
der Finanzmärkte und ein blindes Vertrauen gegenüber dubiosen neuen
Finanzprodukten zurückzuführen. Die Finanzwirtschaft habe so eine
Dominanz über die Realwirtschaft erlangt. Im Ergebnis sei der Einfluss
der von Spekulanten aufgebauten Schattenwirtschaft nicht nur in den
Finanzmärkten, sondern auch im Währungssystem und auf den
Rohstoffmärkten immer mehr gestiegen.
Die Zockerei mit billigen Krediten wurde gedrosselt durch die fehlende
Kreditversorgung infolge der Bankenschwäche. Dies führte zu einem
drastischen Einbruch der Preise für Aktien, Rohstoffe, Immobilien usw.
Der Ölpreis und die Aktienindizes haben sich vorübergehend halbiert (zum
Ölpreis sh. z.B.
"Öl - Spekulanten manipulieren die Preise", fr-online.de,
8.9.2009).
Eine Verteuerung der Spekulation durch Wiedereinführung der
Börsenumsatzsteuer - auch in Deutschland - könnte die Brandstifterei
durchaus bremsen (sh. dazu auch
"Nationale Alleingänge sind möglich", taz.de,
22.9.2009,
und mit ähnlichem Ergebnis:
"Sinn und Unsinn einer Transaktionssteuer", profil.at,
15.10.09).
Wenn andere Staaten die Zocker weiter
begünstigen, mögen sie diese durchaus anziehen und selbst dafür das
Haupt-Risiko tragen. Dass Angela Merkel in ihrem hochgejubelten
TV-Wahlkampf-"Duell" mit Steinmeier am 13.9.2009 vor dem Verlust solcher
Zocker-Arbeitsplätze warnte, zeigt nur die Grundhaltung ihrer
"christlichen" Partei, die solche Ursachen des Finanzmarkt-Chaos auch in
Deutschland unbedingt bewahren möchte. In Staaten mit weniger
Finanzmarkt-Radikalismus wie
Indien, Brasilien und China sind jedenfalls die Auswirkungen der
Finanzmarktkrise deutlich geringer als in den Zocker-Paradiesen (sh.
"Finanzkrise und ihre
Auswirkungen auf Entwicklungsländer", Vienna Institute for
International Dialogue and Cooperation, vidc.org,
22.3.2009).
Das Volkswagenwerk in Brasilien erlebt zum Beispiel in der Krise einen
regelrechten Boom der Binnennachfrage. Die Weltbank prognostiziert für
Indien ein Wachstum für 2009 von 5,1%; 2010 von 8% und 2011 von 8,5%,
aber in der gleichen Zeit für die marktradikale Eurozone in 2009
von -4,5%; 2010 von 0,5 und 2011 von 1,9% (sh.
"The global outlook in summary, 2007 - 2011", worldbank.org,
und ähnliche Zahlen bei
imf.org, Stand
1.10.2009). Dagegen werden die eng verflochtenen kleinen Nachbarstaaten
Deutschlands von der Zocker-Politik hart mitbetroffen, auch wenn sie
selbst den Neoliberalismus nicht gefördert haben.
Hätte man die Verschleierung der HRE-Risiken beim Kauf der
irischen Depfa-Tochter nicht erlaubt, dann wäre ein Ankauf dieser Bank
durch die Hypo-Real-Estate von deren Aufsichtrat oder von der
Bankenaufsicht kaum genehmigt worden und die mehr als 100 Milliarden
Euro an Steuergeldern für die HRE hätte man für die Schaffung von
ordentlichen Arbeitsplätzen ohne Zockerei verwenden können. Dann wären
auch die Zocker und Steuerparasiten in Irland auf ihren eigenen
unkontrollierten Risiken sitzen geblieben und hätten das
Pleite-Schicksal von
Island erlitten.
In der Plenums-Beratung vom 15.2.2008 zur
Ablehnung der Regulierungs-Vorschläge von Gysi und der Linken (BTPlPr
16/143, S. 15079B – 15102D) findet man eine Fülle von weiteren
Scheinargumenten der Neoliberalen zur Begründung und Beschönigung ihres
marktradikalen "Liberalismus".
Mit solchen Beschönigungen vernebelte Steinbrück auch das
Talkshow-Publikum kurz vor der Wahl auf dem Illner-Propaganda-Forum.
Erhellender ist da schon der Bericht des UN-Konferenz für Handel und
Entwicklung UNCTAD:
TRADE AND
DEVELOPMENT REPORT, 2009, veröffentlicht am
7. September
2009. Unter dw-world.de der Deutschen Welle heißt es
dazu am
8.9.2009
unter der Überschrift
"WELTWIRTSCHAFT - Mehr Staat gegen die Krise":
Die seit einiger Zeit wieder steigenden Aktienkurse seien "eher eine
Blase als eine wirtschaftliche Erholung", sagt Heiner Flassbeck. Der
Deutsche ist Chefökonom der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung
(UNCTAD). Seiner Meinung hat es die Politik versäumt, Konsequenzen aus
der Finanzkrise zu ziehen. "Die ganzen Erklärungen des G-20-Gipfels
scheinen verpufft zu sein", so Flassbeck. "Auf nationaler Ebene, zum
Beispiel in Deutschland, ist praktisch nichts passiert."
Bis auf einige
Bonus-Beschränkungen für bestimmte steuerfinanzierte Banken hatte sich an diesen Zuständen
immer noch nichts geändert, als Gregor Gysi von Steinbrück bei Illner
am 29.8.2009 als "Schlaumeier" bezeichnet wurde. Die Neoliberalen
täuschen also ihre Wähler weiterhin großtuerisch über ihre Unfähigkeit
hinweg, für die vor allem die Normalverdiener und Einkommensschwachen
bezahlen müssen, während die Minister und übrigen neoliberalen
Meinungsmacher ihr Schäfchen sicher im Trockenen haben.
So wurde der bestbezahlte
Steinbrück in Illners "Talk-Show" von ihr gefragt, ob er nach all dem
Regierungs-Versagen nicht lieber Entwicklungshilfe-Minister werden
wolle. Er antwortete, dass er lieber ihren Job haben möchte, denn der
werde besser bezahlt. Hier hat ein Neoliberaler in der Talkshow
zumindest einmal die Wahrheit gesagt und zugleich auch den
Grund für die neoliberale Meinungsmache der Moderatoren in den meisten
Talkshows erklärt.
Nachtrag vom 30.9.2009
Die Milliarden-Schäden durch
das parasitäre irische Laissez-faire hätte man also getrost einem
dortigen Staatsbankrott überlassen können, wenn nicht auch noch die
Übernahme dieser Risiken zu Lasten des deutschen Steuerzahlers erfolgt
wäre. Dieses Kontrollversagen durch die "Deregulierungs"-Wut in
Deutschland ist letztlich von den neoliberalen Politikern zu
verantworten. Der ehemalige HRE-Chef Georg Funke übernahm diese
Milliarden-Verluste auf das Risiko des deutschen Steuerzahlers im
Juli 2007 ohne entsprechende staatliche Kontrollen. Er ließ seine Depfa
dafür auch noch 5,7 Milliarden Euro zahlen. Davon ließ der Depfa-Chef
Gerhard Bruckermann selbst 100 Millionen in die eigene Tasche fließen
und verschwand dann mit unbekanntem Ziel. Bei der Übernahme der Depfa
durch die HRE hatten sich die unkalkulierbaren Risiken bereits in
Milliardenhöhe aufgetürmt. Dazu heißt es in dem Artikel "100 Millionen
statt 102 Milliarden Euro",
fazfinance.net,
6.3.2009:
Dass die Depfa gegen die "goldene Bankregel" einer fristenkongruenten
Refinanzierung der Kredite verstoßen hat, war auch Funke nicht verborgen
geblieben. Auf der Pressekonferenz zur Übernahme am 23. Juli 2007 in
München räumte er Zinspositionen der Depfa ein. Diese beinhalteten
Chancen, aber auch Risiken. Gegenüber Analysten soll Funke dann
deutlicher geworden sein und die Kapitalmarktsparte der Depfa mit dem
Spielkasino Monte Carlo verglichen haben.
Stephané Wolter, ein
ehemaliger Risiko-Controller in der HRE, sagte dazu in einem Interview
von SPIEGEL ONLINE:
Mit dem Kauf der Depfa war das Umfallen der HRE programmiert. Die Welle
an kurzfristigen Verbindlichkeiten war schon beim Erwerb der irischen
Tochter so stark, dass man nur noch beten konnte: Hoffentlich trocknet
der Geldmarkt für die Depfa nicht aus!
(Sh.
"Protokoll -öffentlich, 24.6.2009" über die 11. Ausschusssitzung vom
19.6.2009,Seite
40.)
Ex-Bundesbankpräsident
Hans Tietmeyer, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Depfa und
später der HRE
ist "der Kragen geplatzt", als er das totale Scheitern seiner Aufsicht
zugeben musste ("Tietmeyer:
HRE-Aufsichtsrat von Vorstand nicht ausreichend informiert." - 2.
