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Teilweise übernommen aus Linksbuendnis.htm,
zuletzt ergänzt am 19. November 2009
Land- und Wasserraub in Palästina
Anlass für die Ausgliederung dieses Exkurses aus der
Datei
Linksbuendnis.htm
ist seine Verlängerung wegen der publikumswirksamen
Angriffe von
Henryk M. Broder
mit Unterstützung des
Zentralrates der Juden in
Deutschland auf Frau Evelyn
Hecht-Galinski, die Tochter des verstorbenen
Zentralrats-Vorsitzenden
Heinz Galinski,
wegen ihrer angeblich antisemitischen Äußerungen.
Tatsächlich geht es um die übliche Ablenkung vom
Kernpunkt ihrer Kritik am Land- und Wasserraub in
Israel, der hier zunächst einmal darzustellen ist.
Die Linke darf sich bei ihrer Kritik daran ebensowenig
mundtot machen lassen wie bei ihrer Kritik an der
Ausplünderung der Ärmsten in Deutschland zur
Umverteilung nach oben. Über das Verhältnis von Henryk
Broder zu Evelyn Hecht-Galinski schreibt die jungeWelt:
Hecht-Galinski ist eine scharfe Kritikerin der
israelischen
Unterdrückungspraxis gegenüber den Palästinensern und
wird deshalb von Broder regelmäßig angegriffen.
(Sh.
"Alles Antisemiten oder
jüdische Selbsthasser - bis auf Broder",
jungewelt.de,
25.8.2008.)
Im Gegensatz zu diesem Antisemitismus-Knüppel gegen die
Kritiker der israelischen Gewaltpolitik gibt es nicht
selten unzulässige Vergleiche von Verbrechen an den
Palästinensern oder anderen Gewaltopfern mit den
Verbrechen der Nazis:
1986 löst der Historiker Ernst Nolte mit seiner These,
der Archipel Gulag sei ursprünglicher gewesen als
Auschwitz, den Historikerstreit aus. Der Soziologe
Jürgen Habermas wirft Nolte vor, er stelle die
Einzigartigkeit von Auschwitz in Frage. Damit unternehme
Nolte den Versuch "die Hypotheken einer glücklich
entmoralisierten Vergangenheit abzuschütteln."
(Sh.
"Antisemitismus",
wissen.de, besucht 3.9.2008.) Von einem "Vergleich"
könnte man aber schon sprechen, wenn Frau Hecht-Galinski
sich zu Recht auf ihren Vater beruft mit den Worten:
Mein Vater hat das Motto nach 45 gehabt: Ich habe
Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu
schweigen. Und was jetzt passiert, seit 60- oder 40
Jahren Besatzung in Israel, ist ein solches Unrecht, das
dürfen wir als Deutsche und ich als deutsche Jüdin nicht
mehr kritiklos hinnehmen. Da machen wir uns wieder
schuldig und aufs Neue und das kann ich nicht mehr
unterstützen und will es auch nicht mehr unterstützen.
(Aus dem Transscript der Sendung "Hallo Ü-Wagen: Reden
über Israel", mit der Moderatorin Julitta Münch,
gespeichert mit weiterem Material unter
israel-network.de,
Seite besucht am 4.8.2008.)
In der Tat lässt sich andererseits der Land- und
Wasserraub und die verzweifelte Verteidigung der
Palästinenser gegen ihre Ausplünderung überhaupt nicht
mit dem industriellen Massenmord in Auschwitz
vergleichen, ebensowenig wie etwa die Plünderungen und
Morde durch die Schergen von
Al Baschir in
Darfur oder durch die
Hutu-Milizen im Kongo.
Dennoch ist dieser Raub mit all seinen Brutalitäten ein
fortdauerndes Verbrechen und eine Ursache für
Antisemitismus, Antiamerikanismus, Attentate in Europa
und viele andere Gewalttaten weltweit, auch durch die
Palästinenser.
Der Land- und Wasserraub ist aber noch keine
Rechtfertigung für den Angriff auf das Existenzrecht
Israels mit den Ressourcen in den Grenzen der "Grünen
Linie", die von den Palästinensern
gezwungenermaßen großzügig anerkannt wurden und als
Grenzen für deren zukünftigen Staat zu sehen sind (sh.
auch Wikipedia: "Israelische
Sperranlagen"). Mit diesen erweiterten Grenzen
wollen sich jedoch die US-finanzierten
Expansions-Nationalisten der israelischen Rechten nicht
begnügen, obwohl sie damit schon ein viel größeres
Gebiet erhalten, als ihnen nach dem UN-Teilungsbeschluss
von 1947 zugebilligt wurde (sh. Uri Avnery: "Zwölf
konventionelle Lügen", uri-avnery.de, 20.10.2000).
Vielmehr zerstückeln sie durch ihre völkerrechtswidrigen
Sperranlagen um weit verstreute kleinere und größere
israelische Siedlungen auf dem Gebiet der
Palästinenser deren Lebensraum bis zur Unbewohnbarkeit
(sh. die Landkarten bei
B'TSELEM.org) und rauben ihnen obendrein noch den
weitaus größten Teil ihres existenznotwendigen Wassers.