Untersuchungsausschuss -
02.07.2009).
Aus der Befragung des HRE-Aufsichtsratsmitglieds Kurt F. Viermetz vor
dem Untersuchungsausschuss und aus anderen Aufsichtsrats-Befragungen
ergibt sich, dass ernsthafte Warnungen anscheinend gar nicht bis zu
dieser Kontroll-Instanz durchdringen, zumal die Wirtschaftsprüfer von
den Zocker-Vorständen engagiert werden. Selbst ein erfahrener Banker wie
Tietmeyer ist offenbar mit seinem komfortablen Aufsichtsratsmandat
überfordert. Eigentlich brauchte man also im Bankgeschäft eine
regelmäßige, strenge und sehr eingehende Kontrolle des Vorstandes durch
unabhängige, staatlich ausgewählte Prüfer. Dann könnten man sich
die hohen Kosten für das Honoratiorengremium von Spezis und
Ex-Vorständen sparen, wenn es ohnehin nicht zur Erfüllung seiner
wichtigen Kontroll-Aufgaben imstande sind (sh.
"Protokoll -öffentlich, 24.6.2009" über die 11. Ausschusssitzung vom
19.6.2009).
9.9.2009, einzufügen bei
Meinungskauf/Demokratie-Kauf.htm
"Christliche" Umverteilung
nach oben zu Lasten künftiger Generationen:
CDU-Lobbyismus für
radioaktiven Müll
Der Lobbyismus der "Christlichen" gegen das
Wahlvolk zeigt sich nicht nur bei ihrer finanzpolitischen Umverteilung
nach oben in die eigenen Taschen und die ihrer Lobbyisten. Auch bei der
angeblichen Sicherheit von Atom-Endlagern wird der Wähler immer wieder
lebensgefährlich getäuscht mit katastrophalen Folgen für künftige
Generationen. So hatte schon die Regierung Kohl am 13.5.1983 in einem
Fernschreiben an die Fachbehörde rigorosen Einfluss auf ihre
wissenschaftliche Gutachter genommen, damit diese ihre Expertise über
Gorleben verfälschten in ein Gefälligkeitsgutachten für die
Stromkonzerne. Zu dem Inhalt des Fernschreibens heißt es in der
Recherche der Süddeutschen Zeitung vom
8.9.2009 unter der Überschrift
"Atomendlager Gorleben – Kohls Minister schönten Gutachten":
Nach einem Schriftverkehr, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt,
drängten die Ministerien für Forschung und für Inneres, damals unter den
Ministern Heinz Riesenhuber (CDU) und Friedrich Zimmermann (CSU), die
zuständige Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), ein maßgebliches
Gutachten in wichtigen Passagen umzuschreiben. Das geht aus einem
Fernschreiben hervor, das das Forschungsministerium am 13. Mai 1983 an
die Fachbehörde sandte...
"Dieser Abschnitt sollte sinngemäß mit der Feststellung schließen", dass
"die Eignungshöffigkeit des Salzstockes Gorleben für die Errichtung
eines Endlagers substantiell untermauert" werde, heißt es in dem Telex.
Die "Eignungshöffigkeit" ist ein bergmännischer Begriff. Er drückt aus,
dass die Einlagerung in dem Bergwerk voraussichtlich möglich ist.
Auch für einen weiteren Abschnitt, der sich stärker offenen Fragen
zuwenden sollte, wusste das Ministerium Rat: "Es ist zu prüfen, ob
dieser Abschnitt mit der Aussage schließen kann, dass nach Einschätzung
der Fachleute die noch zu erzielenden Ergebnisse und abzuleitenden
Aussagen die Eignungshöffigkeit des Salzstocks voraussichtlich nicht in
Frage stellen können". Sprich: Das positive Ergebnis der Untersuchungen
sollte schon vorweggenommen werden.
Auch für den letzten, zusammenfassenden Teil gibt es einen Vorschlag:
Dass nämlich "berechtigte Hoffnung besteht, dass im Salzstock Gorleben
ein Endlager für alle Arten von radioaktiven Abfällen" eingerichtet
werden könne.
Von 1994 bis 1998 war Angela Merkel Kohls
Umweltministerin und trug massiv zur Irreführung der Wähler bei durch
ihre Reaktivierung des maroden Salzbergwerks Morsleben bei Helmstedt für
ihre Atom-Lobby. Dazu heißt es im Magazin KONTRASTE vom
28.5.2009 bei
RBB unter der Überschrift
"Atom-Endlager vor dem GAU – was wusste Kohls Umweltministerin Angela
Merkel?":
Seit 1978 stapeln sich die schwach- und mittelradioaktiven Fässer in den
Zwischenlagern. Denn in der Asse durfte nicht mehr eingelagert werden.
Der Umgang mit radioaktiven Müll wurde gesetzlich verschärft.
Aber dann kommt Angela Merkel. Als Bundesumweltministerin hat sie "die
Lösung" für die Endsorgung des Atommülls. Ein marodes altes Salzbergwerk
im Osten soll den Atommüll der vergangenen Jahre aufnehmen: Morsleben in
Sachsen Anhalt.
Der Wissenschaftler Helmut Röthemeyer war seinerzeit von Amts wegen für
die Endlagersuche zuständig.
Kurz nach der Wende begutachtet er mit Kollegen und Angela Merkel den
alten Salzstollen.
Helmut Röthemeyer, ehem. Leiter Physikalisch-Technische
Bundesanstalt
"Wir sind in durch eine Tunnelröhre geklettert, gekrochen, in einen
Bereich, wo es herunterplätterte."
Die Zustände in Morsleben ähnelten denen in der Asse.
Die wissenschaftlichen Bedenken der obersten Endlagerbehörde ignoriert
die Merkel. Sie interveniert bei der äußerst besorgten
Landesumweltministerin in Sachsen Anhalt, es sei, Zitat:
"... festzuhalten, dass es kein Sicherheitsdefizit beim ERAM (Red.:
Also Morsleben) gibt, und auch keinerlei Anlaß besteht, die Einlagerung
radioaktiver Abfälle in das Endlager Morsleben zu unterbrechen."
Unterschrift Angela Merkel.
In der umfangreichen Recherche von Christoph
Lütgert
"Atomenergie: die Lüge vom sicheren Endlager" für das Politmagazin
PANORAMA Nr. 716 vom
27.8.2009 wird die fatale Rolle von Angela Merkel
wie folgt geschildert:
Sie aber wusste genau, was sie tat: Angela Merkel, damals
Bundesumweltministerin. Mit Brachialgewalt setzte sie noch in den
neunziger Jahren durch, dass das ehemalige DDREndlager Morsleben einfach
weitergenutzt wurde, ließ zigtausend Kubikmeter Atommüll aus
westdeutschen Reaktoren hier billig einlagern. Auch Morsleben ein
Salzbergwerk. Auch in Morsleben tritt Wasser ein. Trotzdem:
O-Ton, Angela Merkel, CDU, 1997 Bundesumweltministerin:
"Ich halte Morsleben in dem Maße, wie wir es heute nutzen, für sicher!"
Bilder von heute. Angies strahlende Altlast. Morsleben, so erklärt man
mir, wäre nach bundesdeutschem Atomrecht niemals als Endlager genehmigt
worden. Das jetzt nachträglich zu sanieren und sicher abzudichten,
kostet Milliarden an Steuergeldern. Warner wurden systematisch klein
gemacht. Ich treffe mich mit der ehemaligen Landes-Umweltministerin von
Sachsen-Anhalt. Sie hatte versucht, die Einlagerung des Atommülls in
Morsleben per ministerieller Verfügung zu stoppen.
O-Ton, Heidrun Heidecke, ehem. Umweltministerin Sachsen-Anhalt:
"Frau Merkel hat mit einer 50-seitigen Weisung, in einem sehr harschen
Ton, uns mitgeteilt, dass wir erstens einen solchen Einlagerungsstopp
nicht verfügen können und dass wir zweites in Zukunft unseren Mund zu
halten haben. Es war ein Maulkorberlass:
Stellungnahmen nur noch im Einverständnis mit dem BMU."
O-Ton, Panorama:
"Würden sie sagen, der Tonfall, den Frau Merkel da gewählt hat, war
rüde?"
O-Ton, Heidrun Heidecke, ehem. Umweltministerin Sachsen-Anhalt:
"Mehr als rüde. Also ich hätte erwartet, dass man da eventuell auch mal
miteinander einen Hörer in die Hand nimmt... auch über solche Belange
miteinander redet. Sie ist Physikerin, sie hätte eigentlich auch die
Bedenken, die wir hatten, verstehen müssen."
Erst ein Richterspruch konnte Angela Merkel Einhalt gebieten.
Die Umverteilung nach oben betrifft also nicht
nur das Volkseinkommen, sondern dient auch zur Befriedigung der heutigen
Gier von überbezahlten sogenannten "Leistungsträgern" zu Lasten
künftiger Generationen.