Diese Zerstückelung erscheint als weitere
Expansionsvorbereitung, weil die vielen grenzferne
israelische Siedlungen auf Palästinenserland auch ohne
solche Sperrranlagen auskommen und sogar auf diese Weise
zur allmählichen Einverleibung des gesamten besetzten
Restgebietes dienen können.
Nach dieser Methode wurde bereits das weit abgelegene
fruchtbare Westjordantal an der Grenze des
Palästinensergebietes zu Jordanien zum größten Teil
durch israelische Siedler eingenommen. Die
palästinensischen Bewohner werden durch Auflagen
dermaßen reglementiert, dass ihre Existenzgrundlagen
immer weiter ausgehöhlt werden. Siehe dazu den Artikel
von Chris McGreal: "Israel
verdrängt Palästinenser aus fruchtbarem Tal" im
britischen Guardian vom
14.2.2006 mit folgenden Auszügen (übersetzt vom
Verfasser):
Israel hat effektiv das Jordantal annektiert – etwa ein
Drittel der besetzten Westbank – durch Abriegelung des
Zutritts für fast alle Palästinenser zu dieser Region.
Das erklärte gestern eine anerkannte israelische
Menschenrechtsgruppe.
Die Gruppe B’Tselem verweist auf ein System von
Zutrittspapieren und Kontrollpunkten, das während der
letzten Monate ausgeweitet wurde, um die meisten
Palästinenser von dem Tal fernzuhalten. Sie sagt, dass
diese und andere Maßnahmen, die die Palästinenser zum
Wegzug zwingen, als Schritte zur Einverleibung des
Landes durch Israel erscheinen.
Das schwach bevölkerte Tal ist bewohnt von 53.000
Palästinensern und 6.000 Israelis in 21 jüdischen
Siedlungen. Es gehört zu den fruchtbarsten Landstrichen
in den besetzten Gebieten und ist eine bedeutende Quelle
der Agrarproduktion…
Wenn Israel die Kontrolle über das Tal behält, wäre der
palästinensischen Staat auf der Westbank vollständig vom
israelischen Territorium umgeben und hätte keine direkte
Verbindung mehr zum Rest der arabischen Welt.
Israelische Führer haben auch darüber diskutiert, dass
sie die ausgedehnte Sperranlage auf der Westbank weiter
ausbauen, so dass sie durch das Jordantal verläuft und
das gesamte künftige Palästina einschließt.
Die Abschnürungs-Politik mit Mauerbau auf
Palästinenserland wird weiter fortgesetzt - trotz aller
israelischen Lippenbekenntnisse und milden Ermahnungen
durch die USA (als Israels Großfinanzier) und durch
andere westliche Mitverantwortliche für diese
Fledderei. So schreibt die FAZ:
Die israelische Regierung hat am Sonntag bekanntgegeben,
dass sie die jüdische Siedlung Givat Seev im
Westjordanland um 350 Wohnungen erweitern sowie 750
Wohnungen im Ost-Jerusalemer Viertel Pisgat Seev
errichten will.
(Sh. "Kritik
an Israels Siedlungsplänen", faz.net,
10.3.2008, mit der Standard-Ausrede der israelischen
Rechten, dass diese weiteren Provokationen schon früher
(von ihr selbst) genehmigt und nur aufgeschoben waren.
Vgl. auch die obige
Karte mit Giv’at Ze’ev im Palästinenserland nahe
Jerusalem in nordwestlicher Richtung - mit geplantem
Mauereinschluss.)
Unter diesen Voraussetzungen war auch von der
Friedensinitiative des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy
Carter vom April 2008 nicht viel zu erwarten (sh.
"USA und Israel reagieren kritisch auf Hamas-Initiative",
tagesschau.de, 21.4.2008, und Wikipedia:
Hamas), da Israel beim Festhalten an seiner
gewaltsamen Expansionspolitik über seine Grenzen von
1967 hinaus gar kein Interesse daran haben kann, auf die
verhaltenen Friedenszeichen der militanten
palästinensischen Teilgruppierung Hamas einzugehen,
und weil es von der Bush-Regierung weiterhin finanziert
sowie von den deutschen Neoliberalen nicht nur
"moralisch" dabei unterstützt wird.
Schon David Ben Gurion, erster israelischen
Ministerpräsident und Gründer der sozialdemokratischen
Arbeitspartei Israels, hatte die die eigentliche Ursache
und notwendige Konsequenz des angeblichen
"Palästinenserproblems" erkannt:
Warum sollten die Araber Frieden schließen ? Wäre ich
ein arabischer Führer würde ich niemals mit Israel
verhandeln. Das ist ganz natürlich: Wir haben deren Land
genommen.
(Sh. Wikipedia:
David Ben Gurion.) Zu den Konsequenzen sagte er nach
den Erinnerungen des israelischen Fotographen David
Rubinger:
Raus aus den besetzten Gebieten, sonst werden wir daran
ersticken.