5.9.2009,
einzufügen bei Linksbuendnis.htm
zum Beginn
des Ersten Weltkrieges am 1.9.1939:
Dauerwirkung von flächendeckender Lügenpropaganda
"Seit
5:45 Uhr wird zurückgeschossen"
Am 1.9.1939 verbreitete die
flächendeckende Nazipropaganda diese Lüge zum Beginn des Ersten
Weltkrieges. Tatsächlich begann dieser Krieg nicht mit einem
"Zurückschießen" und auch nicht um 5:45 Uhr auf der Westerplatte,
sondern ohne Kriegserklärung mit einem hinterhältigen Bomben-Massaker
der deutschen Luftwaffe gegen die polnische Kleinstadt Wieluń um 4:40
Uhr (sh.
"WELTKRIEGSBEGINN - Flugzeuge, Papa, Flugzeuge!", tagesspiegel.de,
30.8.2009, und
"1. September 1939, 4.40 Uhr", freitag.de,
30.8.2009).
Dort sollten die Stukas des "Roten Barons"
Manfred
von Richthofen ausprobiert werden. Es gab dort keine
militärischen oder industriellen Ziele, sondern gerade einmal eine
Zuckerfabrik und ein großes Krankenhaus mit einem weit sichtbaren roten
Kreuz auf dem Dach. Auch dies wurde bombardiert.
In Wirklichkeit ging es
nicht um die Rückeroberung ehemals deutscher Gebiete in Polen und auch
nicht nur um die Teilung Polens nach dem Hitler-Stalin-Pakt, sondern vor
allem um den Raubüberfall auf Russland - nach üblichem Muster bis hin
zur Kolonialzeit, mit propagandistischer Herabwürdigung der Opfer. In
einer Rede vor hohen Militärs mit der Überschrift "23.5.1939. Zweck der
Besprechung: Krieg" heißt es dazu:
"Es handelt sich für uns um Arrondierung des Lebensraumes
im Osten und um Sicherstellung der Ernährung... In Europa ist keine
andere Möglichkeit zu sehen."
Der Text wird erläutert mit
der Überschrift und Einleitung:
Am 23. Mai
1939 hatte Hitler vor Militärs ausgeführt, "es handle sich nicht mehr um
Recht und Unrecht, sondern um Sein oder Nichtsein von 80 Millionen
Menschen [...] Es wird zum Kampf kommen".
Er versprach den Herren "propagandistischen Anlaß zur Auslösung des
Krieges [zu] geben, gleichgültig, ob glaubhaft. Der Sieger wird später
nicht danach gefragt, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Bei
Beginn und Führung des Krieges kommt es nicht auf das Recht an, sondern
auf den Sieg."
"Chefsache - Nur durch Offiziere. Bericht über Besprechung am 23.5.1939.
Ort: Arbeitszimmer des Führers, neue Reichskanzlei; diensttuender
Adjutant: Oberstleutnant d. G. Schmundt.
Beteiligte: Der Führer, Feldmarschall Göring, Großadmiral Raeder,
Gen.Oberst v. Brauchitsch, Gen.Oberst Keitel, Gen.Oberst Milch, Gen. d.
Artl. Halder, Gen. Bodenschatz, Ktr.Adm. Schniewindt, Oberst i. G.
Jeschonnek, Oberst Warlimont, Oberstleutnant d. G. Schmundt, Hauptmann
Engel, Korv.Kpt. Albrecht, Hauptmann v. Below.
Gegenstand: Unterrichtung über die Lage und Ziele der Politik.
(Sh.
http://www.fluchschrift.net/verbrech/mai/23051939.htm, besucht
5.9.2009.)
Obwohl diese verbrecherische Geschichte in sich von höchster historischer Bedeutung ist, zeigt
sie auch die Wirkung der Lügen-Propaganda. Noch jetzt glauben viele
überlebende Opfer und Objekte dieser Propaganda an die Nazi-Lügen, die
die damaligen Medien beherrschten.
Man muss sich also fragen,
wie lange die getäuschten Wähler von heute an jene Lügen glauben werden,
die die allermeisten Meinungsmachern in ihren neoliberalen Medien als
Hetzpropaganda aus Gier und Konformismus gegen die Linke verbreitetet
haben und weiterhin verbreiten (sh. hier
Linksbuendnis.htm). Das Ergebnis ist jedenfalls, dass nur etwa jeder
zehnte Wähler für Die Linke stimmt, während mindestens die Hälfte diese
Partei wählen würden, wenn sie nicht manipuliert wären. Dagegen stünden
weiterhin die meisten, aber nicht alle Profiteure der Umverteilung nach
oben - je nach sozialem Gewissen. Diese Wirkung
ist nicht überraschend, denn in der Geschichte zeigt sich überall, dass
der Parasitismus durch Manipulation des Volkes lange überleben konnte.
3.9.2009, einzufügen bei
rossaepfel-theorie.de/Meinungskauf:
Abwrackprämie und verlängerte Kurzarbeit
entfachen konjunkturelles Strohfeuer
zur Deckelung der Linken vor den Wahlen
Das Timing für die deutsche Abwrackprämie wäre optimal gewesen, wenn
ihre Beschäftigungseffekte noch bis zur Bundestagswahl vom 27.9.2009
angedauert hätten. Statt dessen reichte diese Konjunkturspritze von fünf
Milliarden Euro (mit Verschrottung von weiteren Milliarden-Werten) nur
bis zum 2.9.2009. Es ist aber nicht zu erwarten, dass in den
verbleibenden gut drei Wochen vor der Wahl der Beschäftigungseinbruch
durch ihren Fortfall schon spürbar wird. Die Frage nach der
Mitverursachung der jetzigen und künftigen Finanzmarktkrisen durch die
deutschen Neoliberalen wird also vor der Wahl noch nicht in der nötigen
Schärfe gestellt.
Zur Konjunkturwirkung titelte z.B. Die Presse aus Wien schon am
8. April 2009:
"Deutschland: Abwrackprämie ein 'konjunkturelles Strohfeuer'". In
Frankreich, wo es nicht vorrangig um Wählertäuschung geht, wird die
Abwrackprämie auf umweltfreundlichere Autos konzentriert. Sie beträgt
dort nur 1.000 Euro, wird dafür aber längerfristig gewährt und läuft
erst bis zum Jahr 2011 stufenweise aus (sh.
"Fördertopf für Abwrackprämie ist leer", spiegel.de,
2.9.09),
weil man dort den befristeten Strohfeuer-Effekt nicht braucht.
Die befristete Verlängerung des Kurzarbeitergeldes von 6 auf 24 Monate
gilt dagegen nicht nur bis zum Wahltag Ende September 2009, sondern noch
für die restlichen drei Monate des Jahres, weil das sonst wohl zu
auffällig gewesen wäre. Wer allerdings nach dem 31.12.2009 in Kurzarbeit
geht, kann nicht mehr mit den Segnungen eines bevorstehenden Wahltermins
rechnen.
All diese Maßnahmen der "christlichen" und "sozialdemokratischen"
Koalitionäre dienen natürlich nicht zur Deckelung der FDP, weil die
"Christlichen" ja eine Koalition mit den marktradikalen Senkern ihres
Spitzensteuersatzes anstreben. Die Grünen sollen auch nicht geschwächt
werden, weil die Bundes-SPD immer noch die Illusion einer Koalition mit
ihnen pflegt und dabei auch vor der Einbeziehung der FDP nicht
zurückschreckt. Der Total-Verrat an der Sozialdemokratie ist dem
SPD-Establishment allemal lieber als das Eingeständnis seines Verrats
und als Verhandlungen über eine Links-Koalition. Dabei würde Die Linke
in außenpolitischen Fragen nach einigen Andeutungen wahrscheinlich
zurückstecken, um eine solche mehrheitsfähige Koalition zu ermöglichen.
2.9./28.10.2009, einzufügen bei
Linksbuendnis.htm
Sarrazins Immigranten
Der
ehemalige Berliner Finanzsenator und jetzige Bundesbanker Tilo Sarrazin
(SPD!) erscheint in sozialen Fragen schon deshalb nicht als
vertrauenswürdig, weil er mit seinem "Hartz-IV-Menü" demonstrieren
wollte, wie er von etwa 350 Euro monatlich plus Sozialmiete bestens
leben kann (sh. Heiner Geißler:
"Darf Sarrazin Arbeitslose folgenlos verhöhnen?", tagesspiegel.de,
13.2.2008).
Mit solchen Schlagzeilen bedient Sarrazin inhumane Klischees ebenso wie mit seinen
allzu pauschalen Äußerungen über Immigranten. Dabei spielt allerdings
auch die Verkürzung durch die klischeesüchtigen Medien eine erhebliche
Rolle. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich nämlich, dass Sarrazin Fakten
anspricht, die von vielen Medienmachern aus Opportunismus gern
übergangen werden. Über seine Äußerungen zu diesem Thema heißt es in
einem Papier der Fachhochschule Dortmund von Rainer Berger mit dem Titel
"Sarrazin und die Muslime – Teil II" (Stand
28.10.2009):
Man muß aufhören, von "den” Migranten zu reden. Wir müssen uns einmal
die unterschiedlichen Migrantengruppen anschauen. Die Vietnamesen: Die
Eltern können kaum Deutsch, verkaufen Zigaretten oder haben einen Kiosk.