Sh. "Respekt vor den Menschen", Neues Deutschland,
15.3.2008, gespeichert unter
uni-kassel.de. Es gibt auf allen Seiten Menschen
guten Willens. Wer den Respekt vor diesen Menschen nicht
hat, kann nicht zu den
"Gerechten" gehören, die in Israel verehrt werden.
Die historische Verantwortung Deutschlands für die
unermesslichen Verbrechen der deutschen Rechten ist kein
Grund zum Wegsehen, denn sie bezieht sich auch auf das
Wohl der Palästinenser als Opfer der ausgearteten
Folgeereignisse. Statt dessen inszenierte sich Angela
Merkel in Israel mit großem Minister- und Medienaufgebot
und verurteilt die Kassam-Raketen, ignoriert aber den
fortschreitenden Land- und Wasserraub durch Israel, sh.
Tom Segev, Haaretz-Correspondent: "Merkel condems
Qassams, but ignore's Israel's actions" haaretz.com,
19.3.2008). Auch die Kritik der deutschen
Entwicklungshilfe-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
(SPD) am massenhaften israelischen Abwurf der
heimtückisch wirkenden Streubomben im Libanon ist laut
Angela Merkel nur die "Privatmeinung der Ministerin".
Dazu sagte Frau Evelyn Hecht-Galinski (sh. oben):
Wo sind wir denn? Was heißt denn Privatmeinung? Frau
Bundesministerin Wieczorek-Zeul, die uns jetzt im Moment
in Stockholm auf dieser so genannten Geberkonferenz
vertritt, was auch schon ein Hohn ist. Israel zerstört
80 Prozent der Infrastruktur im Libanon, und wir dürfen
wieder aufbauen großzügigerweise oder vielleicht jetzt
Soldaten hinschicken. Wir sollten Soldaten hinschicken
für den Wiederaufbau, aber nicht um die Arbeit für
Israel dort zu verrichten und die Grenzen zu schützen,
damit die nicht wieder einen Krieg anfangen. Das sind
alles Sachen, die für mich den Antisemitismus wirklich
fördern.
(Sh.
"Sprachrohr der israelischen
Regierung", dradio.de,
1.9.2006. Sh. auch weitere Texte von Frau
Hecht-Galinski unter
arendt-art.de.)
Der so geschürte Hass in der arabischen
Welt gegen Israel und die westlichen Unterstützer des
Unrechts hat sich auch in Spanien, Frankreich und
anderswo gegen völlig unbeteiligte Passanten entladen.
In dem Interview mit dem Deutschlandfunk sagte Frau
Hecht-Galinski gegen den
Zentralrat der Juden in
Deutschland:
Nicht diejenigen, die Israels Politik kritisieren,
fördern den Antisemitismus, sondern diejenigen, die
schweigen und damit zulassen, dass das Bild von
hässlichen Israeli und inzwischen auch von hässlichen
Juden, was ja nicht gleich ist, weil Jude gleich
Israeli, das muss einmal ganz scharf getrennt werden,
das wird leider vom Zentralrat alles kaputt gemacht…
Zum Beispiel wurde Dr. Verleger, der Mitglied im
Direktorium des Zentralrats war, nach seiner Kritik -
der hat ja auch nur gesagt die Vergehen im Libanon, in
Gaza, gezielte Tötung, unverhältnismäßige Bombardierung
und dergleichen - gleich von seiner Gemeinde als
Delegierter im Zentralrat abgesetzt. Dann die
Buchvorstellung von Rupert Neudeck, den man ja auch sehr
oft im Deutschlandfunk hört. Die wurde verhindert von
der Frankfurter jüdischen Gemeinde. Die evangelische
Kirche hatte einen Raum zur Verfügung gestellt. Die
mussten das absagen, weil die Frankfurter Gemeinde unter
Arno Lustiger und Herrn Graumann das verhindert hat,
dass er dort sein neues Buch vorstellen konnte, das sich
ja mit diesem Thema beschäftigt. Und so geht es ja immer
schon. Jegliche Kritik wird als Antisemitismus
verurteilt, und dadurch ist ja schon fast jeder mundtot
gemacht worden…
Ich kriege so viele Zuschriften von sehr, sehr
engagierten Deutschen, die absolut nicht in der rechten
Ecke sind, die sich aber schon gar nicht trauen, den
Mund aufzumachen. Die sagen immer, sie können das mit
ihrem Namen, aber wenn wir das sagen, sind wir sofort
Antisemiten. So weit ist es in Deutschland leider schon
gekommen.
(Sh.
"Sprachrohr der israelischen
Regierung", dradio.de,
1.9.2006.)
So weit ist es auch mit den meisten neoliberalen Politikern und
sonstigen Meinungsmachern gekommen, dass sie neben ihrer
Gier zur Umverteilung in die eigenen Taschen auch
ansonsten nur noch vom Opportunismus bestimmt sind, wenn
sogar die jüdischen Kämpfer für ein humanes Israel als
Antisemiten dargestellt werden.
Die Methode der Einschüchterung zur Ablenkung von den
Fakten beschreibt der Politologe Alfred Grosser wie
folgt:
Einerseits versucht man
einzuschüchtern, andererseits breitet man den Schleier
des Antisemitismus über das Gesagte aus, um nicht die
dargestellten Fakten widerlegen zu müssen. Wenn man dem
noch persönliche Beschimpfungen hinzufügt und das
Gesagte so verdreht, dass es skandalös erscheint, kann
man sicher sein, Aufsehen zu erregen und einige im
Allgemeinen schon voreingenommene Geister auf seine
Seite zu ziehen. In diesem Sinne schreibt und spricht
Henryk M. Broder."
(Sh.
"Antisemitismusstreit - Alfred Grosser greift ein",
litart.twoday.net,
besucht 3.9.2008.). Und der taz sagte Grosser in einem
Interview:
Alfred Grosser: Gerade weil ich
überzeugter französischer Staatsbürger bin, war ich
schon während des Algerienkrieges gegen die Folter und
die Zerstörung von Dörfern im Namen Frankreichs. Ein
französischer Minister sagte damals: "Wenn die Attentate
aufhören, stoppen wir auch die Repression." Das Gleiche
hört man heute von israelischen Politikern. Ich war
damals auf der Seite des Erzbischofs von Algier, der
sagt: Jeder Unschuldige, der getötet wird, jedes Dorf,
das zerstört wird, bringt neue Terroristen hervor. Ich
verstehe nicht, wie man diesen Zusammenhang heute
übersehen kann.
(Sh.
"Ich muss als Jude nicht für
Israel sein", taz.de, 4.4.2007.) Er hätte
hinzufügen können, dass der immer weiter zunehmende
Land- und Wasserraub am Anfang der Gewaltspirale stand.
Evelyn Hecht-Galinski streitet in Deutschland für die Opfer
dieser
Ausplünderung zusammen mit der Organisation "Jüdische
Stimme für gerechten Frieden in Nahost". Diese
Friedensinitiative "ist Teil eines Zusammenschlusses von
mittlerweile zwanzig vornehmlich jüdischen
Friedensorganisationen aus zehn Mitgliedstaaten der
Europäischen Union" (sh. vorstehenden Link) und "bekannt
für öffentliche Kritik an der israelischen Politik" (sh.
wikinews.org, besucht am 3.9.2008).
Dagegen fördert Henryk Broder diese Ausplünderungen und
ihre Unterstützung durch den Zentralrat mit seiner
Schmähkritik an Frau Hecht-Galinski:
"Jeder kölsche Jeck mit zwei Promille im Blut würde
sogar an Weiberfastnacht erkennen, dass Frau EHG eine
hysterische, geltungsbedürftige Hausfrau ist, die für
niemanden spricht außer für sich selbst und dabei auch
nur Unsinn von sich gibt. Ihre Spezialität sind
antisemitisch-antizionistische Gedankenlosigkeiten…"
(Sh.
"Zwei Promille im Blut",
welt.de, 26.8.2008.) Damit trägt er zugleich bei zum
"Bild von hässlichen Israeli und inzwischen auch von
hässlichen Juden", wie Frau Hecht-Galinski es nennt. Am
Beispiel von Frau Hecht-Galinski und vielen anderen
jüdischen Kritikern der Zustände wurde bereits gezeigt,
dass dieses pauschale Bild ebenso unzulässig ist, wie
das Bild vom hässlichen Deutschen als Neoliberalen oder
Nazi-Verbrecher.
Frau Hecht-Galinski hatte Broder durch eine einstweilige
Verfügung den Vorwurf des Antisemitismus untersagen
lassen:
Dagegen hatte Broder Einspruch eingelegt. Hecht-Galinski
hatte in der Vergangenheit wiederholt die Politik
Israels gegenüber den Palästinensern kritisiert. In der
Verhandlung sagten ihre Anwälte, sie sei keineswegs
antisemitisch, sondern habe nur Kritik an der
israelischen Politik geübt. Die Behauptung Broders, ihre
Spezialität seien antisemitische Statements, sei deshalb
eine Schmähung ohne Sachbezug und damit unzulässig. Die
Anwälte Broders unterstellten Galinski dagegen, sie
wolle ihm "einen Maulkorb verpassen", obwohl Broders
Äußerung vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung
gedeckt sei. Broder, der persönlich vor Gericht
erschienen war, lehnte einen Vergleichsvorschlag des
Gerichts für eine gütliche Einigung ab. Das Gericht will
nun am 3. September entscheiden. dpa
(Sh.
"Broder will keine Einigung mit
Evelyn Hecht-Galinski", welt.de,
15.8.2008). Die Prozessfreudigkeit von Broder dient
nicht nur seiner missverstandenen Meinungsfreiheit,
sondern macht ihn zugleich noch bekannter, bringt ihn
noch häufiger in die Talkshows und fördert so den Absatz
seiner Schriften.
Broder ist in der Gerichtsentscheidung vom 3.9.2008
lediglich mit seiner Schmähkritik unterlegen (sh.
"Broder erzielt Teilerfolg im
Rechtsstreit mit Galinski-Tochter",
derNewsticker.de/DDP,
3.9.2008, und
"Broder erzielt Teilerfolg im
Antisemitismus-Streit", welt.de,
4.9.2008, mit Aktenzeichen).