Die Vietnamesen der zweiten Generation haben dann durchweg bessere
Schulnoten und höhere Abiturientenquoten als die Deutschen.
Die Osteuropäer, Ukrainer, Weißrussen, Polen, Russen weisen tendenziell
dasselbe Ergebnis auf. Sie sind integrationswillig, passen sich schnell
an und haben überdurchschnittliche akademische Erfolge.
Die Deutschrussen haben große Probleme in der ersten, teilweise auch der
zweiten Generation, danach läuft es wie am Schnürchen, weil sie noch
eine altdeutsche Arbeitsauffassung haben. Sobald die Sprachhindernisse
weg sind, haben sie höhere Abiturienten- und Studentenanteile usw. als
andere. Bei den Ostasiaten, Chinesen und Indern ist es dasselbe…
Schulerfolg ist typisch für die zweite Generation der
DDR-Vertragsarbeiter.
Im Land Brandenburg besuchen 74 Prozent der Kinder von Vietnamesen im
Sekundarschulalter ein Gymnasium.
Karin Weiss. Die Integrationsbeauftragte von Brandenburg sagt:
"Damit sind die Kinder vietnamesischer Eltern in der Schule
erfolgreicher als die Kinder einheimischer Herkunft."
(Original-Zitat ist ohne Hervorhebungen.)
Die
Integration von lustlosen Immigranten und "Kindern einheimischer
Herkunft" in den Schulen wäre gewiss viel leichter, wenn unsere
Bildungs-Schaumschläger Deutschland bei den Bildungsausgaben nicht
auf Platz 24 von 28 OECD-Staaten zurückgeworfen hätte (sh. hier
rossaepfel-theorie.de). Aber sie haben
das Geld dafür durch ihre Umverteilung nach oben lieber in ihre eigenen
Taschen gesteckt. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan
hat jedenfalls dann recht, wenn er Integration statt Assimilation
fordert (sh.
"20.000 Zuhörer in Köln - Erdogan ruft Türken zur Integration auf",
spiegel.de,
10.2.2008).
Aber wo schon bei den Eltern der Integrationswille fehlt, wo die
Verfassung vielleicht sogar abgelehnt wird und nur die Sozialleistungen
für Großfamilien in Anspruch genommen werden, da helfen auch höhere
Bildungsausgaben kaum weiter. (Sh.
"Integrationsdebatte - Sarrazin hat recht", stern.de,
9.10.2009,
und hier unter Linksbuendnis.de
auch das Extrembeispiel des "arbeitssuchenden" "Gotteskriegers" mit
sechs Kindern, der seinen jüngsten Sohn stolz "Dschihad" genannt
hat, von einer ganzen Mannschaft von Sicherheitsbeamten überwacht werden
muss und trotzdem nicht ausgewiesen wird!)
2.9.2009, eingefügt bei
rossaepfel-theorie.de:
Kinderarmut und Bildungsnotstand als Ergebnis der Umverteilung
nach oben,
deutsche Bildungsausgaben auf Platz 24 von 28
OECD-Staaten abgesackt
In den europäischen OECD-Staaten ist die Kinderarmut nur
in Polen, Spanien, Portugal und im reich-subventionieren Irland noch
größer als im neoliberal regierten Deutschland, obwohl der deutsche
Staat mehr Geld für Kinder aufwendet als andere OECD-Staaten.
Hierzulande lebt jedes sechste Kind unter der OECD-Armutsgrenze von 50%
des Durchschnittseinkommens, im OECD-Durchschnitt ist es jedes achte
Kind und in Dänemark nur jedes 37. Kind (sh.
"Große Kinderarmut trotz hoher Direktzahlungen",
AP/de.news.yahoo.com,
1.2.2009, zum
Bericht der OECD, vgl. auch
http://www.oecd.org/de/kinderbericht und
"OECD-Kinderbericht", derstandard.at,
1.9.2009). Dort werden auch
alleinerziehende Mütter nicht in die vererbliche Armut gestoßen, sondern
haben schon einen Anspruch auf einen Kita-Platz, wenn ihre Kinder gerade
einmal sechs Monate alt sind. Sie können also in ihrem Beruf zumindest
den Anschluss halten (sh.
"Alleinerziehende: 'Große Benachteiligung'", fontal21,
1.8.2009).
Auch für die Bildung fehlt das Geld, das die deutschen Neoliberalen in
ihre eigenen Taschen umgeleitet haben. Laut OECD-Bericht ist Deutschland
von 1995 bis 2006 mit seinen Bildungsausgaben auf Platz 24 von 28
OECD-Staaten abgesackt. (Sh. den OECD-Bericht
"Highlights
from Education at a Glance 2009", Figure 3.4, Seite 55 (Blatt
57), und von dort weiter zu der entsprechenden OECD-Tabelle "Education
at a Glance 2009" unter
http://dx.doi.org/10.1787/664243822887.) In 1995 betrug Deutschlands
Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch 5,1 % und
fiel bis 2006 auf 4,8 %, obwohl sich unsere neoliberalen Selbstbediener
ständig mit ihren Sprüchen von der Bildung als unserem wichtigsten
Rohstoff in Szene gesetzt haben. Der OECD-Durchschnitt lag in 2006 bei
5,7 %. Die ersten Plätze bei den Bildungsausgaben (anstelle von bloßem
Bildungs-Gerede) belegten in 2006 die USA, Korea und Dänemark mit 7,4 %
und 7,3 % des BIP (sh. ebd.).
Zwar holen sich die Umverteilungs-Profiteure inzwischen
in den "christlich" regierten Ländern von den einkommensschwachen
Studenten noch zusätzliche Studiengebühren zur angeblichen
Verbesserung des Studienangebots. Aber dieses Angebot ist damit oft noch
schlechter geworden und die Zahl der Studenten in Deutschland liegt
deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Dazu heißt es in der Tagesschau
vom 14.9.2009 unter der Überschrift
"Neue OECD-Studie
- Deutschland hinkt bei der Bildung hinterher":
Deutschland liegt mit seinem Bildungssystem trotz leichter
Verbesserungen international weiter zurück. Dies geht aus dem neuen
weltweiten Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der in Berlin
veröffentlicht wurde.
So erwerben in anderen Industrieländern deutlich mehr junge Menschen
einen Hochschulabschluss. Ebenso beteiligen sich dort erheblich mehr
Ältere an hoch qualifizierter Weiterbildung. Auch der Anteil der
Bildungsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt ging in Deutschland erneut
leicht zurück. Während Spitzenreiter wie die USA, Korea und Dänemark
einen Anteil von mehr als sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes in
die Ausbildung investierten, erreichte Deutschland im Jahr 2006
lediglich einen Anteil von 4,8 Prozent. Unter den OECD-Ländern hätten
nur Irland, Spanien, die Slowakei und die Türkei weniger für Bildung
ausgegeben als Deutschland...
Dem Bericht zufolge schlossen 2007 in Deutschland 23 Prozent eines
Jahrganges ein Studium ab. 1995 waren es erst 14 Prozent. International
stieg die Absolventenquote im gleichen Zeitraum aber von 18 auf 36
Prozent. 2008 legte die Studienanfängerquote in Deutschland allerdings
auf 36 Prozent zu.
Auch hier gehört
Dänemark - trotz seiner ungünstigen Randlage in Europa - wieder zu den
Spitzenreitern. Den irischen Kirchenfrommen war anscheinend ihre
Forderung nach einem Abtreibungsverbot auch bei Vergewaltigung
wichtiger als die Bildung, und der massenhafte Missbrauch von Kindern in
katholischen Internaten verdrängte ebenfalls das wichtige Bildungsthema.
Auch in Spanien hat es die Linke schwer, sich gegen den alten Filz von
Kirche, Faschismus und Korruption durchzusetzen. In der Slowakei ist
wegen des Einheitssteuersatzes von 19 Prozent für Arm und Reich sowieso
kein Geld für Bildung vorhanden (sh. hier
rossaepfel-theorie.de), und in der Türkei reicht das Geld -
zumindest in den meisten Schulen - wohl eher für eine stramme
nationalistische und glaubenstreue Erziehung.
In Deutschland
besteht auch ein gewisser Trend zu den alten Werten der "christlichen"
Volksverdummung und -ausplünderung. Trotz aller groß angekündigten
Bildungsinitiativen der Neoliberalen ging also "der Anteil der
Bildungsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt" noch weiter zurück. Die
Mehrbelastungen der Studenten oder ihrer Eltern mit Studiengebühren
werden gleich nach oben umverteilt.