Der Antisemitismus-Vorwurf galt dem Gericht anscheinend
nicht als Schmähung gegen Frau Hecht-Galinski, sondern
als zulässige freie Meinungsäußerung, obwohl er doch
gerade in diesem Fall völlig absurd erscheint und
Frau Hecht-Galinksi tatsächlich nur "Kritik an der israelischen Politik"
geübt hat. Es wäre das Ende der Meinungsfreiheit im
politischen Kampf, wenn man z.B. der Linken ihre Kritik
an der neoliberalen Politik, also ihren
"Anti-Neoliberalismus" und ihre ausführlich begründeten
heftigen Vorwürfe als Schmähungen auslegen würde oder
wenn man die wenigen sachlich argumentierenden Vorwürfe
der Neoliberalen gegen die Linke verbieten wollte. Der
Vorwurf des "Antisemitismus" ist allerdings eher eine
Schmähung, besonders in diesem Fall, und kommt in die
Nähe der Volksverhetzung. Der Vorwurf des
"Anti-Neoliberalismus" ist dagegen eine ungewollte
Anerkennung eigenständigen Denkens. Es wäre interessant
zu sehen, wie dieser abartige Antisemitismus-Vorwurf von
einem übergeordneten Gericht beurteilt wird. Die FAZ
schreibt dazu:
Die "Süddeutsche Zeitung" hat jetzt einen Kommentar von
Edward Koch zu diesem Fall bekanntgemacht. Der frühere
Bürgermeister von New York, der 2004 die amerikanische
Delegation bei der Berliner Antisemitismus-Konferenz
leitete, erwartet von Deutschland nicht, dass es
Vergleiche zwischen Israel und dem Hitlerstaat
verbietet. "Redefreiheit bedeutet, dass es eine Grauzone
mit einigem Spielraum gibt. Aber sie bedeutet auch, dass
es einem Henryk M. Broder erlaubt sein muss zu sagen,
dass solche Bemerkungen – seiner Meinung nach –
antisemitisch sind."
Sollen die Kölner Richter sich diese salomonische
Auffassung zu eigen machen, aus der die Weisheit der
großen liberalen Republik mit der schrankenlosen
Redefreiheit ihres ersten Verfassungszusatzes spricht?
In Deutschland sind die Grenzen des rechtlich Erlaubten
und des sozialmoralisch Erträglichen enger gezogen als
in Amerika. Die Redefreiheit ist de iure und de facto
geschichtspolitisch beschränkt. Der
Antisemitismusvorwurf eignet sich zum moralischen
Totschlag. Wer die Beschreibung eines Gegners als eines
Antisemiten durchsetzen kann, hat ihn aus dem
öffentlichen Diskurs ausgeschlossen. Das ist zu
bedenken, wenn die Richter entscheiden, ob Frau
Hecht-Galinski es in der Härte des Meinungskampfes
hinnehmen muss, als notorische Antisemitin bezeichnet zu
werden.
(Sh. "Was darf eine Jüdin in Deutschland gegen Israel
sagen?", faz.net, 3.9.2008.)
Die Äußerungen von Frau Hecht-Galinski sind mit all
ihrer gebotenen Schärfe doch sachbezogen, ganz im
Gegensatz zu den obigen Tiraden von Henryk Broder. Bei
den Neoliberalen ist allerdings gegen die Linke kaum
Sachbezogenheit angesagt (sh. hier
Linksbuendnis.htm), sondern es reicht
ihnen der Missbrauch ihrer Meinungsmacht und des
Medienkapitals zur Aushöhlung der Demokratie.
Mit solchem Kapital im Rücken konnte Broder sogar für
den Börne-Preis ausgewählt werden. Dies ist allerdings
eher eine Verunglimpfung von
Ludwig Börne als
bedeutendem sozialrevolutionären Schriftsteller und
Vorkämpfer für eine echte Demokratie. Die FAZ schrieb
und zitierte dazu folgendes:
Dass der "Spiegel"-Mann Henryk M. Broder auf Vorschlag
des "Focus"-Manns und alleinigen Jurors Helmut Markwort
in diesem Jahr den Ludwig-Börne-Preis erhält, ist eine
ebenso souveräne wie naturereignishaft normal wirkende
Entscheidung...
Broder ist, wie es sich für eine polemische Institution
gehört, stolz auf seine Feinde. Unter der Rubrik "Das
meint der Leser" veröffentlicht er auf seiner Website
den jeweils letzten Dreck, der gegen ihn geschleudert
wird. "Sie sind der letzte Dreck", so durfte dort
gestern ein Broder-Leser namens Martin Steiner
vermelden, "ein Stück genetischer Sondermüll mit PC und
Internetanschluss, ein Importdeutscher, den in Polen
keiner haben wollte, ein Mensch ohne Manieren, einer,
der sich nicht genug auf seine jüdische Identität
berufen kann, ein Bush-Adept, ein blinder
Israelapologet". Ein Broder, der die Leute nicht zur
Weißglut brächte, sie nicht auch bis aufs Blut ihrer
niedrigsten Neigungen reizte, wäre eines Preises im
Namen des großen Börne nicht würdig.