Die naiv zitierte Erhöhung der "Studienanfängerquote" in 2008 auf 36
Prozent dürfte aber bei den hiesigen Studienbedingungen weiterhin zu
einer "Absolventenquote" um die 23 Prozent führen. Im Vergleich zu den
anderen OECD-Staaten und durch die hiesige Umverteilung nach oben droht
Deutschland allmählich zum Entwicklungsland zu werden.
2./14.9.2009, eingefügt bei
rossaepfel-theorie.de
Vorgeschmack auf CDU-FDP-Regierung:
Weitere Konsumdrosselung durch Angriff auf ermäßigten MWSt-Satz für
Lebensmittel
Ferner könnten auch mit einem ermäßigten
Mehrwertsteuer-Satz für konsumnahe Dienstleistungen
viele neue sozialversicherte Arbeitsplätze geschaffen
werden durch Eindämmung der Schwarzarbeit und
Marktanreize für weitere bezahlbare Leistungen. Allein
für das deutsche Gaststättengewerbe wäre so mit 70.000
neuen Arbeitsplätzen zu rechnen (sh.
"EU will Mehrwertsteuer für
gastronomische Dienstleistungen senken",
ahgz.de,
27.6.2008). Das Vielfache käme hinzu für die übrigen
konsumnahen Bereiche.
Sogar der rechte
französische Ministerpräsident Sarkozy versteht so einfache Regeln und
forderte zumindest für sein Gastronomie-Gewerbe die deutsche Zustimmung
zu seiner drastischen Senkung dieses Mehrwertsteuer-Satzes - nach seinem
spöttischen Motto "Frankreich handelt, Deutschland denkt noch nach" (sh.
"Merkel und Sarkozy – Streit war gestern", tagesspiegel.de,
13.3.2009).
Aber solche Vernunft missfällt sowohl der "christlichen"
Bundeskanzlerin Merkel als auch dem "sozialdemokratischen"
Finanzminister Steinbrück (sh.
"Mehrwertsteuer – 'Madame Non' stoppt Sarkozy", focus.de,
12.12.2008,
und "Steinbrück:
'Wir sind nicht in einer Rezession'", dradio.de,
12.9.2008.), denn mit einer Mehrwertsteuersenkung beschneiden sie
stets den Spielraum für die Umverteilung nach oben durch Senkung der
Einkommensteuer für sich selbst und für ihre bestbezahlten neoliberalen
Meinungsmacher (sh. auch hier Journal-1.htm: "CDU-Geheimplanungen").
Statt dessen spendieren sie sich 3,3 Milliarden Euro für die steuerliche
Absetzbarkeit von "haushaltsnahen Dienstleistungen" wie Haushaltshilfen
und Handwerkern, von denen die 50
Prozent der nahezu einkommensteuerfreien Einkommensschwachen gar nichts
haben. Dies ist genau der Grund, aus dem die Umverteilungsprofiteure
diese Selbstbedienung für "zielgenauer halten als z.B.
einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz, den Frankreich im
Dienstleistungssektor zur Beschäftigungsförderung einsetzt"
(sh.
"Absetzbarkeit von haushaltsnahen
Dienstleistungen", handelsblatt.com,
12.9.2008, und Bundesministerium der Finanzen:
"Datensammlung zur Steuerpolitik - Ausgabe
2007", Tabelle 4).
Letztlich konnten sie ihre Blockade der EU-Untergrenze für die
Mehrwertsteuer gegen Sarkozy jedoch nicht durchhalten, denn inzwischen
hat dieser den Mehrwertsteuersatz für seine Gastronomie von 19,6 auf 5,5
Prozent gesenkt, während ihn Deutschland von 16 auf 19 Prozent erhöht
hat! Nun fordert selbst der "christliche" Ministerpräsident
Oettinger einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für das
Gastronomie-Gewerbe, allerdings nicht zu Lasten seiner eigenen
Steuergeschenke, sondern auf Kosten der Ärmsten durch Erhöhung des
ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von derzeit sieben Prozent (sh.
"Mehrwertsteuer-Streit mit Frankreich - Steinbrück gibt Widerstand auf",
spiegel.de,
3.3.2009,
und "Debatte
um ermäßigten Mehrwertsteuersatz - Oettinger hält Steuererhöhung für
denkbar", tagesschau.de,
26.6.2009.)
Die Großspender und Einkommensmillionäre honorieren dagegen die Aussicht
auf die Schröpfung der Ärmsten zur Finanzierung von weiteren Senkungen
ihres Spitzensteuersatzes durch zusätzliche Wahlkampfspenden für die
"Christlichen", die ihnen auch in der Finanzmarktkrise noch
Steuersenkungen versprechen. Frank Walter Steinmeier sagte in dem
TV-Duell mit Angela Merkel zu diesen "Spenden": "Die CDU bekommt mit
rund drei Millionen mehr als zehn Mal so viel wie die SPD." (Sh.
frankwaltersteinmeier.de, besucht am 14.9.2009).
Auch in den Vorjahren ließen sich die Großspender die Aussicht auf
weitere Steuergeschenke etwas kosten. So heißt es bei n-tv.de zu dem
Spendenaufkommen für 2008 am
27.1.2009 unter der Überschrift
"Großspenden der Großbanken - 'Peanuts' für die Union" :
Mit Abstand die meisten Großspenden aus der Wirtschaft und von
Privatleuten bekamen die Unionsparteien. Nach den Bundestags-Zahlen
erhielten CDU und CSU insgesamt mehr als 3,5 Millionen Euro. Es folgen
die FDP mit mehr als 930.000 Euro, die SPD mit mehr als 650.000 Euro und
die Grünen mit 60.000 Euro. Die ebenfalls im Bundestag vertretene Linke
bekam demnach keine Großspenden.
Für die Wahlkampfspenden von "Großbanken" ist es gewiss hilfreich, wenn
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zur Image-Politur seine
Geburtstagsgäste ins Bundeskanzleramt einladen darf (sh.
"Geburtstagsessen im Bundeskanzleramt - Merkel hofiert Ackermann auf
Staatskosten", handelsblatt.com,
24.8.2009). Für gute Stimmung bei
den Groß-Profiteuren sorgt auch das neoliberale Guttenberg-Papier (sh.
Journal-2.htm).
"Peanuts" sind das vor allem im Vergleich zu den Steuergeschenken, die
schon ein einzelner Einkommensmillionär für jede Einkommensmillion
erhält, wenn sein Spitzensteuersatz nach dem "christlichen" Fernziel von
45 auf 25 Prozent gesenkt wird (sh. hier
rossaepfel-theorie.de), denn das macht für ihn allein je
Einkommensmillion schon 200.000 Euro jährlich auf Kosten der
Mehrwertsteuererhöhung und sonstiger Schröpfungen der Ärmsten. Dieser
"christliche" "Segen" ist also mit den "Spenden" von 3,5 Millionen Euro
billig erkauft.
27.8.2009, einzufügen bei
rossaepfel-theorie.de/Meinungskauf/Demokratie-Kauf.htm:
Plasberg: Weder hart gegen rechts noch fair gegen links
Weder hart noch fair geht es
also bei Plasberg zu, wenn er seine neoliberalen Proporz-Brötchengeber
in der Sendung mit Samthandschuhen anfasst (sh. hier
Reichensteuer). Wenn er
jedoch mit Gregor Gysi einen entschiedenen Gegner der Umverteilung nach
oben einlädt – und das auch noch zu einem ironischen Wahlplakat der
Linken (sh.
Plasberg-Sendung vom 26.8.2009), dann lässt er ihn kaum zu Wort
kommen, sondern versucht lediglich, ihn vorzuführen und über
ihn zu reden.
Wenn es also im Ernst um seinen
eigenen Profit aus dieser Umverteilung geht und um seinen eigenen
über-reichlichen Propaganda-Lohn, dann ist er nicht nur nicht hart oder
fair, aber auch nicht übervorsichtig wie bei seinen Gönnern,
sondern geradezu unverschämt, und er versucht auch noch, Gregor Gysi
wegen seines Protestes gegen diese unfaire Behandlung lächerlich zu
machen. Grundsätzlich ist von den neoliberalen Meinungsmachern nichts
anderes zu erwarten (sh. hier die Hetzkampagnen unter
Linksbuendnis.htm). Wie im Falle von
Illner und vor allem von Christiansen
drängt sich der Eindruck auf, dass nur wenige überbezahlte Meinungsmacher nicht
geleitet werden durch
ihre eigene Gier nach noch mehr Steuergeschenken auf diesen
Millionen-Segen. Es hat den Anschein, dass ihre Dienstbarkeit für die
Umverteilung nach oben von vornherein schon in den oberen Etagen das
Kriterium ist für die Auswahl solcher Wahlhelfer. Insofern besteht Interessengleichheit gegen das Volk
mit den Ministern und Ministerpräsidenten, die sich ebenfalls noch
jährliche Steuergeschenke in vierstelliger Höhe verschaffen konnten (sh.
hier rossaepfel-theorie.de).