(Sh.
"Henryk M. Broder – Das Ungetüm
vom Dienst", faz.net, 1.2.2007. )
Solche Schmähkritik scheint selbst gegen Broder weit
übertrieben, aber wer so exzessiv im Austeilen ist wie
er gegen die aufrechte Frau Hecht-Galinski, der muss
sich auch selbst einiges gefallen lassen.
Der Land- und Wasserraub ist eine eher altertümliche
Form der Umverteilung nach oben. Er wurde in Israel auch
für die nähere Zukunft abgesichert durch die Wahl von
Benjamin Netanjahu am 31. März 2009 zum
Ministerpräsidenten. Eine Regierungsbildung mit der
halbwegs gemäßigten stimmenstarken Kadima-Partei ist ihm
nicht gelungen, da er und sein Likud-Block einen Frieden
mit den Palästinensern durch die
Zwei-Staaten-Lösung nicht akzeptieren wollen. (Zum
Ausgang der Knesset-Wahl siehe z.B.
„Äußerst knapper Wahlausgang in Israel“,
dw-world.de,
11.2.2009.)
Am Ende konnte er sich mit dem massiven Einsatz von
Staatsgeldern sein Amt erkaufen durch die Unterstützung
von vier rechtsradikalen ultraorthodoxen Parteien und
den Opportunisten aus der Arbeitspartei von Ehud Barak.
Die orthodox-jüdischen Fundamentalisten schüren also
durch ihre Rücksichtslosigkeit den Hass der muslimischen
Araber in ähnlicher Weise, wie die christlichen
Fundamentalisten über Jahrhunderte den Hass gegen die
Juden geschürt haben. Mit dem Stimmenkauf verschaffte
Netanjahu seinen
Unterstützern insgesamt 30 Ministerposten - in einem
Staat mit der halben Einwohnerzahl von
Nordrhein-Westfalen. Dazu schreibt SPIEGEL ONLINE am
31.3.2009 unter
der Überschrift
„ISRAELS NEUE REGIERUNG – Viele Probleme, viele
Minister“:
Fast zwei Millionen Euro koste jeder Minister nebst Büro
jährlich den Steuerzahler, rechneten Israels
Tageszeitungen ihren Lesern vor. In Zeiten der Krise, in
der täglich Hunderte ihre Jobs verlören, sei es
schamlos, so viel Geld zu vergeuden…
30 Minister, sieben Vizeminister wird es künftig geben.
Damit sitzt jeder zweite Parlamentarier der Koalition
mit im Kabinett. Um die benötigten Stellen zu schaffen,
wurden Ressorts gesplittet, andere neu kreiert: So gibt
es jetzt einen Minister, der sich einzig mit der
"Verbesserung der Dienstleistungen für die Bürger"
beschäftigen wird.
Die Größe seiner Regierung sei der Preis, der für die
Einigung gezahlt werden musste, rechtfertigte Netanjahu
den personellen Umfang seines Teams. Kritiker hingegen
behaupten, Netanjahu wolle sich mit Hilfe seiner
Personalpolitik eine lange Amtszeit erkaufen: Gut
versorgt würden die Minister eher für ein Fortbestehen
der Regierung arbeiten.
Auch in Netanjahus eigener Partei gibt es offenbar kaum
vorzeigbare Politiker. Andernfalls hätte er mit Avigdor
Lieberman kaum einen Außenminister ernennen müssen, der
ebenso suspekt ist wie die übrigen. Dazu schreibt das
Handelsblatt vom
18.3.2009 unter
der Überschrift
"Avigdor Liebermann: Vom Rambo zum Diplomaten?":
Möglicherweise wird Lieberman nicht genügend Zeit haben,
um die neue Verantwortung zu verinnerlichen. Denn seit
Jahren ermittelt die Polizei wegen des Verdachts auf
Korruption, Betrug, Geldwäsche und Untreue gegen ihn. In
den nächsten Tagen will sie ihn verhören. Sollte er
angeklagt werden, müsste sich Netanjahu bald schon einen
Außenminister suchen.
An Netanjahus Unterstützungsquote der 69 von 120
Abgeordneten-Stimmen sieht man jedenfalls, wie es um die
israelische Politik bestellt ist, was mit den Milliarden
aus den USA in Israel alles möglich ist, warum der
arabische Extremismus auf diese Weise noch weiter
geschürt wird und dass die USA mit Unterstützung von
Europa noch viele Menschenleben opfern und das Vielfache
von diesen Milliarden aufwenden müssen, um dem
Extremismus entgegenzutreten, den sie selbst durch ihre
Milliardenunterstützung für das Unrecht verursachen.
Beim seinem Europa-Besuch im August 2009 versuchte
Netanjahu, seiner gekauften Regierung den Anschein von
Legitimität durch möglichst langen Händedruck mit Merkel
und anderen zu verleihen. Vorher hatte Netanjahus
Sicherheitsberater Uzi Arad den Merkel-Berater Christoph
Heusgen am Telefon noch angeschrieen, dass man in Berlin
auf keinen Fall das Siedlungsthema ansprechen dürfe (sh.