Unter den ähnlichen westdeutschen Formaten dürfte Sandra Maischberger eine
Ausnahme sein. Sie wurde aber mit ihrem Sendeplatz auf eine so späte
Stunde verbannt, dass sich die
Wirkung auf die Wähler in engen Grenzen hält. Zu Anne Will kann man noch
nicht viel sagen, weil sie noch nicht lange genug etabliert ist. Unter
den ARD-Politmagazinen hat sich die WDR-Sendung MONITOR mit Sonia Mikich gut gehalten, allerdings jetzt mit der gezielten Drosselung für alle
ARD-Politmagazine auf 30 Minuten - zugunsten von mehr Entpolitisierung
durch Klamauk. Andere Politmagazine, besonders aus
CDU-Ländern oder auch beim ZDF, halten sich meist zurück mit ihrer
Kritik an der Umverteilung nach oben und werden eher beschränkt auf
Unpolitisches oder politisch harmlosere Themen.
Ein weiteres Positiv-Beispiel lieferte auch Anja Reschke in der
NDR-Sendung PANORAMA vom 27.8.2009 mit einer Befragung des
Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU) von Baden-Württemberg.
Ihre Reporterin Christine Adelhardt wollte von Oettinger in einem
Straßeninterview wissen, warum er dem Chef seiner Landesbank mehr als
die 500.000 Euro Jahresgehalt zahle, die von der Regierung gerade als
Obergrenze für die Chefs von maroden Landesbanken festgesetzt wurden.
Daraufhin demonstrierte ihr Oettinger, wie er sich die Gängelung
der Berichterstattung über ihn durch Einschaltung des zuständigen
Intendanten vorstellt (sh.
"Günther Oettinger
droht Christine Adelhardt mit einer Beschwerde beim Intendanten",
panorama, 27.8.2009). Er liegt damit ganz auf der Linie der
CDU/CSU-Ministerpräsidenten von Hessen und früher schon von Bayern, die
mit aller Gewalt noch mehr "christliche" Propaganda bei der ohnehin
neoliberalen Chefredaktion des ZDF durchsetzen wollen (sh.
"Attacke auf Chefredakteur Brender - Wie Koch das ZDF schlechtmacht",
spiegel.de, 25.2.2009). Bei ihren Landessendern, insbesondere im
Bayerischen Rundfunk, haben sie die Manipulation schon durch jahrelangen
Einfluss perfektioniert, aber in den neu eroberten CDU-Ländern
Nordrhein-Westfalen sowie im Bereich des NDR mangelt es hier und da noch
an der langen Dauer der Personal-Hoheit.
24.8.09, einzufügen bei
Mindestlohn.htm#Leiharbeit
Schwarz-rötliche Arbeitsmarkt- und Lohndumping-"Erfolge":
Thema dieser Texte ist die
Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben, also durch die
Konsumdrosselung der Neoliberalen (sh. rossaepfel-theorie.de). Dagegen
rühmen sich diese ihrer angeblichen Arbeitsmarkt-"Erfolge"
bei der Senkung der Arbeitslosenquote. Tatsächlich ist aber die Zahl der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten seit Einführung von
Hartz-IV und Agenda 2010 von 2003 bis Ende 2007 mit etwa 27 Millionen fast
gleich geblieben und bei den Vollzeitbeschäftigten sogar gesunken von
etwa 22,3 Millionen auf 22,1 Millionen (Sh.
"Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von 2000
bis 2007", dgb.de,
Januar 2008).
Nur die Qualität vieler Arbeitsplätze hat sich drastisch
verschlechtert.
Diese Zahlen lassen auf den ersten Blick erwarten, dass es zumindest nicht schlechter geworden wäre. In Wirklichkeit
konnten aber die Zahlen nur gehalten werden durch Zunahme der
Leiharbeit um 24,8 Prozent. Zugleich wurden die Löhne dermaßen gedrückt,
dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Hartz-IV-Empfänger (= "Aufstocker")
um 6,3% zugenommen hat (sh. ebd. dieselbe DGB-Studie von Wilhelm Adamy:
"Entwicklung der sozialversicherungpflichtigen Beschäftigung von 2000
bis 2007", Berlin
29.2.2008, zu erreichen über den vorstehenden Link.)
Im Vergleich zu 1995 gab es sogar bis 2007 einen Rückgang der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Der Deutschlandfunk fasste die Ergebnisse der Studien wie folgt zusammen:
Trotz der Konjunkturbelebung der vergangenen Jahre gibt es in
Deutschland offenbar immer weniger sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte. Von 1995 bis 2007 sei deren Zahl um 4,5 Prozent auf 26,9
Millionen zurückgegangen, berichtet die Chemnitzer "Freie Presse" unter
Berufung auf eine Erhebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. In
Ostdeutschland fielen danach fast 26 Prozent aller Vollzeitstellen weg,
im Westen lag das Minus bei knapp sechs Prozent. Im selben Zeitraum sei
die Zahl der Teilzeit-Beschäftigten zwar um 38 Prozent gestiegen, dies
habe den Rückgang bei den Vollzeitstellen aber nicht ausgleichen können.
(Sh.
"DGB-Studie:
Weniger sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Deutschland",
dradio.de, 11.11.2008.)
Das Lohndumping bei den Aufstockern und Leiharbeitern bedeutet eine
weitere erhebliche Konsumdrosselung zugunsten jener, die einen Großteil
dieses abgesahnten Volkseinkommens dem Nachfragekreislauf entziehen oder
gar in parasitäre, deregulierte Steuer-"Oasen" verschieben und dadurch die
Finanzmarktkrisen mitverursachen.
Man würde diese Zahlen gern entnehmen aus
dem jeweils aktuellen monatlichen Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für
Arbeit, zu erreichen über
arbeitsagentur.de, z.B.
"Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland, Juli 2009". In
diesem Bericht der ministeriellen Agentur sieht man zwar viele
Verlaufswerte über etliche Jahre, aber nichts, was die
Scheinerfolgs-Meldungen der Neoliberalen stören könnte. Lediglich das
Statistische Bundesamt gibt einen schwachen Hinweis auf die Gründe
für solche Scheinerfolge:
WIESBADEN – Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat heute im
Rahmen eines Pressegesprächs in Frankfurt am Main mitgeteilt, dass in
Deutschland der Anteil atypisch Beschäftigter nach Ergebnissen des
Mikrozensus seit 1998 deutlich zugenommen hat: 1998 standen noch fast
drei Viertel (72,6%) der Erwerbstätigen in einem
Normalarbeitsverhältnis, 2008 waren es nur noch 66,0%. Der Anteil
atypischer Beschäftigungsformen stieg im gleichen Zeitraum von 16,2% auf
22,2%.
Unter einem Normalarbeitsverhältnis wird ein Beschäftigungsverhältnis
verstanden, das voll sozialversicherungspflichtig, mit mindestens der
Hälfte der üblichen vollen Wochenarbeitszeit und mit einem unbefristeten
Arbeitsvertrag ausgeübt wird. Ein Normalarbeitnehmer arbeitet direkt in
dem Unternehmen, mit dem er einen Arbeitsvertrag hat, was bei
Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern nicht der Fall ist. Von
atypischen Beschäftigungsformen wird gesprochen, wenn eines oder mehrere
dieser Kriterien nicht erfüllt sind. Dazu zählen neben der Zeitarbeit,
Teilzeitbeschäftigungen mit 20 oder weniger Stunden Arbeit pro Woche,
geringfügige Beschäftigungen sowie befristete Beschäftigungen.
Nach Ergebnissen der Verdienststrukturerhebung, die zuletzt 2006
durchgeführt wurde, erhielt fast jeder zweite atypisch Beschäftigte
(49,2%) einen Bruttostundenlohn unter der Niedriglohngrenze...
(Sh.
"Umfang atypischer Beschäftigung hat zugenommen", Pressemitteilung
304 vom
19.8.2009,
destatis.de).
Bei weiteren
Recherchen findet man jedoch unter den
"Zeitreihen" der
Arbeitsagentur z.B. die Kategorie "Beschäftigte
- Zeitreihen ab 1999 (Quartalsdaten - Zeitreihen nach Ländern,
Staatsangehörigkeit, Vollzeit, Teilzeit, Geschlecht, Altersgruppen,
Auszubildenden)". Dort werden die DGB-Angaben zu den Zahlen der
"sozialversicherungspflichtig Beschäftigten" bestätigt. Man sieht
dort in der XLS-Tabelle Nr. 3 auch einen geringfügigen Anstieg der Beschäftigtenzahlen von 27,2 Millionen auf 27,6
Millionen in 2008 durch die damals boomende Weltkonjunktur. Die Senkung
der Arbeitslosenquote von 10,7% in 2005 auf vorübergehende 7,3% in 2008
(sh.
wko.at) hat aber auch besonders damit zu tun, dass viele Arbeitslose
aufgrund von Gesetzesänderungen gar nicht mehr als solche gezählt
werden, z.B. einige hunderttausend Ein-Euro-Jobber sowie ab Januar 2006
auch ca. 250.000 Arbeitssuchende über 58 Jahren, vor allem aber die
zunehmende Zahl von Arbeitslosen in "Maßnahmen der aktiven
Arbeitsmarktpolitik" (sh. Michael Schumacher:
Deutsche Arbeitslosenstatistik - Manipulation oder Fälschung,
Velbert,
Februar 2007). Die
übertriebene Exportabhängigkeit hat jedoch schon ab Anfang 2009 wieder zu einem
erheblichen Einbruch der Beschäftigung geführt (sh.