"Spannungen zwischen Netanjahu und Merkel",
hagalil.com,
25.8.2009). Aber Merkel hatte dann bei dem
Besuch zum Fototermin doch sehr zaghaft gesagt, dass der
Siedlungsbau "möglichst bald" beendet werden solle.
Diese Abwiegelung mag Netanjahu gefallen haben, denn es
war schon beeindruckend, dass er beim fotogerechten
Händedruck die Hand der gequält dreinschauenden Angela
Merkel kaum noch loslassen wollte. Die Deutsche Welle
schreibt dazu:
Eine Woche lang war Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Europa
unterwegs. Und alle seine Gesprächspartner haben vor
allem eins von ihm gefordert: Dass nämlich Israel
endlich verbindlich seinen Siedlungsbau stoppen muss.
Auch über den Iran wurde geredet, über den
Nahost-Friedensprozess und die europäisch-israelischen
Beziehungen. Nur ein Thema wurde überhaupt nicht
angeschnitten, obwohl es gerade in Berlin auf der Hand
gelegen hätte: Die fast neun Meter hohe, massive
Betonmauer, die heute Palästinenser von den Israelis
trennt. Vor sieben Jahren hat Israel nach einer Welle
von Selbstmordanschlägen mit dem Bau angefangen, vor
fünf Jahren hat der internationale Strafgerichtshof in
Den Haag die Mauer für illegal erklärt. Heute ist sie
eines der großen Hindernisse auf dem Weg zu einem
Friedensprozess, sagt Prof. Michael Bothe im
DW-Interview. Er ist Völkerrechtler und er hat 2004 die
arabische Liga in Den Haag vertreten.
(Sh.
"Und wer redet über die Mauer?",
dw-world.de,
28.8.2009.)
Auch Michael Bothe wunderte sich über diese
Unterschlagung des Kernthemas. Aber das Mauer-Thema
verweist nicht nur auf einem "möglichst baldigen" Stop
des Siedlungsbau, sondern führt vor allem zur Frage nach
der Zerstückelung des Palästinenser-Landes durch dieses
monströse Machwerk. Gegen die Selbstmordanschläge gebe
es effektive Kontrollen. Die Mauer habe relativ wenig
mit dem Zurückgehen der Selbstmordanschläge zu tun. Sie
diene vor allem dieser Zerstückelung mit der Folge, dass
die Palästinenser in ihre eingemauerten Wohngebiete die
Existenzgrundlage verlieren und wegziehen müssen. Dies
sei auch ein wesentlicher Grund dafür, dass der
Internationale Strafgerichtshof die Mauer für illegal
erklärt habe. So stehe es auch ausdrücklich in dessen
Gutachten (sh. das Interview mit Michael Bothe,
ebd.).
Ohne den Abriss der Mauer und notfalls Aufgabe des
geraubten Landes sind die Verhandlungs-Angebote von
Netanjahu reine Täuschungs-Manöver.
Wenn es wirklich nur um den
Schutz gegen Selbstmord-Attentäter ginge, hätte Israel die Mauer nicht
auf heutigen Palästinenser-Gebiet errichtet und könnte sie dort sofort abreißen,
um sie notfalls innerhalb seiner Grenzen vor den Sechstagekrieg von 1967 neu zu bauen.
Auch mit einer solchen Ausgrenzung zur Wahrung der
politischen Mehrheit würden den Palästinensern schon das
Äußerste abverlangt, da viele von ihnen schon kurz nach
dem zweiten Weltkrieg mit äußerster Brutalität aus dem
heutigen israelischen Kerngebiet vertrieben wurden (sh.
"Israel und das Rückkehrrecht
der Palästinenser", wsws.org, 26.1.2001)
und zumindest entschädigt werden müssen - notfalls mit
Hilfe der internationalen Gemeinschaft.
Das Rückkehrrecht der Palästinenser ins israelische
Kernland mit vollem Wahlrecht würde zwar die politischen
Machtverhältnisse in Israel völlig verändern, aber es
erscheint inzwischen als die einzig praktikable
Alternative, solange die Mauer nicht abgerissen oder
evt. auf der Grenze von 1967 neu erbaut wird (sh. auch
Amira Hass:
„Die Grenze von 1967: Israel und Palästina und die
Utopie einer normalen Zukunft“, hagalil.com.)
Nachtrag vom 27.10.2009
Selbstbedienung auf Kosten der Ärmsten auch in Israel,
aber mit Gewalt
statt Manipulation
Zum
Wasserraub der Israelis in den Palästinensergebieten berichtet DIE ZEIT
über eine Untersuchung von Amnesty International:
Der Untersuchung zufolge fordert Israel mehr als 80 Prozent der Vorräte
aus einem Grundwasserbecken unter dem Westjordanland. Den Palästinensern
hingegen würden nur 20 Prozent zugestanden. Das Becken "Mountain
Aquifer" ist laut amnesty die einzige Wasserquelle für die Palästinenser
im Westjordanland, während Israel auch noch das gesamte verfügbare
Wasser aus dem Jordan bezieht. Daraus resultiere ein viermal höherer
Pro-Kopf-Verbrauch: Während jeder Israeli pro Tag durchschnittlich 300
Liter zur Verfügung habe, stünden auf palästinensischer Seite täglich
nur 70 Liter pro Person zu Buche…
(Sh.