"Erwerbstätigkeit im 2. Quartal 2009 - Erwerbstätigkeit unter
Vorjahresniveau", destatis.de, besucht
24.8.2009).
Als erste wurden die Leiharbeiter
von der selbst mitverursachten Finanzmarktkrise betroffen. Deren Zahl hatte sich von 2003 bis September 2008 mehr als
verdoppelt und ist seitdem wieder etwas zurückgegangen. (Sh. die Studie der
Bundesagentur für Arbeit
"Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Zeitarbeit – Aktuelle Entwicklung",
pub.arbeitsgentur.de,
August 2009, Seite 20.)
Von den "christlichen" Neoliberalen ist dazu keine Kritik zu erwarten.
Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, brachte die
Irreführung auf den Punkt:
So schnell die Leiharbeit zum Jobwunder erklärt wurde, so schnell
verschwinden die Arbeitsplätze in der Krise. Leiharbeit ist keine
Brücke in den Arbeitsmarkt, sondern eine Rutsche in die
Arbeitslosigkeit.
(Sh.
"IG Metall kritisiert mit Lichtprojektion auf das Bundeskanzleramt
Missbrauch von Leiharbeit", netkey40.igmetall.de, Rede vom
18.12.2009.) Angeblich wollen die "Christlichen" keinen sozialen
Kahlschlag und protestieren ganz entschieden gegen derartige Vorwürfe
von Arbeits- und Sozialminister Olaf Scholz (SPD) im Wahlkampf:
"Minister Guttenberg hat die Katze aus dem Sack gelassen", sagte Scholz
am Freitag mit Blick auf ein in Medien zitiertes Grundsatzpapier zur
künftigen Industriepolitik. "Die Union will mehr befristete
Arbeitsverhältnisse, mehr Leiharbeit, weniger Kündigungsschutz", sagte
der SPD-Minister. "Und die mühselig errungenen Fortschritte beim
Mindestlohn werden wieder rückgängig gemacht."
(Sh.
"Ein Torpedo namens Guttenberg", sueddeutsche.de,
14.8.2009,
und das sog. "Guttenberg-Papier als PDF-Datei" unter
ngz-online.de,
17.8.2009.)
In Wirklichkeit betreibt die CDU diese asoziale Politik bereits seit
ihrer Gründung und tut dies verstärkt seit dem Ausscheiden der letzten
christlichen Politiker wie Heiner Geißler und Norbert Blüm aus ihrem
Establishment. Dabei wollen sie vor allem die Arbeitnehmer durch die
aufgezählten Kahlschlags-Instrumente weiter unter Druck setzen, um das
Volkseinkommen durch Lohndumping an ihre kapitalkräftigen Partei-Förderer
umzuleiten und auch selbst davon zu profitieren. Die "Christlichen" sind
ganz entschieden gegen die Mindestlohn-Forderungen der SPD zu Felde
gezogen und haben solchen EU-weit üblichen Löhnen doch für einige
Branchen zugestimmt - im Koalitions-Gerangel um weitere
Steuergeschenke für die reichen und superreichen CDU/CSU-Kunden.
Ihr Wirtschaftsminister Guttenberg tut nun so, als ob er und seine
Partei bereitwillig den bisherigen Mindestlöhnen zugestimmt hätten. Für
weitere Mindestlöhne auf EU-Niveau sei nun aber kein Spielraum mehr,
sagte er einmal wieder in einer Diskussion gegen Oskar Lafontaine, der
sich auf eine Untersuchung des US-Nobelpreisträgers Bob Solow zur
Arbeitsmarktwirkung von Mindestlöhnen bezog (in
einem neuen Aufguss der unsäglichen Sabine-Christiansen-Sendung (sh.
rossaepfel-theorie.de), am
23.8.2009, jetzt mit dem Ko-Moderator Stefan Aust auf dem Kommerz-Sender
Sat1 der "Finanzinvestoren" KKR und Permira - sh. hier
Pro7Sat1.htm). Guttenberg
versuchte, den Bezug auf diesen weltweit anerkannten Kronzeugen ins
Lächerliche zu ziehen und verließ sich eher auf die Aussage einer ausgebeuteten Friseurin in
Ostdeutschland sowie vor allem auf die "Analysen" seiner drittklassigen
deutschen neoliberalen Propaganda-Ökonomen, die vor allem Material zur
Umverteilung nach oben für ihre Geldgeber produzieren - auch zur
Verwirrung der Friseurin mit Hilfe der neoliberalen Medien - und die und dabei selbst
noch erheblich von weiteren Steuergeschenken profitieren.
Die Verwirrung ist so perfekt, dass Guttenbergs Friseurin sich für
ihre ordentliche Arbeit mit weniger als 6 Euro Stundenlohn zufrieden
gibt, weil sie - nach seiner Darstellung - nicht will, dass ihre
Arbeitskollegin den Job verliert. Dagegen erhalten Friseurinnen
beispielsweise in Dänemark mehr als das Doppelte - bei halber
Arbeitslosenquote und einem Spitzenssteuersatz für Best-"Verdiener" von
59 Prozent! Und die bestbezahlten neoliberalen Meinungsmacher
hierzulande kassieren für ihre Volksverdummung das Vielfache mit
jährlichen fünfstelligen Steuergeschenken durch die Senkung ihres
Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 Prozent (sh. hier
rossaepfel-theorie.de).
Dass ein CDU-Wirtschaftsminister sich mit dem eingetrichterten
Ökonomie-Verständnis seiner Friseurin begnügt, wirft ein bezeichnendes
Licht auf die Qualität der "christlichen" Wudu-Ökonomie. Im Exkurs zu
den Mindestlöhnen wurde hier schon mehrfach die Selbstblockade der
neoliberalen Ideologie vorgeführt, die einen unbestreitbaren
unmittelbaren und kurzfristigen Jobverlust absolut setzt, aber die
kompensierende volkswirtschaftliche Kaufkraft-Wirkung von höheren
Mindestlöhnen völlig ausblendet.
Die
Beschränkung auf solche Partialmodelle nach Art des IFO-Instituts
von Hans Werner Sinn und anderen Lobbyisten erscheint unredlich und
schon fast mutwillig, wenn man die Folgen dieser Ideologie bedenkt.
Es ist auch unwahrscheinlich, dass die neoliberalen Ökonomen bei
ihrer Ideologie-Produktion aus purer Ignoranz handeln, denn in der Regel
unterschlagen sie zur Bereicherung ihrer Lobby-Kundschaft und von sich
selbst immer weitgehend die Nachfrage-Wirkungen von Lohnerhöhungen und
propagieren statt dessen stets die absurde "Angebots-Theorie" der
Umverteilung nach oben in die eigenen Taschen, die sich ihre Nachfrage
angeblich selber schafft. Eine solche Art der Ideologiebildung ist
anscheinend so alt wie die Menschheit. Aber seit dem Zeitalter der
Aufklärung gegen die Komplizenschaft von Feudalismus und Kirche wird es
auch Zeit für eine Aufklärung gegen den Wählerbetrug zur Umverteilung
nach oben in die eigenen Taschen, auch hier wieder mit Hilfe des
Papsttums (sh. rossaepfel-theorie.de).
Robert Solow wunderte sich trotzdem über die heutige deutsche Spielart:
"Ich
verstehe nicht, weshalb in Deutschland so eine Angst vor dem Mindestlohn
herrscht", sagte Solow am Rande einer Tagung in Lindau. Der Mindestlohn
hat keinen Schaden in jenen Volkswirtschaften angerichtet, die ihn seit
Langem eingeführt haben, wie die jüngste Studie der Russell Sage
Foundation ergab.
Damit stellte sich der Nobelpreisträger von 1987 gegen die
weitverbreitete Ansicht unter Volkswirten, dass die Einführung von
Mindestlöhnen automatisch zu höherer Erwerbslosigkeit führt.(...)
Solow
präsentierte auf der Tagung eine vergleichende Länderstudie über den
Niedriglohnsektor. Zuvor hatten Forscherteams in Deutschland, den USA,
den Niederlanden, in Dänemark, Frankreich und Großbritannien die Lage
von Geringverdienern erkundet, etwa in Callcentern, dem Einzelhandel
oder Hotels.
Viele
Ökonomen überschätzten die negative Wirkung von Mindestlöhnen. Die
Studien hätten ergeben, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Größe
des Niedriglohnsektors und der Beschäftigung gebe. "Es ist auch nicht
wahr, dass relativ hohe Löhne zu einer geringeren Beschäftigung führen",
sagte Solow in einem Vortrag.
Er räumte
zwar ein, dass ein zu hoher Mindestlohn Arbeitsplätze kosten kann. In
der Praxis sei dies aber kaum beobachtet worden, sagte er. Bei Friseuren
oder Gastwirten könnten die Preise steigen. Erfahrungen zeigten jedoch,
dass ihre Geschäfte kaum beeinträchtigt wurden.
(Aus der FTD vom 25.08.2008#© 2008 Financial Times Deutschland,
gespeichert bei
boeckler-boxen.de, mit weiteren Links, besucht
24.8.2009.)
Die Arbeitsplatzvernichtung erfolgt nicht über Mindestlöhne,
sondern vor allem durch die Umverteilung nach oben und die damit
verbundene Drosselung der Binnennachfrage. Seit dem Verrat an der
Sozialdemokratie durch Hartz IV und die Agenda 2010 führt diese
Vernichtung ordentlicher Arbeitsplätze zu wachsender Angst vor dem
Verlust des eigenen, so dass die Gewinne durch Lohndrückerei immer
weiter gesteigert werden können (sh. hier die Grafik zur Verteilung des
Volkseinkommens unter
rossaepfel-theorie.de) und die Kaufkraft für die Binnennachfrage immer
weiter gedrosselt wird.
Vor allem einen Mindestlohn für die ausgeplünderten Leiharbeiter wird
von Guttenberg und seinen Mit-"Christen" entschieden abgelehnt. Um deren
Löhne weiter zu drücken, sind eigens die "christlichen" Dumping-Gewerkschaften
tätig geworden, die zwar nur wenig Mitglieder, dafür aber starke
Kapitalgeber haben. Dazu schreibt der stern:
Die wichtigsten Regelungen:
- Zeitarbeiter dürfen unbefristet im selben Betrieb eingesetzt werden.
- Wegfall des
Synchronisations-Verbots. Das heißt die Zeitarbeits-Firma muss den
Leiharbeiter nur so lange beschäftigen, wie er beim Kunden eingesetzt
ist. Damit wälzt sie das Risiko der verleihfreien Zeit auf den
Arbeitnehmer ab.
- Entgelt: Eigentlich schreibt
das AÜG "equal treatment" vor, das heißt, die Leiharbeiter müssen zu
gleichen Konditionen arbeiten wie die Stammbelegschaften. Es sei denn,
Tarifverträge regeln das anders. Noch bevor das Gesetz in Kraft trat,
schlossen die Zeitarbeitsfirmen Tarifverträge mit den christlichen
Gewerkschaften ab (Einstiegsgehalt 6,53 Euro) und mit dem DGB
(Einstiegsgehalt 7,38 Euro).
Nur zehn Prozent werden fest übernommen
Seitdem wächst diese
Beschäftigungsform so stark wie keine andere in Deutschland. Das
"Jobwunder" der Jahre 2005-2008 geht zum größten Teil auf das Konto der
Zeitarbeit. Andererseits spaltet diese Branche die Gesellschaft
gnadenlos - in gut abgesicherte Stammbelegschaften und jederzeit
aus-tauschbare Randbelegschaften. In Menschen, die gelassen in die
Zukunft schauen können und Menschen, die nie wissen, was übermorgen
kommt. In solche, deren Arbeit immer mehr wert wird und solche, deren
Arbeit systematisch entwertet wird: Das Einstiegsgehalt für einfache
Tätigkeiten liegt je nach Tarifvertrag bei 7,38 Euro oder sogar nur 6,53
Euro. Im Osten sind die Löhne noch niedriger. Und auch der angebliche
"Klebeeffekt" wird schön geredet: Nur etwa zehn Prozent der Leiharbeiter
werden von der Firma, an die sie vermietet sind, fest übernommen.
Die Gewerkschaften wollen den
Missbrauch der Leiharbeit nicht länger hinnehmen und fordern eine
politische Debatte. "Das Schweigen der Kanzlerin zu dem Schicksal von
Hunderttausenden Menschen ist unerträglich", kritisiert Detlef Wetzel.
(Sh.
"Billig-Branche vor neuem Boom",
stern.de,
20.8.2009.)
Zu den "christlichen" Gewerkschaften schrieb die Süddeutsche
Zeitung vom
5.8.2008
unter der Überschrift
"Christliche Gewerkschaften vor Gericht - Die Zweifel bleiben":
Die Zeitarbeitsbranche ist für die christlichen Gewerkschaften zum
zweiten wichtigen Standbein geworden - sie haben dort kaum Mitglieder.
Dass sie dennoch gefragte Partner der Arbeitgeber für Tarifverträge
sind, liegt am Gesetz. Demnach müssen Zeitarbeiter zwar den gleichen
Lohn bekommen wie die festangestellten Kollegen in dem Betrieb, in den
sie entliehen worden sind. Die Regel gilt aber nicht, wenn ein
Tarifvertrag existiert - dann kann der Lohn auch niedriger sein...
Der Deal mit den Christlichen lohnt sich
Der Deal
lohnt sich also vor allem für die Zeitarbeitsunternehmen. Die sparen
viel Geld, wenn sie die gesetzliche Forderung nach "equal pay", also
gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit, mit einem Tarifvertrag
unterlaufen können.
Möglich
ist das auch, weil in Unternehmen, in denen die CGZP ihre gefürchteten
Haustarifverträge macht, Betriebsräte Seltenheitswert haben. Die CGZP
ist dabei so etwas wie ein externer Tarifvertragsdienstleister. Sie
kommen, unterschreiben und gehen wieder. Für die CGZP fallen ein paar
zwangsverpflichtete Neumitglieder ab.
Die
Berliner Richter jedenfalls scheinen tief zu bedauern, dass sie dem
keinen Riegel vorschieben konnten. Wegen eines Formfehlers sei dem
Gericht "eine Entscheidung in der Sache verwehrt" gewesen, heißt es.
Dank solcher "christlichen" Machenschaften mit Schützenhilfe
des "christ-sozialen" Gesetzgebers ist Deutschland inzwischen
Schlusslicht bei der Regulierung der Leiharbeit, gemessen an anderen
europäischen Staaten. Dies zeigt die Studie von Achim Vanselow und
Claudia Weinkopf: "Zeitarbeit in anderen Ländern - Lehren für
Deutschland?" vom
Juli 2009
(sh.
Böcklerimpuls 12/2009), die für die gewerkschaftsnahe
Hans-Böckler-Stiftung erstellt wurde (erreichbar über
boeckler.de). Von den neoliberalen Regierungsparteien und ihren
"christlichen" Schein-Gewerkschaften sind kaum noch kritische
Untersuchungen zu erwaren (sh. oben und die Sendung:
"Dumpinglöhne - wie christliche Gewerkschaften die Arbeitnehmer
verraten", panorama, 22.2.2007).
Kurz vor der Bundestagswahl im September 2009 schießen jetzt die
neoliberalen Meinungsmacher aus allen Rohren gegen den neoliberalen
SPD-Kanzlerkandidaten und unmittelbaren Mitverantwortlichen der Agenda
2010. Dabei würden sie ihn wegen seines Verrats an der Sozialdemokratie
sicher ebenso hochjubeln wie ehemals Gerhard Schröder, wenn sie
jetzt nicht endlich den nächsten Schritt in ihre asoziale
Marktwirtschaft durchdrücken wollten mit einer "christlich"-"liberalen"
Regierung. Dabei bedeutet für sie "Liberalismus" = "Freiheit" zum
Fressen und Gefressenwerden, je nach persönlicher Kassenlage.
Nachtrag vom 9.9.2009 zu den
Schwarz-rötliche Arbeitsmarkt- und Lohndumping-"Erfolgen":
Die Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben ergibt sich
auch aus der Konsumdrosselung durch Lohndumping lt. EU-Bericht vom
September 2009. Dazu schreibt die taz am
9.9.2009
unter der Überschrift
"Niedrige Löhne, wenig Konsum":
Europäische Einkommensentwicklung: Nach einem neuen EU-Bericht
stiegen die Einkommen in Deutschland 2008 real nur um 0,1 Prozent, 2007
gingen sie gar um 0,1 Prozent zurück. Damit gehört Deutschland zu den
Schlusslichtern in Europa: Im EU-Durchschnitt hatten Arbeitnehmer 2008
1,3 Prozent mehr Geld in der Tasche, 2007 sogar 3,6 Prozent...
Privater Konsum: Anfang 2008 gaben Verbraucher in Deutschland
gerade einmal 4 Prozent mehr Geld für Güter und Dienstleistungen aus als
das Anfang 2000 der Fall war. Das Bruttosozialprodukt stieg im selben
Zeitraum jedoch um 12 Prozent an. EU-Bürger leisteten sich im selben
Zeitraum durchschnittlich 20 Prozent mehr Ausgaben für den privaten
Verbrauch.
Hier werden also die Konjunktur-Wirkungen der Umverteilung nach oben
noch einmal recht deutlich.
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