"Amnesty kritisiert israelische Wasserpolitik", zeit.de,
27.10.2009,
und
"ISRAEL RATIONS PALESTINIANS TO TRICKLE OF WATER", amnesty.org,
27.10.2009.)
Grundlage für den Land- und Wasserraub ist dessen
Finanzierung durch jährliche Militärhilfen und sonstige
Hilfsgelder in Milliardenhöhe aus den USA. (Sh. Noam
Chomsky:
"Das amerikanisch-israelische Programm zur Annexion und
Zerstörung Palästinas", zeit-fragen.ch,
25. und 30.1.2009.)
Die Militärhilfe wurden durch ein Folgeabkommen unter
George W. Bush Mitte 2007 noch einmal um etwa 25 Prozent
aufgestockt auf jährlich etwa 3 Milliarden US-Dollar für
weitere zehn Jahre (sh.
"USA – Milliardenschwere Waffenhilfe für gute Freunde",
sueddeutsche.de,
28.7.2007). Das
Geld dient auch zur zunehmenden Beherrschung des Staates
Israel durch seine Drahtzieher in der Rüstungsindustrie
(sh. z.B.
"Israel ist ein Staat seiner Rüstungsindustrie",
linkezeitung.de,
30.1.2009.)
Diese Perversion des Staatswesens wird auch von
israelischen Kommentatoren beklagt. Die sonstigen
"Hilfsgelder" aus den USA dürften jährlich über zwei
Milliarden Dollar liegen (sh:
"Für den Siedlungsbau Israels bedeutet Status quo
Expansion", schattenblick.de,
13.7.2009).
Mit diesem Geldsegen wird indirekt der weitere Ausbau
von israelischen Siedlungen auf Palästinenserland
finanziert. Dazu schreibt DIE PRESSE aus Wien am
18.11.2009 unter
der Überschrift
"Israel brüskiert USA durch neue Siedlungspläne":
Die Regierung Obama protestiert heftig gegen
neue Bauvorhaben in Ostjerusalem – und muss machtlos
zusehen. Israels Premier Netanjahu will die Aufregung
nicht verstehen.
Israel hat sich zielsicher weiter ins internationale
Abseits manövriert: Ursache ist der Bau von 900 neuen
Wohnungen in der Siedlung Gilo bei Jerusalem. Fast im
Wortlaut verurteilten die USA, das britische
Außenministerium und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon den
geplanten Neubau, mit dem "die Friedensbemühungen
unterwandert werden", so der UN-Chef.
Man fragt sich, wieso Obama "machtlos" ist gegenüber
solchen Provokationen, obwohl diese doch durch seine
Regierung finanziert werden. Dazu heißt in der Berliner
Zeitung vom 28.7.2009:
Die Kürzung von Kreditgarantien oder der militärischen
und wirtschaftlichen Finanzhilfen für Israel, die
Aussetzung von Ersatzteillieferungen für die in den USA
gekauften Waffensysteme oder Verkaufsbeschränkungen für
militärische Weiterentwicklungen wären Hebel, mit denen
Präsident Obama die israelischen Freunde zu Kompromissen
drängen könnte. Doch selbst wenn er es wollte - weder
die Mitglieder des Senats noch des Repräsentantenhauses
würden dazu ihre Zustimmung geben. Mit Blick auf die
amerikanischen Wähler und aktuell vor allem mit Blick
auf den Nuklearstreit mit dem Iran.
(Sh.
"ANALYSE - Obamas Druck auf Israel sind enge Grenzen
gesetzt", berlinonline.de,
28.7.2009.)
Aber die fortgesetzte Finanzierung des israelischen
Landraubes durch die USA erfolgt schon seit Jahrzehnten
und nicht erst "vor allem mit Blick auf den
Nuklearstreit mit dem Iran". Es geht vielmehr um die
einflussreiche Israel-Lobby in den USA:
Denn Washington könnte gegenüber den Israelis die
jährlich etliche Milliarden Dollar umfassende
amerikanische Wirtschafts- und Militärhilfe als
Druckmittel benutzen.
Ohne die US-Finanzspritze, mit der die Israelis indirekt
ihre Siedlungspolitik finanzieren, ist das Land auf
Dauer kaum lebensfähig. Aber alle Washingtoner Politiker
wissen, dass ein Entzug der US-Hilfen wegen der
einflussreichen Israel-Lobby und der jüdischen Wähler in
den USA für die Obama-Regierung "politischer Selbstmord"
wäre.
(Sh.
"Obama legt sich mit Netanjahu an", bubp.de,
30.5.2009.)
Unter den Juden in den USA und Israel finden sich auch
die schärfsten Kritiker dieser Perversionen. Aber auch
die schärfsten deutschen Kritiker heutiger
kapitalistischer Entartungen in Deutschland sind in der
Minderheit.
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